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Nach einiger Zeit erhielt Paulus in Korinth den Besuch zweier Gesinnungsgenossen, Silas Silvanus und Timotheus, die ihm die Nachricht von einer Gemeinde gebracht haben sollen, welche in Thessalonich gegründet worden war, und zwar als eine freigebige Stiftung der Bewohner Philippis, unter denen sich eine reiche, gastfreie Purpurkrämerin namens Lydia aus der Stadt Thyatira befand. Sie gewährte Paulus und seinen Begleitern Obdach und sorgte für ihren Unterhalt (Brief an die Philipper 4, 16, Apostelgeschichte 16, 14-15).

Paulus, der der eigentliche Verbreiter der christlichen Religion war, kann nicht das geringste über die Persönlichkeit Jesu melden, er hat ihn nie gesehen, ebensowenig, wie die, im übrigen namenlosen, Evangelisten ihn je gesehen haben. Wenn er (1. Korinther 9, 1) ausruft: »Habe ich nicht unsern Herrn Jesus Christus gesehen?«, so bezieht sich das auf die Vision bei Damaskus. Und was man populär als Evangelium des Markus, des Lukas usw. bezeichnet, will ja nach den Worten des Textes (Katà) nur ausdrücken, daß das Evangelium von jemand aufgezeichnet wurde, der dem Kreise des genannten Jüngers angehörte, keineswegs, daß dieser selbst der Urheber war. Nichts wird zudem von diesen Evangelisten niedergeschrieben, ehe Paulus schon jahrelang gewirkt hat.

Dieser Paulus mit all seiner Feurigkeit ist, soweit man sehen kann, eine unheimliche Persönlichkeit gewesen, einer jener krankhaften Menschen, bei denen die Begeisterung in Abscheu, der Haß dagegen in aufbrausende Schwärmerei umschlägt.

Alles historische Wissen ist ja unsicher, das Wort ist wahr, daß die historische Sicherheit auf der Schweigsamkeit des Todes beruht.

Aber was die Quellen uns melden, ist folgendes: Als der unglückliche Stephanus wegen seines abweichenden Messiasglaubens gesteinigt werden sollte, legten die ersten von den Henkern die Mäntel, die sie bei der Steinigung störten, einem jungen Fanatiker Saul zu Füßen, der Gefallen an dem Morde fand, und deshalb nach seiner eigenen Aussage gern die Kleider derer verwahrte, die ihn ausführten. Er sah es in seiner blinden Leidenschaft für seine Schuldigkeit an, etwas gegen die Nazaräer zu tun. Das tat er denn auch in Jerusalem, wo er sich vom Hohenpriester eine Vollmacht verschaffte, um viele von den Heiligen ins Gefängnis werfen zu lassen; er soll, wenn sie gesteinigt wurden, seine Stimme dafür abgegeben haben. Man nimmt an, daß dies im Jahre 37 geschehen sei. Im Jahre 38 erfolgte seine plötzliche Bekehrung. Sowohl vor wie nach ihr war er ein Eiferer von Fach.


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