Josef Wenter
Mannsräuschlin
Josef Wenter

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Schatten des Menschen

Der kurze Frühling ist in die Gebirge verzogen. Die Tage werden länger, und schon sind die Nächte warm. Die Moskitos sind eines Abends gläsern summend da, und bald folgen ihnen die größeren Fliegen und die gelben, gold- und grünäugigen Brummer. Eines Nachts geistern dann die Segel vereinzelter Fledermäuse in der Herde, die Hunger und der warme Wind frühzeitig geweckt haben.

Der Schatten des Menschen, der mit der Witterung vom Maultier her ins Gemüt des Hengstes und der beiden Stuten, fremd und magisch sie an die Ahnen knüpfend, gefallen war, ist lange hinweg.

Mehrmals ist der Hengst nach jenem Erlebnis der Spur des Maultiers nachgetrabt und dem Fohlen, das er vermißte. Dann hat er sichernd und aufwiehernd die seltsame Witterung über dem Gras gespürt. Aus tiefen Schächten seines Gemüts ist, ungestaltet und wie eine Wallung das Dasein des Menschen aufgestiegen, der seine Ahnen gehegt und erzogen, sie erhöht 175 hat über alle Geschöpfe und zu seinen Freunden gemacht hat. Die hohe Herrschaft des Menschen über alles neben sich Erschaffene hat magisch und verworren die Seele des Pferdes überschattet. Sie hat es bewirkt, daß der Hengst die Maultierstute nicht aus der Herde biß. Von ihrem Rücken, der noch vor wenigen Tagen den Sattel und den Menschen getragen hatte, und von ihren Flanken, die von den Sporen wund waren, war die übermächtigende Witterung hergekommen. Da war der Zorn des Herrschsüchtigen unsicher geworden. Der nie gesehene Mensch hatte ihn niedergeschlagen, gebändigt, gesänftigt. Er war vor der Fremdlingin davongaloppiert.

Es ist zu Anfang des Mai. Die Zeit der großen Leidenschaft ist angebrochen. Die beiden Stuten halten sich bei Tage mehr abseits der Herde. Sie weiden ruhig, säugen ihre Fohlen, tun sich nieder, dösen friedfertig vor sich hin, stehen wieder auf, sichern mit spielenden Ohren, betrachten aus ruhigen gewölbten Augen die steifen, bald erschrockenen, bald übermütigen Kapriolen ihrer Sprößlinge, traben einmal aus, um den Fohlen eine Richtung ihrer Sprünge und ein Ziel zu geben, schnuppern sie ab und machen sich gegen Abend enger an die Herde.

Mannsräuschlin, das von dem Besuch des 176 Maultiers keine Notiz genommen hat, erlebt in diesen Zeitläuften viel Neues. Scheu gewahrt es die Wildheit und bissige Unverträglichkeit der dreijährigen Junghengste. Was ist aus den Burschen geworden? Man ist bisher auch Flanke an Flanke hingaloppiert und hat zum Schein die Zähne gebleckt, hat einander angeschrien und vielleicht nach der Mähne gebissen, um gleich wieder loszulassen. Spaß und Spiel! Jetzt ist das anders. Gestern begab es sich. Ein junger Hengst, der eben drei Jahre alt geworden war, trabte hinter einer dreijährigen Stute her, und Mannsräuschlin, das sich die Regenzeit hindurch viel im Trupp der Jungpferde befunden hatte, trabte vergnügt dem Hengst nach. Die junge Stute wieherte hellauf und fiel in Galopp. Sogleich galoppierte auch der Junghengst, holte auf, preschte an ihre Flanke und biß nach ihrem Hals. Mannsräuschlin, das die beiden, wie sie einen kurzen Bogen schlugen, leicht einholte, wollte an der anderen Flanke der Stute mitgaloppieren. Da feuert diese gegen das völlig Überraschte aus, schreit es gell an, und gleich ist der Jungkerl da und beißt ergrimmt nach dem Hals des Jährlings. Mannsräuschlin ist in stürmischem Gang dem Überfall ausgewichen. Dann steht es schnaufend und ohne Verständnis und äugt den Davonjagenden nach. Was war das? 177

Die anderen Jungpferde treiben es ähnlich, und es ist eine Unrast und Wildheit, ein Gewieher und Gejage und Geschnaufe allenthalb in der Herde, daß das Fohlen sich mit den wenigen Jährlingen zu den zwei Mutterstuten davonmacht. Es spürt, daß es Dinge gibt unter der Sippe, die man nicht begreift, die ganz außerhalb des eigenen Lebens und feindselig sind und einem die Verwandten fremd und gefährlich machen. Das Fohlen wird in diesen Wochen scheu und verängstigt und galoppiert davon, wenn nur ein Jungkerl im hohen Gras vor ihm auftaucht. Es hält sich bei den wenigen Gleichaltrigen und deren Müttern und bei den zwei Stuten, die alle auch dem wilden Wesen in der Herde aus dem Weg gehen.

Sie kümmern sich nicht um die stürmischen und ergrimmten, in großer Wildheit und mit Getöse sich abspielenden Kämpfe des alternden Führers um Herrschaft und Ordnung in der Herde. Er hat die dreijährige Stute und eine Gleichaltrige eines Tages davongejagt. Von weit draußen hörte er den Kampfschrei eines Junghengstes. Sei es, daß er sich nicht mehr stark genug fühlte, die Herausforderung anzunehmen; sei es, daß ihm die Herde durch den Zuwachs der beiden Fohlen zu groß wurde, um sie sicher zu bewachen und zu beherrschen; sei es, daß er sich zu alt fühlte, sein 178 Herrenrecht über die beiden Dreijährigen zu behaupten; vielleicht auch – keineswegs aus Mitleid –, weil in ihm magisch die Gesetze der Sippe lebendig sind und er dem angaloppierenden Jungkerl, den er erst im vorigen Frühling aus der Herde gebissen hatte, und der ein Sohn von ihm ist, den eigenen Daseinskreis beginnen lassen will: und wahrscheinlich aus allen solchen Wallungen heraus hat er die beiden jungen Stuten verjagt.

Die haben es lange nicht begriffen. Sie sind in der Herde aufgewachsen und haben sich an die Junghengste gewöhnt. Spiele und Wanderungen, die große Dürre und die Regenzeit, Schrecken und die Lust am Dasein haben sie einträchtig miteinander durchtrabt. Jetzt sollen sie davon? Wie denn?

Der Schrei des Junghengstes draußen kommt näher. Der alte Führer hetzt hinter den beiden her. Die Junghengste der Herde jagen die Flanken der Gehetzten hin, im Bogen mit. Der Alte beißt und schlägt die Zudringlichen fort. Schaum flockt aus den Mäulern, die Mähnen fliegen, wild kollern sie aus gefletschten Lefzen, und der Boden zittert unter dem zornigen Galopp. Sie fürchten sich vor dem Alten, vor den Jungen und voreinander, und wissen nicht, was werden soll.

Jetzt stürmt der fremde Hengst, der die tolle Jagd mißversteht und angesichts ihrer von heftigster 179 Eifersucht überwältigt wird, den beiden Stuten entgegen. Die brechen vor dem Fremden aus und streben in die Herde zurück. Der Alte prescht vor und verlegt ihnen den Weg. Der Fremde beißt die Junghengste weg, die aufgellend ausbrechen. Dann ist auf einmal nur mehr der fremde Hengst hinter den beiden Stuten, die mählich abfallen. Der holt auf und ist jetzt an der Flanke der einen, dann der anderen. Ehe sie es gewahren, hat er sie weit aus dem Bereich der Herde gebracht. In wenigen Tagen werden sie gehorsam und zufrieden sein und gute Kameradschaft halten mit anderen Stuten, die der Hengst sich da und dort noch erobern wird.

Wenn sie dann im hohen Sommer einmal die Wege der alten Herde kreuzen, oder mit ihr an der und jener Wasserstelle zusammentreffen, werden sie sich freundlich mit den Blutsverwandten beschnuppern, werden genau sich wiedererkennen und gleichmütigen und stillen Sinnes auf getrennten Lebenswegen wieder ihrem neuen Herrn folgen und bis an ihr Ende ihm die Treue bewahren.

Dann ist in jenen Tagen, schärfer und großartiger als das erstemal, der Schatten des Menschen mitten in der Herde. Nicht nur jenes Maultier ist in die Freiheit getrabt. Die Überschwemmung der 180 Menschensiedlung hat auch Pferde des Menschen versprengt. Ein hoher brauner Hengst, halben Bluts aus spanischer und halben aus trakehnischer Zucht, hat die Witterung der Herde vor dem warmen Nordostwind aufgenommen und trabt durchs hohe Gras heran. Weit noch von ihr entfernt, hört er das brünstige Gewieher der Stuten und die Hetzschreie des alten Hengstes. Sichernd steht der Braune eine kurze Weile, und als der hohe Schrei einer Stute fern herüberkommt, antwortet er wild und überaus herrisch und galoppiert an. Das Gras schwankt hinter ihm her, und der Boden hallt laut; die Hufe tragen flache Menscheneisen. Stärker kommt die Witterung heran, dann rauscht das Gehalm weit auseinander, und jetzt steht der mächtige Fremde vor dem alten Führer, der seinem Kampfruf entgegengestürmt ist. Jetzt kommt, was kommen muß.

Der Rote hat den Menschen nie gesehen, und der Braune hat inmitten seiner Leidenschaft auf ihn vergessen. Aber die Witterung des Menschen geht mit ihm. Vom Hals hängt ihm das zerschlissene Ende eines Halfters, und schief über dem Rücken liegt eine Satteldecke, die ein breiter Gurt umspannt. Von der Decke hängen Fetzen die Flanken hinab, denn der Hengst ist seit vielen Tagen in Freiheit und hat sich im Gras 181 gewälzt, in seichten Wasserstellen sich abgeschwemmt, ist durch die hohen Halme galoppiert, hat da und dort an Bäumen und Gesträuch sich gescheuert. Er ist so hoch wie der alte Führer. Seine Kruppe ist wuchtiger. Sein Fell ist glänzend und nicht struppig wie das des Roten. Die Mähne hat der Mensch ihm gestutzt; sie ist ihm schwärzlich nachgewachsen. Der Schweif ist dichter und länger.

Wenn das vom Menschen vergewaltigte Maultier Sklavensinn und Unterwürfigkeit auch in der Freiheit nicht verlor, so bringt den vom Menschen gebändigten Hengst die Freiheit und Weite der Steppe zu einer bösen Wildheit. Sei es, daß vom Herrscherhochmut des Herrn der Erde sein Gemüt magische Wallungen empfangen hat, die in seiner einfältigen Seele die angeborene Hoffärtigkeit des adligen Tiers zur Bosheit verkehrten; sei es, daß der Hengst, oftmaliger Zeuge menschlicher Hartherzigkeit und Grausamkeit, und erfahren darin auch am eigenen Leib, solche Unmenschlichkeiten tief in seinem Gedächtnis bewahrte und sie, im Banne des Menschen, als ein Selbstverständliches erlebt hat: jetzt in der Freiheit wallen sie heftig durch sein Gemüt, ohne deutliche Erinnerung, verändert, in sein eigenstes Wesen eingegangen.

Wie der Rote ihm entgegentritt, fletscht er nur das 182 riesige gelbe Gebiß und, als wäre der Alte ihm zu gering, feuert er tief kollernd einmal aus, tut einen mächtigen Satz zur Seite und galoppiert donnernd auf die Stuten zu. Die setzen sich sogleich in schnellsten Gang und stürmen vor dem riesigen Fremden her, dem das Halfter lang hinflattert, und der, umgürtet mit der Satteldecke, sie in großen Schrecken versetzt. Sie preschen auseinander, stürmen in weiten Bogen durchs Gras. Die Junghengste feuern hellwiehernd aus und hetzen hinter den Stuten drein, ungewiß, ob sie selber hetzen oder gehetzt werden. Die Jährlinge und Fohlen sind in großer Verwirrung nach allen Richtungen hin gestoben, machen sich, wenn die Stuten im Kreis wieder herankommen, an diese, werden weggebissen, gellschreiend aus dem Weg gewiesen. Da und dort rennen die Brünstigen, ohne Besinnung Galoppierenden seitlings aneinander, bäumen sich hoch auf, setzen die Vorderhufe sich um die Hälse, an die Kruppen und Flanken, überschlagen sich, wälzen sich schnaubend, springen wieder auf, jagen weiter und verhalten dann schweißtriefend, zitternd, geblähter Nüstern, dumpf kollernd, mit fliegenden Flanken, schäumenden Mäulern und mit rasenden Augen.

Dann gewahren sie den fremden Hengst, der eine vierjährige rote Stute hetzt. Die hat er sich erwählt. 183 Die wird er überwältigen. Er achtet nicht des roten Hengstes, der in besinnungsloser Wut hinter ihm hersprengt. Für nichts hat der Braune Gehör, Gesicht, Witterung. Die vierjährige rote zierliche Stute! . . . Da preschen ihm die Hinterhufe des Roten in die Flanke. Der hat aufgeholt und schleudert ihm die Hufe hin, daß es laut schallt. Ho Greis! Kümmerer! Lahmer Mann! . . . Der Braune läßt von der Stute. Die entgeht ihm nicht. Dampfend macht sie sich hinter die Herde, verhält schnaufend, stampft manchmal mit allen vieren den Boden. Zorn und Leidenschaft durchtoben sie.

Der Braune hat sich gegen den rechtmäßigen Herrn gewendet. Der ist nach dem Flankenstoß einige Gänge davongesprengt und schickt sich von neuem an. Aber so lange wartet der Braune nicht. Seine Hoffart und sein Haß gegen den Herrn der Vierjährigen sind ohne Maß. Seitlings rennt er den Alten an und schlägt ihm im Vorüberjagen die Hinterhufe an den Leib, daß die Menscheneisen dumpf klatschen. Riesig bäumt der Rote sich in großem Schmerz. Der Schlag hat ihm die Leber geprellt, und ein jäher Krampf krümmt den Hinstürzenden. Er tut einen dumpfen rauhen Schrei, in dem Schmerz und Haß sind. Der Braune hat gewendet und galoppiert von der anderen Seite heran. Mit allen 184 vieren prescht der Rote, der aufgesprungen ist, zur Seite und schleudert hochbäumend die Vorderhufe dem Herstürmenden mitten ins Gesicht. Dabei überschlägt er sich und kommt wieder zu Fall. Der Braune blutet über und über; ein Auge ist ihm blind geschlagen. Der Schmerz macht ihn toll. Noch wälzt der Rote sich vom Sturz und will aufspringen, da ist der Braune über ihm, und die Eisen der Vorderhufe preschen dem sich vom Boden Aufbäumenden auf Gesicht und Hals, daß weithin der Schall der klatschenden Schläge geht.

Kollernd und schnaubend kommen die älteren Stuten heran. Es ist der Führer und Heger der Herde, den sie da mißhandelt sehen. Ihre Gemüter verwirren sich. Gewalt und Raserei des mächtigen Fremden bringt ihre Seelen in heftige Leidenschaft. Sollen sie sich auf den Alten stürzen und ihn erschlagen helfen? Sollen sie dem Fremden den Hals durchbeißen? Gehören sie beiden Herren? Warten sie, welcher obsiegen wird? . . . In kurzem stoßendem Trab, wild ausfeuernd, schnaufend und dumpf wiehernd, umdrängen, umkreisen die verwirrten Stuten den Kampfplatz, indes die Fohlen weit draußen verängstigt, mit spielenden Ohren, dünn wiehernd hin und wider laufen und in der weiten Steppe sich ausgesetzt und verlassen und einem großen Schrecken ausgeliefert fühlen. 185

Aber der in jahrweisem Kampf erfahrene rote alte Hengst hat sich wieder aufgerafft. Liegend hat er die Hinterfüße dem Braunen so an den Leib und die Sprunggelenke geschlagen, daß der abließ. Im Augenblick ist der Alte aufgesprungen, blutend und zerbeult, mit tiefen Rissen von den Eisen des Fremden. Zitternd und schaumflockend stehen die Hengste sich gegenüber und kollern sich dumpfen Haß zu. Beide wissen: es ist nicht zu Ende, wird nicht zu Ende sein, solange es zwei Herren gibt. Der Braune kann glauben, daß er Herr geblieben ist. Lange hat er das Alter des Gegners gewittert. Was will der noch? Langsam wendet er, trabt dann, immer seitlich äugend und sein wildes Gesicht schüttelnd, über das in blutigen Streifen das ausgeschlagene Auge langsam herabrinnt, gegen die Stuten. Der Alte steht und starrt und kollert. Dann gewahrt der Braune die vierjährige Stute. Gell aufwiehernd galoppiert er an und stürmt auf die Erschrockene zu, die in hohen Gängen das Weite sucht.

Da ist der Rote auch schon hinter dem Fremden. An dessen Flanke holt er auf und verbeißt sich gurgelnd vor Haß in den mächtigen Widerrist. Der Braune bäumt sich hoch auf, und der andere bäumt sich mit. Die Zähne des Braunen verbeißen sich in dessen Ganaschen. Die Vorderhufe preschen gegen Brust und Nacken. Aber 186 die Eisen des Menschen sind eine unritterliche Waffe. Ein Schlag, der die Schläfe trifft, wirft den Alten wie einen Sack ins Gras. Er taumelt auf und schlägt wieder hin. Dumpf schnauft er, wirft die Beine wie im Galopp und stößt sich auf Rücken und Flanken im Kreis. Die Steppe und der hohe Himmel drehen sich mit feurigen Zacken. Aus den gefletschten Lefzen, über die Wangen, den Hals hinab rinnt Blut, und die Zunge liegt groß zwischen den gelben Zähnen. Der Schlag hat die Schläfe eingedrückt, und die gewölbten braunen Augen werden gläsern. Langes Zittern geht durch den mächtigen Leib, der fast drei Jahrzehnte herrscherlich die Pampa durchstürmt hat.

Weit draußen hetzt der Einäugige die junge Stute, die in großen Fluchten vor ihm hergaloppiert. Die im Kampf zerrissene Satteldecke bauscht sich bei jedem der hohen Gänge des Hengstes und flattert von der mächtigen Kruppe über die Grasbüschel hin. Dann endlich versagen der Gehetzten die Lungen. Noch schlägt sie einen fruchtlosen Bogen und fällt in kurzen Trab. Da holt der Riesige sie ein, und das gewaltige Fest des Lebens begibt sich, wie eh und je in wilder Großartigkeit.

Die beiden Mütter haben ihre Fohlen weit hinweggeführt von den kämpfenden Hengsten. Sie kennen 187 die Blindheit dieser turnierenden Ritter. Aber sie haben sie immer im Aug behalten. Jetzt schreiten sie zur Herde zurück und gewahren den toten Führer.

Schon hocken Rabengeier da und dort auf Büschen und Sanddünen, und durch den hohen Himmel schweben sie schwarz und stumm aus der Weite heran.

Die Fohlen scheuen vor dem Leichnam. Auch die Stuten gehen zögernd und ungewiß im Kreis herum. Dann tritt die ältere nahe hin und beschnuppert den toten Hengst. Es ist die alte vertraute Witterung des Herrn. Aber wie sie das Blut an den Lefzen wittert, wirft sie auf, schüttelt die Mähne, wiehert scheu und trabt der anderen nach, die mit ihrem Fohlen die Witterung des neuen Herrn aufgenommen hat und willfährig dem jahrhundertalten Gesetz gehorcht. 188

 


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