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Frühling 1888.
Trüber Lenz, betrübt wie keiner über Deutschlands Fluren kam,
Der in finstern Sturmgewölken unser Liebstes von uns nahm,
Unter dessen Eisesschauern man zur Gruft den Kaiser trug,
Ists der Wunden, die du schlugest, ists der Thränen nicht genug?
Aus den Wolken strömt Verderben, Unheil aus der Erde Schooß,
Flüsse schwellen, Dämme reißen, Wasser brausen uferlos,
Haus und Felder, Vieh und Menschen schlingt hinab die wilde Flut,
Machtlos stehen Millionen vor der Elemente Wut.
Trüber Lenz, der statt des Lebens Noth und Tod ins Land gebracht,
Grabgeläut statt Lerchenlieder, Wassersnoth statt Blütenpracht,
Kündest du dem Deutschen Reiche schon sein erstes Unglücksjahr,
Soll das Jahr in Jammer enden, wie sein Anfang Schrecken war?
Nein, im Sturme gräbt die Eiche ihre Wurzeln tiefer nur,
Nein, in Trübsal zeigt die Liebe ihre göttliche Natur;
Ströme können sie nicht löschen, wo ihr heilig Feuer loht,
Segnend als ein Engel Gottes wandelt sie durch Noth und Tod.
Deutsche Herzen, lasset flammen eurer Liebe Opferbrand;
Deutsche Hände, knüpft die Kette hilfreich bis zum Weichselstrand;
Deutsche Lande, grünt aufs neue fröhlich auf im Maienlicht,
Wenn wir selbst uns nicht verlassen, läßt uns auch der Himmel nicht.