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Stern der Liebe nennt man dich,
Schönster aller Sterne,
Wo du funkelst, findet sich
Herz zum Herzen gerne.
Zu verschämter Liebe Kuß
Magst aus Myrtenzweigen
Du, verschwiegner Hesperus,
Gern dein Antlitz neigen.
Aber heute mahnst du mich
An ein andres Lieben;
Ob mir mancher Stern verblich,
Einer ist geblieben.
Sei gegrüßt am Himmelszelt,
Holder Stern der Gnade,
Der mit sanftem Strahl erhellt
Erdenpilgers Pfade.
Neigst so traut und nachbarlich,
Freundlicher Geberde,
Aus des Himmels Höhen dich
Zu der kleinen Erde.
Neigtest auch auf meinen Pfad
Freundlich dein Gesichte,
Labtest oft mich früh und spat
Mit dem sanften Lichte.
Standst vor Zeiten – ach wie fern
Seh ich nun sie liegen! –
Freundlich schon als Morgenstern
Über meiner Wiegen.
Noch verhüllt war mein Geschick,
Aber voll Vertrauen
Ließest du des Kindes Blick
Auf gen Himmel schauen.
Ach! nicht immer schaut' ich auf
Und du tratst mir ferne:
In des bunten Tages Lauf
Sieht man keine Sterne.
Aber da mein Tag sich neigt
Und mein Abend dunkelt,
Du bists, der aufs neu sich zeigt,
Mild, wie einst, mir funkelt.
Lenkst, indeß der Erdenwelt
Bunte Farben blassen,
Meinen Blick ans Himmelszelt,
Auf zu goldnen Gassen.
Öffnest, weil des Tags Rumor
Mählich still geworden,
Ahnungsvoll mein selig Ohr
Himmlischen Akkorden.
Ruhe waltet nah und fern,
Auch mein Psalter schweiget;
Bleibe, holder Abendstern,
Weil mein Tag sich neiget!