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Fürs Leben.

» Ein jeder seines Glückes Schmied!«
Wo bleibt da Gottes Ehre?
Was seine Schickung mir beschied,
Wer bin ich, daß ichs wehre?

– Und doch, was dir des Höchsten Rat
Von Lieb und Leid beschieden,
Du wirst dir erst durch eigne That
Wohl oder Weh draus schmieden!

Desgleichen.

Dein bestes Glück, o Menschenkind,
Berede dich mit nichten,
Daß es erfüllte Wünsche sind,
Es sind erfüllte Pflichten!

Bruchstücke aus der Kunst glücklich zu sein.

Verstehst du dich kindlich
Am Kleinen zu freu'n,
Wird täglich und stündlich
Dein Glück sich erneu'n.

* * *

Einen großen Gedanken im Sinn
Heimlich hegen und tragen,
Hoch wie auf Fittigen hebt es dich hin
Ueber die täglichen Plagen.

* * *

»Heute hast du's gut gehabt,« sagt' ich mir am Abend,
Und mir war der frohe Tag noch im Schlummer labend.

»Heute hast du's gut gemacht,« stolzer hats geklungen,
Als mit Gott mein Tagewerk fröhlich mir gelungen.

»Heute hast du Guts gethan!« sagt mirs mein Gewissen,
Dann am allerfrohsten erst leg ich mich aufs Kissen.

* * *

Denk an Tage gern zurück,
Die dir froh verronnen,
Süß ists, in entschwundnem Glück
Dankbar sich zu sonnen.

* * *

Siehst du nicht: durchs Wolkengrau
Dämmert schon das Himmelblau;
Was dich Trübes troffen –
Seele, laß uns hoffen!

* * *

Ausgetrunken war mein Wein,
Leer die eignen Fässer:
Lud zum Trunk ein Freund mich ein,
Fand auch sein Getränke fein,
Fast sogar noch besser.

Freu dich mit den Fröhlichen,
Ihr Glück sei das deine,
Das wird mit unzähligen
Freuden dich beseligen
Gleich des Nachbars Weine!

* * *

Kam mir ein Mücklein ins Auge geflogen,
Bracht' es kein Wischen heraus,
War um den lieblichen Abend betrogen,
Schlich mich verdrießlich nach Haus.

Ist mir ein Blinder am Wege begegnet,
Streckt mir entgegen den Hut,
Hab' ihm gegeben und hab' mich gesegnet:
»Schäm dich, wie hast du's so gut!«


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