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Ein Jahr war so vergangen.
Das Jahr 1802 brachte uns den Frieden von Amiens und erlaubte uns an das Herüberbringen unserer Lieben zu denken. Mir war es nicht möglich, nach Europa zu reisen. Die Arbeiten auf der Pflanzung, die Sorge für vierundzwanzig Schwarze ließ es nicht zu, wenn auch unser schwächer gewordener Geldbeutel uns noch hätte zusammen reisen lassen. So fuhr denn Lassalle allein ab.
Ich zählte unterdessen die Wochen, Tage, Stunden, die mich von meiner Eleanor trennten. Sie verflossen, und am Ende von vier Monaten schloß ich sie endlich in meine Arme.
Wir hatten uns in New Orleans trauen lassen, aber der eigentliche Freudentag war, an dem ich die geliebte Gattin in die selbstgeschaffene Heimstätte einführen, ihr den Herd übergeben konnte, über den sie schützend wachen wollte. Meine Wünsche, meine süßesten Erwartungen waren jetzt erfüllt. Alles ließ sich zu glücklichen Tagen an.
Und glücklich wurden sie, glücklich, wie wir sie nie zuvor gesehen! Unser Heimwesen begann unter unserer Frauen Schirm zu blühen. Unsere Schwarzen, die eine Mutter gefunden, begannen mehr und mehr menschlich zu werden. Wir waren geliebt von den Akadiern, geachtet von unseren Squatterfreunden. Unsere Bedürfnisse waren nicht nur befriedigt, wir konnten an Bequemlichkeit und allmählich an Luxusgegenstände denken.
Wochen und Monate verflossen heiter und ungetrübt und doch wieder in reger Tätigkeit. Man mußte Nathan und Madame Vignerolles sehen und hören! Sie in ihrer fröhlichen freundlichen Anmut, die denn doch wieder einen leicht mutwilligen Anstrich hatte, ihn kalkulierend und der Notion, Mistreß Vignerolles sei die lieblichste Hinterwäldlerin, die je in Petticoats und ihren eigenen Schuhen stak.
So war wieder ein Jahr verstrichen. Da kam 1803 die Nachricht, daß Louisiana infolge des letzten Friedens mit Spanien an Frankreich zurückgegeben werden würde. Briefe aus der Hauptstadt bestätigten bald diese Nachricht und fügten hinzu, der Übernahmekommissar der französischen Regierung werde jeden Tag erwartet.
Einen Augenblick machte uns diese Nachricht bestürzt. Wir waren emigriert, hatten gegen Bonaparte in der Vendée gefochten. Doch beruhigte uns wieder die Anständigkeit, die der Erste Konsul gegen die Emigrierten in seiner sonst so rücksichtslosen Politik durchschimmern lassen zu wollen schien. Wir wußten, daß mehrere unserer Freunde nicht nur nach Frankreich zurückgekehrt, sondern insgeheim auch von Napoleon berücksichtigt, ja begünstigt worden waren. Wir beschlossen daher, nach New Orleans hinab zu gehen und uns an der Quelle von der Lage der Dinge zu unterrichten. Ohnedem sahen unsere Frauen ihrer Niederkunft entgegen und wollten diese in der Hauptstadt abwarten.
Wir reisten daher ab. Den Tag vor unserer Ankunft war Monsieur Laussat, der Präfekt, eingetroffen. Zwei Stunden nach unserem Aussteigen wurden wir ihm bereits vorgestellt. Wir fanden in ihm einen Mann von Ehre, einen Franzosen durch und durch, und das war alles, was wir wünschten. Er beruhigte uns über die Gesinnung des Ersten Konsuls und teilte uns seine Anweisungen mit, allen Franzosen ohne Unterschied ihrer politischen Vergangenheit jeden möglichen Schutz angedeihen zu lassen und ihre künftige bürgerliche Existenz zu sichern. Er versprach, alles mögliche für uns zu tun.
Er tat es trotz seiner gehäuften Geschäfte. Denn er war nicht sowohl gekommen, Louisiana für Frankreich zu übernehmen, sondern vielmehr dieses nach der Übernahme von Spanien an die Regierung der Vereinigten Staaten zu übergeben. Aber trotz seiner vielen Geschäfte fand er noch Zeit, uns unsere Schenkungen, die wohl in allen Punkten richtig und gültig, aber von der lässigen spanischen Regierung nicht fest ausgemittelt worden waren, gehörig festzulegen und so jeder künftigen Beanstandung zu begegnen.
Am 30. November 1803 übernahm er die Kolonie von den spanischen Vertretern, dem Gouverneur de Salcedo und dem Marquis de Casa Calvo, um sie zwanzig Tage darauf, am 20. Dezember, an die amerikanischen Bevollmächtigten, den Gouverneur Claiborne vom Mississippiterritorium und den General Wilkinson, zu übergeben.
Wer Franzose ist, wird sich den Jubel vorstellen können, der bei dem ersten Akt, der Übernahme Louisianas durch den französischen Abgeordneten, herrschte. Die bei weitem größere Mehrzahl der Kolonisten und Einwohner waren Franzosen oder französischen Ursprungs, hatten nie aufgehört, Franzosen zu sein. Es war ein wirklicher Freudenrausch, ein Taumel, der sich der Hauptstadt bemächtigt hatte. Ein Fest folgte dem andern. Festliche Beleuchtungen, Bälle, öffentliche Mahle reihten sich die zwanzig Tage aneinander.
New Orleans hatte nie solchen Jubel, solche Verschwendung gesehen. Aber auch nie solche plötzliche Abspannung, als am einundzwanzigsten die dreifarbige Fahne vom Stadthaus und den öffentlichen Gebäuden sank, um dafür dem Sternenbanner Platz zu machen. Die amerikanische Flagge wollte lange nicht emporkommen trotz aller Bemühungen ihrer Matrosen, flatterte aber endlich unter den gellenden Hurras der anwesenden Amerikaner weit und stolz den tausenden entgegen.
War auch unsere schöne Hoffnung, gewissermaßen auf französischem Boden zu leben, getäuscht worden, so fanden wir keine Ursache, uns über die Veräußerung Louisianas zu beklagen. Der Erste Konsul hatte mehrere für uns sehr günstige Bedingungen in dem Abtretungsvertrag vereinbart. Die Schenkungen sowohl der französischen wie der spanischen Regierung sollten anerkannt, die Einwohner Louisianas ohne Unterschied den geborenen Bürgern der Union in jeder Hinsicht gleichgestellt werden. Mit einem Wort, alles war getan worden, die bürgerliche wie die politische Existenz der Verkauften zu sichern.
Bei den vielfältigen Geschäften, die dieser Verkauf Louisianas an eine fremde Regierung nach sich zog, bei den Festen, die ihm vorangingen und folgten, sowie über der Unzahl von Aufträgen, die uns von unseren Squatterfreunden und aus den Attacapas geworden waren, zu dem sich der Verkauf unserer eigenen Baumwolle und der der Niederlassung gesellte, verliefen zwei Monate. Wir hatten über tausend Ballen für Nathan, Nollins und Nachbarn in Kommission, nebst einigen hundert für unsere eigene Rechnung. Der Absatz forderte Zeit. So war die Entbindung unserer Frauen herangekommen, die uns nun in New Orleans zu bleiben zwang. Denn Lefèvre hatte bereits früher eine Anstellung als Arzt in der Hauptstadt erhalten, und im ganzen Umkreis unserer Pflanzung war keine Person, auf die wir uns in einem solchen Lebenspunkt wie die Entbindung unserer Frauen hätten verlassen können.
Gern wären wir jedoch unserer lieben Heimstätte zugeeilt, ja, der Aufenthalt in der Hauptstadt wurde uns allmählich drückend. Denn das Gerücht brachte uns seltsame Dinge von dem Treiben unserer neuen Landsleute und Regenten im Lande zu Ohren. Ganze Schwärme von Abenteurern und sogenannten Landsharks – Landhaifischen, wie sie die Landspekulanten nannten – waren aus dem Norden wie Heuschrecken angekommen, waren in Gehöfte, Pflanzungen, Häuser und Hütten gedrungen, nach Ländereien schnüffelnd. Darunter waren Männer von großem politischem Einfluß. Dann gab es wieder junge, Whisky trinkende Leutnants, jetzt Kommandanten der Forts, und Tischler, Gerber und derlei ehrenwerte Leute, die zu Sheriffs und County Clerks aufgerückt waren und Gerechtigkeit verwalten sollten, in einem Land, dessen Sitten, Gebräuche und Gesetze sie nicht kannten, von dessen Sprache sie kein Wort verstanden. Mehrere Verweisungen von Ländereien, wo die Besitztitel nicht gehörig befunden worden waren, sollten gleichfalls stattgefunden haben.
Amadée bat uns in seinen Briefen dringend, unsere Nachhausekunft zu beschleunigen. Wir würden in der Niederlassung seltsame Veränderungen finden.
Diese wiederholten Aufforderungen hatten uns unruhig gemacht. Ungeduldig erwarteten wir die Zeit der Niederkunft unserer Frauen. Sie war kaum vorüber und unsere Frauen wieder hergestellt, als wir mit zwei Knaben bereichert und bedeutenden Wechseln nach unserer neuen Heimat hinaufschifften. Amadée war benachrichtigt worden, uns Pferde an den Red River entgegen zu senden.
Dort angekommen, brachten wir die Frauen in den Wagen, den wir in New Orleans gekauft, und eilten, so rasch es die von den Squatters angelegte Knittelstraße gestattete, unserer Pflanzung zu. Unsere Ungeduld, Nathan zu sehen, war so groß, daß wir die Frauen nach Hause fahren ließen und die Pferde Amadées und des ihn begleitenden Negers bestiegen, um den zwölf Meilen langen Abstecher zu Nathan zu machen.
Wir ritten, was die Pferde laufen konnten. Es war, als ob eine Ahnung uns sagte, daß wir zu spät kämen. Eine tiefe, unheimliche Stille herrschte in der Niederlassung, wir trafen keine lebendige Seele in der ersten, zweiten, dritten Pflanzung. Nathans war die vierte. Uns wurde nun wirklich bange. Wir spornten die Pferde und fanden uns endlich vor dem so wohl bekannten Blockhaus.
James, der älteste Sohn Nathans, kam uns entgegen. Er war ungemein ernst, ja düster, als er uns die Hand schüttelte.
»Wo ist Freund Nathan?«
»Weit von hier bei dieser Zeit, Colonel.«
»Weit von hier bei dieser Zeit? Seien Sie so gut, ihm zu sagen, daß wir zurück sind.«
»Das dürfte einem guten Gaul manchen harten Tagritt nehmen, ihm das zu sagen«, versetzte der junge Squatter. »Vater ist weggezogen.«
»Weggezogen? Wie meinen Sie das, Mister Strong?«
»Weggezogen mit Weib und Kind. Mit Mutter und Schwester Mary und Bruder Joshua und Neger und Vieh und allem und zwanzig Familien mehr. Seht ja, daß ein Wegziehen gewesen ist.«
Der junge Mann deutete auf den nackten Porch.
»Weggezogen!« riefen wir. »Weggezogen, ohne ein Wort zu sagen!«
Mir war beinah übel bei dieser Nachricht geworden.
»Das nicht! Hat Aufträge hinterlassen, schriftlich und mündlich. Und versteht sich, daß ihr uns in deren Ausrichtung freundlich beistehen werdet.«
»Weggezogen!« rief ich abermals.
»Weggezogen!« wiederholte James. »Er kalkulierte, wäre Zeit zu gehen, als das Gesetz und der Sheriff sich zu melden begannen.«
»Aber was hat Ihr Vater mit dem Gesetz, dem Sheriff zu tun? Er hat doch keinen Mord noch Diebstahl begangen?«
»Ei, kalkuliere, er hat nicht! Aber ist den Gesetzmännern nicht um Mord oder Diebstahl zu tun, ist ihnen um das Land zu tun. Und wir haben für unser Land, wissen Sie, keine Besitztitel, keine Schenkungen, die wir vorzeigen könnten. Und kam vor sechs Wochen eine Schar, die die Niederlassung von allen Seiten abmaß und wieder maß. Und zwei Wochen darauf kam ein Sheriff mit Amtsstab, der das Land als Kongreßland ansprach und uns ein Haus weiter wies, weil wir von der spanischen Regierung keinen Besitztitel aufzuweisen hätten.«
»Und Ihr Vater ließ sich wegweisen?«
»Was konnten wir gegen das Gesetz? Vater sah, daß nichts helfe, als das Land zu kaufen. Hat mir deshalb Auftrag gegeben und ein Schreiben hinterlassen. Scheint, das Land gefällt einem der Regierungskommissare, der die gute Gelegenheit gern nützen möchte.«
James zeigte mir das Schreiben oder genauer, die Vollmacht, denn dies war sie. Ich wurde darin mit Lassalle ermächtigt, das von Nathan in Besitz gehabte Land für seine Familie und Freunde, nämlich James, Geoffroy, Jonathan, Mistreß Barclay – die gewesene Miß Elisabeth – und die, die es vorzogen, in Louisiana zu bleiben, zu ersteigern und dazu die in meinen Händen befindlichen Gelder, beiläufig sechstausend Piaster, anzuwenden. Sollten wir nicht imstande sein, das Land zu ersteigern, so ersuchte er mich, die zurückgebliebenen Mobilien und Immobilien, darunter die beiden Cottonpressen, bestmöglich anzubringen. Gleiches ersuchte er für seine Freunde Nollins und Barclay, deren Kinder es gleichfalls vorzogen, in Louisiana zu bleiben.
»Aber um Himmels willen, warum schrieb mir Ihr Vater nicht, warum wartete er nicht? Mir wäre es möglich gewesen, die Sache in New Orleans auszugleichen.«
»Sie kennen bei alledem, Colonel, den Vater nicht«, meinte James kopfschüttelnd, »wenn Sie der Notion sind, er würde das erst kaufen, was er für sein Eigentum hält und wofür er keinem Menschen ein gutes Wort geben würde. Aber Gesetz ist ein andres. Wollte nichts mehr mit Louisiana zu tun haben. Wollte ein Land suchen, wo kein Sheriff, kein Gesetz ihn ein Haus weiter weisen kann.«
»Dann wird er lange suchen müssen, in irgendeinem erst zu entdeckenden Weltteil suchen müssen«, versetzte ich unmutig. »Aber ich sehe, Ihr Vater zieht es vor, es lieber mit spanischen Musketen als mit dem amerikanischen Gesetz aufzunehmen.«
»Ei, wer wird es mit dem Gesetz aufnehmen?« erwiderte der junge Mann. »Lieber mit fünfundachtzig spanischen Musketen als dem Gesetz! Der Himmel verhüte!«
Der junge Mann sprach die Worte mit einer Art Scheu. Sie hätte uns, die wir damals das Grauen vieler Amerikaner vor dem Gesetz noch nicht kannten, notwendig auf den Gedanken bringen müssen, der alte Nathan müsse mit diesem Gesetz in seinem Land zerfallen sein, wenn wir nicht vollkommen vom Gegenteil überzeugt gewesen wären. Denn Nathan hatte nicht nur in fortwährender Verbindung mit seiner früheren Heimat gestanden, sondern sie auch zu wiederholten Malen besucht.
»Ei«, sprach der junge Mann, der unsere Gedanken erraten mochte. »Ei, war eine trübe Stunde, Sie mögen es glauben, wie der Vater das Blockhaus zum letzten Mal so ansah und Asas Gebeine herausnahm, ohne die Muhme Barclay, die gewesene Mistreß Nollins, wissen Sie, nicht gehen wollte.«
»Und sie haben Asas Gebeine aus dem Blockhaus mitgenommen?«
»Ei, so haben sie!«
Wir standen schmerzerfüllt, verdrückten eine Träne im Auge. Was mußte der eiserne Mann nicht gefühlt haben, als er denselben Landsleuten weichen, aus demselben Lande weichen mußte, das für sie zu erobern er alle seine Geisteskräfte angestrengt – zehn Jahre hindurch angestrengt hatte!
»Sehe, Sie sind der Mann, Colonel, für den Vater Sie gehalten. Vielleicht kommt die Zeit ...«
»Wo wir ihn wiedersehen, nicht? Sagen Sie, junger Mann, er kommt zurück? Nicht wahr?« riefen wir beide zugleich.
James schüttelte den Kopf.
»Wollte das nicht sagen. Wollte sagen, Vater hat sich nicht in Ihnen getäuscht, als er uns sagte, daß Sie seine Aufträge ausrichten würden.«
»Das wollen wir so gewiß, als wir Männer von Ehre sind. Jetzt lebt wohl, James! Morgen sehen wir uns wieder!«
Wir ritten ab, unserer Sinne kaum mächtig. So hatte uns der Schlag betäubt. Denn Nathan war uns mehr als Freund, er war uns Wegweiser, Führer, Bedürfnis geworden, uns ans Herz gewachsen. Die ganze Niederlassung erinnerte an ihn, unser Haus, alles erinnerte an ihn, aus allen Ecken sprach er. Nichts war ohne seinen Rat, seine Bestimmung getan worden.
Als wir unser Haus betraten, kamen uns die Frauen jammernd entgegen. Sie wußten jetzt gleichfalls den Verlust, den wir, sie erlitten hatten. Dieser Abend und noch viele andere gehörten unter die traurigsten, die wir in Louisiana verlebten. Nathan fehlte uns, den Frauen, Amadée, den Dienern, allen. Immer sich gleich, war er allen alles in allem geworden, geblieben. Er war die Würze unseres Hinterwäldlerlebens gewesen, das durch ihn erst seinen rechten Geschmack erhalten hatte.
Am folgenden Morgen kamen die Söhne Nathans, die zurückgeblieben waren, mit ihren Freunden, um sich in ihrer Eltern Namen über die uns anvertrauten Kommissionen Rechenschaft ablegen zu lassen und zugleich die Maßregeln zur Ersteigerung des Landes zu besprechen. Wie James angedeutet hatte, so war es einer der Regierungsbeamten, durch die Nathan und einige andere weggewarnt worden waren. Doch waren diese Landhaie nicht mit allen Squatters gleich verfahren. Einigen, die sich williger fanden, hatten sie ihren Beistand zur Behauptung ihrer Pflanzungen angeboten, anderen hatten sie angetragen, sie als Lehnsleute zu belassen, wieder andere weggewarnt. Man kennt ja die Kniffe dieser abgefeimten Schurken.
Mit Nathan waren sie gleich beim ersten Zusammentreffen so hart aneinandergestoßen, daß sie eilig die Niederlassung verließen. Die Folge war Wegwarnung oder Wegweisung. Wie wir später erfuhren, hatten die Spekulanten es in New Orleans so hingestellt, als hätten sich einige unruhige Squatters die Niederlassung widerrechtlich angeeignet.
Wir sahen wohl ein, daß wir es mit ebenso mächtigen wie gewissenlosen Feinden zu tun haben würden, und schlugen daher einen amerikanischen Weg ein. Wir setzten sogleich eine Bittschrift in englischer und französischer Sprache auf, in der wir die Territorial-Regierung angingen, so bald wie möglich zur Versteigerung des von Nathan und seinen Freunden urbar gemachten Landes zu schreiten und so seine zeitweiligen Besitzer, mehr denn achtzig achtbare Familien, aus dem Zweifel zu reißen. Wir beriefen uns auf die vielen Opfer, die diese Ansiedler gebracht, auf die Wege, die sie angelegt, das Gute, das sie dem Lande angetan, und machten es so der Regierung gewissermaßen zur Pflicht, Gerechtigkeit zu üben.
Diese Eingabe ließen wir mit so vielen Unterschriften in den Attacapas und Opelousas versehen, als unserm Einfluß nur möglich war. Es waren ihrer an die tausend. Das Ergebnis war günstig. Die Regierung, die vor allem die öffentliche Meinung und besonders die Kreolen und Franzosen in dem neu erworbenen Territorium zu schonen hatte, bestimmte den Tag, an dem die Versteigerung stattfinden sollte. Die Landspekulanten, die ihre fein gesponnenen Netze, die Squatters zu fangen, entdeckt sahen, wurden durch die gefahrdrohenden Anzeichen des allgemeinen Mißfallens eingeschüchtert und erschienen nicht. Und unsere Freunde ersteigerten ihre Ländereien zu dem gewöhnlichen Kongreßpreis.
Sie besitzen sie großenteils bis auf diese Stunde und gehören zu den rechtlichsten und reichsten Familien Louisianas.
Wir hatten noch immer gehofft, Nathan möchte mit seinen Freunden zurückkommen, wenn er das Ergebnis erfahren würde. Allein unsere Hoffnung ging nicht in Erfüllung.
Jahre verliefen. Oft dachten wir des rauhen und doch wieder so seltsam herzlich trefflichen Regulators, unter dessen Schutz und Schirm wir in den Hinterwäldern flügge geworden. Der Strom der Zeiten und Begebenheiten, Familienverluste, Sorgen, die uns die allmählich groß gewordene Pflanzung verursachte, stellten sein Andenken nach und nach in den Hintergrund, verwischt wurde es nie.