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5

Standen auf unsere Krücken gestützt, war gerade vier Wochen nach der blutigen Hochzeit, und betrachteten den Greuel der Zerstörung, den die mutwilligen Spanier angerichtet.

Ein Haus war stehen geblieben, die Wände nämlich, bloß das Dach war abgebrannt. Die Wände waren von Zypressenholz, und das brennt nicht gern. Die zwei anderen Häuser waren bis auf den Grund niedergebrannt.

Wir kalkulierten, was am nächsten zu tun wäre. Und kalkulierten, daß das Dach mit leichter Mühe wieder aufgesetzt werden könnte und so die Hälfte von uns Unterkunft finden möchte. Denn im Blockhaus waren wir wie die Heringe geschichtet.

Sagte aber Rachel, die mitgegangen war:

»Hab' schier die Notion, das beste, was wir tun könnten, wäre einstweilen im Blockhaus bleiben.«

Sagte ich: »Im Blockhaus bleiben, in der faulen Luft und den erstickenden Dünsten? Wo denkst du hin, Rachel? Sind ja ärger zusammengepackt als auf unserer Mississippi-Arche!«

Sagte aber Rachel, sagte sie: »Ist immer besser zusammengepackt zu sein als auseinandergerissen zu werden von den Feinden. Und kommen sie und finden uns beisammen und zusammenhaltend, so werden sie nicht leicht ihr Spiel von vorne anfangen. Hat ihnen zuviel gekostet, das Spiel. Hab' aber was ganz anderes sagen wollen, hab' schon lange darüber gegrübelt.«

»Sag an, Rachel!« sagte ich. »Bist deines Vaters Tochter und hast viel von seinem Geist.«

Und Rachel sagte kein Wort darauf, deutete aber hinauf gegen Nordost, wo das liebe Kentucky liegt, deutete hinauf und sagte:

»Sag' euch, hab' die Notion, wird mir ganz weh ums Herz, wenn ich so denke, wie wir hier stehen, und derjenige, der die Seele von allem war, nicht mehr bei uns ist. Wird mir ganz weh, und wollte, wir sähen wieder eines unserer fröhlichen Kentuckygesichter, und unsere Landsleute am Salt River wüßten, was hier mit uns vorgeht, und wie wir das mächtig schöne Land mit unserem Blut und Asas Leben erworben! Sag' euch, sie würden nicht lange säumen, ihren Gäulen das Gebiß anzulegen.«

»Das denke ich auch!« sagte Righteous.

»Hab' darüber kalkuliert und gegrübelt«, sagte Rachel. »Und hab' die Notion, wenn du hinaufschriebst, Nathan, ihnen das alles fein säuberlich schriebst und ihnen schriebst, sie sollten kommen, ein Dutzend Familien oder so viele, wie wollen. Land hätten wir genug, auch Holz genug zum Häuser aufblocken und Fence Zaun machen, ohne daß wir dem County Clerk einen Cent für Schreibgebühren zu bezahlen brauchten.«

»Rachel!« sagte ich. »Rachel, das ist ein guter Einfall, den du hast, ein ganz herrlicher Einfall! Will tun, was du sagst, und schreiben, und hab' die Notion, wenn die Unsrigen am Salt River hören, was wir hier für ein blutiges Treffen hatten, werden sie alles liegen und stehen lassen und ihren Gäulen die Sporen in die Flanken setzen, ohne erst viel zu fragen, ob das Land schön oder ein Alligatorsumpf ist.«

»Gott behüte!« sagte Rachel. »Das nicht! Nichts mehr von Fechten und blutigen Treffen, wenn wir anders helfen können! Nichts mehr davon, wenn wir es vermeiden können! Darfst kein Wort davon schreiben, was wir für eine blutige Frolic Lustbarkeit gehabt, sondern bloß, daß wir mächtig schönes Land gefunden. Denn merkst du nicht, das schöne Land wird anständige Leute anziehen, aber die blutige Frolic nur Raufbolde und derlei Volk, und das können wir nicht brauchen.«

»Rachel, du hast recht!« sagte ich. »Du bist wahrlich deines Vaters Tochter, die weiter hinaus sieht, als wir Kentucky-Leute in der Regel tun. Will schreiben, wie du es haben willst, und ihnen alles schreiben. Aber wie ihnen das Geschreibe zukommen lassen? Rachel, das ist eine andere Frage. Du weißt, am Mississippi gibt es keine Post, und es sind gute sechzehnhundert Meilen hinauf bis zum Salt River.«

»Auch an das hab' ich gedacht«, sagte Rachel. »Wir haben hier die Akadier, und einer von ihnen kommt aus Kanada, redet unsere Sprache und scheint ein brauchbarer Mann zu sein, der sich gern unter uns mit seiner Familie niederließe. Hat mir versprochen, schier einiges zu tun, uns seine Dankbarkeit zu beweisen.«

»Trau den Franzosen nicht, Rachel!« sagte ich. »Trau ihnen nicht! Sind alle höflich und falsch und reden anders und denken anders. Kalkuliere, das beste ist, ich gehe selber hinüber nach Natchez, und wenn der Akadier uns einen Gefallen tun will, so mag er mitgehen und eine Hand zum Rudern leihen. Haben wieder etwas Bärenfett und ein paar Dutzend Hirschschinken, die wir nicht brauchen. Kalkuliere, das beste ist, ich schreibe zwei Briefe und bestelle sie durch kentuckische Bootsleute. Kann auch nicht schaden, wenn ich drei schreibe, im Fall der eine oder andere verlorengehen sollte. Obwohl ich es vorzöge, einen Acker der dicksten Immergrüneichen zu ringeln, als drei Schreiben zu machen. Aber wenn ich nun gehe, und die Spanier kommen?«

»Hab' die Notion, die Spanier kommen nicht so bald«, sagte Rachel. »Sagen die Soldaten, daß sie von der Besatzung von Natchitoches sind, und daß nicht mehr als hundert im Fort zurückgeblieben, und daß es drei Monate nehmen würde, ehe Soldaten von New Orleans heraufkommen können.«

»Ja aber«, sagte ich, »bis unsere Landsleute ankommen, dauert es gute sechs! Und wenn nun die Regierung die Kreolen und Akadier gegen uns aufhetzt?«

»Hab' die Notion, das wird sie nicht tun!« sagte Rachel. »Hab' darüber auch mit dem Mann gesprochen. Müßt wissen – ist aber nicht laut zu sagen –, die Akadier und die Kreolen mögen einander schier so wohl leiden wie bei uns oben die Republikaner und die Tories. Sind einander spinnefeind, und sagt der Akadier, wenn wir zu den Seinigen halten, so sollen alle Kreolen und Soldaten uns nichts anhaben. Wollen sich die beiden Akadier auch unter uns niederlassen und noch andere mitbringen.«

»Das ist etwas, das gut und schlecht ist«, sagte ich. »Gut und schlecht, Rachel. Wäre mir lieber, wir könnten unter uns bleiben, ohne die französischen Akadier, die besser ihre Hängematte woanders aufschlagen. Sind nicht unsere Leute, Rachel, können sich nicht selbst regieren, und wollte, wie gesagt, sie gingen ein Haus weiter. Aber sie sind in einem freien Land oder sind vielmehr in ihrem Land, und so können wir es ihnen nicht wehren.«

Und wie wir so hin und her redeten, wurde Righteous, dessen Auge euch so scharf ist wie das eines Adlers, auf einmal aufmerksam und schaute starr in die Ferne. Und schauten wir gleichfalls und spähten, und sahen in den Strahlen der Morgensonne zwei Gestalten, aber von einem solchen Glanz umgeben! Waren gleichsam überirdisch in ihrem Glanz, und erschienen sie uns wie Boten des Friedens und Engel des Lichtes, die beiden Gestalten! Ist eine wunderbare Eigenschaft, die unsere Prärien haben: seht oft ganze Städte, Felsengebirge, Seen, Landhäuser, oft glaubt ihr Armeen gegeneinander kämpfen und wieder Cherubims vom Himmel herabsteigen zu sehen, und kommt ihr näher, so findet ihr statt der Städte Gras und statt der Cherubims Jäger in Hirsch- und Bärenfellen. Ist ein Fakt!

Und wie wir so schauten und uns schier die Augen ausschauten, erkannten wir endlich, daß es zwei Männer waren. Und Righteous, der ein wahres Indianerauge hat, schrie:

»Sind Kentuckier! Oder wenigstens aus dem Westen der Old Dominions! Will darauf meine Rifle wetten, kenne sie an ihrem fröhlichen Gang und ihrem munteren Wesen. Kommen euch und schreiten daher, als ob sie hier zu Hause wären.«

Und waren wir euch doch so gespannt, könnt es gar nicht glauben, wie gespannt wir waren. Verlangte uns das Herz, wieder einmal in eines unserer fröhlichen Kentucky-Gesichter zu schauen. Hört! Wenn man so an sechzehnhundert Meilen von den Seinigen ist und nichts als olivengrüne Dons zur Abwechslung sieht, würde der Teufel selbst, käme er aus der Heimat, willkommen sein.

Und waren es richtig Männer aus dem Westen, erkannten sie an den Jagdhemden, als sie näher kamen. War uns doch so sonderbar zumute – wußten nicht, ob wir vor Freude lachen oder weinen sollten. Waren auch wegen unseres ausgestandenen Siechenlagers in einer so weichen Gemütsstimmung.

War stark im Dezember gegen das neue Jahr zu und der Morgen frisch, obwohl nicht so kalt wie im alten Virginia oder in Kentucky. Aber wir waren durch das lange Liegen in Windeln und das ewige Suppetrinken so weich und empfindlich gegen die kühle Morgenluft geworden, könnt es gar nicht glauben, wie weich. Hatten uns in unsere Hirschwämser eingetan und sahen aus wie große in Windeln gewickelte Kinder. Hatten noch Wolldecken über uns geworfen, auch Rachel, und sah meine Schwester in ihrer Wolldecke aus, obwohl sonst ein sauberes Weibsbild, sah aus schier wie eine Indianer-Squaw.

Und als die zwei Männer so an uns herankamen, stierten sie uns verwundert an, dann schauten sie einander an und schüttelten die Köpfe. Sie legten ihre Rifles in den Arm, und so kamen sie an und heran. Und schlug uns das Herz vor Freuden. Denn jetzt war nicht bloß das Briefschreiben überflüssig, wir hatten auch andere Ursache froh zu sein.

Und kamen die beiden Herren bis auf fünfundzwanzig Schritte heran, und rief uns endlich der vordere zuerst an:

»Frischer Morgen das!« rief er. »Hab' die Notion, ein frischer Morgen!«

Und wie er uns so anrief, war uns doch, als ob wir gerade auf ihn zuspringen und ihm um den Hals fallen müßten. Erkannten ihn nämlich sogleich und sahen, daß es nicht bloß Kentuckier waren, sondern auch, was mehr sagen will, vom Salt River und nahe Blutsverwandte, der eine wie der andere.

Und sagten wir: »Wohl ist das ein frischer Morgen. Und guten Tag, ihr Männer, und wo kommt ihr denn her? Was bringt euch denn einen so weiten Weg her?«

Und schrie Rachel, der die Tränen in die Augen kamen: »So möge sich Gott meiner erbarmen, wenn das nicht George ist, der George, der Bruder meines vielgeliebten Asa! O George, lieber Schwager, mußtest du zu einer so betrübten Stunde kommen?«

Und schaute George auf. Hatte Rachel in ihrer Wolldecke nicht gleich erkannt, erkannte sie aber jetzt an der Stimme.

»Was?« schrie er. »Du, meine liebe Schwägerin Rachel? Und möge ich erschossen sein, wenn das nicht die Rachel meines Bruders Asa und meine liebe Schwägerin ist! Gott segne dich, Schwägerin! Grüße dich vielmals, und was treibst du? Und was treibt Asa? Wird wohl den Bären auf der Fährte sein, der Asa, oder ist er zu Hause?«

»Mann!« sagte sie. »O Mann, was fragst du nach Asa? O Asa, mein teurer Asa! Wohl ist er zu Hause, aber Gott erbarme es, in einem engen Hause!«

»Versteh' dich nicht, Schwägerin«, sagte George.

Und Rachel brach abermals in Tränen und Schluchzen aus. Hatte ihn so lieb, den Asa! War auch ein liebwerter Mann, der Asa, gut wie ein Kind am heiteren Tag und friedfertig wie ein Kind, wenn er nicht giftig war. War er euch aber giftig, dann tat er zuweilen wild.

»O George!« schluchzte sie. »O George! Der, den du suchst, mein geliebter Asa wohnt, Gott erbarm's, in einem engen Haus!«

Und verstand nun George, was das enge Haus für ein Haus war.

»Des Herrn Wille geschehe!« sagte er. »Hätte vieles darum gegeben, es wäre anders. Mußten also die englischen Kugeln und die hessischen Bajonette ihn verschonen, bei Trenton Weihnachten 1770 überschritt Washington bei Trenton den Delaware und nahm rund tausend Hessen gefangen. und Saratoga Der englische General Burgoyne, der von Canada aus auf New York marschierte, kapitulierte am 17. Oktober 1777 bei Saratoga. und bei Cowpens, und eine elende spanische Muskete ihm den Rest geben? Haben gehört von eurer Frolic mit den spanischen Dons, ist das ganze Land voll davon. Hätte aber nicht gedacht, daß mein armer Bruder Asa sie mit seiner Haut würde bezahlen müssen.«

Und waren es George und Dan, der Dan vom alten Splash. Und waren sie mit einer Ladung Schinken und Welschkorn und Mehl und derlei Sachen, auch einem halben Dutzend Gäule und kräftiger Burschen, alle vom Salt River zu Hause, den Ohio herabgekommen und den Mississippi, um ihre Sachen in New Orleans auf den Markt zu bringen und sich bei der Gelegenheit auch das Land anzusehen, und wenn wir nicht zu weit aus ihrem Wege wären, bei uns vorzusprechen. Und waren sie bis Natchez gekommen, wo sie anhielten, weil einer ihrer Ruderhaken zerbrochen und sie den Hufschmied brauchten.

Und während ihnen der Hufschmied den Nagel wieder zusammenschweißt, erzählt er ihnen auch von der gewaltigen Frolic, die einer namens Asa Nollins mit den Spaniern irgendwo im Westen gehabt. Und sagte George kein Wort dazu, horchte aber weiter herum in den Tavernen und an den öffentlichen Orten. Und sprach man schier von nichts anderm als der blutigen Frolic, und was wir hier für eine Wirtschaft mit den Spaniern getrieben. War ganz Natchez voll davon, und in den Niederlassungen um Natchez herum sprach man auch von nichts als von unserer Schlacht und der Belagerung, die wir ausgehalten.

War der Lärm groß im Land. Sagten, der Gouverneur, wie er davon gehört, sei im bloßen Hemd auf die Gasse hinausgesprungen, weil er der Notion war, wir kämen schon den Mississippi herab, gerade auf New Orleans zu. Und sagten, er speie Feuer und Flammen, der Gouverneur, und habe einen harten Eid geschworen, er wolle uns alle hängen, spießen oder braten lassen, wie sie die Türken und Heiden und Juden in den alten barbarischen Zeiten hingen und spießten, und wolle kein Kind im Mutterleib schonen.

Und die Leute in Natchez hatten ihnen auch die französische Zeitung gegeben, den »Monithur von Louisiana«, Moniteur de la Louisiana, das damalige Regierungs- und einzige Blatt in Louisiana. Nollins hat wirklich gelebt, seine Expedition und der Kampf um das Blockhaus sind geschichtlich und werden in Flugschriften wie in Geschichtswerken der damaligen Zeit erwähnt: In den amtlichen Dokumenten wird er Philip Nolan geschrieben. Dieser Nollins == Nolan machte 1801 von Natchez aus mit einigen Amerikanern einen Einfall in das spanische Louisiana und wurde bei einer Belagerung getötet. wo alles darinnen stand, bis auf das Aus-dem-Bette-Springen des Gouverneurs, was eine Story war, eine erfundene Geschichte, hab' ich die Notion. Und rieten ihnen die Leute, bei der grausamen Aufregung, in der die Spanier gegen uns Amerikaner waren, nicht nach New Orleans zu gehen. Und obwohl sich George um die Spanier und ihre Aufregung keinen Fiedelbogen kümmerte, so kalkulierte er doch, es wäre vermessentlich, in ein Wespennest hineinzukriechen und während des Aufruhrs nach New Orleans hinab zu gehen.

Und kalkulierten er und Dan so hin und her, was wohl anzufangen sei mit ihren Sachen und Mehl und Welschkorn, und sagte ihnen endlich ein Pflanzer von Natchez, ein so ehrlicher Amerikaner, wie er je in seinen Schuhen stand: wenn er sie wäre, so sattelte er seinen Gaul und gäbe ihm die Sporen und machte einen Abstecher zu Asa Nollins. Der habe sich gewiß nicht wegen eines Alligatorensumpfes mit den Spaniern herumgeschlagen. Er kenne beiläufig die Gegend, wo Asa sich aufhalten müßte. Gäbe da prächtiges Zucker- und Baumwollenland, und wenn er ihnen raten dürfe, so rate er ihnen, von ihren Sachen so viel zu verkaufen, wie sie an den Mann bringen könnten, und mit dem Überrest sich in den Red River hineinzuschiffen und an Asa anzuschließen. Wenn das Land so schön sei, wie er gar nicht bezweifle, so könnten ein halbes Dutzend Hände wie die ihrigen es da weit bringen, und wenn sie gehen wollten, würde er von wegen des gemeinsamen Besten auch gern ein übriges tun.

Und dachten George und Dan darüber nach, und ihre Arbeitsleute, die sie mithatten, die kalkulierten gleichfalls, wenn das Land schön sei und umsonst zu haben, könnte der Handel nicht schnell genug geschlossen werden. Hatten sich aber zu einer Ansiedlung nicht vorbereitet und wohl ein paar Äxte und Rifles mitgenommen, aber alles andere zu einer Ansiedlung Gehörige zu Hause gelassen. Und sagte George das dem Pflanzer. Und sagte der Pflanzer, wenn sonst nichts wäre als das, da wolle er bald abhelfen.

»Gibt einen Büchsenschmied in Natchez, der kapitale Rifles schmiedet«, sagte er. »Hat sicher einen Vorrat von so kapitalen Rifles, wie sie je einem Hirschbock oder Büffel den Garaus machten. Solltet selbst sehen!«

Und gingen George und Dan mit dem Pflanzer zum Büchsenschmied und wählten sich ein halbes Dutzend Rifles aus. Zwei hatten sie, so daß nun jeder Mann seine Rifle hatte. Und versah sie der Pflanzer mit Äxten, Pflügen, Riemengeschirr, Wolldecken und allem, nahm ihnen dafür einen Teil ihrer Ladung ab. Waren auch andere Pflanzer zur Hand, die das ihrige beisteuerten und sich der Sache annahmen, als sie hörten, was vorginge, und daß es geplant sei, festen Fuß in Louisiana zu fassen. Nahm ganz Natchez schier lebhaften Anteil daran.

Und rüsteten George und Dan und ihre sechs Leute das Flachboot gehörig aus mit allem, was zu einer Ansiedlung im Busch vonnöten. Und als sie mit allem fertig, fuhren sie den Mississippi hinab und rechts in den Red River ein. Der Pflanzer hatte ihnen die französische Zeitung ins Englische übersetzt und angedeutet, wo herum wir unser Blockhaus aufgerichtet haben müßten, ihnen auch vom Bayou oberhalb der Einmündung des Black River in den Red River gesprochen.

Und fuhren also in den Red River ein und kamen, bis wo rechts der Black River einmündet, und sahen links weiter oben das Bayou und trieben da hinein. Und fuhren immer weiter hinein, bis sie endlich nicht weiter konnten. Und kamen in der Bucht an, wo wir gehalten, und fanden unsere Spuren und unser Kielboot, das wir im Laubwerk verborgen hatten. Sie stutzten über das Kielboot, weil sie wußten, daß wir ein Flachboot gehabt, ließen sich aber doch nicht irremachen und folgten unserer Spur und kamen so endlich glücklich in unserer Niederlassung an.

Und war ob ihrem Erscheinen große Freude unter uns. George und Dan gingen sogleich mit Jonas und sahen sich das Land von allen Seiten an. Nachdem sie alles gesehen und kalkuliert, kamen sie zurück ins Blockhaus, wohin wir früher zurückgekehrt. Hatten bloß noch Godsend nachgesehen, der seine Fallen für wilde Truthühner aufgestellt.

Hatte sie aufgestellt, wie es bei uns im Westen üblich. Man gräbt einen abschüssigen Graben, achtzehn Zoll tief und breit. Über das in einen Sack ausgehende Ende werden Stöcke gelegt. Darüber baut man aus Stämmchen einen Käfig von vier Fuß Höhe, der mit Reisig und einigen stärkeren Stämmen bedeckt wird. Werft ihr nun Welschkornkörner in den Käfig und den Graben hinauf in Zwischenräumen und weiter draußen bis an die Orte, wo sich die Truthühner aufzuhalten pflegen, oft eine Meile weit, so ruft das erste Truthuhn, das ein Welschkorn entdeckt, die ganze Familie herbei, die pickend die Spur verfolgt und so in den Graben und Käfig gelangt. Springen nun auf die Stöcke und suchen ängstlich einen Ausweg. Schauen aber nur hinauf und nie hinab, die dummen Tiere, und finden so die Öffnung nicht und sind eingeschlossen. Hatte auf diese Weise an die zehn Truthühner gefangen, der Bube, die wir ihm halfen nach Hause bringen.

Als George die Leiter hinaufstieg zu den Palisaden, sagte er, das sei ein tüchtiges Blockhaus, das eine Belagerung aushalten könne. Sei aber das Land ein so mächtig herrliches Land, wie er im ganzen Westen nicht gesehen.

»Ist ein Fakt!« sagte er.

Und erklärten wir ihm nun, wie wir gefochten und wie Asa gefallen und wie die Spanier eingebrochen und wie Godsends Kugel uns von einem großen Unglück befreit. Und drückte er dem Buben die Hand.

»Hast wie ein braver Kentuckier getan, wie ein glorreicher Kentuckier!« sagte er. »Und so habt ihr alle getan, und der alte Daniel Boone konnte nicht glorreicher gefochten haben. Und seid nun Herren des Landes, und wenn ihr wollt und nichts dagegen habt, so will ich euch meine Notion sagen.«

Und sagten wir, hätten nichts dagegen, seine Notion zu hören.

Und sagte er: »Hab' die Notion, habt gefochten wie glorreiche Kentuckier, und ist das Land euer! Und wenn ihr nichts dagegen habt, so will ich kommen mit den Meinigen.«

»Was sagst du da?« schrie Rachel schier giftig. »Wenn wir's erlauben und nichts dagegen haben? Was sind das für Reden, Schwager? Von einem Blutsfreund und dem Bruder Asas?«

»Ganz ernst gemeinte Reden sind das, Schwägerin«, sagte George. »In allem Ernst gemeint. Ist das Land euer, habt es mit eurem Blut erobert, und seid ihr daher diejenigen, die man fragen muß, wenn man sich hier eine Hütte zu bauen die Notion hat. Und so ihr nichts dagegen habt, kommt euer Schwager George mit Weib und Kindern und bringt euch noch ein Dutzend oder mehr tüchtiger Burschen mit. Denn ich sehe, habt nicht zweimal Überfluß an Händen.«

»Das ist es ja eben, Schwager, das ist es ja, warum Nathan hinaufschreiben sollte, euch zu berichten, wie wir hier auf ein so mächtig schönes Land gestoßen, das keiner Seele gehört und just für's Nehmen zu haben ist. Und da hat es sich nun so prächtig fein gefügt, daß du gekommen.«

»So hat es!« sagte George. »Und sage euch meine Notion. Will euch vier der Burschen hier lassen oder auch alle sechs. Glaube schier, ihr seht es lieber, wenn ich euch alle sechs da lasse, kenne sie, sind ordentlicher Leute Söhne, die Söhne von Jim und Waddy und Stickfast und Skull und Davy, just die echte rechte Kentucky-Brut vom Salt River und Kentucky. Mögen euch unterdessen helfen, eure Häuser aufblocken und einrichten, so daß unsere Weiber Obdach finden, wenn wir kommen, obwohl sie sich die Haare auch nicht ausreißen werden, wenn sie es nicht finden.«

Und waren wir natürlich alle einverstanden. George und Dan blieben bis zum nächsten Tag, und besprachen wir alles. Mit Anbruch des nächsten Tages kehrten sie zum Bayou zurück. Jonas war mitgegangen.

Und nahmen George und Dan statt ihrer Arche das Boot, das sie an der Arche hängen hatten, zu ihrer Rückfahrt. Fuhren den Red River hinab und in den Mississippi ein, auf unsere amerikanische Seite hinüber, wo sie landeten, das Boot den Wellen überließen und dann zu Fuß nach Natchez hinauf gingen. Riefen beim Pflanzer an, und der verschaffte ihnen ein paar Gäule, und ritten durch das Choctaw- und Cherokee-Gebiet nach Kentucky zurück und trafen glücklich am Salt River ein.

Und waren kaum da angekommen, als sie ihre Bekannten und ihre Freunde zusammenriefen und ihnen Bericht abstatteten, was sie für ein mächtig schönes Land gesehen, und wie Asa Nollins und ich ein Blockhaus darauf gebaut und eine Belagerung ausgehalten und wie Asa die Abgaben mit seinem Blut bezahlt.

Und unsere Freunde am Salt River, wie sie das hörten, erhoben sich wie ein Mann und schwuren einen harten Eid, Asa Nollins habe getan wie ein rechter Kentuckier und habe das Land erobert und behauptet wie ein wahrer revolutionärer Kämpfer, und solle ihm dafür der Dank des ganzen County zuteil werden.

Und beriefen sie auch eine öffentliche Versammlung und sprachen Asa Nollins den öffentlichen Dank aus und beschlossen, daß es sich für Kentuckier nicht gezieme, die Hände in den Schoß zu legen, wenn Landsleute und Freunde mit Fremden und Ausländern im Kampf begriffen sind um so mächtig schönes Land, und daß es den Kentuckiern gezieme, das eroberte Land behaupten zu helfen und beizustehen mit Männern und sonstigen Dingen.

Und bildeten einen Ausschuß, der alles das leiten und in Ausführung bringen sollte. Und meldete sich sogleich ein Dutzend tüchtiger Burschen und junger Männer, die zu unserm Beistand abzugehen entschlossen waren. Und ließ sich die Mehrzahl der Burschen mit ihren Mädchen trauen. Und zimmerten eine Arche zusammen, und in drei Wochen schifften sie sich mit ihren jungen Weibern und Ferkeln und Kühen und Sachen ein.

Kamen mit ihren Weibern und Sachen auch glücklich den Mississippi herunter und zu uns herüber, und sahen wir sie gerade fünf Monate nach dem Aufbruch Georges anrücken. Und ging nun der Jubel im guten Ernst an. Machten wir uns nun daran, eine richtige Niederlassung zu gründen. Und ging es über das Ausmessen der Ländereien und Fällen der Bäume und Aufblocken her, hörtet schier nichts anderes als den Knall der Äxte.

Und war dies bloß der Anfang. Die Hauptsache kam erst, als an dreißig Familien nachrückten, dreißig so rechte Familien, als je aus dem alten Virginien ins neue Kentucky ausgezogen, und mit ihnen Kühe und Kälber und Gäule und alles, tüchtige Zimmerleute und Schreiner.

296 Kamen aber auch die beiden Akadier mit ihren Familien, um sich in unserer Nähe anzusiedeln. Sagten, es gefiele ihnen bei uns besser als unter ihren wilden Nachbarn und trägstolzen Altadeligen. War uns aber nicht zweimal angenehm, die französische Sippschaft unter uns zu haben, besonders als wir fanden, daß mehrere nachzukommen die Absicht hatten. Fanden aber Mittel, dem Zuzug Einhalt zu tun.

Wären sonst keine unebenen Leute gewesen, im Gegenteil, waren tüchtige Jäger, die Tag und Nacht auf dem Anstand lagen und ihr Wild schier um nichts wieder weggaben. Gaben euch den schönsten Bären für eine Gallone Whisky, und hätten sich ein ganzes Faß kaufen können, wenn sie die Bärenklauen allein zu Markt gebracht. Hatten aber eine abscheuliche Eigenschaft, die wir durchaus nicht vertragen konnten, und die war ihr ewiges Tanzen.

Könnten es, sagten sie, unmöglich lassen, und war gerade immer an Sonntagen, daß ihnen die Fußsohlen so juckten, so unglaublich Christenleuten so etwas klingen mag. War ein wahrer Greuel, die alten und jungen Narren in ihren Wolldecken, Braguets und Mitassen so herumhopsen zu sehen, und kalkulierten wir lange, wie dem Einhalt getan und unsere Niederlassung von dem Schandfleck befreit werden möchte.

Und beschlossen wir endlich in öffentlicher Versammlung und erhoben zum Gesetz, daß zwar das Tanzen nicht verboten sein solle, da es jedermann freisteht, seine Füße zu gebrauchen, wie ihn am besten dünkt, aber das Aufspielen zum Tanz solle bei fünf Dollars Strafe verpönt sein.

Und gefiel den französischen Gesellen dieses Gesetz gar nicht. Sie weigerten sich, unsere gesetzgebende Gewalt anzuerkennen, sagten wir ihnen aber, wenn sie die Vorteile unserer Gemeinschaft genießen wollten, müßten sie sich auch die Beschränkungen, die sie auferlegte, gefallen lassen. Starrten uns an, schier verwundert, und wußten nichts zu sagen, als daß wir weder Syndikus noch Gouverneur noch Kommandanten wären und also keine Autorität hätten, Gesetze zu geben, da wir nicht die von Gott eingesetzte Obrigkeit wären. Und hielten die Narren ihre Kommandanten für von Gott eingesetzte Obrigkeiten.

Und hatten wir nichts gegen diese ihre Meinung, da sie keine Amerikaner, sondern bloß Franzosen waren, mit denen zu disputieren wir unter unserer Würde hielten. War uns aber das Treiben ärgerlich, und schlossen wir sie ab. Sie durften nicht herüber in unser Gehege. Das hielten sie ein halbes Jahr aus, und zogen die meisten Familien wieder weg. Einige aber blieben und darunter unsere beiden Akadier. Sahen oft über die Fencen herüber unserm Tun und Treiben zu und baten endlich, wir möchten sie wieder in unsere Gemeinschaft aufnehmen und sie die Wege, die wir ausgelegt, und die Sägemühlen, die wir zu bauen angefangen, benutzen lassen.

Und berieten wir darüber und gewährten ihre Bitte gegen das Versprechen, daß sie den Greuel des Tanzens aufgeben und sich wie vernünftige Menschen am Sabbat gebärden sollten. Und gaben sie ihr Umherspringen auf und wurden nach und nach ordentliche Leute und wohlhabend dazu. Sind jetzt brave tüchtige Bürger, freilich keine Amerikaner.

Die spanische Regierung aber führte einen allmächtigen Krieg in ihrer Zeitung und klagte über völkerrechtliche Verletzung ihres Gebietes. War uns das schier zum Lachen, diese Franzosen und Spanier über Verletzung des Völkerrechts klagen zu hören, sie, die um das Völkerrecht in Amerika geradesoviel gegeben wie der Teufel um das Neue Testament. Ließen uns ihre Klagen wenig anfechten. Sie versuchten aber, uns das Leben sauer zu machen, waren ihnen jedoch mittlerweile zu stark geworden.

Wandten sich zuletzt an die amerikanische Zentralregierung in Philadelphia und klagten bei ihr, war aber dieses just Wasser auf unsere Mühle. Unser Präsident, der alte John Adams, John Adams war von 1797 – 1801 Nachfolger Washingtons in der Präsidentschaft der Vereinigten Staaten. so ein Tory er auch ist, hätte es nicht wagen dürfen, Bürger der Union in der Klemme stecken zu lassen, und zwar Bürger, die mehr für das Beste der Staaten getan, als ... Wollte es ihm nicht geraten haben!

Aber lassen wir das jetzt! Habt einstweilen genug von der Geschichte des Blockhauses gehört und der Niederlassung Asas. Mögt nun eine Notion haben, wo ihr seid, und daß wir, schlicht wie ihr uns seht, nicht die Leute sind, die sich ins Bockshorn jagen lassen, und das ist einstweilen genug. Werdet das Weitere später hören, wenn wir mehr Salz miteinander gegessen haben.


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