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48.
Die Verhaftung von Anna Quangel

Nachdem Otto Quangel gegangen war, verfiel Anna Quangel in einen Zustand benommenen Vorsichhinbrütens, aus dem sie aber bald wieder hochschreckte. Sie tastete die Bettdecke nach den beiden Postkarten ab, fand sie aber nicht. Sie überlegte und konnte sich nicht erinnern, daß Otto die Karten mitgenommen hatte. Nein, im Gegenteil, jetzt wußte sie wieder genau, daß sie selbst morgen oder übermorgen die Karten wegbringen wollte – so war es ausgemacht.

Die Postkarten mußten also in der Wohnung sein. Und sie beginnt, eisig oder durchglüht vom Fieber, die Nachsuche. Sie dreht die Wohnung um, sie sucht zwischen der Wäsche, sie kriecht unter das Bett. Sie atmet nur mühsam, manchmal setzt sie sich auf die Bettkante, weil sie einfach nicht weiterkann. Sie zieht die Decke um sich und starrt vor sich hin, jetzt hat sie die Postkarten ganz vergessen. Aber gleich schreckt sie wieder hoch und beginnt von neuem mit der Nachsuche.

So verbringt sie die Stunden, bis die Klingel anschlägt. Sie stutzt. Es hat also geklingelt? Wer kann geklingelt haben? Wer will etwas von ihr?

Und sie verfällt in ein neues fieberisches Dämmern, aus dem sie das zweite Klingelzeichen hochschreckt. Diesmal geht die Klingel lange, schrill fordert sie Einlaß. Und nun wird sogar mit den Fäusten gegen die Tür geschlagen. Sie hörte Rufe: »Aufmachen! Polizei! Sofort aufmachen!«

Anna Quangel lächelt, und lächelnd legt sie sich wieder ins Bett, die Decke fest um sich stopfend. Mögen die nur klingeln und rufen! Sie ist krank, sie ist nicht verpflichtet, zu öffnen. Mögen die ein andermal wiederkommen oder dann, wenn Otto da ist. Sie macht nicht auf.

Und weiter Klingeln, Rufen, Bummern ...

Solche Affen, die! Als wenn ich deswegen aufmachte! Die können mir alle den Buckel langrutschen!

In dem Fieberzustand, in dem sie jetzt ist, kommt ihr weder der Gedanke an die vermißten Karten noch an die Gefahr, die dieser polizeiliche Besuch bedeutet. Sie freut sich nur, daß sie krank ist und darum nicht aufzumachen braucht.

Dann sind die natürlich doch in der Stube, fünf oder sechs Männer – haben sich einen Schlosser geholt oder mit einem Dietrich die Tür aufgemacht. Die Kette hat ja nicht vorgelegen, wegen ihrer Krankheit hat sie nach Ottos Fortgang nicht übergekettet. Gerade heute – sonst liegt die Kette immer vor.

»Sie heißen Anna Quangel? Sie sind die Frau des Werkmeisters Otto Quangel?«

»Ja, lieber Herr. Schon achtundzwanzig Jahre.«

»Warum haben Sie nicht aufgemacht auf unser Klingeln und Klopfen?«

»Weil ich krank bin, lieber Herr. Ich hab die Grippe!«

»Spielen Sie uns hier kein Theater vor!« schreit ein Dicker in schwarzer Uniform dazwischen. »Sie simulieren bloß!«

Kommissar Escherich winkt seinem Vorgesetzten beruhigend zu. Daß diese Frau wirklich krank ist, kann selbst ein Kind sehen. Und vielleicht ist es gut, daß sie krank ist: viele Leute schwatzen im Fieber. Während seine Leute die Wohnung zu durchsuchen beginnen, wendet sich der Kommissar wieder zu der Frau. Er nimmt ihre heiße Hand und sagt teilnahmsvoll: »Frau Quangel, ich muß Ihnen leider eine schlechte Nachricht bringen ...«

Er macht eine Pause.

»Na?« fragt die Frau, aber gar nicht ängstlich.

»Ich hab Ihren Mann verhaften müssen.«

Die Frau lächelt. Anna Quangel lächelt nur. Lächelnd schüttelt sie den Kopf und sagt: »Nee, lieber Herr, so was können Sie mir nicht erzählen! Den Otto verhaftet keiner, der ist ein anständiger Mensch.« Sie neigt sich zu dem Kommissar hinüber und flüstert: »Wissen Sie, lieber Herr, was ich glaube? Ich träume das alles nur. Ich habe nämlich Fieber. Grippe, hat der Doktor gesagt, und im Fieber träumt man so was. Ich träume das alles: Sie und den schwarzen Dicken und den Herrn dort an der Kommode, der in meiner Wäsche rumwühlt. Nee, mein lieber Herr, den Otto haben Sie nicht verhaftet, das träume ich nur.«

Der Kommissar Escherich sagt ebenso flüsternd: »Frau Quangel, jetzt träumen Sie auch von den Postkarten. Sie wissen doch, von den Karten, die Ihr Mann geschrieben hat?«

Aber so sehr hat das Fieber Anna Quangels Sinne nicht verwirrt, daß sie nicht bei dem Wort »Postkarten« aufmerkte. Sie schreckt zusammen. Einen Augenblick ist das Auge, das auf den Kommissar gerichtet ist, ganz klar und wach. Aber dann sagt sie, wieder lächelnd, mit dem Kopf schüttelnd: »Was denn für Karten? Mein Mann schreibt doch keine Karten! Wenn was geschrieben wird hier bei uns, so tu ich das. Aber wir schreiben schon lange nicht mehr. Seit mein Sohn gefallen ist, schreiben wir nicht mehr. Das träumen Sie bloß, lieber Herr, daß mein Otto Karten geschrieben hat!«

Der Kommissar hat das Zusammenschrecken gesehen, aber ein Zusammenschrecken ist noch kein Beweis. So sagt er: »Sehen Sie, und seit Ihr Sohn gefallen ist, schreiben Sie die Postkarten, Sie beide. Erinnern Sie sich nicht mehr an die erste Karte?«

Und er wiederholt mit einer gewissen Feierlichkeit: »Mutter! Der Führer hat mir meinen Sohn ermordet! Der Führer wird auch deine Söhne ermorden, er wird noch nicht aufhören, wenn er Trauer in jedes Haus der Welt gebracht hat ...«

Sie horcht. Sie lächelt. Sie sagt: »Das hat 'ne Mutter geschrieben! Das hat mein Otto nicht geschrieben, das träumen Sie bloß!«

Und der Kommissar: »Das hat Otto geschrieben, und du hast's ihm diktiert! Sag's!«

Aber sie schüttelt den Kopf. »Nein, lieber Herr! So was kann ich ja gar nicht diktieren, dafür reicht mein Kopf nicht ...«

Der Kommissar steht auf und geht aus der Schlafstube. In der Wohnstube fängt er an, mit seinen Leuten nach Schreibzeug zu suchen. Er findet ein Fäßchen mit Tinte, Federhalter und Feder, die er aufmerksam betrachtet, und eine Feldpostkarte. Er geht damit zu Anna Quangel zurück.

Die hat unterdes der Obergruppenführer Prall vernommen, auf seine Art. Prall ist fest davon überzeugt, daß all dies Getue von Grippe und Fieber nur »Fiole« ist, daß die Frau simuliert. Aber wenn sie auch wirklich krank wäre, würde das an seinen Vernehmungsmethoden nicht das geringste ändern. Er packt Anna Quangel bei den Schultern, doch so, daß es ihr wirklich weh tut, und fängt an, sie zu beuteln. Der Kopf schlägt gegen die hölzerne Bettwand. Während er sie so zwanzig-, dreißigmal hochreißt und wieder in das Kissen drückt, schreit er ihr wütend ins Gesicht: »Willst du noch weiterlügen, du olle Kommunistensau? Du – sollst – nicht – lügen! Du – sollst – nicht – lügen!«

»Nicht!« lallt die Frau. »Sie sollen das nicht!«

»Sag, daß du die Karten geschrieben hast! Sag – das – auf – der – Stelle! Oder – ich – schlage – dir – deinen – Bregen – kaputt, du rote Sau, du!«

Und bei jedem Wort läßt er ihren Kopf gegen die Bettwand krachen.

Der Kommissar Escherich, das Schreibzeug in der Hand, sieht von der Tür her mit einem Lächeln zu. Das ist also eine Vernehmung durch den Obergruppenführer! Wenn er noch fünf Minuten so weitermacht, wird die Frau fünf Tage lang vernehmungsunfähig sein. Keine noch so raffiniert ausgedachte Quälerei wird ihr dann das Bewußtsein wiedergeben.

Aber für einen Augenblick ist das vielleicht nicht einmal so schlecht. Soll die ruhig ein bißchen Angst kriegen und Schmerzen haben, um so eher wird sie sich an ihn, den höflichen Mann, klammern!

Als der Obergruppenführer den Kommissar am Bett auftauchen sieht, hört er mit seiner Beutelei auf und sagt halb entschuldigend und halb vorwurfsvoll: »Sie sind viel zu sanft mit solchen Weibern, Escherich! Die muß man schleifen, bis sie quieken!«

»Gewiß, Herr Obergruppenführer, sicher! Aber darf ich der Frau erst einmal etwas zeigen?«

Er wendet sich an die Kranke, die jetzt mühsam keuchend und mit geschlossenen Augen im Bett liegt: »Frau Quangel, hören Sie mal her!«

Sie scheint nicht zu hören.

Der Kommissar faßt sie an und setzt sie vorsichtig auf. »So«, sagt er, sanft zuredend. »Nun machen Sie mal die Augen auf!«

Sie tut es. Escherich hat ganz richtig gerechnet: nach dem Schütteln und Drohen eben klingt ihr die freundlich-höfliche Stimme angenehm.

»Sie haben mir doch eben gesagt, daß bei Ihnen hier schon lange keiner geschrieben hat? Nun, sehen Sie sich mal diese Feder an. Mit der ist grade erst geschrieben, vielleicht heute oder gestern, die Tinte sitzt noch ganz frisch dran! Sehen Sie, ich kann sie mit dem Nagel abkratzen!«

»Davon versteh ich nichts!« sagt Frau Quangel abweisend. »Da müssen Sie meinen Mann nach fragen, von so was versteh ich nichts.«

Kommissar Escherich sieht sie aufmerksam an. »Sie verstehen ganz gut, Frau Quangel!« sagt er etwas schärfer. »Bloß, Sie wollen nicht verstehen, weil Sie wissen, Sie haben sich schon verraten!«

»Bei uns schreibt keiner«, wiederholt Frau Quangel hartnäckig.

»Und Ihren Mann brauche ich nicht mehr zu befragen«, fährt der Kommissar fort. »Weil er nämlich schon alles gestanden hat. Er hat die Karten geschrieben, und Sie haben sie ihm diktiert ...«

»Na, denn ist's ja gut, wenn Otto das gestanden hat«, sagt Anna Quangel.

»Hau das freche Aas doch in die Fresse, Escherich!« schreit der Obergruppenführer plötzlich dazwischen. »So 'ne Frechheit, uns hier anzusohlen!«

Aber der Kommissar haut das freche Aas nicht in die Fresse, sondern er sagt: »Wir haben Ihren Mann geschnappt mit zwei Postkarten in der Tasche. Er konnte ja gar nicht leugnen!«

Als Frau Quangel das mit den beiden Postkarten hört, die sie so lange im Fieber gesucht hat, fährt wieder ein Erschrecken durch sie. Also hat er sie doch mitgenommen, und sie hatten doch fest ausgemacht, daß sie die Karten morgen oder übermorgen einstecken sollte. Das war nicht recht von Otto.

Irgendwas muß passiert sein mit den Karten, überlegt sie mühsam. Aber gestanden hat Otto nichts, sonst würden sie hier nicht so herumsuchen und mich ausfragen. Sondern sie würden ...

Und laut fragt sie: »Warum bringen Sie denn den Otto nicht her? Ich weiß nicht, was das sein soll mit Postkarten. Warum soll er denn Postkarten schreiben?«

Weit legt sie sich wieder zurück, den Mund und die Augen geschlossen, fest entschlossen, kein Wort mehr zu sagen.

Kommissar Escherich sieht einen Augenblick nachdenklich auf die Frau hinunter. Sie ist sehr erschöpft, das sieht er. Im Augenblick ist nichts mit ihr anzufangen. Er wendet sich kurz um, ruft zwei seiner Leute und befiehlt: »Legen Sie die Frau in das andere Bett da rüber, und dann durchsuchen Sie dieses Bett genau! Bitte, Herr Obergruppenführer!«

Er will seinen Vorgesetzten aus dem Zimmer haben, er will nicht noch eine Prallsche Vernehmung. Es ist sehr möglich, daß er diese Frau in den nächsten Tagen notwendig braucht, dann muß sie ein bißchen bei Kräften und bei klarem Verstand sein. Außerdem scheint sie zu den nicht grade häufigen Menschen zu gehören, die körperliche Bedrohung nur noch bockbeiniger macht. Mit Schlägen ist aus der bestimmt nichts rauszukriegen.

Der Obergruppenführer geht nicht gerne von diesem Weib fort. Er hätte es der ollen Nutte doch gar zu gerne gezeigt, was er von ihr hielt. Er hätte seinen Zorn über diese ganz verfahrene Klabautermanngeschichte am liebsten bei ihr ausgelassen. Aber wenn schon diese beiden Schnüffler im Zimmer waren – und außerdem: heute abend steckte das alte Biest doch im Bunker in der Prinz-Albrecht-Straße, dann konnte er mit ihr machen, was er wollte.

»Sie werden die Olle doch festnehmen, Escherich?« fragte er in der Wohnstube.

»Gewiß werde ich das«, antwortete der Kommissar und sah gedankenlos seinen Leuten zu, die mit pedantischer Gründlichkeit jedes Wäschestück auseinanderfalteten und wieder zusammenlegten, mit langen Nadeln die Sofapolster durchstachen und die Wände abklopften. Er setzte hinzu: »Aber ich muß sehen, daß ich sie erst in einen vernehmungsfähigen Zustand kriege. In diesem Fieber begreift sie alles nur halb. Sie muß erst verstehen, daß sie in Lebensgefahr ist. Dann kriegt sie Angst ...«

»Ich werde ihr schon Angst beibringen!« knurrte der Obergruppenführer.

»Nicht auf diese Art – jedenfalls muß sie dafür erst fieberfrei sein«, bat Escherich und unterbrach sich: »Was haben wir denn da?«

Einer seiner Leute hatte sich mit den wenigen Büchern beschäftigt, die auf einem kleinen Regal aufgereiht waren. Er hatte ein Buch geschüttelt, und etwas Weißes war auf die Erde geflattert.

Der Kommissar war der Schnellste. Er hob das Stück Papier auf.

»Eine Karte!« rief er. »Eine angefangene und noch nicht zu Ende geschriebene Karte!«

Und er las vor: »Führer befiehl – wir folgen! Jawoll, wir folgen, wir sind eine Herde Schafe geworden, die unser Führer auf jede Schlachtbank treiben darf! Wir haben das Denken aufgegeben ...«

Er ließ die Karte sinken, er sah sich um.

Alle blickten auf ihn.

»Wir haben den Beweis!« sagte Kommissar Escherich fast stolz. »Wir haben den Täter. Er ist einwandfrei überführt, kein abgepreßtes Geständnis, nein, ein klarer kriminalistischer Beweis. Es hat sich gelohnt, so lange zu warten!«

Er sah sich um. Seine blassen Augen glänzten jetzt. Dies war seine Stunde, die Stunde, auf die er so lange gewartet hatte. Einen Augenblick dachte er an den langen, langen Weg zurück, den er bis hierher gegangen war. Von der ersten Karte an, die er noch mit lächelnder Gleichgültigkeit aufgenommen hatte, bis zu dieser, die nun in seiner Hand war. Er dachte an die anschwellende Flut der Karten, die sich ständig vermehrenden roten Fähnchen, er dachte auch an den kleinen Enno Kluge.

Wieder stand er in der Zelle des Reviers bei ihm, wieder saß er mit ihm über dem dunklen Wasser des Schlachtensees. Dann fiel ein Schuß, und er glaubte sich für sein Leben blind. Er sah sich selbst, zwei SS-Männer warfen ihn die Treppe hinunter, blutend, vernichtend, während ein kleiner Taschendieb auf den Knien herumrutschte, seine heilige Jungfrau Maria anrufend. Ganz flüchtig dachte er auch an den Kriminalrat Zott – der Arme, auch seine Theorie mit den Straßenbahnhöfen hatte sich als falsch erwiesen.

Dies war die stolze Stunde des Kommissars Escherich. Er fand, es hatte sich gelohnt, geduldig zu sein und vieles zu ertragen. Er hatte ihn, seinen Klabautermann, wie er ihn zuerst im Scherz genannt hatte, aber er war ein richtiger Klabautermann geworden: er hatte Escherichs Lebensschiff fast zum Scheitern gebracht. Aber nun war er gefaßt, die Jagd war zu Ende, das Spiel ausgespielt.

Kommissar Escherich sah wie aufwachend hoch. Er sagte befehlend: »Die Frau wird mit einem Krankenwagen fortgebracht. Zwei Mann Begleitung. Sie stehen mir für sie, Kemmel, kein Verhören, überhaupt keinerlei Sprecherlaubnis. Aber sofort einen Arzt. Das Fieber muß in drei Tagen weg sein, sagen Sie ihm das, Kemmel!«

»Befehl, Herr Kommissar!«

»Die andern bringen die Wohnung wieder in Ordnung, tadellos. In welchem Buch hat diese Karte gelegen? Radiobastelbuch? Schön! Wrede, legen Sie die Karte genauso hinein, wie sie lag. In einer Stunde muß hier alles in Ordnung sein, ich komme dann noch einmal mit dem Täter hierher. Keiner von Ihnen bleibt hier. Kein Posten, nichts! Verstanden?«

»Befehl, Herr Kommissar!«

»Also gehen wir, Herr Obergruppenführer?«

»Wollen Sie der Frau nicht noch die aufgefundene Karte vorhalten, Escherich?«

»Wozu? Jetzt im Fieber reagiert sie doch nicht richtig, und mir kommt es nur auf den Mann an. Wrede, haben Sie irgendwo Schlüssel für die Entreetür gesehen?«

»In der Handtasche der Frau.«

»Geben Sie her – danke. Also gehen wir, Herr Obergruppenführer!«

Drunten, an seinem Fenster, sah der Kammergerichtsrat Fromm den Fortfahrenden nach. Er wiegte den Kopf hin und her. Später sah er, wie die Bahre mit Frau Quangel in einen Krankenwagen gehoben wurde; aber an dem Aussehen der Begleiter erkannte er, daß die Fahrt in kein übliches Krankenhaus ging.

»Einer nach dem andern«, sagte der Kammergerichtsrat a. D. Fromm leise. »Einer nach dem andern. Das Haus wird leer. Rosenthals, Persickes, Borkhausen, Quangel – ich wohne fast allein hier. Eine Hälfte des Volkes sperrt die andere ein, das kann nicht mehr lange dauern. Nun, ich jedenfalls werde hier wohnen bleiben, mich wird man nicht einsperren ...«

Er lächelt und nickt.

»Je schlimmer, je besser. Um so eher nimmt dies ein Ende!«


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