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Zur hundertjährigen Jubelfeier seiner Geburt.
26. April 1887.
»
Wohl werd ichs nicht erleben,
Doch an der Sehnsucht Hand
Als Schatten noch durchschweben
Mein freies Vaterland!«
So hats dereinst geklungen,
Da du in trüber Zeit
Ein Rügelied gesungen
Voll Zorn und Herzeleid.
Nun komm, geliebter Schatten,
Und zürne länger nicht,
Frisch grünen unsre Matten
Im goldnen Frühlingslicht; –
Ob noch nicht alles eben,
Nicht alles glatt und gleich,
Doch lohnt sichs zu durchschweben
Das neue deutsche Reich.
Komm an auf deutscher Erde,
Wo längst als trauter Gast
Du Platz an jedem Herde,
In jedem Herzen hast;
Weht nicht dir allerwegen
Aus jedem Blütenstrauch
Dein eignes Lied entgegen
Und deines Geistes Hauch?
Wälzt bei des Märzwinds Thauen
Der Strom sich durch die Nacht,
Sind über grünen Auen
Die Lüfte lind erwacht,
Stehn in des Spätherbsts Tagen
Die Fluren sanft verklärt, –
Sie singen uns und sagen,
Was du sie hast gelehrt.
Zieht leis auf Stromeswellen
Ein Schifflein seine Spur,
Gehn muntre Reis'gesellen
Mit Sang durch Wald und Flur,
Schenkt an der Tafelrunde
Die Wirthin kühlen Wein, –
Zu jeder guten Stunde
Mußt du der Spielmann sein.
Wenn Morgenglocken schallen:
Das ist der Tag des Herrn!
Wenns rauscht in Waldeshallen
Wie Festgeläut von fern,
Wenn auf der Bergkapelle
Das Sterbeglöcklein weint, –
Du bist mit uns zur Stelle
Und sagst uns wie's gemeint.
Wo alte Heldensagen
Um Burgruinen wehn, –
Du kannst die Harfe schlagen,
Daß Todte auferstehn,
Die markigen Gestalten
Von echter deutscher Art,
Vom Kaiser Karl, dem Alten,
Bis auf den Rauschebart.
Die Trommel schlägt zum Streite,
Deß freut sich der Soldat,
Marschirt ihm doch zur Seite
Der gute Kamerad,
Und soll sein Herzblut färben
Das Kampf- und Siegesfeld, –
Ihn lehrt ein schönes Sterben
Dein Ulf, der graue Held.
Und gilt es Männerthaten
Im geistigen Gefecht:
Zum Volkeswohl zu raten,
Zu wahren Licht und Recht, –
Du zeigst, wie Männer zeugen
Und vor des Zwingherrn Zorn
Nicht Haupt und Nacken beugen,
Stolz wie Bertran de Born.
Doch Eins, du tapfrer Fechter,
Das bleibt dein schönster Ruhm:
Du stehst als treuer Wächter
Vor jedem Heiligtum,
Trittst frommer Zucht und Sitte
Mit keinem Wort zu nah,
Stehst rein in unsrer Mitte
In Lied und Leben da.
Ein Hüter alles Hohen,
Was Menschenherz erhebt,
Ein Sänger alles Frohen,
Was Menschenbrust durchbebt,
Ein Herold jeder Tugend
Den Frauen wie dem Mann,
Dem Alter wie der Jugend,
So zogst du uns voran.
Voran uns, deinen Schwaben,
Du echtes Schwabenherz,
So reich an Geist und Gaben,
So schlicht in Ernst und Scherz;
Voran uns Deutschen allen,
Du deutscher Mann und Held,
Deß Lieder widerhallen
Vom Neckar bis zum Belt!
So sollst du heute schweben
Ob deiner Heimat Au'n,
So sollst du immer leben
In allen deutschen Gau'n;
Wer so in deutsche Saiten
– Und Herzen griff wie du,
Gehört für ew'ge Zeiten
Dem deutschen Volke zu!