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III

Aphorismen

»Wenn die Aufklärung Heilige kreierte, ebenso wie die Umneblung – die Kirche –, dann hätten wir sicherlich bald einen San Antonio Filippo Reclam. Ich selber würde im Kanonisationsprozeß als Zeuge für erlebte Wunder auftreten.«

Ethika

Kultur muß Natur haben.
Noch einmal werden wir Wilde. Wann wir ganz reif sind.

Jeder Lichtstrahl wird zurückgeworfen und, nun sollte eine Handlung draußen liegenbleiben?
Torheit! Sie kommt wieder bei uns an.

Es lebt der Mensch, so lang er irrt.

Natur, bist du klein: ein Regenschauer von gestern ist nicht im heiteren Heute anzuspüren. Ich habe alle Wetter noch in mir, und die äugelnde Sonne höhnt meine suchenden Geistesqualen. Ich muß mich verkriechen wie ein verwundetes Tier, weil ich mir selbst nicht genüge und alles so lächerlich zerstreut ist.

Das bunte Herbstlaub!
Es dichtet wohl?
Aufgespeicherte Sonne.
Darunter Stimmenrausch des Abschieds.

Der höchste Genuß Pflicht. Menschen, bei denen Genuß und Pflicht eins ist, kann die Sitte geruhig aus der Hand geben.

Entsagen: Wollust des Demanten.

Liebe ist Luxus; so muß der Mann im Zeichen des Luxus stehen, eh bevor er freit.

Welt: Eine Dichtung in Taten.

Alles einmal in der Welt sehn: Rausch, voll Arbeit.

Wie Mann und Weib, so suchen die lebenskräftigen Meinungen einander – und fliehen sich suchend. Sonst sind sie tote Begriffe.

Quod licet Jovi – non licet bovi.

Da irrten die Heiden: die Leidenschaften, je ausgelassener sie sind, so besser sind sie zum Bewältigen da, nicht zum Üben.

Du willst Freude? Dann steige in die Qual.
Du willst Qual, so steige in die Freude.

Es gibt Tage, die möchte man umarmen wie einen Menschen. Den Menschen, wie man ihn möchte.

Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.
Wer nicht arbeitet, soll speisen.
Wer aber gar nichts tut, der darf tafeln.

Heute wie zu allen Zeiten?
Oben schwammen auf die Zweiten.

Das Leben ist ein Gewebe. Nimm etwas hinweg, und es ist kein Halt mehr. Es ribbelt sich auf bis zu Ende.

Der Schweiß ist die Träne der Arbeit.

Hohe bitte ich, Niedere flehe ich an. Das Heftige nimmt nach unten zu.

Ob das Weib schön ist? Ich weiß es nicht. Mancher Mann findet das. Dann verachtet er es und ergibt sich dafür dem Trunk oder, was noch schlimmer ist und von verhärteter Bosheit zeugt, dem Cellospiel. So rächt sich der Unselige an der Menschheit.

Das Weib ist Sonntag, der Mann Alltag.


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