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Aphorismen, verstreut und aus dem Nachlaß

Ich habe keinen Feind als in mir selbst.

Je mehr die Überzeugungsfestigkeit nachläßt, um so mehr Verteilung, Individualität und Besonderheit.

Die guten Lyriker sind gute Erkenner ihrer selbst, deshalb hat man sie gerne, sie mögen kriegerisch oder verliebt, spöttisch oder zärtlich sein, wie sie wollen – wofern sie nur echt sind, wahr, nicht Empfindungen heucheln.

Zu lange Einleitungen erschöpfen die Frische des Geistes, die man am besten der Dichtung selbst entgegenbringt.

Die Erinnerung verschönert, erhebt und bereichert das Verlorene, so daß man nicht zufrieden wäre, hätte man auch den früheren Bestand zurück.

Aber zwei Kräfte versinken, gehen unter, (wenn) wir nicht mit ganzer Entwicklungswucht ihrer bewußt werden, ihnen beispringen, sie retten, für uns und andere: Es sind dieses die Freude und das Spiel.

Wellen spült die Welt auf uns, und wir müssen sie als solche empfinden.

Was ein Redner ist, darf sich nicht vor Phrasen fürchten.

Im Wald der deutschen Dichtung sprossen Glückspilze genug. Wann wird langsam eine Eiche darin wachsen?

Was wollt ihr mit der Wahrheit? Das Leben ist nur auf Schönheit eingerichtet.

Leben ist Irren, und des Irrens Summe Wahrheit.

Mann ist Tun, Weib ist Sein.

Der Mann kennt Kämpfe, dem Weibe reicht es nur zum Zank. Freilich sitzen manche von diesen Weibern in Bierhäusern und skaten.

Freiheit ist das letzte Vorurteil, man muß auch in der Freiheit Flecken sehen können.

Man muß den Weltgeist auch in Kleinigkeiten interviewen.

Sinne bilden und verarbeiten sind einander abwechselnde Vorgänge im Wachstum der Menschheit.

Die Strafe innerhalb der menschlichen Gesellschaft ergreift auch die ehrlichen Leute.

Die am meisten.

Weil sie um so fein empfindender sind.

Nur Lesen macht weichlich und nimmt die Tatkraft.

Wenn die Aufklärung Heilige kreierte, ebenso wie die Umneblung – die Kirche –, dann hätten wir sicherlich bald einen San Antonio Filippo Reclam. Ich selber würde im Kanonisationsprozeß als Zeuge für erlebte Wunder auftreten.

Selbstverständlich wird der Geist leiblich bestimmt.

Leichter einen Kranz zu binden Als ihm ein würdig Haupt zu finden.

Nichts so dumm als geistreich sein.

Nur gehören wir uns niemals, uns am wenigsten. Wir gehören dem Rad, der Ansichtspostkarte, der Briefmarke, nur nicht uns, und was dasselbe ist: Gott.

Weil wir Gott nicht in der Kirche fanden, suchen wir ihn überhaupt nicht mehr.

Könnten wir denn nicht falsch gesucht haben?

Lieber täppisch als durchtrieben!

Wie ein Pair nur von der Pairskammer gerichtet werden konnte, so können auch wohl nur die selbstschöpferisch tätigen, mindestens aber veranlagten Naturen über künstlerische Leistungen urteilen. Doch liegt bei nur veranlagten, nicht aber tätigen Kritikern die Gefahr der Verbitterung, des geistigen Neides vielleicht näher als bei den selbsttätigen.

A: Er spricht so viel. B: Also ein nichtssagender Mensch.

Vollendung ist Beschränktheit.

Engel: Wir suchen Teufel, nicht die Guten.

Wünsche sind die Wenden der Zukunft.

Richtig ist falsch.

Tino: jüdische Dichter – zu viel kleinliche Bitterkeit.

Maeterlinck: Hieratisch wichtig tuend.

Wenn doch auch die Vernunft ansteckend wäre!

Ich will klare Schmerzen haben, und habe dumpfe.

Wir müssen auch vor unsern Leibern beten können.

Recht ist allemal, was gegen die Masse ist, damit kann man keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken. Einen Hund nicht. Das ist es gerade.

Ganze Geister sind unbarmherzig.

Kinder sind die größten Lebenskünstler.

Was ist Gerechtigkeit, was Verbrechen? Ein Zeichen dafür, daß die Welt erdenklich elend ist. Mit einem Urteil mit den Gerichten ist es nicht getan.

Sturm und Drang ist karikiert, früher Dagewesenes unter den Zeitgenossen Shakespeares. Sturm und Drang im Roman Fieldings.

Religion: Das Falsche, was recht scheint, und das Rechte, was falsch scheint.

Für mich bin ich fertig, nun muß ich mich für die Verhältnisse ordnen.

Poesie und Wirklichkeit kommen in mir zusammen.

Wenn es ganz ruhig ist und die Menschentriebe wieder im Gleichmaß sind, dann wird das unbefangene Schöne wieder geschaut.

Meine Gedichte: Warte, bis meine Dichtungsart – der fließenlassende rechte Reim – Rhythmus hat und abgeklärt ist.

Ich bin noch bei den Dingen, darum bin ich ein Dichter.

Die Erklärung des Schwächlichen gibt es nicht unter den Sternen, weil die Dichtung ein Naturgesetz ist und weil Dichter sein soviel heißt, wie das Gesetz in seiner Eigenart erfüllen.

Wenn die Instinkte uns festhalten, was kann alles Ideale helfen.

Humor: gerundet köstliche Verschnörkelung von Einfällen.


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