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Drittes Kapitel.

Epische Dichtung: Hibernicus exul, Angilbert.

Während nun Karl der Grosse durch die an seinen Hof von ihm selbst verpflanzte grammatisch-ästhetische Bildung eine weltliche höfische Lyrik ins Leben rief, die namentlich auch 57 zk seiner eigenen Unterhaltung diente, erweckten andrerseits seine Thaten schon in den Zeitgenossen selbst, und auch in seiner eigenen Umgebung, den wenigstens auf dem Continent in der Kunstpoesie schon lange entschlummerten epischen Geist. So sind uns Fragmente von zwei Dichtungen in Hexametern erhalten, welche Thaten Karls, unmittelbar den Ereignissen folgend, besangen. Die ältere ist das Werk eines Hibernicus exul (wie der Verfasser in der Ueberschrift genannt wird) Hibernici exulis versus ad Karolum imperatorem. In: Mai, Classicorum auctorum e Vaticanis codd. editorum Tomus V, p. 405 ff., also eines jener gelehrten Iren, welche schon seit Columbans Zeiten nach dem Festland auszuwandern pflegten, um dort als Missionäre zuerst des Glaubens, dann der Wissenschaft eine reichere Wirksamkeit als in der Heimath zu finden. Dieser ›Irische Auswanderer‹ hat den unblutigen Sieg Karls im J. 787 über den abgefallenen Tassilo von Baiern besungen, und dies Gedicht als Vasallen-Jahresgeschenk dem König dargebracht, offenbar in dem folgenden Frühjahre, denn später würde der Dichter nicht gewagt haben, in einem Karl selbst gewidmeten Gedichte den Baiernherzog zu entschuldigen, der schon Ende Juni 788 entsetzt wurde.

Ein Gespräch des Autors mit der Muse eröffnet das Gedicht; sie beruhigt ihn über den Werth ihrer Gaben gegenüber dem Silber und Gold, den Perlen und Purpurgewändern, den stolzen Rossen, welche die Grossen dem Könige darbringen. »Durch der Musen Geschenke glänzen die herrlichen Thaten der alten Könige, und werden die der gegenwärtigen den zukünftigen Jahrhunderten erzählt, ja durch sie wird selbst der Schöpfer der Welt gepriesen.« Der Dichter geht dann zu seinem Gegenstand mit der Frage über: »welche Pest den in allem getreuen Dienstmann ( servus) befallen, dass er den finstern Blick seines Herrn verdient hatte?« Das Gift des Satan selbst ist es gewesen, der überall Streit säet. Dieser trägt die Schuld an dem Friedensbruch: er hat das Gerücht von Tassilo's Abfall verbreitet. Karl wollte es nicht glauben; aber das Gerücht schwoll immer mehr an, so musste er, der gerechteste Held, der öffentlichen Stimme Gehör geben. Er versammelt ein Heer, das er auf Schiffen über den Rhein setzt; er redet seine Grossen an: O königliches Geschlecht, 58 hervorgegangen aus den hohen Mauern von Troja, denn unsre Väter führte der Richter der Welt an diese Küsten und übergab ihnen diese Gefilde, und unterwarf die Völker den gerechten Gesetzen der Franken         O gens regalis profecta a moenibus altis
        Troiae, nam patres nostros his appulit oris,
        Tradidit atque illis hos agros arbiter orbis,
        Subdidit et populos Francorum legibus aequis – –

In der Dichtung wohl die erste Erwähnung der Trojasage der Franken. Vgl. Bd. I, S. 572 und 575.
, – – aber neulich erhob sich ein Feind in unsern Fluren, ihn hatte der neidische Drache vielleicht – – Hier bricht mitten in der Anrede das Hauptfragment (93 Hexam.) ab, und es folgen nur noch zehn Verse des Schlusses, worin die Aussöhnung und das neue Gelöbniss der Vasallentreue, welches der Herzog dem Könige darbringt, berichtet wird.

Das Gedicht ist in einem Stil, der des Schwungs nicht entbehrt, aber von Schwulst sich freihält, und in einem kräftigen Verse geschrieben. – Noch ein paar andre Gedichte sind uns von demselben Autor in derselben Handschrift aufbewahrt, die auch an Karl, aber als Kaiser, gerichtet sind, zum Theil auch als Geschenk oder als Glückwunsch. Eins davon, das noch in Hexametern (No. 2 bei Mai), ist merkwürdig durch die Art, wie es das monarchische Princip verherrlicht: wie ein Gott im Himmel, soll auch auf Erden nur ein Herrscher sein, und auch nur ein Glaube. Diesem Gedichte ist in ein paar Distichen ein Geleit an Gundrad, Karls gelehrte Base, beigefügt, welcher der Dichter offenbar näher stand. Das letzte der Gedichte ist in metrischer Beziehung sehr beachtenswerth, wie ich weiter unten Im folgenden Buch bei einer allgemeinen Betrachtung der rythmischen Verse. genauer zeigen werde: es ist in gereimten rythmischen trochäischen Langzeilen verfasst.

 

Bedeutender und noch interessanter ist das andere epische Fragment Helperici sive, ut alii arbitrantur, Angilberti Carolus magnus et Leo III. Emend. Orellius. Zürich 1832. – In: Monumenta German. historica Script. T. II. – – Simson, Ueber das Gedicht von der Zusammenkunft Karls des Gr. und Papst Leo III. in Paderborn. In: Forschungen zur deutschen Geschichte. Bd. XII, S. 567 ff., wie es scheint das dritte Buch einer grösseren Dichtung, deren Held Karl der Grosse ist. Im Eingang 59 nämlich vergleicht sich der Autor mit einem Schiffer, der wieder den Anker lichtet zur Fortsetzung der Fahrt, nachdem er schon zwei Stürme überstanden: dies Bild ist aber entlehnt der epischen Dichtung des Fortunat auf den heiligen Martin, wo es zum Eingang aller vier Bücher verwerthet wird, nach dem Beispiel der denselben Heiligen besingenden Dichtung des Paulinus von Périgueux. S. Bd. I, S. 512. Wie aber Fortunat gewiss im Hinblick auf dies Bild seinen Helden den gallischen Pharus nennt, so unser Dichter Karl den Leuchtthurm Europas. Aber nicht bloss diese christliche Dichtung ist unserm Autor ein Vorbild gewesen, dem er auch manche Einzelheiten in seiner poetischen Malerei und manche Künste des Ausdrucks entlehnt hat, sondern ebenso die klassische des Virgil, dessen Helden, den ersten Gründer des römischen Reichs, Aeneas hier der Erneuerer desselben, Karl entspricht, Karl der »die zweite Roma«, Achen ausbaut.

Der Inhalt des Gesanges ist aber dieser. Den Eingangsversen folgt ein langer im Stile Fortunats verfasster Panegyricus auf Karl, welcher an das Bild vom Leuchtthurm sich anschliesst, das selbst wieder zu einer Vergleichung »Davids« (des Kaisers nämlich) mit der Sonne führt: sein Glanz übertrifft aber den ihren, da ihn nie Wolken verhüllen. Der Dichter rühmt namentlich den Charakter Karls und seine umfassende Bildung. Dann schildert er mit poetischer Freiheit Wie er sich selbst die zukünftige Hauptstadt der Welt ausmalt. Eine solche poetische Freiheit räumt ihm allerdings sein scharfer Kritiker, Simson nicht ein, der ihm auch die Benutzung des »Ammenmärchens« von der Verstümmelung und wunderbaren Heilung des Papstes zum Vorwurf macht. Simson vergisst eben, dass er kein Werk der Annalistik, sondern ein Gedicht kritisirt., im Hinblick auf den von Virgil erzählten Bau von Karthago, wie der der »zweiten Roma«, der »zukünftigen«, unter der Leitung Karls sich erhebt. Hieran schliesst sich eine hübsche idyllische Schilderung des Waldes und Parkes von Achen, wo Karl mit der Jagd sich zu vergnügen pflegt. Eine solche wird dann vom Aufbruch am frühen Morgen an mit den lebendigsten Farben beschrieben, und bei dieser Gelegenheit die Familie Karls vorgeführt, denn Gemalin, Söhne und Töchter nehmen an dem Jagdvergnügen Theil. Ihre äussere Erscheinung, hoch zu Ross, 60 namentlich ihr prächtiges Kostüm wird mit allem Glanze ausgemalt; eine Charakterschilderung findet sich aber nur bei zweien, dem kriegerischen Helden Pippin (v. 200 ff.) und der männlich gesinnten, dem Vater im Charakter wie im Aeussern ähnlichen Berta (v. 220 ff.). Die Reiter umstellen den Wald, ein Eber wird von den Hunden aufgespürt. Karl selbst erlegt ihn. So beginnt die Jagd; nach ihrer Beendigung wird die Beute unter die Grossen vertheilt, und im Schatten des Parks unter Zelten ein heiteres Mahl eingenommen. – In der folgenden Nacht aber hat Karl ein Traumgesicht: der Papst (Leo) erscheint ihm klagend, furchtbar verwundet mit blutbesudelten Augen und der Zunge beraubt. Karl sendet alsbald Boten nach Rom, um die Wahrheit zu erkunden, während er selbst nach Sachsen aufbricht, das rebellische Volk zu züchtigen. Die Boten vernehmen auch in Rom die Wahrheit des Attentats, das – ein Werk des Satan Dies erinnert an das ep. Gedicht des Hibernicus exul, s. oben S. 57. – hier ausführlich geschildert wird (v. 344 ff.), ebenso die wunderbare Heilung, wie sie die Sage alsbald erfand. Der Papst ist schon nach Spoleto geflüchtet, dorthin beruft er die Boten, und beschwört sie, ihn zu Karl zu geleiten, der in seiner, des Papstes, Sache richten, ihn rächen und wieder aufrichten solle. Die Gesandten nehmen den Papst mit; seine Reise wird zu einem Triumphzug, denn das Volk strömt überall auf dem Wege zusammen, das Wunder ›der neuen Augen und Zunge‹ zu schauen und zu preisen. Karl ist indessen mit seinem wohlgewappneten Heere, das die Erde erdröhnen macht, bis Paderborn gelangt. Vom Herannahen des Papstes benachrichtigt, sendet er ihm Pippin entgegen. Dann aber zieht er selbst mit dem ganzen Heere aus ihn zu begrüssen, dreimal beugt es die Knie, um dreimal den Segen zu empfangen. Der König, »der Vater Europas«, und »der höchste Hirt auf dem Erdkreis« umarmen sich. Sie gehen vereint in die Kirche, wo der Papst die Messe feiert, dann aber in den Palast zum fröhlichen Mahle, nach welchem Leo reich beschenkt wird. Der König zieht sich darauf in seine Gemächer zurück, und der Papst in das Lager der Seinen. Und der Gesang schliesst: »Mit solcher Ehre wurde von Karl Leo aufgenommen, der vor den Römern flüchtige, aus seinem eigenen Lande vertriebene«.

61 Der Gesang hat damit einen vollständigen Abschluss, das ganze Werk aber schwerlich: man möchte vielmehr glauben, dass in einem folgenden vierten Buche – zählt doch auch die Dichtung des Fortunat vier Bücher – die Wiedereinsetzung des Papstes, das von ihm begehrte Gericht Karls in seiner Sache (s. oben) und die mit alle dem unmittelbar zusammenhängende Krönung desselben als Kaiser erzählt wäre. Dann wäre die Dichtung zur Verherrlichung des neuen Imperium verfasst worden, und hiermit stünde die Gründung der neuen Roma, wie sie der erhaltene Gesang erzählt, im vollen Einklang. Dann aber ist die Dichtung erst, jedoch bald, nach der Kaiserkrönung verfasst worden; denn später als 801 möchte ihre Abfassung überhaupt nicht zu setzen sein, da in einer weiter unten betrachteten Ekloge, die spätestens 805 gedichtet erscheint, auf unsern Gesang als schon längere Zeit Mit den Worten: iam dudum . Naso, lib. II, v. 118. S. weiter unten, im folgenden Kapitel die ganze Stelle. verfasst hingewiesen wird. Jedenfalls folgt auch hier die Epik den von ihr besungenen Begebenheiten alsbald nach. Hiermit hängt zusammen ein gewisser panegyrischer Zug, der ihr inwohnt, wie sich dies ja auch sonst in solchen Fällen, z. B. in den Gedichten des Claudian, welche Ereignisse der Gegenwart besingen, findet.

Nicht bloss einen Fortschritt in der literarischen Bewegung, wie ihn schon Alcuin in seiner Dichtung von den Bischöfen und Königen von York gemacht, nein eine Wendung zeigen diese epischen Versuche an, und am auffallendsten der zuletzt betrachtete im Hinblick auf sein Vorbild, das Werk Fortunats: an der Stelle eines Heiligen wird jetzt ein weltlicher Held besungen – dessen Grossthaten bald in der That gleich Mirakeln auf eine noch immer sehr wundersüchtige Zeit wirken sollten, die sie der Nachwelt durch den Volksmund auch in der Phantasiegestalt von solchen überlieferte, um dann noch einmal wieder, in dem romanischen Westfrancien, die Epik und zwar in volksthümlicher Form zu einem frischen Leben zu erwecken. Zunächst aber wirkt dieser neue, weltliche Heroenkultus auf die Schulpoesie erfrischend, namentlich begeistert der Gedanke der Wiederherstellung des abendländischen Imperium die Schüler Virgils, des Sängers des römischen 62 Weltreichs. Ein frischer weltlicher Zug geht durch jenen Gesang von der Zusammenkunft Karls und Leos, trotzdem der Dichter nicht müde wird bis zur Langweiligkeit das Wunder der Herstellung des Papstes wieder und wieder zu glorificiren; einen reichen lebhaften Sinn für das Malerische der Schilderung, sowie für die Musik des Verses zeigt der Dichter darin mit glücklichem Erfolge: wenn auch das glänzende Mosaik seiner Gemälde zu einem guten Theil aus Reminiscenzen aus Virgil und Fortunat zusammengesetzt ist, es ist keine verstandesmässige mechanische Arbeit des Gelehrten gewesen, sondern das Werk eines Künstlers, der in dem Spiel der Phantasie einen Genuss sucht. In der Schilderung der schönen geschmückten Frauen, bei welcher der Dichter mit Vorliebe verweilt, zeigt sich schon eine sinnlich romantische Neigung, die weit abliegt von der Askese der Heiligenpoesie, hingegen einen höfischen Charakter hat.

Manche Anzeigen S. darüber meinen Aufsatz: Naso, Angilbert etc. in: Zeitschrift f. d. Deutsche Alterthum N. F. X, S. 331 f. scheinen dafür zu sprechen, dass der ungenannte Verfasser der eben betrachteten Dichtung der »Homerus« des ästhetischen Kreises Karls gewesen ist, Angilbert. Carmina ed. Migne, Patrol. lat. Bd. 99 nach Froben's Ausg. der Werke Alcuins T. II (Addenda) und Duchesne, Historiae Francor. scriptor. T. II. – Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen. 4. Aufl. Bd. I. S. 140 ff. – Dümmler N. A. S. 140 ff. In ihm ist wieder ein andrer germanischer Stamm, und zwar der der Franken selbst vertreten. Von vornehmem Geschlecht, war Angilbert an dem fränkischen Hofe selbst aufgewachsen und so schon frühe zu der königlichen Familie in eine nähere Beziehung gekommen, die mit der Zeit eine noch engere wurde. Die Lehrer Karls, Petrus und Alcuin waren auch die seinen. In der königliche Capelle angestellt, wurde er einer der vertrautesten Räthe Karls, der ihm die wichtigsten politischen Aufträge ertheilte: so leitete er eine Zeitlang bei dem jungen Pippin die Regierung Italiens, so wurde er mehrmals in wichtigen Angelegenheiten nach Rom gesandt. 790 erhielt er für seine Dienste die Abtei S. Riquier, die er zu einem so prächtigen geistlichen Sitze umgestaltete, dass er dort später als Heiliger verehrt ward. Seine geistliche Stellung hielt ihn jedoch nicht ab, mit einer Tochter Karls, Bertha einen geheimen ehelichen 63 Bund zu schliessen, von dem zwei Söhne die Frucht waren, der eine von ihnen der Historiker Nithard. Vielmehr Staatsmann als Priester, hatte Angilbert eine durchaus weltliche Gesinnung, welche sich auch, und zugleich wohl mit einem sinnlich ästhetischen Interesse, in einer von Alcuin wiederholt getadelten Vorliebe für die Aufführungen der Histrionen bekundete, deren Fortdauer also bezeugt wird. Alcuini Epp. ed. l. p. 479 u. 627 f. Dass Angilbert als Dichter in dem Kreise Karls sehr hoch geschätzt wurde, beweist nicht bloss sein akademischer Beiname, sondern auch das gelegentliche Urtheil von Zeitgenossen, das ihn mit Theodulf auf eine Linie stellt. S. Zeitschr. f. deutsch. Alterth. N. F. V, S. 143, die › Versus Fiduciae‹, v 17: hier wird er zugleich mit Theodulf als divinus poeta bezeichnet. – Ebendort hat Dümmler eine kleine Epistel Angilberts an seinen Magister Petrus publicirt. Er starb nicht lange nach seinem Freunde, dem Kaiser 814.

Nur ein paar grössere Gedichte aber haben sich von ihm erhalten, in denen er selbst sich als Verfasser nennt, und von diesen sind auch nur zwei von einiger Bedeutung. Das eine, 34 Distichen, begrüsst den aus dem Avarenfeldzug siegreich zurückkehrenden Pippin, als ihm Angilbert auf seiner Reise nach Italien 796 in Langres begegnet: der Dichter schildert ihm, mit welcher Sehnsucht Pippin vom Hofe, namentlich vom Vater und von seinem älteren Bruder Karl erwartet werde, und wie Ludwig den letzteren durch einen Traum getröstet habe, in dem ihm Pippin selbst seine nahe Ankunft verkündete; er malt ihm dann ferner noch den zärtlichen Empfang aus, der ihn von der ganzen königlichen Familie erwarte, bei dem nicht gegenwärtig zu sein Angilbert schmerzlich bedauert. Das schöne deutsche Familienleben an Karls Hofe zur Zeit der Königin Luitgard spiegelt sich in dieser gemüthvollen Darstellung ab. – Dieselbe Gesinnung des Autors gibt sich auch in dem andern, in Hexametern verfassten Gedichte kund, in dem die Formen der Ekloge und der Epistel combinirt erscheinen. Der Kern des Gedichts ist ein Loblied auf Karl und die Lieben ( cari) des Dichters in einer dem Wettgesang der achten Ekloge des Virgil nachgebildeten Form, indem Refrainverse, gewöhnlich nach drei Zeilen, wiederkehren, 64 worin der Dichter seine Hirtenpfeife zum Gesange auffordert, oder auch andere Verse wiederholt. So beginnt das Gedicht:
        Surge, meo Domno dulces fac, fistula, versus:
        David amat versus, surge et fac, fistula, versus.
        David amat vates, vatorum est gloria David,
        Quapropter vates cuncti concurrite in unum
        Atque meo David dulces cantate camoenas.
        David amat vates, vatorum est gloria David.
        Dulcis amor David inspirat corda canentum,
        Cordibus in nostris faciat amor ipsius odas:
        Vatis Homerus amat David, fac, fistula, versus.
        David amat vates, vatorum est gloria David.
Alcuini opp.
ed. Froben II. p. 614.
Karl-David wird namentlich als Freund der Sänger und als Gönner der Wissenschaft gepriesen, der die Weisheit der Alten wieder erneut. Aber es wird auch des Dombaus gedacht, zu dessen Vollendung der Beistand des Himmels erfleht wird. Die »Lieben« aber, die einzeln gefeiert werden, sind des Kaisers Sohn, Karl – der, ausser Pippin, dem Angilbert besonders theuer gewesen zu sein scheint –, Gisela, Rotrud, Bertha, »der seine Lieder gefallen mögen«, und die Freunde, der Primicerius Aaron (Hildebald), Thyrsis und Menalcas. Hierauf wird aber vom Dichter der »Brief« ( cartula) aufgefordert, nach der Pfalz sich zu begeben und die Lieder und Grüsse auszurichten, dann aber die reizenden Gärten zu durchwandern, wo Homerus (der Dichter) mit seinen Knaben zu wohnen pflegte, welche Haus und Hof ihm wohl hüten sollen bis zu seiner Rückkehr. – Man sieht wie der Abt in der Nähe einer der Pfalzen ein Heim sich gegründet, wo er die Freuden des Familienlebens genoss, das er so hoch zu schätzen weiss.

 


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