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VI

Wenn ein Mensch sich sein ganzes Leben hindurch Pflichten strenge vorgeschrieben und diese Pflichten erfüllt hat, so daß er sich doppelt vollkommen fühlen darf, sittlich-beherrschend und sittlich-gehorsam zugleich (und so mählich der Illusion verfällt, »sich selbst überwunden zu haben«) wenn dieser selbe Mensch befriedigt auf die Leistungen seiner Arbeitskraft weisen kann, wenn er dafür die Anerkennung der Menschen und die Ehrungen der Mächtigen empfangen hat – wie sollte er sein Leben und seine Lebensauffassung nicht allmählich als mit der sittlichen Ordnung der Welt übereinstimmend empfinden? wie sollte ihm ein Zweifel bleiben, wenn er ein nachdenklicher Mensch ist, daß sein Nachdenken das Rechte getroffen, daß sein Weg der Richtige ist, und daß Pflichten, die er anerkannt, von andren wie von ihm erfüllt werden müssen, bei Gefahr, kein sittlicher Mensch zu sein?

Es mag Gerichtshöfe geben, vor denen er nicht besteht, denn die Gerichtshöfe unbekannter Zusammensetzung, aber unvermeidlichen Urteils sind zahlreich in dieser Welt – vor dem großen und lauten Gerichtshof, der die Stimme der Kreise bildet, die seinen Ruf machen, und vor dem stillen Gerichtshof in seiner eigenen Brust besteht er. Berkheim sagte sich, daß er stets nach seinen Grundsätzen gehandelt, daß Zorn oder ungerechte Vorliebe, Eitelkeit oder Furcht ihn nie wirklich beeinflußt hätten. Höchstens seine Güte, von der er nicht wußte, ob er sie als eine Schwäche, oder als einen Vorzug seines Wesens betrachten sollte. Er war der Ansicht, daß er sie für eine Schwäche hielt, aber im Tiefsten hielt er auch sie für einen Vorzug. Seine Energie als Arzt war bekannt; auf seiner Klinik herrschte eine musterhafte Ordnung; seine stets ruhige, freundliche aber sichere Sprechweise, der wohlwollende aber überlegene und bestimmte Blick seiner durch Brillen geschützten Augen, das zweifellose Gefühl seiner Stellung konnte ihn nie schwach-gutmütig erscheinen lassen. Seine Erscheinung und sein Auftreten hatten Würde. Und wenn man über seinen letzten Schritt lächelte, so war es ein Lächeln im stillen und bei vielen ein ehrfurchtsvolles Lächeln.

Wenn Mächte in sein Leben getreten waren, die nach seinem Denken und nach seinen Verdiensten nicht gefragt hatten, so hatte er sich mit ihnen abgefunden. Angriffe eifersüchtiger Kollegen, Undank eines Schülers oder eines Patienten ... darüber war er erhaben, jedenfalls erklärte und hielt er sich dafür. Der Widersinn der Welt, die seiner Ansicht nach verkehrte Politik in Österreich – er war altösterreichischer Zentralist – die Mißgriffe eines Unterrichtsministers oder des obersten Sanitätsrats: das alles nahm er als Erscheinungen hin – selbst den Tod. Wie ein Blitz hatte der Tod in sein Haus geschlagen und es zerrissen und ihm tiefsten Kummer bereitet, den er mit Würde trug. Gegen die Mächte der Natur und ihre zerstörende Tätigkeit, das mit fürchterlicher Klarheit voraus diagnostizierte Aufhören der Lebenserscheinungen in einem geliebten Menschenkörper – der wissenschaftliche Mensch konnte sich dagegen nicht auflehnen.

Seine Frau war seine Wege gegangen – so schien es ihm wenigstens. Seine Kinder bildeten sich so, wie sie mußten. Mit sicherer Weiblichkeit und mit der Selbstbeherrschung, die in ihrer Familie lag, hatte Magda ihre Schritte, wenn sie den seinen widersprachen, vorübergleiten lassen. Er hatte es nie gemerkt. Sie hatte Liebhabereien und unerklärliche Eigenheiten gehabt, über die er gelächelt – aber das gehörte zur Frau. Sie hatte alles geleistet, was er gefordert hatte. Das genügte. Und sie war, davon war er überzeugt, sehr glücklich gewesen.

Er sah keine Widersprüche im Leben – und wenn die Menschen nur vernünftig wären und rationell lebten, so hätte es außer den ganz natürlichen Katastrophen, weder Unglück noch Elend in der Welt geben dürfen. Bis plötzlich ein Widerspruch neben ihm stand, den er nicht geahnt, den er nicht auflösen konnte. Und dieser Widerspruch stand nicht nur gegen sein Denken, gegen seine Pläne, gegen seine sittlichen Anschauungen, sondern die geheimsten Impulse und die tiefen und verschwiegenen Elemente seiner Menschennatur – doppelt verschwiegen bei einem hochgebildeten und derben Äußerungen abgeneigten Manne – waren in Mitleidenschaft gezogen und gebaren neue Widersprüche in ihm selbst, die ihn verwirrten und lähmten.

Er ahnte, obgleich er es sich nicht zugestand, daß er nicht den vernünftigsten Schritt seines Lebens getan; er fühlte dunkel, daß er ergriffen hatte, was ihm nicht gehörte, daß er die fremdartige tolle unbedachte Jugend in sein ruhiges, geordnetes Haus gebracht, – die sich ihm triumphierend entwand, ohne selbst viel zu denken, ohne recht zu wissen, was sie tat. Die Folge eines unerwarteten intimen Kampfes war, daß er sich so heftig in seine junge Frau verliebte, als seinem Wesen möglich war. Er warb um sie mit zärtlichen Aufmerksamkeiten, ohne Ungestüm. Aber der Vogel flog vor ihm her und ließ sich nicht greifen. Der ernste Mann ward zu einsamen Tränen gedrängt, Tränen, die sie erschreckt und erschüttert hätten, wenn sie sie hätte sehen dürfen, von denen jedoch keine Jugend gerührt wird, Tränen, die auch von Jugend zu Jugend die Liebe nicht bewegen können. Er hütete sich ihr diese Enttäuschung zu zeigen und dachte viel über die richtige Methode, sie zu behandeln und zu erziehen nach. Daran dachte er nicht, daß neben ihm ein junges Geschöpf sich in noch viel heftigere Widersprüche verwickelt sah, noch viel wunderlichere Erlebnisse durchmachte – in denen sie sich allerdings durch die Kraft ihrer Natur unbewußt zurecht fand. Mit soviel Dankbarkeit und Ehrfurcht war sie in sein Haus getreten, sie fand ihn von so viel Ehrfurcht umringt – hätte sie ihm nicht auf Gebieten begegnen müssen, vor denen die Ehrfurcht Halt macht, und wo sie die Umworbene, die Mächtige, die Überlegene ward! Erst erschreckt und bestürzt floh sie alsbald, um in nächster Nähe anzuhalten und stille zu stehen, aber diese Distanz ließ sie nicht mehr durchschreiten. Das ist der Weg, auf dem manch ein törichtes Mädchen zur Beherrscherin eines weisen Mannes wird. Aber nichts lag ihr ferner, als herrschen zu wollen.

Im Gegenteil, sie suchte sich in kleinen und großen Diensten gut zu erweisen. Der Professor schrieb sehr ungern: sie wollte seine Sekretärin sein, seine Briefe, seine Manuskripte schreiben. Sie hatte eine schöne klare Kinderhandschrift, aber es zeigte sich, daß sie die Fremdworte fehlerhaft schrieb, und in altem unablegbaren Ungeschick machte sie schreckliche Tintenflecke auf Papier und Finger. Es ging nicht. Und ebenso wenig ging es mit andern Dingen, die sie versuchte. Die Schwägerin ihres Mannes, die Hofrätin Zimmermann fand Johannas Wäscheschrank in betrübender Unordnung. Wo blendend weiße Schichten in dunkelroten Bändern sorgfältig nachgezählt liegen sollten, war ein Chaos.

»Kind, Sie vernachlässigen die Pflichten gegen Ihren Mann, wenn Sie darauf nicht achten.«

Für das Gesicht, das Johanna bei dieser Eröffnung machte und das die Hofrätin nicht sehen konnte, hätten ihre einstigen Spielgenossen, die Mitschüler ihres Bruders, ihr eine Ovation bereitet.

Aber die Ereignisse, die um sie hasteten, zwangen sie gebieterisch, sich mit sich selber zu beschäftigen.

Ihr Mann führte sie in Gesellschaften. Eine junge schlanke Frau erschien bald ernst, bald verschüchtert, bald heimlich lächelnd am Arm eines stattlichen Gelehrten. Man war auf sie neugierig gewesen und man fand sie originell. Sie selbst fand alles anders, als sie erwartet hatte. Sie schritt über weiche Teppiche und tanzte in hellen Sälen, die ihr überreich geschmückt schienen. Darin ein Gedränge von Menschen, das unabsehbar, erschreckend und komisch erschien, das mit künstlichen Worten und Gesichtern wie Masken vorüberzog, als wären sie auf einem Theater. Hie und da blieb ein bedeutender Gelehrtenkopf, eine wohlklingende Stimme, ein geistreiches oder lustiges Wort aus dem Gewoge von Lichtern, Fracks, Seidenkleidern, Blumen, Zigarrenrauch und Gläsergeklirr in ihrer Erinnerung. Sie wurde zu Tisch geführt, hörte und redete, und fühlte sich wieder entlassen. Hier wurde sie begönnert, dort wurde ihr geschmeichelt, manche Damen waren nur unangenehm. Um das Ganze legte sich bald viel Langeweile. Insbesondere die Frauen waren unerträglich langweilig, und Johanna fand bald, daß sie, wie als kleines Mädchen nur mit Knaben, sich jetzt fast nur mit Männern unterhalten konnte. Am liebsten, wenn sie jung und übermütig waren und ihr nicht den Hof machten. Dabei aber fühlte sie sich stets eigentümlich beobachtet. In den ersten Tagen hatte ihr Mann sie der Hofrätin Zimmermann vorgestellt, und wie es ihr schien, mit einer stummen Bitte, von der sie sich unangenehm berührt fühlte. Johanna stand vor einer großen schlanken Frau mit blassem Gesicht und ergrauendem Haar, die sie aus einer unendlichen Entfernung kühl willkommen hieß. Der Mund und das zartgerundete Kinn, die hohe Stirn und die blauen Augen glichen dem Bild ihrer Schwester, die stärkere Nase, das dunklere Haar, irgend eine Falte der Wangen ließen das Gesicht, das überdies viel älter war, doch wieder anders erscheinen. Johanna war es unheimlich.

Die Hofrätin nahm sich ihrer an. Sie schlug lächelnd die Augen nieder, wenn Johanna einen Verstoß beging; sie klärte sie darüber auf, daß man nicht solange mit demselben Herrn sitzen und sprechen, daß man einem jungen Mann, der etwas fallen ließ, dies nicht aufheben dürfe, Dinge, die Johanna impulsiv tat und die unzulässig waren. Sie bestand auf einer kühlen Intimität, verlangte, daß Johanna sie bei ihrem Taufnamen »Christine« nannte, und sie stellte viele Fragen über Dinge, von denen die junge Frau nicht reden wollte, und ohne daß es schien, als fragte sie – sodaß diese nicht gerne mit ihr allein blieb.

In ihrem Hause war es, daß Johanna eines Tages ahnungslos zuviel Champagner trank und übermütig lustig ward. Ein paar junge Dozenten und Offiziere, von ihrer originellen Jugendlichkeit angezogen, sammelten sich um sie, und von ihnen angestiftet, hing sie einem alten, dicken Major eine Ledermappe rückwärts an die Knöpfe des Waffenrocks, mit der er unter dem Gelächter der Kindsköpfe durch den Saal schritt, und trieb der Possen mehr ... Noch auf der Straße, als sie vor dem Haustor auf ihren Wagen warteten, riß sie sich plötzlich vom Arm ihres Mannes los, griff mit der Hand in den losen, weißen Schnee und warf einem der Leutnants, der eine neckende Bemerkung gemacht hatte und fliehen wollte, einen Schneeballen an die Mütze. Im Wagen schlief sie sogleich ein.

Der Hofrat sprach am selben Abend kein Wort. Am nächsten Tage fragte er: »Gedenkst du dich noch oft so aufzuführen?«

Er hatte recht, und sie schämte sich; aber Reue zeigen, das konnte sie nicht. Sie schwieg.

Als der Winter vorrückte, ging sie mit den Kindern aufs Eis. Hier war ihr wohl. Sie flog über die weißglitzernde Fläche in kühnster, spielender Sicherheit, alle Schwere wich von ihr; sie wiegte sich und tanzte wie lebendiges Feuer durch die Kälte. Die jungen Leute drängten sich, ihr vorgestellt zu werden und mit ihr zu laufen. Der Leutnant Kovács, der mit Fräulein von Rischka so gut wie verlobt war, lief so viel mit ihr, daß die Mutter der Dame sehr spitze Bemerkungen machte. Ida stand prüfend. Das Kleid saß gut. »Aber dieses wilde Laufen ist gar nicht elegant,« sagte sie zu ihrer Cousine Hedwig Zimmermann.

Der Wagen des Professors kam, alle drei abzuholen. Sie saßen schweigend beisammen im Coups. Nein, die Kinder sahen zu mager und kränklich aus, trotz den vom Eislaufen geröteten Wangen. Solche Kinder mochte sie nicht haben; auf diesem Gedanken ertappte sie sich.

Als der Professor bei Tische fragte, ob die Mädchen gut liefen, machte Ida mit der unschuldigsten Miene eine Bemerkung über die vielen Herren und Offiziere, mit denen die Mama liefe, die ja gar nicht sehen könnte, was sie und Gerti täten. Der Professor wurde blaß.

»Ich setze voraus ... ich setze voraus«, sagte er, als sie allein waren, »ich kann von dir erwarten, daß du nichts tust, was ... auffällig ist. Verstehe mich ... nichts, was vor den Leuten irgend wie ... Man fordert das Reden nicht heraus. Ich wünschte, du liefst mehr mit den Kindern und nicht mit fremden Leuten.«

Sie war empört und beschämt und erwiderte kein Wort. Sie nahm keinen Begleiter mehr an. Sie waren ihr sehr gleichgültig. Die Kinder hatten ihre Freundinnen, und Johanna blieb nun allein. Sie übte Figuren auf dem Eise mit großem Ernst und Eifer. Sie vergaß alles um sich her in der Freude der Bewegung. Aber wenn sie mit den Kindern zum Eislaufverein oder nach Hause fuhr, sprach sie selten ein Wort, und Ida senkte die Augen, wenn sie den ihren begegneten.

Die Tage glitten vorbei und einsame Abende in den dunklen Zimmern waren selten. Der häufigste Besucher war Liedermüller, der Jugendfreund ihres Mannes; ein breitschultriger Mann mit hallender Stimme, mächtigem, rötlich-blondem Bart und lockigem Haar. Er war ihr nicht sehr sympathisch; schon als Braut, bei ihren Besuchen in der Villa des Professors hatte sie sich öfters über ihn geärgert.

Und er hatte sie im Winter anfangs wieder geärgert durch die derben Liebenswürdigkeiten, die er ihr bei seinen regelmäßigen Besuchen zu sagen Pflegte. Da der Professor meinte, das sei so seine Art und sie möge sich nichts dabei denken, Zimperlichkeit reize ihn nur zu größerer Derbheit, so lachte sie dazu; und er, der das Schulmädchen in ihr erriet, begann spielerisch mit ihr zu Verkehren, und darauf ging sie vergnügt ein.

Eines Abends saß er bei ihr in dem dunklen Salon, schweigend, sie selbst saß in Gedanken. Da fühlte sie sich von seinem Arm umschlungen, an seine Brust gedrängt. Empört, zornsprühend riß sie sich los; er stand verdutzt da, und sie schämte sich für ihn.

In naivem Ärger kanzelte sie ihn ab, wie einen Schuljungen; stellte ihm vor, wie häßlich er gegen ihren Mann gehandelt ...

Er stand vor ihr, wie ein großer Hund, der sich etwas zu Schulden kommen lassen, gab alles zu, und sagte nur: »sie sei etwas außerordentliches und müsse ihm eben darum verzeihen!«

Sie zuckte die Achseln. Sie werde das allerdings tun, schon damit ihr Mann, der ihm so gut sei, sich nicht kränke. Mit dem Spielen war es vorbei, und es war weiter von der Sache nicht die Rede.

Aber der Vorfall gab ihr viel zu denken, und machte sie auf allerlei Dinge aufmerksam, ließ sie auf die Männer mehr achten und sie wägen. Manche waren ihr sympathisch. Sie erinnerte sich eines Erlebnisses ihrer Hochzeitsreise. Sie war in größerer Gesellschaft von Herren und Damen ausgegangen; ihr Mann war um dringender Briefe willen zu Hause geblieben. Zwei der Herren waren fast beständig an ihrer Seite. Sie standen auf dem Markusplatz vor der Kirche; in heißem Sonnenschein lagen die Steinfliesen, vor dem goldschimmernden Portal flackerten die beiden Kerzen. »Wie unruhige Seelen, die in eine Welt geraten, die ihnen fremd ist,« sagte der eine ihrer Begleiter, ein junger Künstler mit einem wunderschönen Gesicht, »eine Welt, in die sie nicht gehören und in der sie sich unglücklich fühlen, und zucken und nicht leuchten können ...«.

Sie hatte diese Einfälle sonderbar gefunden, und doch waren sie ihr nicht unverständlich gewesen. Vom Markusplatz waren sie in die Akademie gegangen, und stets blieben dieselben zwei Männer mit ihr zurück. Nur wenige Besucher gingen außer ihnen durch die stillen, fast menschenleeren Säle. Ihre Begleiter machten sie auf manches aufmerksam, und beide fanden, daß sie Augen hatte, wie die eines Falken: nichts entging ihr; hatte man sie einmal aufmerksam gemacht, so sah sie Dinge in den Bildern, an die sie und andre nicht gedacht.

Da standen sie vor der Assunta. Übermenschlich erhob sich die Himmelskönigin, mit gebreiteten Armen und offenem Haar, verzücktem Antlitz schwebte sie in den goldenen Himmel hinein; ein Glanz war um sie und ein ewiges Orgeltönen schien durch den Raum zu hallen. Johanna brach plötzlich in Tränen aus. Alle Kindererinnerungen des Glaubens waren über sie gekommen und hatten sie überwältigt.

Der junge Künstler mit dem schönen Gesicht ward sehr aufgeregt. Der Andre aber, der gleichfalls ein Künstler oder Kunstgelehrter war, sah sie eigentümlich an.

»Sie Wunderbare!« sagte er endlich mit einer Stimme, aus der tiefe Ergriffenheit klang. »Was für Herrlichkeiten Ihrer warten, ohne daß Sie es ahnen! Wenn die Augen Ihrer Seele sich ganz öffnen werden!«

Das war ihr Erlebnis gewesen. Beide Männer hatte sie nicht wiedergesehen; aber einmal ertappte sie sich darauf, daß sie die Worte »Sie Wunderbare«, mit demselben Tonfall, der in ihrer Erinnerung war, zu wiederholen versuchte. Im nächsten Augenblick lachte sie sich selbst aus: »Die Augen meiner Seele haben sich offenbar noch nicht ganz geöffnet.«


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