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Wilhelm Arent

Der König der Aphorisme (Den Westfalen)

(In: Deutscher Musenalmanach für das Jahr 1897)

In der Zeit des jungen Lenz und Goethe,
Im März des Straßburger Sturm und Drang
Zur Stunde der feurigen Morgenröte,
Der jungen Kampf-Sturmliteratur,
Da blühte manch geistige Kraftnatur,
Auch ein gewaltiger Magus im Norden.
Der hatte Gott-Zelte aufgemacht
An des frischen Haffes herben Borden
Und dekretierte bei Tag und Nacht.
Es war ein Weiser der siebenten Stille,
Er sprach viel pythische Orakelworte –
Hamann hieß der Mann, magisch sein Wille.
Stand starr an der Dichtkunst Tempelpforte,
Um ihn die Sturm- und Drangkohorte
Mit wildem Toriho und Toribo:
Hie Elefant, hie Mondkalb, hie Floh ...
Auch heut ist das nicht anders geworden,
Um uns tobt ein neuer Sturm und Drang
Und geht zu neuem Gral der Gang.
Auch heut lebt an Spreas grünen Borden
Ein Mann wie einst der Magus im Norden.
Er schmiedet goldne Aphorismen,
Ein wackrer Todfeind aller Ismen,
Ein goldner Magier, nennt sich Hille,
Ein weiser Mann der siebten Stille.
Das Christus-Antlitz rotbebartet,
Das bleiche Antlitz ätherklar:
Ist dieses Hirn, kleistisch geartet,
Gar sonderbar, gar wunderbar.
In ewger innrer Zwiespaltkraft
Sich diese Seele Leiden schafft –
Fehlt doch der Dämon Leidenschaft.

Die Haltung genial-salopp –
Die Welt geht ihren Hundsgalopp –:
Still schreitet in die große Stille
Ein Mann des Worts, ein Held der Stille,
Der Aphorisme König Hille.


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