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Kapitel VII

» Don Juan. … Wie willst du denn diese Heirat hindern?
Borachio. Nicht auf eine redliche Art, gnädiger Herr, aber so versteckt, daß keine Unredlichkeit an mir sichtbar werden soll.«

SHAKESPEARE , Viel Lärm um nichts II,2.

Ferrers und Cæsarini saßen beide bei ihrem Wein, und beide waren in Schweigen versunken, weil sie nur ein einziges gemeinsames Interesse hatten, als Lumley ein Billet von Lady Florence überbracht wurde. »Das kommt gerade recht!« rief er, während er es las. »Lady Florence wünscht Sie zu sprechen und fügt ein Billet an Sie bei, das sie mich an Sie zu adressieren und Ihnen zuzustellen bittet. Hier ist es.«

Cæsarini nahm das Billet mit zitternden Händen: es war sehr kurz und enthielt nur den Wunsch, ihn am nächsten Tag um zwei Uhr zu sprechen.

»Was kann das bedeuten?« rief er aus; »wird sie sich entschuldigen oder erklären wollen?«

»Nein, nein, nein! Das wird Florence nicht tun; aber aufgrund gewisser Andeutungen, die sie im Gespräch mit mir fallen ließ, nehme ich an, dass sie Ihnen ein Angebot bezüglich Ihres weltlichen Fortkommens vorschlagen wird. Ha! da fällt mir etwas ein!«

Lumley zog ungeduldig die Glocke. »Wartet Lady Florence' Diener auf eine Antwort?«

»Ja, Sir.«

»Sehr gut – er soll bleiben. – Jetzt, Cæsarini, haben wir doppelte Sicherheit. Kommen Sie zum nächsten Raum. Dort, setzen Sie sich an mein Pult und schreiben Sie an Maltravers, was ich Ihnen diktiere.«

»Ich?!«

»Ja, vertrauen Sie mir einfach ganz und gar – und schreiben Sie, schreiben Sie! Wenn Sie fertig sind, erkläre ich's Ihnen.«

Cæsarini gehorchte, und der Brief lautete folgendermaßen:

»Werter Maltravers,

ich habe von Ihrer bevorstehenden Heirat mit Lady Florence Lascelles erfahren. Gestatten Sie mir, Ihnen meinen Glückwunsch auszusprechen. Ich selbst habe eine fruchtlose, törichte Leidenschaft überwunden und vermag Ihr Glück ohne Seufzen zu betrachten.

Ich habe all meine alten Vorurteile gegen die Ehe überprüft und halte sie für einen Stand, den nur die vollkommenste Übereinstimmung der Temperamente, Ziele und Gesinnungen erträglich gestaltet. Wie selten ist solch eine Übereinstimmung! In Ihrem Fall mag sie existieren. Die Gefühle dieses schönen Wesens sind zweifellos leidenschaftlich – und sie gehören Ihnen!

Schreiben Sie dem Überbringer ein paar Zeilen, um mich Ihres Glaubens an meine Aufrichtigkeit zu versichern.

Ihr

C. Cæsarini.«

»Kopieren Sie diesen Brief, ich benötige eine Abschrift – rasch! Nun siegeln Sie und adressieren Sie das Duplikat«, fuhr Ferrers fort; »gut so; gehen Sie in den Flur, übergeben Sie selbst den Brief an Lady Florence' Diener und bitten Sie ihn, diesen nach Seamore Place zu bringen, auf Antwort zu warten und sie hier abzuliefern; inzwischen hätten Sie ein Billet für Lady Florence fertig. Sagen Sie, ich würde dies ihrer Ladyschaft gegenüber erwähnen, und geben Sie dem Mann eine halbe Krone. Zwei Shilling und Sixpence. – Anm.d.Übers. Nun, machen Sie schon!«

»Ich verstehe kein Wort von alledem«, sagte Cæsarini zurückkehrend: »wollen Sie es mir erklären?«

»Aber sicher! Die Kopie des Billets, das Sie an Maltravers geschickt haben, werde ich heute abend Lady Florence als Beweis Ihrer ernüchterten und großmütigen Gefühle vorweisen; beachten Sie: es ist so geschrieben, dass der alte Brief Ihres Nebenbuhlers eine genaue Antwort darauf zu sein scheint. Morgen wird ein Verweis auf dieses Ihr Billet unseren Plan sichtlich fördern; und wenn Sie meinen Anweisungen folgen, so müssen Sie so tun, als ob Sie nicht freiwillig unser Machwerk zeigen, wie wir zuerst vorhatten, sondern als ob Sie es – aus großmütigen Motiven, aus einem unwiderstehlichen Verlangen, sie vor einem unwürdigen Gatten zu retten und vor einem kläglichen Schicksal – nur widerstrebend ihren Augen auslieferten. Fortuna hat die Karten für uns gemischt und das As oben aufgelegt. Drei zu eins, dass der tolle Trick gelingt. Maltravers ist auch zu Hause. Ich sprach dort vor, als ich von meinem Onkel zurückkehrte, und erfuhr, dass der den ganzen Abend nicht ausgehen werde.«

Nach einer Weile traf Ernests Antwort ein: sie war kurz und rasch hingeworfen, aber voll von der männlichen Freundlichkeit seines Naturells; sie drückte Bewunderung und Freude über den Ton von Cæsarinis Brief aus, widerrief alle früheren abschätzigen Bemerkungen in Bezug auf Lady Florence, bekannte die Härte und den Irrtum seiner ersten Eindrücke, benutzte jeden zartfühlenden Gedanken, der Cæsarini besänftigen und aussöhnen konnte, und schloss mit dem Ausdruck freundschaftlicher Gefühle und dem Wunsch, ihm dienlich zu sein, und dies so herzlich, so ehrlich, so frei von gönnerhafter Attitüde, dass sogar Cæsarini selbst, obwohl halb wahnsinnig vor Leidenschaft, davon fast gerührt wurde.

Lumley bemerkte den Wechsel in seinen Zügen – schnappte sich den Brief aus seiner Hand – las ihn – warf ihn ins Feuer – und sagte: »Wir müssen uns gegen Zufälle schützen«, klopfte dem Italiener vertraulich auf die Schulter und fügte hinzu: »Nun dürfen Sie keine Gewissensbisse mehr verspüren; denn ein jesuitischeres Beispiel heuchlerischen Geschwätzes hab' ich nie gelesen! Wo ist Ihr Billet an Lady Florence? Ihre Empfehlung, Sie werden um zwei bei ihr sein. So, die Probe ist vorbei, die Szene steht, und ich werde mich ankleiden, um Ihr Spiel mit einem Prolog zu eröffnen.«


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