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Meine Erde

So ein verliebter Tor verpufft.
(Goethe, Faust)

Meine Hände flammen nach dir

Sieh, wie die Sonne streichelt
Die lieben Bäcklein,
Die schämig tiefer erglühenden Bäcklein
Liebfrommer Erde.

Wie so im Wundergrausenden
Dampfe des Lebens
Sinnen hoch ... träumerisch ... zwei Seelen der Seele.

Du Goldkerl du,
Du Prachtlump du,
Du dumme, dumme Erde,
Racker du!

Und Kuß auf Kuß, hungrig trinkend,
Rafft empor sie
Vom tiefabhangenden Haar
An das goldkräftig hingerissene,
Torheit strahlende
Antlitz der Liebe.

Die Menschen nennen das
In ihrer Seelen Schläfrigkeit
Dann gemächlich einen schönen Tag
Und stopfen dazu die lange Piepe
Mit Pastorentabak.
Was wissen die von unserer Liebe!

Es lächelt tief in den grämlichen Falten
Mühender Erde.

Meines Traumes jähe Frische
Lacht hell auf meinem Schlaf
Und hat... was an der Hand –
Dich!

1. Boden

Siehe ich bin eine traurige Erde,
Größemüde sinnende Landschaft,
Tuend ruhende Schwere!
Wie von Werken
Trauriger Wein.
So verlorenes Stärken:
Was?
Schwarze Vögel,
Wie ein Trauerband gezogen
Um leisblaue zarte Schultern
Sehnenden Himmels,
Mit so nahen spähenden Augen,
Die was Schnelles sagen,
Kommt mir geflogen,
Die fragend, kündend.
Fichtenzweige sind getüpfelt.
Wie taubes Gold in welker Hand,
Das bietend keinen Nehmer fand.
Flog mal an geschecktes Licht,
Ein verstecktes Kindsgesicht, Flog mal an.
Ist wo verhalten Lieb in linder Luft
Listigen Taumels wonniges Leben,
Flüsterndes Sprühen
Verstohlen hinüber –.

2. Weltschwellendes Lied

Über grüßende Klüfte und Büsche zieht

Und junge Vögel wiegende Wipfel Zwei gelbe Falter ...
Ein Haschen, ein Fühlen,
Vorüber ...
Das währt, das währt.

Seliger Flug,
Hier in den Himmel
Die beiden es trug:
Mit vier Blättern
Zwei Blumen.

Was so schwer in der Erde,
So ganz schwer –
Aller Frühling schweigt
Und singt sein leuchtend schwellendes Reifen.
Allmenschen.

Braunes Mühen,
Perlen des Fleißes,
Rosen auf greifenden Knäufen.
Bilder rohrleichter Hütten.
Hurtige Schultern des plaudernd
Kindlich treibenden Wichtes
Tragen über das Tal zu anderem Hofe
Ziegen und Frucht –
Grüne Weiten.
Ziegenerstiegene.

Schmerzen wühlen
Schmerzen, seliges Sichlegen ins Grab –
In Erde all:
Schwanken der Seele zur Höhe –

Die Lüfte sind müde
Schwer vom Fremden,
Vögel darin,
Schwarze Vögel mit harten, bohrenden Seelen
Dunkelrunden Augen,
Blankem bereitem Schnabel.
Schwarzer Scharen fliegendes Fragen,
Zusammenrufen
Dunkelbeutefroher Ruf.

3. Auf Mutterschoß

Betende Hände,
Gottbetroffene Jungfrau,
Flattern und Beben,
Heiliges Lallen:

Mein Werk ist träg in der verdürstenden Geister
Verdürstetem Greifen.
Dunkelruhen!
Gebären. Arbeit,
Bang, groß,
Seelen in hastender Arbeit.
Alle halten zusammen und – haben nichts.

Qualen die furchtbar sind.
Unerhörte Worte
Unerhörte Dinge.
Und es sollen Frühlinge sein,
Und – Trauer ist Jubel.
Ein Brausen in lichtentschmetterndem Ringe.
Und fern, wie sehr,
An goldbraunen, reifen, jubelnd roten, blühenden Wangen.
Starkes Gekicher.
Tänze, gell wie Sonnenlohen.
Tamburin, wirbelnd
Wie goldumzügelte
Blumen der Sonne.

Schlummre, Frühling,
Im Dunkel einer Trauer,
Und wie ein Kind
Sprießt du immerzu
Violette Blumen des ersehnten Herbstes
In vergessen geschlossener Hand.

Waldstimme

Wie deine grüngoldenen Augen funkeln,
Wald, du moosiger Träumer,
Wie so versonnen deine Gedanken dunkeln,
Saftstrotzender Tagesversäumer,
Einsiedel, schwer von Leben!

Über der Wipfel Hin- und Wiederschweben:
Wie's Atem holt
und näher kommt
und braust,
Und weiter zieht
und stille wird
und saust!

Über der Wipfel Hin- und Wiederschweben,
Hochoben steht ein ernster Ton,

Dem lauschten tausend Jahre schon
Und werden tausend Jahre lauschen.
Und immer dieses starke, donnerdunkle Rauschen.

Wachstum

Ich will nun innerer Herrscher werden.
Mag Inneres mich als Sklave schlau umschleichen.
Es stockt der Schritt, so nur sich etwas regt.
Da draußen, wo nicht reicht das Sein.
Also weiter wachsen!
Habens gut die Pflanzen!
Weh und quälend wächst, was ein Mensch ist,
in sich hinein.
Immer mehr hinein. Nicht hinaus wie die Pflanzen.
Wie eine Traumeswand mit Händen unserer Seele
wir schieben. –
Aus grellem, fürchterlichem Urgebilde.
Da sollen wir denn hausen, in rundgegossenem Kerker.
Eingekerkert.

Und nun freie klare Luft der großen Wirklichkeit.
O Traum, du furchtbar naher Nachbar.
Und wild, ganz anderer.
Und was werden dann für andere kommen. -
O Welt, bist du furchtbar:
Denn du hast einen Sinn.
Und den erfüllst du und marterst uns zu deinem Leben.
Und darum Geschlechtsfeste, denen Fleisch wächst.
So, nun, ihr schweren, scheuen Kymren Schöße,
Sollt ihr euch schwingen wie üppig bleiche Sterne,
Wie Anemonenseelen.
Äolsharfenglutend.
Maskenzug.
Cider.
Wollt ihr Cider dazu trinken?
Ernst berauscht sollt ihr Kinder wollen,
Nichtsverhohlen, verstohlen, insgeheim.
Nein, Kinder des Volkes. –
Zugewollt; wie einen Becher euch dem Vaterlande zugetragen.
Der heilige Gral.
Und wollt ihr nicht?
Wollt ihr nicht die Wonneströme durch eures
Lebens Ströme fließen lassen, so lebt euch geistig,
Frei und geistig aneinander hoch.
Und fallt ihr:
Nicht gar so schlimm,
So fallt auf Blumen ihr und Kräuter hin.
Und eine Nachtigall fliegt weg.
Und sprengt ein paar Wipfel weiter ihr Liederherz.
Des Dichters weihefarbne Sehnsucht
Sind die Erfüllung der Völker, das Lied der Welt.

Brennende Einsamkeit

Brennende Einsamkeit
Schreit,
Gestalten kommen hervor, wo Völker modern,
Winkend die Fackeln der Himmel lodern,
Und da ich noch suche die Weite,
So schmiegt es sich mir an die Seite
Und lacht mir so nah mit lebendigen Sternen,
Wie du sie nicht fandest in müdesten Fernen.

Unter Buchen

Tiefgrüner Schlummer schaukelt;
Frische, flüsternde Nacht!
Von schattenscheinenden Zweigen
Unter den Tag gebracht.
Das dünne Wandeln und Tauschen!
Der Wipfel Rauschen,
Die grünlichen Spiele!
Ein stärkerer Schatten,
Als ob es tief in mein zitterndes Leben fiele;
So wacker, so leicht dafür,
So neu ein Lebensgesicht sich zeigt;
Spielend wehen die Zweige sacht,
Plaudert ihr Wisser mich leicht;
Ich habe wohl sonst so schwer gedacht,
Nun tuts mich an,
Wie ändernd in weichende Stille ein Weltkönnender steigt,
Und hinter den welligen, weiteren Schritten der Bäume
Ists noch wie gehend;
Nun leicht, einen Erzähler bequem einflehend;
Zur Stelle in Stille – – so stille;
Wie hört ich mich fallen,
Wie würd ich mehr Hille!


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