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Einsiedlers Christnacht
(Zu einem Bilde.)
Nun läuten Weihnachtsglocken
Ringsum in Berg und Thal,
Nun hört man ein Frohlocken
Von Stimmen ohne Zahl,
Von jung und alten Herzen
Ein Jubeln und ein Scherzen
Beim Glanz der Weihnachtskerzen
Im Stübchen und im Saal.
Doch horch! ein Glöcklein klinget
Da draus im tiefen Wald!
Wer ist es, der es schwinget?
Ein Siedler grau und alt;
Er ruft statt Weib und Kinde
Sein trautes Waldgesinde
Zum Weihnachtsangebinde,
So weit sein Glöcklein hallt.
Da kommt's von Thal und Hügeln
Und trippelt durch den Schnee
Mit Pfoten und mit Flügeln,
Die ganze Feldarmee,
Und milde streut er Speise
Für jeden Gast im Kreise,
Für Raben, Fink und Meise,
Für Hasen, Fuchs und Reh.
Vom Himmel kam die Kunde
Den Hirten auf dem Feld:
»Geboren ist zur Stunde
Ein Heiland aller Welt!«
Wo Engel musizieren
Und Menschen jubilieren,
Sei auch den frommen Tieren
Ihr Weihnachtstisch bestellt! –
Du wohnst nicht in der Klause
Im finstern Waldgeäst,
Du wohnst im warmen Hause,
Die Vöglein friert's im Nest,
Drum streu vors Fenster Bröcklein,
Sie kommen ohne Glöcklein
Im dünnen Federröcklein
Zum frohen Weihnachtsfest!