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3

»Wir waren unser zehn, die zusammen die Überfahrt machten: de Vignerolles und Amadée mit noch zwei Bedienten, Hauterouge, Ducalle und ich mit unseren Dienern. Wir verließen Europa acht Monate nach dem 18. Brumaire. Der Nachdruck, mit dem Bonaparte die Zügel der Regierung erfaßte und festhielt, hatte unserem Treiben ein Ende gemacht. Unsere Rollen in Frankreich waren ausgespielt. Für unseren König, unsere ererbten Rechte hatten wir gekämpft, solange ein Hoffnungsstrahl des Erfolges leuchtete. Der letzte war erloschen, und wir dachten, es sei an der Zeit, mit den Trümmern, die wir aus dem Schiffbruch retten konnten, eine eigene Hütte zu bauen.

In der ersten Stunde nach unserer Ankunft in New Orleans waren der Kapitän des Schiffs und seine Matrosen verschwunden, um sich für die Entbehrungen der langen Seereise so schnell wie möglich zu entschädigen. Wir waren uns selbst überlassen. Lange irrten wir durch die fremde tote Stadt auf der Suche nach Menschen und einem Gasthaus. Endlich fanden wir an der unteren Levée Uferdamm gegenüber der Kathedrale eine Kneipe. Gerade als wir an die Tür herantraten, wurde diese geöffnet und von zwei Negern eine Leiche herausgetragen.

»Mut, Monsieur de Vignerolles!« sagte Ducalle. »Sie sehen, man macht uns Platz!«

Der Wirt dieses Estaminet, Pierre Brodin, war der schwärzeste Bretagner, den ich je gesehen. Voll Pockennarben, mit einer dicken aufgestülpten Nase und einem Paar ewig umherrollender roter Fuchsaugen. Als wir zehn Mann hoch angerückt kamen, übersah er uns einen Augenblick vom Kopf zu den Füßen und schrie dann den Negern nach, sie sollten den Toten ja nicht entkleiden, weil er am gelben Fieber gestorben wäre, und sogleich zurückkehren. Dann sprang er in die Schenke zurück, ohne sich auch nur im mindesten um uns zu kümmern.

Wir standen da, zweifelnd, ob wir in diese Gelbfieberhöhle eintreten sollten oder nicht. Aber die Promenade durch die häßliche Stadt hatte uns völlig erschöpft, und schließlich blieb uns keine Auswahl. So traten wir in das Schenkzimmer, in dem ein Dutzend Spanier, Mestizen und freie Mulatten tranken und lachten. Pierre Brodin ließ sich herab, hinter seinem schmutzigen Schenktisch hervorzukommen und uns einige Worte zu schenken.

Als er hörte, daß wir soeben als Fahrgäste mit dem Schiff angekommen waren, verzog sich sein Fuchsgesicht zu einem schlauen Lächeln, und er fragte, ob wir bei ihm Quartier nehmen möchten. Wir sagten zu, und er führte uns in ein anstoßendes Hinterstübchen.

Wir nahmen Platz auf den Sesseln und Bänken.

Brodin musterte uns abermals vom Kopf bis zu den Füßen.

»Plait-il?« fragte er dann, wartete aber unsere Antwort gar nicht ab, sondern lief fort und kam in einer Minute mit einem Korb Bordeauxwein und einem Dutzend Zigarren zurück. Wir tranken das erste Mal auf Neu-Frankreichs Grund und Boden. Die Hitze war ungeheuer, die Moskitos jedoch im Vergleich zu denen, die uns an den Mündungen des Mississippi zur Verzweiflung gebracht hatten, erträglich.

Wie wir da so saßen und tranken und trüben Gedanken nachhingen, nahm Vignerolles seine Brieftasche heraus. Wir folgten seinem Beispiel. Pierre Brodin, der durch die Tür hereingelugt hatte, kam, schlich eine Weile um uns herum wie der Fuchs um den Hühnerstall, schielte Ducalle und Hauterouge über die Schultern und begann endlich mit einem spöttischen Seitenblick:

»Ah, des lettres de récommendation – Empfehlungsbriefe an Monsieur Bouligny! Nicht in der Stadt, der Monsieur Bouligny! Und an Baron Marigny! Auf seinem Landsitz, der Baron Marigny! Pah!« Und er wandte sich, drehte sich herum und maß uns abwechselnd mit Luchsblicken. »Pah! Gut, sehr gut! Diese Empfehlungsbriefe sind gut!«

Die Wahrheit zu gestehen, waren unsere Anzüge nichts weniger als gewählt und unsere Wäsche so, wie sie nach einer solchen tristen Fahrt sein mußte.

»Pah!« wandte sich Pierre Brodin an Hauterouge und Ducalle: »Habt ihr fünftausend Dollar jährlich?«

Die beiden sahen ihn mit großen Augen an.

»Ihr habt fünftausend Dollar jährlich, gut, gut! So werden diese Empfehlungsbriefe hinreichen, um euch eine niedliche Demoiselle zu verschaffen, eine Quarterone oder derlei Zeitvertreib, die euch euer Geld verzehren helfen wird. Pah! Und Messieurs wird es geben, die euch belehren werden!«

Dann wandte er sich ausschließlich an Ducalle, dem er über die Schulter in seinen Brief geschaut hatte.

»Sie sind Bretagner?«

»Ja, mein Herr!« antwortete Ducalle.

»Sie haben einen Brief für die Attacapas?«

»Ja, mein Herr!«

»Sie haben, was man Erziehung nennt?«

»Ich glaube, ja!«

»Verstehen Sie etwas von Chemie, von Chirurgie, von ... von ...«

Ducalle sah den Mann erstaunt an.

»Tenez!« fuhr dieser fort. »Werde Ihnen etwas sagen! Ich, Pierre Brodin, sage Ihnen – verlassen Sie die Hauptstadt so schnell wie möglich! Befördern Sie sich selber weg von hier, sonst werden Sie befördert wie der, der soeben bei Ihrer Ankunft hinausbefördert wurde.«

Er steckte beide Hände in seine Westentaschen und fuhr bestimmter fort:

»Sie haben Chemie studiert, also, was dasselbe sagen will, Medizin – man nimmt es hier nicht so genau. So sage ich Ihnen denn – ich, Pierre Brodin, sage es – gehen Sie in die Attacapas! In den Attacapas herrschen intermittierende Fieber – intermittierende Fieber, verstehen Sie mich? – Balot!« schrie er auf einmal zur Tür hinaus. »Balot!«

»Was wollen Sie?« brüllte eine Stimme aus der Schenkstube herüber.

»Balot! Nicht wahr, bei euch in den Attacapas herrschen intermittierende Fieber?«

»Herrschen, jawohl, herrschen!« brüllte Balot. »Brauchen Rekruten, wissen Sie, Rekruten für die intermittierenden Fieber! Den Boudin haben die Krebse, den Allien die Alligatoren, den Borel gleichfalls.«

Balot kam mit einem halbgefüllten Rumglas zur Tür herein, die Aussage durch seine Persönlichkeit zu bekräftigen. Sie war eine der abschreckendsten, die wir je gesehen hatten.

»Pierre Brodin!« schrie er, leerte sein Rumglas und warf es dem Wirt zu; der erhaschte es, wie ein Pudel den Bissen, und lief zur Tür hinaus.

Und wir saßen und schauten bald den hemd-, schuh- und hutlosen Balot, der uns mit trunkenen Blicken musterte, bald wieder einander an. Es war etwas Trostloses, Verzweifeltes in unserer Lage: fremd, unbekannt in einer öden, verlassenen, vom gelben Fieber heimgesuchten Stadt, und unter solchen Menschen.

Brodin erschien wieder unter uns und reichte Balot das gefüllte Glas. Dann wandte er sich wieder an Ducalle.

»Sie gehen also in die Attacapas, das ist mein Rat. Sie werden da kurieren, Leute begraben, Geschäfte machen, Geld machen! Übrigens, haben Sie nun Geld, oder nicht?«

Die Frage machte Ducalle stutzig, er schaute Brodin wieder mit großen Augen an. Dieser maß ihn mit einem blinzelnden Seitenblick.

»Gut, Sie haben keins! Schadet aber nichts, tut nichts. Sollen Geld haben! Sie haben da eine goldene Uhrkette, hängt sicher auch eine Uhr dran. Strecke Ihnen zwanzig Gourdes Gourde – französ. amerik. Bezeichnung für Dollar vor, lassen Sie die Kette mit der Uhr als Unterpfand zurück. Kaufen Sie Medizinen ein, will sie für Sie einkaufen. Mit zwanzig Gourdes Medizinen kurieren Sie ganz Attacapas, wenn Sie die Sache verstehen. Kalomel Quecksilber-1-Calorid ist die Hauptsache, verstehen Sie! Legen Sie einen tüchtigen Vorrat von Kalomel an! Strecke Ihnen zwanzig Dollar vor, will für Ihre Fahrt dahin noch besonders sorgen. Nehme bloß fünf Prozent im Monat, bin billig. Sind ein Landsmann, ein Franzose, ein Bretagner. Muß billig mit Landsleuten sein. Einem anderen täte ich's nicht unter zehn Prozent. Gebe Ihnen einen Brief an Damien mit. Ist alles, was ich tun kann, das übrige ist keinen Picaillon Eine kleine Münze wert. Schauen Sie, daß Sie so schnell wie möglich fortkommen!«

»Schauen Sie, daß Sie so schnell wie möglich fortkommen!« wiederholte der trunkene Balot.

Nachdem Pierre Brodin solchermaßen Ducalle abgefertigt hatte, wandte er sich an Vignerolles. Er steckte die Hände in die Westentaschen und trat mit kecker, sorgloser Miene an den Grafen heran.

»Sie sind ein Gentilhomme von Geburt?« fragte er in höhnisch-lachendem Ton.

»So glaube ich«, antwortete der Graf.

Brodin warf ihm einen halb mitleidigen, halb verächtlichen Seitenblick zu.

»Eh bien! Sind ihrer in erklecklicher Zahl gekommen. Auch ich, auch ich war, was Sie sind. Sie wollen in die Attacapas?«

»Ich glaube ja!«

»In die Attacapas also? Haben Sie Geld?«

»Habe es nicht gezählt.«

»Nicht gezählt? So ... recht! Auch ich zählte es nicht, als ich es nicht hatte. Man zählt nicht, wenn nichts im Beutel ist!« Brodin lachte. »Sie wollen also in die Attacapas? Sie wollen? Sage Ihnen, Pierre Brodin sagt es: Sie tun besser, Sie gehen nach Natchitoches! Gehen Sie nach Natchitoches und richten Sie sich dort einen kleinen Laden mit Pulver, Blei, Seidenbändern zum Handel mit Indianern und Negern ein!«

»Eh bien!« sagte der Graf.

»Richten sich einen Laden ein! Leihe Ihnen zehn Dollar ... leihe dir zehn Dollar, Kamerad! Du gibst mir ein Pfand – fünf Prozent – kaufe dir die Waren ein. Verstehst du mich? He?«

Mit diesen Worten faßte er den Grafen beim mittleren Rockknopf.

»Chien! – Hund!« schrie im gleichen Augenblick Amadée und sprang auf Brodin zu. »Du wagst es, den Herrn Grafen zu duzen?«

Brodin maß ihn mit einem höhnischen Blick.

»Pah, was geht das dich an, Freund? Kümmere dich um deine Schuhe! Wenn der Mann da will, was geht das dich an? Will er nicht, so geht's dich auch nichts an! Und ist ihm mein Kabarett zu schlecht, so – hier ist die Tür!«

Brodin sprang der Tür zu und öffnete sie. Dann rückte er wieder näher an den Grafen heran, der mit vornehmer Nachlässigkeit auf seinem Stuhl saß.

»Ah, auch wir ... auch wir wüßten was zu erzählen von adligen Vorfahren, vom Hofleben! Auch wir, die wir Oberst im Regiment von Artois, die wir Graf, Baron, Chevalier, Besitzer von Herrschaften, Silberbergwerken ...«

»Im Regiment von Artois? Darf ich um Ihren Namen bitten?« fragte Vignerolles.

»Louis Victor Comte de Vignerolles – Baron de Pierpont – Chevalier de – de – äh – Mazanaras!« Brodin trompetete mehr, als daß er sprach.

»Also habe ich die Ehre, mit dem Herrn Grafen Louis Victor de Vignerolles zu sprechen?« fragte der Graf belustigt.

»Mit dem Grafen Louis Victor de Vignerolles, Herrn der Herrschaften von Pontbleu, der Silberbergwerke von Blois!« schnarrte Brodin.

»Der Silberbergwerke von Blois? In welchem Teil der Welt liegen diese Silberbergwerke von Blois?«

»Was?« schrie Brodin wütend. »Sie wollen mich zum besten halten! Die Silberbergwerke von Blois nicht kennen? Sie wollen ein Franzose sein? Ein sauberer Franzose sind Sie!«

Wir alle schauten den Kneipenwirt an und brachen in ein lautes Gelächter aus. Amadée sprang mit seinem Rohrstock auf ihn zu.

»Pierre Brodin, kennst du mich nicht?«

Der Wirt starrte Amadée verblüfft an, verlor sichtlich die Fassung und stammelte: »Nein, mein Herr, ich kenne Sie nicht!«

»Jacques Pajol!« schrie Amadée stärker. »Jacques Pajol! Sohn der Marketenderin und Wäscherin Jeannot vom Regiment Provence! Kennst du den Sergeanten Amadée nicht?«

Er schwang den Stock. Der jetzige Wirt und ehemalige Trommelschläger hüpfte entsetzt umher.

»Jacques Pajol, hör mich an!« befahl Amadée. »Unser Gepäck befindet sich an Bord unseres Schiffs. Wenn besagtes Gepäck, und zwar das des Grafen de Vignerolles, dessen Doppelgänger du bist, und das der Barone Lassalle und Hauterouge und des Monsieur Ducalle, in einer Stunde noch an Bord des Schiffes sind und die Erlaubnis zur Ausschiffung nicht erteilt ist, so wird dieser mein Stock auf deinem Rücken einen Cotillon aufführen!«

»Parbleu!« rief Brodin. »Was soll das bedeuten, Herr Sergeant?«

Amadée wiederholte trocken seinen Befehl.

Pierre Brodin alias Jacques Pajol war weit entfernt, durch die Entdeckung seines ursprünglichen Namens und Berufs niedergeschlagen zu sein, und wußte zum bösen Spiel gute Miene zu machen. Er sprang auf Amadée zu, drückte ihm die Hände, machte tausend Kratzfüße vor dem Grafen und schien ganz Jubel und Entzücken zu sein.

»Gnädiger Herr der Herrschaften von Pontbleu«, unterbrach Amadée endlich die Lustigkeit des Wichtes, »wir müssen Sie, wie gesagt, bemühen, sich mit Ihrer eigenen Reise-Equipage auf das Zollamt zu verfügen und unser Gepäck aus den Händen dieser Behörde zu erlösen, ansonsten unser Stock doch unvermeidlicherweise ein Menuett auf Ihrem Rücken tanzen müßte!«

»Was?« schrie Jacques Pajol. »In meinem eigenen Haus?«

»Pah! – Chevalier de ›Mazanaras‹! Allons, fort mit dir!«

Jacques Pajol flog wie ein Ball umher, aus einer Hand in die andere.

»Ma foi! Morbleu!« schrie er. »Wer wird mir aber mein Estaminet besorgen?«

»Wir alle!« riefen unsere Diener.

Pajol kratzte sich jedoch hinter den Ohren. Ducalle machte dem Zögern durch den Vorschlag ein Ende, die Demi-Escalins Halbschillinge für ihn einzunehmen. Nachdem Pajol ihn in die schöne Kunst eingeweiht hatte, Sangaree Versüßter und gewürzter Rotwein mit Wasser und Toddy, Sling und Cocktail zu bereiten, trollte er sich fort.

Es war die erste fröhliche Stunde, die wir in Louisiana genossen. Sie erschien uns gewissermaßen als eine glückliche Vorbedeutung unserer Schicksale in der neuen Welt. Und wahrlich, wir brauchten eine solche Aufmunterung, hilflos wie wir waren, inmitten einer von allen nur einigermaßen achtungswerten Einwohnern verlassenen, verpesteten Stadt, in der nur der Auswurf zurückgeblieben war, um gleich den Carancros über die unglückseligen Opfer herzufallen, die ihnen der Zufall als Beute zuführte.

Noch saßen wir lachend über unserem Bordeaux – wenigstens der gereichte dem Estaminet nicht zur Schande – als Jacques mit einem kleinen klapperdürren Spanier zurückkam. Louisiana war übrigens bei unserer Ankunft noch unter spanischer Herrschaft, es fiel erst ein Jahr später wieder an Frankreich zurück, und drei Jahre später überließ es Napoleon für ganze fünfzehn Millionen Dollar an Uncle Sam.

Der Hidalgo war angetan mit einem braunen Rock, den er noch von seinen Universitätsjahren in Salamanca her haben mußte. Denn die Arme hingen sechs Zoll über die Gelenke aus den Ärmeln heraus, seine Spindelbeine waren in gleichfarbige, sehr zerlöcherte kurze Beinkleider eingehülst. Er griff bei seinem Eintritt mit vieler Amtswürde an seinen dreieckigen Hut, gab uns seinen langen Namen und noch längeren Titel an, von denen ich bloß das Don Henriquez behalten habe, und sah uns dann, eine Antwort erwartend, der Reihe nach an.

Wir waren alle aufgestanden. Vignerolles machte dem Don Komplimente, aber der schien nichts weniger als redselig.

Nach den ersten Begrüßungen fragte der Graf, ob Seine Exzellenz Don Salceda, der Gouverneur, in der Stadt sei.

»Seine Exzellenz, der Zivil- und politische, auch militärische General-Gouverneur der Provinzen von Louisiana und Westflorida sind auf einer Besichtigungsreise der Festungen«, erwiderte der Spanier, der während der Erwähnung der Exzellenz den Hut abgenommen und dann wieder aufgesetzt hatte, mit feierlich erhobener Stimme.

»Perdon – Vergebung!« entschuldigte sich Vignerolles. »Wir haben eine Lettra de Recommendation, ein Empfehlungsschreiben, an Seine Exzellenz und bedauern sehr, Hochdemselben unsere Aufwartung nicht machen zu können.«

Diese Worte besänftigten etwas den beleidigten kastilianischen Stolz, so daß Vignerolles die Frage wagte, ob vielleicht der Oberintendant der königlichen Finanzkammer in der Hauptstadt sei.

»Seine Heiligkeit, der Oberintendant der königlichen Douanen für die Provinzen Louisiana und Westflorida, auch Intendant der Krondomänen, ferner Richter der Admiralität und Chef der Handelskammer besagter Provinzen befinden sich auf dem Land.«

»Perdon!« entschuldigte sich Vignerolles abermals. »Wir haben eine Schenkung über Ländereien in den Attacapas, ausgestellt von Seiner Majestät Louis XV., und wünschen sehnsüchtig, die gesetzlichen Formen zu beobachten, um in den Besitz besagter Schenkung eintreten zu können.«

»Seine Herrlichkeit Don Maria Nicolas Vidal Chavez, Fahavarri de Madrigal, Valdez, bürgerlicher Gobernador Lugorteniente, auch Kriegsauditor in den Provinzen Louisiana und Westflorida, ferner Oberrichter, sind in der Stadt, leben aber zurückgezogen von allen Geschäften.«

Statt der Antwort spielte Vignerolles mit ein paar Goldstücken zwischen den Fingern. Der Spanier verzog keine Miene, schwenkte sich aber mit echt kastilianischer Grandezza dicht an den Grafen heran.

Der ließ einen Louisdor in seine Hand schlüpfen. Der Spanier besah das Goldstück und sprach trocken: »Es bedarf noch einer Bedingung, Seine Herrlichkeit zu sehen.«

Vignerolles ließ ein zweites Goldstück zwischen seine Finger gleiten.

»Muy bien!« meinte der Spanier. »Señores wollen aber auch Ihr Gepäck ans Land haben? Gefällt es Ihnen, die Bedingungen auf einmal zu erfüllen oder ...?«

Vignerolles sah sich abermals genötigt, seine Finger in die Börse zu senden.

»Zwei Bedingungen sind hinreichend«, versicherte der Hidalgo.

Nachdem diese erfüllt worden waren, verneigte er sich, griff an den Hut und schritt mit den Worten: »Venid, Señores – Kommen Sie, meine Herren!« würdevoll durch die Schenkstube des Estaminets der Tür und dann der Levée zu. Wir folgten ihm.

Wir nahmen unser Gepäck in Empfang, das zur Ausschiffung auf Deck bereitlag. Während unsere Leute beschäftigt waren, die Kisten und Ballen mit Hilfe der Neger, die uns Pajol mitgegeben hatte, vor das Estaminet zu schaffen, winkte der Hidalgo dem Grafen, ihm zu folgen.

Er fragte ihn jetzt, ob er der Chevalier de Manzanares sei, was Vignerolles bejahte. Daß einer der Vorfahren des Grafen das spanische Adelsdiplom erhalten, hatte wahrscheinlich am meisten beigetragen, unseren steifen Führer so zuvorkommend zu stimmen. Mir, der sich anschloß, wurde das Mitkommen erst nach wiederholten Beteuerungen gestattet, daß auch ich ein Caballero sei.

Wir gingen durch die mit den ekelhaftesten Abfällen angefüllte und beinahe ungangbar gewordene St.-Louis-Straße hinab der Rue Rempart zu. Der kurze Spaziergang reichte hin, unsere gute Laune so ziemlich wieder zu verscheuchen. Unbegreiflich, wie in solcher Umgebung und einer so verpesteten Atmosphäre ein menschliches Wesen es aushalten konnte. Wir sahen auch keines, aber hinter den zerstreuten Häusern der Rue Rempart krochen in den Gräben Alligatoren und anderes Gewürm herum. Dies waren die einzigen lebendigen Geschöpfe, die wir sahen.

Die Häuser bestanden durchgängig bloß aus einem Erdgeschoß mit breiten vorspringenden Dächern. Vor einem, das einige dreißig Schritte von der Straße zurück lag, machten wir halt. Der Spanier sah uns bedeutsam an und legte den Finger warnend auf den Mund.

»Seine Herrlichkeit erholen sich von den Lasten der Staatsgeschäfte!«

Er wies uns an, einige Schritte seitwärts zu warten, während er an die Schwelle des barackenähnlichen Häuschens trat und leise an die Tür klopfte.

»Que es eso? – Wer ist da?« fragte eine rauhe, kreischende Stimme.

»Don Henriquez!«

Nach einer Weile wurde die Tür aufgetan.

»Ave Maria purisima!« sprach unser Führer.

»Sin pecado concebeda!« antwortete der Öffnende.

Beide verschwanden im Haus, die Tür schlug hinter ihnen zu. Wir standen einige Minuten, unsere Blicke auf die Haustür gerichtet. Sie wurde abermals geöffnet, unser Führer erschien und winkte uns herein. Er schritt vor uns her und führte uns in ein mäßig großes, aber unglaublich schmutziges Zimmer.

Hinter einem Tisch, auf dem Schnürleibchen, Mosqueros, Fliegenwedel, alte Beinkleider, Gläser mit Überresten von Ananaspunsch, Strumpfbänder und derlei Sachen herumlagen, saß auf einem hochlehnigen Sessel die Person, der wir von unserem Führer mit einem tiefen Bückling vorgestellt wurden. Der Mann trug kurze, auf dem Knie offene Beinkleider, aber keine Strümpfe. Einer der Füße steckte in einem alten Pantoffel, der andere war bloß. Über dem Hemd hatte er einen schwarzen Rock, auf dem Kopf einen dreieckigen Hut, um den Leib einen Degen gegürtet. Das war Seine Herrlichkeit der Vize-Gobernador, die greulichste Affenfratze, die mir je im Leben begegnet ist.

»Señor Conde de Manzanares?« redete er Vignerolles an.

Dieser verbeugte sich und überreichte ihm mit einigen höflichen Redensarten unsere Pergamente. Der Senor warf nochmals einen amtlichen Blick auf uns und winkte dann Henriquez. Der brachte ihm die Brille, die Seine Herrlichkeit würdevoll auf der Nase befestigte. Darauf überlas er die Dokumente. Das dauerte ungefähr fünf Minuten. Dann erhob er sich und streifte, ohne ein Wort weiter zu sagen, mit seiner Rechten die Dinge auf dem Tisch mit Ausnahme des Punschnapfes und der Gläser hinweg, daß sie auf die Erde fielen. Dann setzte er sich wieder.

»Por todos los Demonios! – Bei allen Teufeln!« schrie dieselbe rauh kreischende Stimme, die wir vor unserem Eintritt bereits gehört hatten.

Eine Glastür zu einem anstoßenden Zimmer flog auf, und heraus eine Gestalt, die uns um ein Haar aus der Fassung gebracht hätte. Unser Señor schien ein wenig verblüfft über diese unvorhergesehene Erscheinung, aber nur ein wenig, obwohl er vollwichtigen Grund gehabt hätte, es mehr zu sein. Denn die Schöne, die so formlos hereinsprang, war eine Mulattin und im bloßen Hemd, übrigens noch jung und sehr wohlgenährt.

»Caramba!« schrie sie stärker. »Que quiere decir eso? El viejo no vale! – Was soll das heißen? Der Alte hat seinen Verstand verloren!«

»Que es este? – Was gibt's?« fragte Seine Herrlichkeit, der Vize-Gobernador und nahm mit unvergleichlich kastilianischem Phlegma eine Prise.

»Que es este?« erwiderte sie höchst erbittert. »Que es este? En verdad, el bobo viejo no vale ... – Was es gibt? Wahrhaftig, der alte Geck ist nicht ganz gesund...«

Sie bückte sich, um die Hemden, Schnürleibchen, Mosqueros von den Matten aufzuraffen, und nahm dann keinen Anstand, sich so, wie sie war, an Henriquez zu wenden.

»Ah, cara mio, como estemos? Que hay de nuevo? Extranjeros? – Ah, mein Lieber, wie geht's? Was gibt's Neues? Fremde?«

Sie überflog uns mit neugierigen Blicken.

»Seas decente!« sprachen Seine Herrlichkeit mit demselben Phlegma und nahmen eine zweite Prise. »Seas decente, y menda por un padre, y trae un puerco, en donde echar el demonio! – Sei anständig! Und schick nach einem Padre und laß ein Schwein bringen, damit er den Teufel aus dir dahinein treibt!«

Mit diesen Worten erhob er sich würdevoll und ging auf sie zu. Sie stieß jedoch die Hand, mit der er die ihre ergreifen wollte, zurück und verschwand lachend mit dem Ausruf »Gasta calzones – er macht den Hosen Schande!« hinter der Glastür.

Wir standen, ohne eine Miene zu verziehen, und hielten den scharfen Rattenblick des alten Lüstlings ruhig aus. Und richtig! Ohne ein Wort zu sagen, setzte er sich abermals. Henriquez zog aus seiner Rocktasche Feder und ein Tintenfäßchen hervor. Der Alte unterschrieb die Dokumente und wies Henriquez an, das Staatssiegel beizudrücken. Mit einem »Buen viaje – gute Reise!« entließ er uns.

Die Tür schloß sich hinter uns. Erst jetzt durften wir über die ungemein groteske Erscheinung des zweiten Stellvertreters des spanischen Königs in den Provinzen Louisiana und Westflorida, des bekannten Vidal, lachen. Aber das Lachen verging uns. Es lag etwas zu Unnatürliches in diesem gräßlichen Zerrbild des Lasters. Durch seine grenzenlose Raubsucht und Schamlosigkeit hat Vidal der sonst humanen Verwaltung Spaniens einen garstigen Schandfleck aufgedrückt.

Wie getrieben vom Pestengel, eilten wir unserer Schenke zu, nur des einen Gedankens mächtig, so schnell wie möglich aus dieser jammervollen Hauptstadt zu entkommen.

Wir waren kaum wieder bei unseren Freunden, als wir ihnen unseren Entschluß mitteilten, sogleich in die Attacapas zu fahren. Alle waren damit zufrieden, und unsere Abreise wurde auf den folgenden Morgen mit Tagesanbruch festgesetzt. Pajol erhielt die Weisung, mit Balot in Verhandlungen zu treten.

Pajol jedoch schüttelte den Kopf und erklärte uns, er wolle mit unserer Abreise nichts zu tun haben. Wir täten besser, unsere Empfehlungsbriefe abzusenden und die Antworten abzuwarten. Die Antworten konnten aber vor einigen Tagen nicht eintreffen, und jede Stunde unseres Bleibens mußte uns, die wir das Klima nicht gewöhnt waren, in größere Gefahr bringen. Wir machten Pajol darauf aufmerksam und hielten ihm vor, wie er selber früher darauf gedrängt habe, daß wir schnellstens abreisten.

Er geriet in einige Verlegenheit und blieb dabei, wir sollten die Antworten auf die abgesandten Briefe abwarten. Wollten wir nicht in Nouvelle Orleans bleiben, so könnten wir über den Pontchartrain Großer See nördlich von New Orleans gehen.

»Und unser Gepäck mittlerweile in deiner Verwahrung lassen?« fragte Amadée und klopfte den Mann auf die Schulter.

»Besser Ihr Gepäck bleibt hier als Sie selber«, meinte Pajol, der seine fröhliche Stimmung noch mehr als wir eingebüßt zu haben schien.

Es war etwas Barsches, Mürrisches, Unruhiges in den Mann gefahren, das uns notwendig hätte auffallen sollen. Aber im halben Taumel, wie wir waren, hatten wir keinen anderen Gedanken, als so schnell wie möglich fortzukommen.

»Kurz und gut«, sagte ich. »Du unterhandelst mit Balot, der sich anheischig gemacht hat, uns nach den Attacapas zu bringen.«

»Oder ...!« Amadée hob seinen Stock.

Pajol ließ sich jedoch durch diese Drohung nicht einschüchtern.

»Ich will nichts mit Ihrer Abreise zu schaffen haben!« erklärte er. »Sie tun am besten, Ihre Empfehlungsschreiben abzusenden und sich durch Ihre Freunde eine Gelegenheit zur Fahrt in die Attacapas zu verschaffen. Wollen Sie mit Balot abgehen, so mögen Sie das tun, ich jedoch biete meine Hand nicht dazu.«

Wir schauten einander an. Etwas war nicht richtig, das merkten wir. Aber in unserer Lage konnten wir uns nicht lange besinnen. Vignerolles nahm Pajol auf die Seite und fragte ihn um die Ursache seiner Meinungsänderung. Ob Balot ein verdächtiger Charakter sei? Er bat ihn, aufrichtig zu sein.

Pajol kehrte sich ab und brummte etwas, das ich nur zur Hälfte verstand. Es war etwas von neun Zoll kalten Eisens. Dann wandte er sich wieder zu Vignerolles und versicherte ihm, daß Balot schon hunderte hinüber in die Attacapas gefahren habe. Er rate uns jedoch, an das jenseitige Ufer des Pontchartrain-Sees zu gehen, wo wir vom gelben Fieber nichts zu fürchten hätten.

Unwillig wandten wir uns von dem Mann, bei dem weder Bitten noch Vorstellungen fruchten wollten. In diesem Augenblick trat der wilde Balot ein. Er warf einen fragend mißtrauischen Blick auf Pajol, der diesen noch verstörter zu machen schien.

»Messieurs, ich bringe euch in die Attacapas!« lärmte Balot.

Pajol stand mir zunächst und wisperte mir ins Ohr: »Gehen Sie nicht mit ihm, gehen Sie über den Pontchartrain!«

Balot stand da und stierte einen nach dem anderen an, allem Anschein nach aber viel nüchterner, als es nach der bedeutenden Menge gebrannten Wassers, die er zu sich genommen, zu vermuten war. Ich war nachdenklich geworden, und mehr noch Freund Amadée, der mir seine Bedenken leise zuflüsterte.

Vignerolles hatte sich unterdessen mit dem Patrón in Unterhandlungen eingelassen. Balot verpflichtete sich, mit seiner Voiture – so nannte man die bedeckten Boote, mit denen vor Erfindung der Dampfschiffe gewöhnlich die Reisen gemacht wurden – am folgenden Morgen um fünf Uhr an der Levée zu sein und die nötige Mannschaft mitzubringen, die aus zehn Ruderern, einem Bootsmann und ihm als Patrón bestehen sollte. Seine Forderung war ein Dollar täglich für jeden Ruderer, zwei für den Bootsmann und drei für den Patrón.

Der Handel war kurz abgeschlossen worden. Von Zeit zu Zeit sah sich Balot dabei nach Pajol um, der ängstlich hinaus- und wieder hereintrippelte, sich auf einmal an Amadée heranschob und diesem etwas in die Hand drückte. Mir war keine Bewegung des Mannes entgangen.

Balot hatte das Angeld von zehn Dollar erhalten, für das übrige sollte ihm ein Scheck ausgestellt werden. Während diese Verhandlungen ins reine gebracht wurden – was einige Schwierigkeiten machte, weil der Mann Vorausbezahlung wollte, um seine Schulden bei Pajol und einem gewissen Crochet zu begleichen –, hatte Amadée einen Blick in das ihm so geheimnisvoll zugesteckte Papier geworfen. Gleich darauf trat er auf Balot zu.

»Sagen Sie mal! Welchen Weg wollen Sie nehmen?«

Balot warf einen fragenden Blick auf Amadée, schoß einen giftigen in der Stube umher, aber Pajol war verschwunden. Der Mann wurde mir jetzt unheimlich.

»Welchen Weg?« brüllte er. »Welchen anderen Weg als den nächsten besten? Wo meine Voiture und meine Passagiere am schnellsten dahin kommen, wo wir sie haben wollen!« Diese Worte hatten einen höhnend lachenden Nachklang.

»Und dieser Weg?« fragte Amadée weiter.

»Was geht Sie der Weg an?« brüllte Balot mit einem Roßgelächter. »Sie gehen den Weg, den Ihre Herrschaft geht! Ich bin mit Ihrem Herrn da einig!«

»Nicht so vorschnell, Balot!« fiel ich ein. »Amadée ist unser alter Freund, und was er spricht, wiederholen wir. Nicht wahr, Vignerolles?«

Der Graf bejahte es.

»Und dieser Weg?« fragte Amadée noch einmal.

»Führt durch das Bayou La Fourche.«

»Nein!« versetzte Amadee. »Diesen Weg nehmen wir nicht! Wir gehen durch das Bayou Plaquemine!«

»Dann könnt ihr allein gehen, ich bleibe!« trotzte Balot.

»So bleiben Sie!« sagte ich.

Der Argwohn hatte bei mir tiefe Wurzel geschlagen, obwohl mir auffiel, daß Amadée den Weg über das Bayou Plaquemine dem über das Bayou La Fourche vorzog. Wir hatten uns nämlich während unserer vierzehntägigen Auffahrt von den Mündungen des Mississippi nach New Orleans häufig mit dem Kapitän und den Matrosen über die beste Art und Weise, von der Hauptstadt nach den Attacapas zu gelangen, besprochen und erfahren, daß das Bayou La Fourche bei weitem der beste Weg sei. Es geht 27 Stunden oberhalb von New Orleans vom Mississippi aus, während das Bayou Plaquemine 39 Stunden flußaufwärts abzweigt, wobei dieser Weg zwei Tage mehr erfordern würde. Aber eben dieser Umstand machte ihn auch für den Patrón gewinnreicher, und dessen Weigerung, ihn zu nehmen, ihn selber um so verdächtiger.

»Aber was fällt dir auf einmal ein?« fragte der Graf Amadée.

»Ich glaube, Herr Graf, wenn Balot nicht durch das Bayou Plaquemine will, tun wir am besten, wir senden unsere Empfehlungsbriefe ab und gehen über den Pontchartrain!«

Ich stimmte ihm bei. Vignerolles fing nun zu merken an, daß Amadée wichtige Gründe für die Veränderung unseres Reiseplanes haben mußte, und tat es gleichfalls. Balot hatte abwechselnd mich und Amadée mit giftigen Blicken gemessen.

»Pah!« schrie er endlich. »Habe die zehn Dollar, die mir niemand nehmen kann! Sind gerade recht zu einem Zeitvertreib bei Crochet!«

Und mit einem Hohngelächter ging er fort. Wir schauten ihm nach, so trostlos wie gestrandete Seefahrer, die das Rettungsschiff herannahen und wieder verschwinden sehen.

Erst nach geraumer Zeit fielen wir beinahe unwillig über Amadée her, der uns die Aussicht verdorben, aus dieser verpesteten Stadt zu entkommen. Amadée aber wies uns statt aller Antwort das Papier, das ihm Pajol in die Hände gedrückt hatte.

Mit Bleistift waren die Worte darauf gekritzelt: »Um Gottes willen! Fahren Sie nicht durch das Bayou La Fourche! Fahren Sie durch das Bayou Plaquemine! Balot ist ein Quadroon, Mischling zwischen Weißem und Mulattin seine Ruderer sind Neger und Mulatten!«

»Pah, was hat das zu sagen?« rief Ducalle. »Pajol ist ein Narr. Ein Quadroon ist so gut wie ein Weißer!«

»Monsieur!« sprach Pajol zur Tür herein. »Wenn Sie in sechs Wochen noch am Leben sind, werden Sie mich keinen Narren schelten!«

Wir riefen ihn herein und drangen in ihn, sich deutlicher zu erklären. Aber er weigerte sich ganz entschieden. Bereits habe er mehr getan, als er vor Balot und seinen Genossen verantworten könne. Er sage nichts weiter, als daß Balot und seine Leute Farbige wären. Alle Pflanzer zögen es vor, ihre Reisen auf dem Mississippi und den Bayous mit Akadiern zu machen.

Wir hatten von diesen Akadiern noch nichts gehört und erfuhren nun, daß man so die Nachfahren jener französischen Kanadier nannte, die aus ihrer Heimat in Nova Scotia oder Acadia von den Engländern vertrieben worden waren, weil sie sich 1755 weigerten, die Waffen gegen ihre Landsleute zu erheben. Die Engländer hatten das ungeachtet des Utrechter Friedens von 1712 verlangt, in dem ausdrücklich die Neutralität dieser von Frankreich an England abgetretenen Provinz ausbedungen war. Es waren zwölftausend Familien, die Heimat und Eigentum verloren, weil sie nicht gegen ihre Väter und Brüder streiten wollten. Erbarmungslos wurden sie über die Grenzen gehetzt, erfroren, gingen an den Strapazen zugrunde, Männer, Weiber und Kinder. Mehr als sechs Jahre irrten sie in den Urwäldern umher, nur ein kleiner Rest entkam über die großen Binnenseen und Illinois hinab nach Louisiana, wo die Akadier endlich an den Ufern des Mississippi und in den Attacapas Hilfe und neue Heimstätten bei ihren Landsleuten und den Spaniern fanden, denen im Frieden von 1763 Louisiana von den Franzosen abgetreten wurde.

Pajol rief nun seine Neger. Diese deckten den Tisch für unser Abendessen und trugen die Speisen auf. Wir setzten uns, aber Speisen wie Getränke widerstanden uns. Es bedurfte nicht der öfteren Erinnerungen Pajols, ja mäßig im Genuß der Fleischspeisen zu sein. Wir konnten nichts als Gemüse und einige Schinkenschnitten zu uns nehmen.

Die Hitze war zum Ersticken.

Als wir so saßen, kam Balot abermals zur Tür herein.

»Messieurs!« brüllte er uns an. »Ich bringe Sie durchs Bayou Plaquemine, aber es kostet Sie die Hälfte mehr!«

»Ihr erhaltet, was ausgemacht ist«, erklärte ihm Amadée. »Einen Gourde für die Ruderer, zwei für den Bootsmann und drei für Sie!«

»Gut! So gehen wir morgen früh um sechs Uhr ab.« Wir waren es zufrieden. Vignerolles schrieb die Anweisung, die nach unserer Ankunft von unserem Bankier in New Orleans ausgezahlt werden sollte, und Balot entfernte sich, um seine Leute zusammenzubringen.

»Sind Sie mit Waffen versehen?« fragte mich Pajol nach einer Weile wie gelegentlich.

»Pistolen, Doppelflinten und Kavalleriesäbel.«

»Die Säbel sind gut, aber nichts gegen Dolche auf Voitures. Sie müssen auch Dolche haben.«

»Glauben Sie, wir haben sie nötig?«

»Das läßt sich unmöglich voraussagen!«

»Mit diesen Worten verließ Pajol das Estaminet. Die trübe Laune, die alle niedergedrückt hatte, war verscheucht. Die verpestete Atmosphäre, die heißen Dämpfe waren es, denen alle um jeden Preis entkommen wollten. Diese Aussicht hatten wir nun, und als Zugabe eine zweite auf einen Strauß, die uns Hitze und Fieber vergessen ließ.

Pajol kam wieder und brachte uns sechs spanische Dolche, die wir für ebenso viele Piaster Spanischer Piaster – etwa ein Dollar eintauschten. Bei allen waren Heiterkeit und Mut wiedergekehrt. Lachend beschlossen wir unser Abendessen, lachend suchten wir unsere Lagerstätten auf. Sie waren im Schuppen des Estaminet-Hofs neben unseren Kisten und Ballen aufgeschlagen, da wir billiges Bedenken trugen, uns den Betten Pajols anzuvertrauen, obwohl er uns hoch und teuer versicherte, nach jedem, der am gelben Fieber gestorben, seien sowohl die Zimmer gelüftet wie die Leintücher und Tillandsea-Matratzen verbrannt oder in den Mississippi geworfen worden.

Trotz Mosquitos, trotz Brulôts – diese Insekten sind kleiner als die ersteren, dringen aber mit ihren ungemein peinlichen Stichen durch die Kleider – und trotz anderen namenlosen Ungeziefers schliefen wir ruhiger, als es seit Monaten der Fall gewesen war.

Allein Amadée teilte unsere Sorglosigkeit nicht und blieb wach. Vor Tagesanbruch kam er zu unserem Strohlager, rüttelte uns aus dem Schlaf und winkte uns, ihm zu folgen. Schlaftrunken gingen wir ihm nach.

»Was gibt's, Amadée?«

»Ich glaube doch, wir gehen am besten über den Pontchartrain.«

»Was zum Henker fällt dir ein, jetzt, nachdem der Handel abgeschlossen ist?«

Amadée schüttelte den Kopf.

»Es sind Farbige, ich traue den Farbigen nicht. Sie gefallen mir nicht.«

»Das finde ich begreiflich. Du konntest seit den Zeiten des Clubs Massiac nie einen Farbigen leiden«, spottete Ducalle.

Der Club Massiac war die bekannte Gesellschaft von Negerfreunden, die sich im Anfang der Revolution in Paris gebildet hatte und von großem Einfluß auf die Entwicklung des Sklavenaufstandes in St. Domingo war.

»Amadée schien den Vorwurf nicht gehört zu haben.

»Wir sind hier unbekannt«, erwiderte er. »Diese Menschen mögen uns hinführen, wo sie wollen, kein Hahn kräht um uns. Geben wir unsere Empfehlungsschreiben ab, Herr Graf! Das wenigste, was die Herren für uns tun können ist, uns eine Reisegelegenheit nach den Attacapas zu verschaffen.«

»Hast du etwas Verdächtiges gehört?« fragten wir.

»Ich blieb im Estaminet, um mit Pajol wegen der notwendigen Lebensmittel zu reden. Was ich da von den Farbigen hörte, gefiel mir nicht.«

»Und was hörtest du?«

»Bloß unsere Namen! Verstehen konnte ich ihr negrokreolisches Kauderwelsch nicht.«

»Pah, Amadée, du bist doch sonst nicht so furchtsam und hast das Herz auf dem rechten Fleck!« meinte Hauterouge. »Zehn Franzosen werden sich doch vor zwölf Farbigen nicht fürchten? Es ist Ehrensache für uns, zu gehen. Man würde uns auslachen!«

»Ich meinerseits bin fest entschlossen, mit den Leuten zu gehen!« erklärte Ducalle.

»Ich auch!« sagte Hauterouge.

Vignerolles und ich waren noch unentschlossen, aber jetzt kam Balot. Und der Gedanke, uns vor diesem Menschen eine Blöße zu geben, beschwichtigte alle Bedenklichkeiten, so ernster Natur sie auch waren. Wir ließen unser Gepäck an die Levée und an Bord des Fahrzeugs schaffen und folgten nach wie Leute, die nicht recht wissen, ob sie wachen oder träumen.

Die Amerikaner haben ein Sprichwort, das da sagt: ein Europäer bleibt sieben Jahre in Amerika blind. Es enthält viel Wahres. Wenigstens wir, ich gestehe es gern, waren blind, als wir in Amerika ankamen, und blieben auch geraume Zeit gleichsam blind, befangen in einer Weise, die dem Zustand des Schlaftrunkenen gleicht. Weit weniger so fühlten unsere Diener. Aber die Erscheinung war natürlich. Wir kamen aus Verhältnissen, die ich abstrakt nennen möchte im Gegensatz zu denen, in die wir eintreten sollten, und die konkreter Natur waren.

Unsere Rollen in Europa, obwohl nicht gerade die unbedeutendsten, hatten uns nur wenig mit den Volksmassen in Berührung gebracht, das Befehlen ausgenommen. Wir waren gewissermaßen Räder, die wieder untergeordnete Triebwerke in Bewegung setzten, für die andere dachten und die wieder andere in Bewegung setzten, handeln ließen. Als Hofleute und kommandierende Offiziere konnten wir bei einem grand oder petit lever fungieren, konnten Regimenter, Bataillone befehligen, auch Verse machen, Romane, Tragödien und Komödien kritisieren, verstanden etwas von Chemie und Astronomie. Wir glaubten, in Louisiana, wenn nicht vollen Ersatz für die Heimat, so doch einen leidlichen Zufluchtsort zu finden. Was wir aber sahen, konnte unsere Erwartungen nur bitter enttäuschen.

Der Starkmut des Mannes hat auch seine Grenzen. Wer soviel gefochten, gekämpft, erduldet und ertragen hat wie wir in den zehn Jahren unserer Revolution, der fängt an zu verzweifeln. Das stärkste Schiff hält wohl zwei, drei und mehr Stürme nacheinander aus, allein wenn diese Stürme immer und immer wiederkehren, bald von Westen, bald von Osten, bald von Norden, wieder von Süden, dann brechen nicht nur die Ruder, die Masten – dann reißen auch die Segel, und die Planken beginnen nachzugeben. So auch das Gemüt des Mannes, es fängt an zu wanken, zu verzweifeln. Und ist es einmal dahin gekommen, dann ist Ruhe und Besonnenheit dahin, dann kommt die Unruhe. Sie warf uns Balot und seinen Genossen in die Klauen.

Unser Empfang in New Orleans hatte uns für ihn reif gemacht. Das gelbe Fieber wütete, kein Schiff, kein Boot war zu sehen. Die wenigen Einwohner, die zurückgeblieben waren, schlossen sich in ihre Häuser wie in belagerte Festungen ein, bloß einige hundert Elende trieben sich wie Schakale oder Aasgeier umher. Daß wir den Zutritt zu Don Valdez erlangten, war ein bloßes Ohngefähr und Vignerolles' Dublonen Spanische Goldmünze im Wert von etwa 8 Dollar wie dem Umstand zuzuschreiben, daß einer seiner Vorfahren den Titulo de Castilla – das spanische Adelsdiplom – bekommen hatte. Aber was soll ich noch weiter sagen? Man muß Nouvelle Orleans im Jahre 1799 während des gelben Fiebers gekannt haben.

Es war eine Albernheit, eine Dummheit, uns mit solchem Gelichter wie Balot einzulassen. Mir steigt jetzt noch die Galle hoch, wenn ich daran denke. Wir hatten die elendeste Fahrt, die je den Mississippi hinauf gemacht wurde. Daß wir hinaufkamen, hatten wir nur unserem guten Stern und unsäglicher Arbeit zu danken. Wir mußten arbeiten wie Galeerensklaven, rudern wie Matrosen. Denn diese faulen widerspenstigen farbigen Bestien wollten nichts tun als Filet Branntwein trinken und spielten uns noch dazu jeden möglichen Possen.

Vergebens schauten wir um Hilfe aus bei den Pflanzungen, die es damals auch schon am Mississippi gab. Aber wir kamen von New Orleans, wo das gelbe Fieber herrschte. Niemand wollte mit uns etwas zu tun haben. Und wenn sich ja einer uns näherte, während wir unsere Mittags- oder Abendmahlzeit am Ufer hielten, dann waren die Zurufe unserer Mulatten »Des pauvres blancs – arme Weiße!« oder »Des Francais de St. Domingue – Franzosen von St. Domingo!« hinlänglich, ihn schnell wieder zu verscheuchen. Leider haben sich die ehemaligen Kreolen gegen ihre unglücklichen Mituntertanen, die Flüchtlinge von St. Domingo, geradezu unmenschlich und grausam bewiesen. Diese Periode ist und bleibt ein besonderer Schandfleck in der eben nicht sehr rühmlichen Geschichte von Louisiana.

Am dritten Tage nach unserer Abfahrt – wir waren an der Côte des Allemands – begegneten wir einem Boot, das vom linken auf das rechte Ufer übersetzte. Es war Windstille, der Strom ruhig. Balot teilte gerade Branntwein aus. Wir waren ans Land gestiegen, um unser Abendmahl zu halten. Das fremde Boot war nicht mehr hundert Fuß vom Ufer, als Balot auf einmal dem Mann am Ruder zuschrie: »A droite! – Nach rechts!«

Im gleichen Augenblick ließ sich auch ein starker Windstoß spüren. Der Patrón im fremden Boot lenkte unwillkürlich auf den Ruf hin das Boot rechts, ohne daran zu denken, daß er die Seite dem Windstrich darbot. Wir hörten einen Schrei aus dem Boot, aber schon zu spät. Der Luftstrom hatte das Boot erfaßt, kollerte es wie ein Faß über und über, und in den nächsten zehn Sekunden wurde es gescheitert ans Ufer geworfen. Der Pflanzer war halb zerschmettert, zwei Neger ertranken vor unseren Augen, ein Knabe streckte angstrufend seine weißen Händchen aus dem Wasser und versank. Alles das vor unseren Augen!

Kaum sah Balot, was er angerichtet, als er und die Seinigen lachend wie Kobolde in das Fahrzeug sprangen und uns zuriefen, wir sollten nachkommen oder sie ließen uns sitzen. Was blieb uns übrig? Wir machten uns später Vorwürfe, daß wir ihn nicht sofort gepackt und gebunden hatten, um ihn dem Gesetz oder dem ersten besten Pflanzer zu überliefern. Er war geschwinder als wir, und so mußten wir ihm nach, wollten wir nicht zurückbleiben. Die ganze Nacht ruderten wir, um einer Verfolgung zu entgehen.

Nachdem diese Strolche uns zehn Tage lang bis zum Rasendwerden geplagt hatten, fuhren wir endlich am elften in das Bayou Plaquemine ein.

Siebenundzwanzig und neununddreißig Stunden oberhalb von New Orleans brechen vom westlichen Mississippi-Ufer zwei Seitenarme aus, Bayous La Fourche und Plaquemine genannt, schon damals die gewöhnlichen Wasserstraßen, auf denen man während der Flutzeit zu den Attacapas gelangt. In den Monaten Februar bis April nämlich, wenn der Mississippi seine mittlere Wasserhöhe zu übersteigen beginnt, stürzt das Wasser aus dem Strom mit außerordentlicher Heftigkeit über die angeschwemmten Holz- und Schlammassen der halbverdämmten Bayous, und mit dem Beginn dieses Ausströmens setzt auch die Schiffahrt in die beiden Ausmündungen ein und dauert an, bis die zu dem westlichen Überschwemmungsgebiet des Mississippi gehörigen Flüsse, Seen und Gewässer gleiche Höhe mit seinem Wasserspiegel erreicht haben. Ungefähr Mitte August hört mit dem Sinken des Wassers im Strom auch die Schiffahrt wieder auf.

Sobald man tiefer in diese natürlichen Abzugskanäle hineingelangt, läßt die Heftigkeit der Strömung nach, und der Reisende, dessen Fahrzeug nicht an einer vorspringenden Uferkrümmung oder einem entwurzelten Baumstamm zerschellte, ist der ersten Gefahr entronnen – um anderen entgegenzugehen. Diese Bayous sind nämlich von zahllosen Flüssen, stehenden Gewässern und Sümpfen so durchschnitten und durchkreuzt, daß selbst bei genauer Kenntnis der Fahrstraße nur die gespannteste Aufmerksamkeit den leitenden Faden aus diesem Labyrinth zu finden vermag.

Bald erweiterte sich die Fahrstraße in einen See, in den strahlenartig eine Unzahl neuer Gewässer ein- und ausmündet, bald verengt sie sich wieder so sehr, daß sie von den zwanzig Fuß hoch überschwemmten Zypressenwäldern nicht mehr zu unterscheiden ist. Die Wucht der ungeheuren Bäume wölbt sich über dem Reisenden zusammen, das spanische Moos hängt in langen, dichten Flechten von den Riesenstämmen herab, liegt auf dem Wasser, versperrt den Weg.

Kein Sonnenstrahl dringt durch die Wasser- und Waldesnacht, ein unheimliches Dunkel drückt den Menschen und die Natur nieder. Kein Singvogel läßt seine Stimme hören. Bei Tage zerreißt das brüllende Gestöhn von Tausenden von Alligatoren und Riesenfröschen die Ohren, nach Sonnenuntergang bringt einen das nervenerschütternde Gelächter und Geächze der großen Mississippi-Nachteulen zur Verzweiflung.

Wir rannten schon bald nach der Einfahrt in das Bayou Plaquemine glücklich auf einen im Wasser liegenden Zypressenstamm. Unser Fahrzeug war richtig aufgesessen, das Vorderteil befand sich jenseits des Stamms, das Hinterteil diesseits. Die Voiture hatte ein gewaltiges Loch bekommen, das Wasser drang in Strömen ein.

Balot und seine Mulatten bemächtigten sich, sowie sie unser Unglück sahen, der Jolle. Wir bemerkten das erst, als wir sie lachend davonfahren sahen. Mit einem unserer Güterballen, der dem Grafen gehörte und tausend Livres Alte französische Münze = 1 Franc wert war! Als wir verlangten, sie sollten uns mitnehmen oder später abholen, hatten sie die Unverschämtheit, für unsere Befreiung tausend Dollar zu fordern. Wir wollten ihnen gebührend antworten, aber die Ladungen unserer Flinten und Pistolen waren naß geworden.

Es war die schrecklichste Nacht, die ich je durchwacht. In einer Viertelstunde standen wir bis an den Unterleib im Wasser. Ringsum nur Sümpfe und Moraste mit Alligatoren und Alligator-Schildkröten. Etwa einen Meter lange, gefräßige Schildkröte Keinen Augenblick Ruhe! Die ganze Nacht mußten wir mit diesen Echsen kämpfen, die zu Dutzenden ihre greulichen Rachen nach uns herauf streckten, ja ins Fahrzeug kamen. Und dazu die gräßlichen Mississippi-Nachteulen, die uns an die Köpfe flogen, und ihr höllisches Gelächter! Ich möchte diese Nacht nicht noch einmal durchleben.

Mit welcher Erleichterung begrüßten wir den Aufgang der Sonne, obwohl unsere Lage dadurch nur wenig gebessert wurde. Vergeblich zergrübelten wir uns die Köpfe, wie wir uns durch Sumpf und Alligatoren auf festen Boden retten könnten. Schließlich gaben wir es als hoffnungslos auf und brüteten nur noch dumpf vor uns hin.

Doch da störte uns plötzlich Ruderschlag auf. Kehrte Balot mit seinen Genossen doch noch zurück, um uns zu holen? Hatte das Bessere in ihm gesiegt oder glaubte er uns nun zugänglicher für seine Erpressungen? Aber es war nicht die Jolle, die da kam, es war ein Fahrzeug so groß wie das unsere, eine Voiture.

Der Himmel hatte uns Roche Martin, einen wackeren, greisen Akadier, zu unserer Rettung gesandt. Eine halbe Stunde später hatte er uns von dem fatalen Baumstamm erlöst und mit unserem Gepäck in sein Boot übernommen.« –


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