Alexander Dumas
Die Gräfin Charny
Alexander Dumas

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Neunundzwanzigstes Kapitel

Die Königin stieg aus, nahm den Arm des Herrn von Malden, und ging auf ein Haus zu. Als sie sich ihm näherten, wurde die Tür geschlossen; allein Malden hielt im letzten Augenblick die Tür fest.

»Was wollen Sie, mein Herr?« fragte ein Mann von fünfzig Jahren.

»Wir bitten Sie, uns gefälligst den Weg nach Stenay zu zeigen.«

»Und wenn ich mich dadurch einer Gefahr aussetze . . .«

»Mein lieber Herr,« unterbrach ihn Malden, »so sind Sie doch gewiß zu galant, um einer Dame, die sich in Gefahr befindet, diesen Dienst zu versagen.«

Der Mann im Schlafrock trat auf Malden zu und sagte ihm leise ins Ohr: »Die Dame kenne ich . . . es ist die Königin!«

Marie Antoinette zog Herrn von Malden zurück.

»Melden Sie dem Könige, daß ich erkannt bin«, sagte sie.

Malden eilte an den Wagen und entledigte sich dieses Auftrags.

»Ersuchen Sie den Mann, zu mir zu kommen«, sagte der König.

Der Mann im Schlafrock seufzte, zog seine Pantoffeln aus und ging mit bloßen Füßen an den Wagen.

»Wie heißen Sie?« fragte ihn der König.

»Von Préfontaine, Sire, Major der Kavallerie und Ritter des Ludwigsordens.«

»In Ihrer doppelten Eigenschaft als Major und Ritter des Ludwigsordens haben Sie mir zweimal Treue geschworen. Es ist daher Ihre Pflicht, mir aus dieser Verlegenheit zu helfen. Haben Sie vielleicht zufällig gehört, daß in einem Wirtshause frische Pferde bereitgehalten werden, und haben Sie Husaren gesehen, die seit gestern in der Stadt liegen?«

»Ja, Sire, die Pferde und die Husaren stehen jenseits der Stadt, die Pferde im Gasthofe ›Zum großen Monarchen‹, die Husaren sind wahrscheinlich in der Kaserne.«

Der König reichte der Königin die Hand, um ihr in den Wagen zu helfen.

Die beiden Offiziere setzten sich auf den Bock und riefen den Postknechten zu:

»Zum großen Monarchen!«

Aber in diesem Augenblicke sprengte aus dem Walde ein Reiter.

»Postillions!« rief er, »keinen Schritt weiter!«

»Warum nicht?« fragten die erstaunten Postknechte.

»Weil ihr den König fahrt . . . . Der König ist auf der Flucht, und im Namen der Nation befehle ich euch, nicht von der Stelle zu fahren!«

Ludwig XVI. sah wohl, daß der Augenblick entscheidend war.

»Wer sind Sie denn?« rief er dem Reiter zu, »und wer hat Ihnen das Recht gegeben, hier Befehle zu erteilen?«

»Ich bin ein gemeiner Bürger . . . aber ich vertrete das Gesetz und spreche im Namen der Nation. – Postillions, nicht von der Stelle . . . Ihr kennt mich wohl, ich bin Jean Baptiste Drouet, Sohn des Postmeisters von Saint-Menehould.«

»Oh! der Elende!« riefen die beiden Offiziere, die vom Bock sprangen.

Aber ehe sie auf dem Boden standen, hatte Drouet sein Pferd gespornt und war in der Dunkelheit verschwunden.

»Ach! Charny . . . Charny!« klagte die Königin, »was ist aus ihm geworden?«

Sie sank in den Wagen zurück, und schien von nun an gegen alles, was um sie her vorging, gleichgültig zu sein.

Was war aus Charny geworden?

Das Pferd des Marquis Dandoins war ein guter Renner; aber Drouet war beinahe zwanzig Minuten voraus. Diese zwanzig Minuten mußten eingebracht werden.

Drouet hatte einen Postklepper, und Charny ritt ein Vollblutpferd. Der letztere hatte daher kaum eine Meile zurückgelegt, als er seinen Gegner erblickte. Drouet bemerkte nun, daß er verfolgt wurde, und machte die ungeheuersten Anstrengungen, um seinem Verfolger zu entkommen. Der junge Patriot fürchtete keineswegs den Tod, aber er fürchtete, angehalten zu werden und diese willkommene Gelegenheit, seinen Namen berühmt zu machen, unwiederbringlich zu verlieren.

Es waren noch zwei Meilen bis Clermont; aber es war nicht zu bezweifeln, daß ihn sein Verfolger bald einholen werde. Er trieb daher seinen Gaul mit Sporn und Peitsche an.

Inzwischen war es Abend geworden, es war etwa halb Zehn. Drouet war nur noch drei Viertel Meilen von Clermont entfernt, aber Charny war kaum noch zweihundert Schritte hinter ihm zurück.

Drouet wußte, daß in Varennes keine Poststation war; er vermutete daher, daß der König sich nach Verdun wenden werde. Schon gab er die Hoffnung auf; denn ehe er den König einholte, mußte er selbst eingeholt werden.

Auf einmal, als Charny nur noch etwa fünfzig Schritte hinter ihm ist, begegnen ihm Postknechte mit ausgespannten Pferden. Drouet erkennt in ihnen dieselben, die den König gefahren haben.

»Sind die Wagen nach Verdun gefahren?«

»Nein, nein!« rufen ihm die Postknechte zu; »die Straße nach Varennes!«

Drouet frohlockt; er ist gerettet, der König verloren!

Hätte der König den Weg nach Verdun genommen, so wäre Drouet genötigt gewesen, in gerader Richtung fortzureiten, aber der König hat den Seitenweg nach Varennes eingeschlagen, und dieser Weg geht zu Clermont in fast spitzem Winkel von der Hauptstraße ab. Drouet jagt in den Argonner Wald, dessen Weg er genau kennt. Er gewinnt dadurch einen Vorsprung von einer Viertelstunde, und überdies hofft er im Dunkel des Waldes seinem Verfolger zu entkommen. Charny, der die Gegend fast ebenso gut kennt wie Drouet, jagt ihm auf dem Fuße nach.

Noch ehe Drouet den Wald erreicht, ruft ihm Charny Halt zu.

Charny zieht eine Pistole hervor und schlägt auf Drouet an.

»Halt!« ruft er ihm zu, »oder du bist des Todes!«

Drouet bückt sich auf den Hals seines Pferdes, und treibt es mit der Peitsche an.

Charny drückt los, aber nur die Funken des Steines blitzen in der Dunkelheit.

Charny schleudert wütend seine Pistole auf Drouet, zieht die zweite hervor und schlägt zum zweiten Male auf ihn an; aber die Pistole versagt wieder.

Kaum hat er hundert Schritte zurückgelegt, stürzt sein Pferd in einen Graben; Charny fällt kopfüber zu Boden; er springt rasch wieder auf und schwingt sich in den Sattel; – aber Drouet ist verschwunden!

So war Drouet seinem Verfolger entkommen; so erschien er auf der Landstraße und befahl den Postknechten, die den König fuhren, vor der Stadt Varennes zu halten.

Die Postknechte halten, denn Drouet hat sie im Namen der Nation aufgefordert, und dieser hat bereits mehr Gewalt als der Name des Königs.

Kaum ist Drouet in den Gassen der unteren Stadt verschwunden, so hört man den Galopp eines näherkommenden Pferdes.

Isidor kommt zurück: die von Choiseul bestellten Pferde stehen im »Großen Monarchen« bereit. Dort warten auch Bouillé und Raigecourt.

»Haben Sie den durch die Stadt galoppierenden Reiter nicht gesehen?« fragt der König hastig.

»Ja, Sire«, antwortete Isidor.

»Der Reiter ist Drouet«, erwiderte der König.

»Drouet!« ruft Isidor entsetzt. »Dann . . . ist mein Bruder tot!«

Die Königin schreit laut auf, und bedeckt das Gesicht mit beiden Händen.

Isidor von Charny war der erste, der sich wieder faßte.

»Sire,« sagte er, »wir dürfen nur an Eure Majestät denken. Es ist kein Augenblick zu verlieren! Die Postknechte kennen den Gasthof ›Zum großen Monarchen‹ . . . also fort, im Galopp!«

Aber die Postknechte rühren sich nicht.

»Nun, warum fahren wir denn nicht weiter?«

»Weil es Herr Drouet verboten hat.«

»Wie! Wenn der König befiehlt, so gehorcht ihr Herrn Drouet?«

»Wir gehorchen der Nation.«

Isidor faßt den nächsten Postknecht beim Kragen und hält ihm den Hirschfänger auf die Brust.

Die Königin schreit laut auf:

»Um Gottes willen, meine Herren!« ruft sie. – Dann sagte sie zu den Postknechten: »Hört, Freunde! Fünfzig Louisdor Trinkgeld für euch drei, und fünfhundert Franken Pension für jeden, wenn ihr den König rettet!«

Die Postknechte treiben, durch die Belohnung angelockt, die Pferde weiter an.

Der Wagen fährt schnell durch die untere Stadt; aber als man an die Torwölbung kommt, die unter dem Brückenturm hindurchführt, bemerkt man, daß ein Torflügel geschlossen ist.

Man öffnet den Torflügel: der Weg ist durch zwei oder drei Karren gesperrt.

»Hierher, meine Herren!« ruft Isidor, der vom Pferde springt, um die Karren auf die Seite zu schieben.

In diesem Augenblick hört man die ersten Trommelwirbel und das erste Rasseln der Sturmglocke.

Drouet ist bei der Arbeit.

»Ha! der Elende!« ruft Isidor zähneknirschend, »wenn ich ihn finde!«

Mit gewaltiger Anstrengung schiebt er einen Karren weg, während Malden und Valory den andern umwerfen.

Es bleibt noch der dritte aus dem Wege zu räumen. Während die drei jungen Kavaliere Hand anlegen, erscheint der Wagen unter dem Turmgewölbe.

Auf einmal sieht man zwischen den Leitern des dritten Karrens vier bis fünf Gewehrläufe hervorkommen.

»Keinen Schritt weiter, meine Herren, oder Sie sind des Todes!« ruft ihnen eine Stimme zu.

»Meine Herren,« sagte der König, der sich zum Wagen herausneigte, »brauchen Sie keine Gewalt, ich befehle es Ihnen.«

Die beiden Offiziere und Isidor treten einen Schritt zurück.

»Was will man von uns?« fragte der König.

»Wir wollen die Pässe sehen«, antworteten zwei oder drei Stimmen.

»Die Pässe? Gut«, sagte der König; »rufen Sie die Stadtbehörden, wir wollen sie ihnen zeigen.«

Zwei Männer erschienen, der eine mit einer dreifarbigen Schärpe, der andere in Uniform.

Der erstere war der Gemeindevorsteher Sausse, der andere der Kommandant der Nationalgarde Hannonet.

Hinter ihnen sah man im Lichte der Fackeln gegen zwanzig Gewehrläufe glänzen.

»Meine Herren,« sagte der König, »ich bin bereit, mich Ihnen mit den mich begleitenden Personen anzuvertrauen; aber schützen Sie uns gegen die Roheit dieser Leute.«

»Gewehr bei Fuß, meine Herren!« sagte Hannonet.

Die Leute gehorchten murrend.

»Sie werden entschuldigen, mein Herr«, sagte der Gemeindevorsteher zum König; »aber es geht das Gerücht, Seine Majestät Ludwig XVI. sei auf der Flucht, und wir haben uns pflichtgemäß zu überzeugen, ob es wahr ist.«

»Sich zu überzeugen, ob es wahr ist?« eiferte Isidor. »Wenn es wahr ist, daß der König in diesem Wagen sitzt, so müssen Sie ihm zu Füßen fallen; wenn der Reisende hingegen ein Privatmann ist, warum halten Sie ihn dann an?«

»Mein Herr,« sagte Sausse, der sich fortwährend an den König wandte, »ich rede mit Ihnen; wollen Sie die Güte haben, mir zu antworten?«

»Sire,« sagte Isidor leise, »suchen Sie Zeit zu gewinnen; der Graf von Damas folgt uns mit seinen Dragonern, und er kann nicht lange mehr ausbleiben.«

»Sie haben recht«, sagte der König.

»Und wenn unsere Pässe in Ordnung sind, werden Sie uns dann ungehindert weiterreisen lassen?«

»Allerdings«, erwiderte Sausse.

»Nun, dann haben Sie die Güte, Frau Baronin,« sagte der König zu Frau von Tourzel, »Ihren Paß hervorzusuchen und diesem Herrn zu zeigen.«

Frau von Tourzel verstand; sie begann wirklich den Paß zu suchen, aber in Taschen, wo er nicht zu finden war.

»Sie sehen ja,« sagte eine ungeduldige Stimme, »daß kein Paß vorhanden ist!«

»Allerdings, meine Herren, wir haben einen Paß«, sagte die Königin, »aber die Frau Baronin von Korff weiß nicht mehr, wo er geblieben ist; sie hat nicht gewußt, daß man ihn vorzeigen muß.«

Ein lautes Hohngelächter der Umstehenden bewies, daß man sich durch diese Ausflucht nicht täuschen ließ.

»Wir können es kürzer machen,« sagte Sausse, »Postillions! – fahrt vor meinen Laden; die Herren und Damen werden aussteigen, und alles wird sich aufklären . . . . Vorwärts!«

»Oh, Damas! Damas!« sagte der König; »wenn er nur kommt, ehe wir in dem verwünschten Hause sind!«

Aber man kam an dem Hause an, ohne von Damas etwas zu sehen. Dieser hatte nicht kommen können; zuerst hatte ihn der Gemeinderat aufgehalten, dann waren seine Dragoner zur Nationalgarde übergetreten. Er selbst versuchte, sich mit einigen Offizieren durchzuschlagen.

Das Haus des Munizipalbeamten – wenigstens was die erlauchten Gefangenen und ihre Leidensgefährten davon sahen – bestand aus einem Spezereiladen, der durch eine Glastür von einem Speisezimmer getrennt war. In einer Ecke des Ladens war eine hölzerne Treppe, die in den ersten Stock führte, der aus zwei Zimmern bestand.

Frau Sausse erschien halb angekleidet oben an der Treppe, als zuerst die Königin, dann der König, die »Kinder Frankreichs«, Madame Elisabeth und zuletzt Frau von Tourzel in den Laden traten.

Mehr als hundert Personen begleiteten den Wagen und blieben vor dem Hause stehen.

»Es war von einem Paß die Rede«, begann Sausse; »wenn die Dame, die sich für die Herrin des Wagens ausgibt, mir ihn einhändigen will, so will ich mit ihm auf das Rathaus gehen, wo der Gemeinderat versammelt ist, um zu sehen, ob er gültig ist.«

Frau von Tourzel nahm das Dokument aus der Tasche und übergab es dem Gemeindebeamten, der sich sogleich aufs Rathaus begab.

In der Sitzung des Gemeinderats ging es ungemein lebhaft zu, denn Drouet war dabei. Sausse erschien mit dem Paß. Alle wußten, daß die Reisenden in seinem Hause waren, und bei seiner Ankunft entstand das tiefste Schweigen.

Er überreichte dem Bürgermeister den Paß.

»Meine Herren,« sagte dieser, »der Paß ist vollkommen gültig. Hier ist die Unterschrift des Königs!«

Er reichte den Paß den Umstehenden, die ihn sehen wollten; aber Drouet kam den übrigen zuvor und ergriff das Papier.

»Er ist freilich vom König unterzeichnet«, sagte er. »Aber wo ist die Unterschrift der Nationalversammlung?«

»Hier«, sagte sein Nachbar, der den Paß zugleich mit ihm und bei demselben Lichte las; – »hier stehen die Unterschriften der Mitglieder eines Komitees.«

»Mag sein«, erwiderte Drouet; »aber wo ist die Unterschrift des Präsidenten . . . Überdies handelt es sich auch gar nicht um eine Unterschrift. Die Reisenden sind keineswegs die russische Baronin von Korff mit Kindern und Dienerschaft; es sind der König, die Königin, der Dauphin, Madame Royale, Madame Elisabeth, eine Palastdame, drei Kuriere . . . . Wollen Sie die königliche Familie aus Frankreich entfliehen lassen?«

Die Frage war klar und entschieden gestellt, aber für Gemeindebeamten einer Stadt wie Varennes schwer zu lösen. Da die Beratung sich in die Länge zu ziehen schien, so entschloß sich der Gemeindevorstand, sich nach Hause zu begeben.

Er fand die Reisenden in seinem Laden. Madame Sausse hatte sie ersucht, sich in ihr Zimmer zu bemühen, hatte ihnen Sessel und sogar einen Imbiß angeboten, aber sie hatten alles abgelehnt.

Plötzlich erschien der Hausherr unter der vor der Tür versammelten Menge, durch die er sich nur mit Mühe einen Weg bahnte.

Der König ging ihm entgegen.

»Nun, der Paß?« fragte er mit einer Hast, die er vergebens zu bewältigen suchte.

»Der Paß«, antwortete Sausse, »ist im Gemeinderat der Gegenstand einer lebhaften Erörterung geworden.«

»Wie?« fragte Ludwig XVI. »zweifelt man etwa an seiner Gültigkeit?«

»Nein; aber man bezweifelt, daß er wirklich der Frau von Korff gehöre, und es geht das Gerücht, daß wir das Glück haben, den König und seine Familie bei uns zu sehen.«

Ludwig XVI. zögerte einen Augenblick mit der Antwort; dann faßte er plötzlich seinen Entschluß und erwiderte:

»Nun ja, ich bin der König . . . hier ist die Königin, hier sind meine Kinder . . . und ich ersuche Sie, uns mit der nötigen Achtung zu behandeln, welche die Franzosen ihren Königen gegenüber nie verleugnet haben.«

Der König gab diese Erklärung mit Würde; aber sein einfacher Anzug war leider nicht geeignet, seiner Person etwas Imponierendes zu geben.

Die Königin fühlte den Eindruck, den die Erscheinung ihres Gemahls auf die gaffende Menge machte, und die Röte stieg ihr ins Gesicht.

»Wir wollen Ihre Einladung annehmen«, sagte sie hastig zu der Frau vom Hause; »führen Sie uns hinauf.«

Inzwischen verbreitete sich die Kunde, daß der König in Varennes sei, wie ein Lauffeuer durch die ganze Stadt. Ein Mann begab sich eilends auf das Rathaus und stürzte in den Sitzungssaal.

»Meine Herren,« sagte er, »die Reisenden, die bei Herrn Sausse verweilen, sind wirklich der König und die königliche Familie . . . . Ich habe es aus des Königs eigenem Munde gehört.«

»Ich sagte es ja!« rief Drouet frohlockend.

Wie geschah es nun, daß Bouillé und Raigecourt mit ihren Husaren nicht in die Stadt kamen?

Wir wollen es erklären.

Gegen neun Uhr abends hatten die beiden Offiziere im »Großen Monarchen« gesessen, als der Friseur Leonard im gleichen Gasthause abstieg. Von ihm hörten sie, Damas sei von seinen Dragonern im Stich gelassen worden, der König werde wohl nicht kommen. Sie warteten bis nach Mitternacht.

Um halb ein Uhr wurden sie durch die Sturmglocke, das Trommeln und den Lärm aufgeweckt. Sie schauten aus dem Fenster und sahen die ganze Stadt in Bewegung. Darauf eilten sie in den Stall und ließen sogleich die für den König bereitgehaltenen Pferde herausbringen und vor die Stadt führen. Dort würde sie der König finden, nachdem er den Weg durch die Stadt zurückgelegt hätte.

Dann ließen sie ihre eigenen Pferde an denselben Ort bringen.

Inmitten des allgemeinen Geschreis und Getümmel erfuhren sie, daß der König angehalten und zu dem Gemeindevorstand geführt worden sei. Was tun?

Sollten sie die Husaren aufsitzen lassen und die Befreiung des Königs versuchen? Oder sollten sie zu dem Marquis von Bouillé eilen, den sie wahrscheinlich zu Dun treffen würden?

Sie entschieden sich für das letztere. Das war ebenfalls Hilfe, die der König mit Gewißheit erwartete, und die nicht erschien.

 


 << zurück weiter >>