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Acht Jahre waren nach dem Verschwinden Nathans vergangen. Es war im Herbst 1811, jenem unglücklichen Herbst, der mir das Teuerste entriß, meine Eleanor. Dieser Verlust, der dritte und größte, den mir Louisiana gekostet, hatte meine physische und moralische Kraft auf eine Weise gebrochen, die nur begreifen kann, wer in den Hinterwäldern gelebt hat und da seine letzte Hilfsquelle sich entrissen sieht.

Das Leben hatte für mich allen Reiz verloren. Mit Widerwillen betrachtete ich selbst die unschuldig lächelnde Genièvre, das letzte Pfand unserer Liebe, das mich so ein großes Opfer gekostet. Um mich dieser Erschlaffung zu entziehen, schlug Lefevre einen Ausflug in die westlichen Prärien vor. James, der nun Kongreßmitglied geworden war, unterstützte freudig den Vorschlag, obwohl die Baumwollernte im Gange war. Auch einige Söhne angesehener Nachbarn schlossen sich an, und als wir am Fort von Natchitoches hielten, bat der Kommandant, uns mit mehreren seiner Leute begleiten zu dürfen.

Bald drangen wir in das spanische Gebiet ein. Wir waren zu einem solchen Zuge sehr gut gerüstet. Und da alle Vorkehrungen durch unsere Freunde dazu getroffen waren, so genossen wir das Vergnügen mehrerer Jagden auf wilde Mustangs und Büffel ohne jene Entbehrungen, die gewöhnlich damit verbunden sind. Wir hatten Richtung auf den Rio Grande del Norte genommen und befanden uns in der mexikanischen Provinz Texas, wohl an die fünfhundert Meilen von Hause.

Es war an einem Abend nach einer solchen Büffeljagd, daß wir an einen Hügel kamen, von dem herab wir eine herrliche Aussicht auf einen bedeutenden Fluß hatten. In einer Krümmung bildete er eine große, wohl an die zehn Meilen lange und breite Halbinsel. Wir hielten überrascht über die außerordentliche Schönheit des herrlichen Landstriches, dem selbst in Louisiana nichts vergleichbar war. Noch erstaunter aber wurden wir, als wir zwischen den Gruppen der mächtigen Bäume Wohnungen, Pflanzungen, kurz eine richtige Niederlassung erblickten.

Ich riß das Fernrohr heraus und hatte es noch nicht vor die Augen gebracht, als unsere indianischen Führer bereits »Amerikaner!« riefen. Es war eine amerikanische Niederlassung.

Wir verhielten nicht lange. Mit Ausrufen der Überraschung eilten wir alle, so schnell wir es vermochten, den Hügel hinab, drangen durch den Wald und kamen am Ufer des Flusses an. Einige Schüsse machten die Bewohner der nächstgelegenen Pflanzung am jenseitigen Ufer auf uns aufmerksam. Ein Boot mit zwei jungen Männern kam herüber.

Die Männer, uns sehen, »Colonel!« und »James!« schreien, ans Ufer springen, und wir ihnen entgegen: das war eins! Einer von ihnen war Joshua, der jüngste Sohn Nathans. Eine halbe Stunde darauf schlossen wir den alten Regulator, unseren lieben, unvergeßlichen Nathan, in die Arme.

Er war wieder mit Nollins Regulator, hatte wieder ein Blockhaus, das aber mehr Fort genannt werden konnte, erbaut und endlich hier vor allen Landspekulanten, Sheriffs und Schreibern Ruhe gefunden.

Und lebt da als Regulator, Präsident, Gouverneur, kurz als Oberhaupt von nahe an tausend Ansiedlern, östlich von seiner Niederlassung hat ein gewisser Stephen Austin Austin gründete 1821 eine Siedlung zwischen dem Brazos und Colorado River, 1835 rief er zum »Freiheitskampf« gegen Mexico auf, 1836 starb er im Alter von 43 Jahren. eine zweite Kolonie gegründet, aber den eigentlichen Nerv des werdenden Staates bildet die seinige.


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