Franz Gräffer
Josephinische Curiosa
Franz Gräffer

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XIV. Ein absonderliches Taschenbuch.

Ein Taschenbuch, in der That so absonderlich, daß man heut zu Tage vor lauter Pruderie, vor lauter falscher Scham, vor lauter Zimperlichkeit fast Bedenken tragen muß, den Titel zu nennen, obschon derselbe einen Gegenstand betrifft, der physiologisch von hohem Interesse, und im Leben aller Stände der Lieblingsstoff der Gesprächsunterhaltung ist; obschon dieser Gegenstand, fahren wir fort zu sagen, den süßesten Lebensgenuß ausmacht, zu welchem die Natur den unwiderstehlichsten Trieb eingepflanzt hat, damit »die Gattung bestehe.« – Nun also, die Liebe, und zwar die materielle Liebe, die Geschlechtsliebe; jene Liebe nähmlich, der nicht von Jedermann auf legale Weise gehuldigt werden kann, weßhalb sich denn so häufig an Surrogatgelegenheiten gewendet wird, gewendet werden muß, – so lange es noch an, vom Staat aus gegründeten förmlichen Anstalten gebricht.

Von allen weitern Nebenreflexionen wollen wir aber lieber gleich abkommen, und einen frischen Anlauf nehmen, unser Taschenbuch zu nennen und ein wenig zu schildern, nähmlich nach dem wohl erhaltenen Exemplare, welches vor uns liegt, als eines Büchleins, das zu den pikantesten Seltenheiten und Curiositäten gehören mag. Der in Kupfer gestochene Titel ist: »Taschenbuch für GrabennymphenDer »Graben« in Wien, einer der größten öffentlichen Plätze, besonders aber diejenige Passage, auf welcher sich die öffentlichen Mädchen am häufigsten einzufinden pflegen, so daß derselbe in dieser Hinsicht förmlich berüchtigt ist, und deßhalb ehrbare Frauenzimmer Anstand nehmen, ihn im Abenddunkel ohne männliche Begleitung zu beschreiten. auf das Jahr 1787.« Also, jetzt ist es heraus! Und nun was ist es denn so Arges darum? Einmahl ist es etwas Thatsächliches in der Literargeschichte; dann ist es ein Beytrag zur Sittengeschichte in der Josephinischen Periode; und der Inhalt ist ja nicht gar so erschrecklich arg. Weiter also im Texte! Das Büchlein ist im 32stel Formate, hat 4 Seiten Vorrede und 84 Seiten Haupttext, auf Schreibpapier gedruckt. Es ist geziert mit 12 Kupferstichen, die recht nett und unverkennbar von dem Grabstichel J. Mannsfelds sind, zu jedem Monath einer. Verleger steht keiner auf dem Titel; wir können aber verbürgen, daß es im Verlage des famosen Großhändlers und Buchdruckers Wucherer erschienen sey. Der Ladenpreis war 40 kr. oder 2 Zwanziger. Die Vorrede ist adressirt: »Theuerste Grabennymphen,« und unterschrieben: »Der Verleger.« Derselbe entwickelt die Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit der Unternehmung, die sich denn freylich motiviren läßt. Und nun wird zu den 12 Monathen übergegangen, als Rubrik I.

Rubrik I. hat die Überschrift: »Wie sich eine Graben-Nymphe jeden Monath ins Besondere zu betragen habe.« Wir führen hier, wie von den übrigen Monathen einige Stellen als Probe an. Also Monath Januar. »Dieser Monath ist euch sehr günstig, und der Neujahrstag allein kann euch für ein paar Wochen eure Revenuen versichern. Die große Hofgalla zieht außer euren gewöhnlichen Verehrern eine Menge Freunde nach der Stadt. Ihr dürfet euch bloß frühzeitig in der Burg einfinden, und allen, denen ihr durch eure Blicke au dessous die Zähne lang gemacht habt, auf Visitkarten eure Adresse geben. . . . Außerdem ist euch der Monath Jenner auch deßwegen günstig, weil die Witterung gemeiniglich trocken, und die Sonne schon um 4 Uhr untergeht. . . . Das beste Wild für diesen Monath sind: Thürhüter, Heizer, Marqueurs, auch Livréebedienten bey Präsidenten und Hofräthen, denn alle diese bekommen ansehnliche Neujahrsgeschenke, und haben, wenigstens in den ersten Tagen den Beutel gespickt. . . . Am 20.Fällt Fabian und Sebastian; Fest in der Schottenkirche. könnt ihr die Jagdbahn nach dem Schottenplatz verlegen. Es wird hier ein großes Fest begangen.« – Das Titelbildchen stellt eine solche Phryne vor, wie sie eben einen auf sie Reflectirenden ihre Adresse in die Hand steckt. – Februar. »Der Tag fängt nun merklich zu wachsen an, und ihr könnt nicht wohl vor 5 Uhr auf die Jagd gehen. . . . Dieses ist aber nöthig, daß ihr euch selbst auf die Tanzsäle begebt. Einer der bequemsten wäre wohl die Mehlgrube.«Tanzsaal, auf welchem sich Freudenmädchen zahlreich einzufinden pflegten, und woselbst es sehr ungezwungen zuging. – Das Bildlein zeigt einen in eine Nebenstube ins Netz gegangenen Anbether, wie ihm von der Schönen so eben die Uhr aus der Tasche entwendet wird. – März. »Die gewöhnliche Jagd fängt diesen Monath zwischen 5 und 6 Uhr an. Ihr könnt aber andere Streifungen vornehmen. Der günstigste Ort dazu ist Hernals.Splendider Calvarienberg, sehr stark besucht. Sonst möget ihr auch den Fastenpredigten beywohnen . . . Vormahl war dieser Monath einer der einträglichsten; allein Kaiser Joseph, der die Schwärzer, Dienstverkäufer und so viele andere brave Leute um's Brod gebracht, hat nun auch durch die Erlaubniß, in der Fasten Komödien aufzuführen, eure Einkünfte ansehnlich geschmälert; so lange indessen Fastenpredigten gehalten werden, könnt ihr immer noch euren Schnitt machen. . . , denn sogar die Mönche sollen es eingestehen, daß sie in der Fastenzeit am meisten vom Fleischteufel angefochten werden.« – Der Kupferstich läßt in einem Gebüsch einen Abbé sehen, der in einem Buche liest, sich aber umsieht nach einer speculirenden Schönen, die ihm nachfolgt. – April. »Ihr müsset in diesem Monath euch noch immer mit der gesperrten Jagd begnügen . . . Während der Peregrinus-Octav wäre eine Morgen-Promenade nach den Pater Serviten vorm Schottenthor nicht unrathsam. . . . Die gewöhnliche Jagdzeit ist diesen Monath gegen 7 Uhr.« – Das Bildchen zeigt den Beginn einer Orgie in einer Gasthausstube. – May. »Die günstigsten Örter für euch sind der Augarten und Prater. Es trinken freylich viele Herren den Brunnen hierSeit einem halben Jahrhundert nicht mehr Mode. Früher jedoch hatte es zum guten Ton gehört, besonders im Augarten.; das muß euch aber nicht abschrecken . . . Ihr könnet euch auch, ohne Aufsehen zu erregen, beym guten Hirten, beym Einsiedler, oder bey einer andern Praterschenke niederlassen . . . Die gewöhnliche Jagdstunde für diesen Monath ist Abends gegen 8 Uhr.« – Das Bildlein stellt einen alten Herrn vor, der einem Nymphchen Geld auf den Tisch legt, vermuthlich anticipando. – Juny. »Augarten und Prater bleiben noch für diesen Monath gute Jagdbahnen, besonders wenn musikalische Academien und Feuerwerke gegeben werden. Die Frohnleichnams-Octav hat für euch bey 50 Procent verloren. . . . Ihr könnet euch aber in der Aloisi-Octav und der Herzjesu-Andacht erhohlen. Die Jesuiten setzen die erste noch immer auf eine verstohlene Art fort. . . . und seitdem Pater Fast bewiesen, daß man außer dem Herz Jesu noch einen andern Theil anbethen könne, ist die Stephanskirche am 23. Juny über die massen angefüllt. Es fallen auch noch andere für euch sehr einträgliche FesttageDen 13. Anton v. Padua; am 24. Johann der Taufer, den 29. Peter und Paul. Bey letzterem sagt das Taschenbuch ziemlich fade: »Der letzte Festtag macht wegen einer gewissen Anspielung in den Männern verschiedene Gedanken rege, die euch nützlich seyn können.« Unter Peter und Paul versteht das gemeine Volk in Österreich die beyden Theile eines stattlichen weiblichen Busens. . . . In diesem Monath fangen auch die sogenannten Kirchtäge an, wo immer Abends dreymahl so viel »geludert« wird, als Vormittags gebethet wurde. . . . Die Abendjagd kann diesen Monath vor acht Uhr nicht anheben.« – Das Bildchen zeigt eine Gegend des Stephansplatzes, in welche sich ein paar verliebte Engagements anspinnen. – July. »Augarten und Prater sind diesen Monath der vielen Gelsen (Schnacken) wegen zu eurem Unternehmen nicht mehr sehr dienlich; dafür hat aber das Belvedere für euch einen desto bequemern Jagdboden. Besonders ist euch der obere Theil des Gartens günstig, weil er mit schönen Fruchtfeldern umgränzet ist. . . . Diesen Monath gibt es auch der Magdalenen und Annen wegen verschiedene Nachtmusiken. . . . Am 31. möget ihr euch in der Jesuitenkirche einfinden, wo immer noch starker Zulauf ist.«Nahmenstag des Stifters und Patrons der Jesuiten: Ignatz von Loyola. – Der Gegenstand des Bildchens ist eine Nymphenmutter mit einem jungen Zögling, der mit Garderobe betheiligt werden soll. – August. »Die Limonadehütten bleiben auch diesen Monath, besonders um die Hundstage herum, für euch der beste Anstand. . . . Ihr werdet nicht übel thun, wenn ihr in der Gegend, wo die kalten Bäder errichtet sind, herumstreifet. . . . Falls ihr zu Haus keine reinlichen Better habt, oder zu sehr von Wanzen gequält werdet, so könnet ihr diesen Monath auf der Bastey euer Nachtlager aufschlagen. . . . Ich kann euch versichern, daß die bravsten Herren öfters Nachts auf der Bastey liegen.«(!!) – Das Bildchen sieht aus, wie eine Arretirungsscene. – September. »Die große Hitze ist nun meistens vorüber, und die Männer bedürfen, um Männer zu seyn, keines kalten Bades mehr. . . . Wenn ihr meinem Rathe folgen wollt, so werdet ihr euch öfters um die Gegend sehen lassen, wo große Kanzleyen sind. Es ist eine bekannte Wahrheit, daß Leute, die viel sitzen, den Adam ungleich stärker verspüren.« – Das Object des Bildchens ist ein vornehmer Herr, welcher einer Wäscherinn einen Besuch macht. – October. »Dieser Monath ist einer der schlechtesten für euch. . . . Indessen könnet ihr doch am ersten des Monaths, wo das Rosenkranzfest gefeyert wird, bey den Pater Dominicanern euer Glück versuchen. Das Fest des heiligen Franciscus Seraphicus kann euch auch kleine Sportel abwerfen. . . . Die Anfangsstunde zur Jagd ist nach 5 Uhr.« – Das Bildchen liefert abendliche Bekanntschaften auf einem der genannten Plätze. – November. »Es gibt nun einen Jahrmarkt. . . . Zum Glück sind auch die KreuzerhüttenAmbulirende Baraken, in denen gegen Eintrittsgeld von 1 Kreuzer allerhand Possen getrieben, und Comödien gespielt wurden, nähmlich zur Marktzeit. sehr elend beleuchtet. . . . Diesen Monath gibt es auch verschiedene Festtage, Allerheiligen und Allerseelen. . . . Die gewöhnliche Jagdstunde ist nach 4 Uhr.« – Bildchen: Eine Schöne mit einem Anbether accordirend. – December. Ihr müsset in diesem Monathe schon einige Morgenstunden zu Hilfe nehmen; und fleißig zum Rorate gehen. . . . Die Weihnachtmette darf ich euch nicht erst empfehlen.« – Bildchen: Eine Nymphe in einsamer Kammer, reflectirend.

Das wären nun die 12 Monathe, und nun kommen wir zu den andern Rubriken. Diese sind: 1) »Von den Eigenschaften einer Grabennymphe;« 2) »Über die vorzüglichsten Verdienste der Grabennymphen.« – Diese beyden Artikel sind satyrisch behandelt. Nicht so aber ist es der Fall bey dem dritten, dessen Überschrift lautet: »Eine kleine Physiognomik für Grabennymphen,« der eigentlich eine Art politischen Systems genannt werden kann. Auch ist derselbe von ungleich mehr Interesse als die andern, weßhalb wir nicht anstehen, ihn hier einzuschalten. Dieser Artikel lautet folgender Maßen: »Eine kleine Physiognomik ist zu eurer Kunst unentbehrlich. Das heißt, ihr müsset beym ersten Anblick wissen, ob dieß oder jenes Stück Wild den Schuß verdiene oder nicht. Ich will euch also die Hauptkennzeichen hier kurz mittheilen. – Alte Herren, die in einem Capot eingeschlagen, den Hut tief ins Gesicht gedrückt, ungefähr eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang mit langsamen Schritten den Graben und Kohlmarkt auf und nieder gehen, und so oft eine von euren Schwestern vorbey streift, ein kleines Hüsteln bekommen, sind schußmäßig. – Welsche Abbés, die entweder vor den Kaufmannsbuden oder am Milanischen CaffehhausAuf dem Kohlmarkt, breite Straße, sehr begangen und befahren; in demselben Locale, welches nun Daum einnimmt. lehnen, und, indem ihr vorbeystreichet: o che bella ragazza! was für schöne Madele, leise bey sich rufen, sind schußmäßig, oder wissen euch wenigstens ein anderes Wild aufzutreiben. – Offiziere, die außer einer weissen Hose alle übrigen Militärzeichen abgelegt haben, und im Vorbeygehen an euch anstoßen, oder mit dem Stock auf den Hintern schlagenAußerst naiv und cynisch zugleich., sind schußmäßig. Das Hinternschlagen (!) dienet euch zugleich zum Zeichen, daß sie Cavaliere sind. – Diejenigen Herren, die sich zwar das Ansehen der Geschäftigkeit geben, euch aber ein paarmahl den Weg abzuschneiden suchen, und euch nur mit halben Blicken ansehen, sind junge Ehemänner, die Zeugen scheuen. Ihr dürfet sie also nur in ein Seitengäßchen locken, dann sind sie hochschußmäßig. – Männer, die in der Kirche einen langen Rosenkranz haben, dabey aber bald nach dem Himmel, bald nach eurer Schnürbrust und bald noch mehr abwärts schielen, sind größtentheils heimliche Sünder, aber eben deßwegen um so schußmäßiger; nur müsset ihr etwas Vorsicht brauchen, und ihrer Reputation schonen. – Abbés oder andere saubere Herren, die bey eurem Anblick tiefer ins Gebüsche, oder gegen die Donau sich verirrenGegen die Donau zu, also vom Prater, oder vom Augarten, oder aber von dem Leopoldstädter Theater her., und öfters umsehen, ob ihr ihnen nachfolget, dabey schüchtern links und rechts herum blicken, sind erzschußmäßig, und sollten sie auch ein Buch, oder selbst »das Brevier« in der Hand haben. – Stallmeister und Bereiter sind auch zum Theil schußmäßig. Es finden sich aber viele Liebhaberinnen zu diesem Wild, und eure unprivilegirten Broddiebinnen schießen euch viele vor der Nase wegLäßt sich errathen.. – Cavaliere, die in der Michaelskirche die ganze letzte Messe hindurch plaudern und schäckern, oder wenn sie kutschiren, mit der Peitsche nach euch hauenWürdiges Seitenstück zu dem »auf den Hintern schlagen« mit dem Stocke., sind schußmäßig. – Kaufmannsdiener oder auch ihre Prinzipale, die euch tief in die Hand drücken, und bey einer Elle ein Viertel gratis geben, sind schußmäßig. – Stutzer, die ohne ein Pferd zu haben, in Stiefel und Sporen herumlaufen, oder an Caffehhäusern durch halbe Tage mit der Tobakpfeife im Maul stehen, sind schußmäßig. Ihr möget aber zusehen, ob ihr das Schußgeld aus ihrem Balg heraus kriegt. – Schußmäßig sind endlich: alle Herren, die ohne Fernglas nicht mehr sehen können; am schußmäßigsten aber sind diejenigen, die euch gnädige Fräuleins nennen, und sich die Gnade ausbitten, euch nach Hause begleiten zu dürfen. Das sind entweder Anfänger, oder Fremde, die den Brauch nicht wissen. Diese müsset ihr ja nicht entwischen lassen, denn so ein Wild wiegt oft sechs andere auf.« – Auf diese väterlich eröffnete Schußpraxis folgt die Rubrik: »Von den bequemsten Wohnungen der Grabennymphen.« Hier einige Stellen daraus: »Wer aus euch auf der Bastey oder in der Gegend herumjagen will, dem biethen die Basteyen selbst die bequemsten Quartiere an. . . . Vor einigen Jahren wohnte an der Kärnthnerthorbastey eine von euren Mitschwestern, die diesen doppelten Zugang sehr gut zu nutzen wußte, indem sie den Grafen immer zur Bastey hinausließ, wenn der Baron von der Stadtseite die Treppe hinauf kam. . . . In den Zeiten der Verfolgung waren eure Schwestern freylich gezwungen, sich, wie einst die Freymaurer, auf dem Spittelberg in Bier- und WeinkellerNoch vor 20 Jahren gab es in diesen Spelunken solch zügelloses Treiben. zu verkriechen; allein, danket es der Vorsicht, daß ihr in Zeiten lebt, wo ihr eure Kunst ungehindert ausüben könnet . . . . Von Meubeln braucht ihr wenig oder nichts. Da ihr wie die Soldaten heute hier, morgen dort seyd, so ist es genug, wenn ihr ein paar Nägel, um eure Bouffants ober falsche Hintern daran zu hängen, einen Strohsack, eine Matratze und ein paar Stühle habt.« – Nun folgt ein Artikel: »Klugheitsregeln für die Grabennymphen,« welcher voll weiser Lehren ist, und in dem besonders empfohlen wird, es mit den Lohnlakayen und Friseurs nicht zu verderben. – Diesem Artikel reihen sich an: »Verzeichniß der vorzüglichsten Kirchtage« in Stadt und Vorstädten; eine Münzentabelle; ein »Verzeichniß der Gasthäuser, welche die stärkste Einkehr haben;« die Erklärung der Kupfer macht den Beschluß.

Aus Allem nun geht hervor, daß es sich in diesem erotischen Almanach eigentlich nur um die geringere oder fast geringste Classe der sogenannten Freudenmädchen handelt, denn mit den distinguirten Dämchen dieses Gelichters geht Alles auch in einem feinern Styl. Allein dieser Umstand ist uns hier ganz gleichgültig, in so ferne es uns bloß darum zu thun war, von diesem Taschenbuch als von einem nicht unwesentlichen Beytrag zur damahligen Sittengeschichte und Verlegerspeculation Nachricht zu geben, und überhaupt auch von einem wahren Curiosum der Literatur.

Was diese Lustdirnen Unwirthschaft an und für sich betrifft, so wurde Joseph einst darauf aufmerksam gemacht, und ihm vorgeschlagen, förmliche Bordelle zu errichten. Er antwortete hierauf: »Was Bordelle! Da brauchte ich über ganz Wien nur ein großes Dach machen zu lassen, und das Bordell wäre fertig.« Von seinen Reisen zurückgekehrt, gab er jenem Vorschlag Raum; er kam aber nicht zur Ausführung, da ihn gar Manches daran hinderte.

Franz Gräffer.


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