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Einundvierzigstes Kapitel.

Drauf denn nun, spricht die alte Mutter,
Und weint und weint mit Macht: –
»O laß dich warnen, mein Sohn Johnie,
Bleib mir, bleib mir von der Jagd!«

Alte Ballade.

 

Als Morton in die Hütte trat, bemerkte er, daß die alte Wirthin wahr gesprochen. Das Innere der Hütte strafte die Außenseite Lüge; es war nett, sogar bequem, besonders das innere Gemach, wo, wie die Wirthin sagte, der Gast essen und schlafen sollte. Man setzte ihm Erfrischungen vor, wie das kleine Wirthshaus sie darbot, und obgleich er keinen Appetit hatte, so nahm er doch das Anerbieten an, um Gelegenheit zu einem Gespräch mit der Wirthin zu bekommen. Ihrer Blindheit ungeachtet war sie rührig in der Aufwartung und schien durch einen gewissen Instinkt überall den Weg zu finden.

»Hilft Euch Niemand bei der Bewirthung, als dies hübsche Mädchen?« fragte Morton.

»Nein, Sir,« erwiderte die alte Wirthin; »ich wohne allein, wie die Wittwe von Zarephath. Wenig Gäste kommen an diesen armen Ort, und ich habe nicht Kunden genug, um Leute in Dienst zu nehmen. Ich hatte sonst zwei schmucke Söhne, die Alles versahen. – Aber der Herr gibt und nimmt; – der Name des Herrn sei gepriesen!« – Hier hob sie die umwölkten Augen gen Himmel. – »Es ging mir einst besser, um weltlich zu reden, auch nachdem ich sie verloren; aber das war vor dieser letzten Veränderung.«

»So? Aber Ihr seid presbyterianisch, gute Mutter?«

»Ja; gepriesen sei das Licht, das mir den rechten Weg gezeigt hat!«

»In diesem Fall aber,« fuhr der Gast fort, »hätte ich geglaubt, daß die Revolution Euch nur Gutes gebracht.«

»Wenn sie dem Lande Gutes und dem zarten Gewissen Glaubensfreiheit gebracht, so liegt wenig daran, was sie einem armen blinden Wurm, wie mir, gebracht hat,« sagte die alte Frau.

»Dennoch sehe ich nicht ein, wie sie Euch Schaden zufügen konnte,« sagte Morton.

»Das ist eine lange Geschichte, Sir,« seufzte die Wirthin. »In einer Nacht, etwa sechs Wochen vor dem Gefecht an der Bothwellbrücke, hielt vor meiner Hütte ein junger Edelmann, steif und voll Wunden, und sein Pferd war so matt, daß es sich kaum auf den Beinen halten konnte; die Feinde waren ihm auf dem Nacken und er gehörte zu unsern Feinden. – Was könnt' ich thun? – Ihr seid ein Soldat und werdet mich für ein einfältiges altes Weib halten, – aber ich speiste und erquickte ihn und hielt ihn verborgen, bis die Verfolger vorüber waren.«

»Und wer könnte Euch deßhalb tadeln?« sagte Morton.

»Ich weiß nicht – manche von unsern Leuten sahen mich deßhalb scheel an. Sie sagten, ich hätte gegen ihn verfahren sollen, wie Jael gegen Sissera. Aber ich wußte wohl, daß ich keinen göttlichen Befehl zum Blutvergießen hatte; Blut zu schonen, dachte ich, ist weiblich und christlich. – Dann sagten sie auch, ich hätte kein Gefühl, daß ich einem Menschen von der Rotte beistand, die meine beiden Söhne gemordet.«

»Die Eure beiden Söhne gemordet?«

»Ja, Sir; obgleich Ihr ihrem Tode vielleicht einen andern Namen geben werdet, – der eine fiel mit dem Schwert in der Hand für den gebrochenen Covenant; der andere – ach! sie ergriffen und schossen ihn nieder auf dem Rasen vor seiner Mutter Augen. – Es flimmerte mir vor den alten Augen, als die Schüsse fielen, und seit jenem furchtbaren Tage wurden sie immer schwächer und schwächer, und das gebrochene Herz und die Thränen haben es wohl vollendet. Aber ach, wenn ich auch das junge Blut des Lord Evandale an seine Feinde verrathen hätte, meinen Ninian und Johnie hätt' ich doch nicht wieder in's Leben gebracht.«

»Lord Evandale?« fragte Morton erstaunt; »Lord Evandale war's, dessen Leben ihr gerettet?«

»Ja, er war's. Und er war auch noch später freundlich gegen mich, und gab mir eine Kuh und ein Kalb, Malz, Mehl und Geld, und Niemand durfte mir Etwas anhaben, als er Gewalt hatte. Aber dies Grundstück hier gehört zu Tillietudlem, und es war viel Prozessirens darum zwischen Lady Margaretha Bellenden und dem jetzigen Laird, Basil Olifant; Lord Evandale unterstützte die alte Lady aus Liebe zu ihrer Tochter, Fräulein Editha, eines der besten und schönsten Mädchen von Schottland, wie man im Lande sagt. Aber sie verloren Alles, und Basil bekam Schloß und Gut, und hinterdrein kam die Revolution, und wer hing den Mantel schneller nach dem Winde, als der Laird? Denn er sagte, von jeher sei er ein guter Whig gewesen, und Papist bloß, weil es Mode war. Dann schwamm er oben auf, und Lord Evandale's Kopf kam unter's Wasser; denn dieser war zu stolz und männlich, um sich bei jedem Windstoß zu beugen; obgleich es Viele so gut wissen, wie ich, daß er gegen unsere Leute, mögen seine Grundsätze sein, wie sie wollen, nicht so übel war; er schützte uns nach Kräften und weit mehr als Basil Olifant, der immer gern mit dem Strome schwamm. Er wurde aber bei Seite gesetzt und scheel angesehen und ward nichts nach seinem Schwert gefragt; dann suchte Basil, der rachsüchtige Mann, ihn auf jede Art zu quälen, besonders dadurch, daß er die alte blinde Wittwe, Bessie Maclure, die dem Lord das Leben rettete, unterdrückte und beraubte. Aber wenn das seine Absicht ist, irrt er sich; denn es wird wohl lange währen, bis Lord Evandale ein Wort von mir hört, daß ich meine Kuh verkaufen mußte wegen Abgaben und Pachtzins, oder daß man mir die Dragoner in's Haus legt, da doch das Land ruhig ist, oder sonst Etwas, was den Lord ärgern könnte; – ich kann meine Last in Geduld tragen und der weltliche Verlust ist das Geringste davon.«

Erstaunt und voll Theilnahme ob diesem Gemälde geduldiger, dankbarer und großmüthiger Entsagung konnte Morton nicht umhin, den niedrigen Schurken zu verwünschen, der eine solche feige Rache genommen.

»Flucht ihm nicht, Sir!« sagte die alte Frau. »Ich habe einen frommen Mann sagen hören, ein Fluch gleiche einem Steine, den man gen Himmel wirft und der meistens dem wieder auf den Kopf fällt, der ihn empor geworfen hat. Aber wenn Ihr den Lord kennt, so sagt ihm, er solle auf der Hut sein, denn ich höre sonderbare Reden unter den Soldaten hier, und sein Name wird oft genannt, und der Eine von ihnen ist zweimal in Tillietudlem gewesen. Der Laird hat ihn gern, obgleich er früher einer der Grausamsten war, die je durch's Land geritten, – den Sergeanten Bothwell ausgenommen – er heißt Inglis.«

»Ich nehme den größten Antheil an Lord Evandale's Rettung,« sagte Morton, »und Ihr könnt Euch darauf verlassen, daß ich Mittel finde, ihn von diesen bedenklichen Umständen zu benachrichtigen. Dagegen erlaubt mir eine andere Frage, gute Frau: Wißt Ihr Etwas von Quintin Mackell von Irongray?«

»Quintin Mackell von Irongray?« wiederholte die blinde Frau höchst erschrocken.

»Ist denn so viel Beunruhigendes in diesem Namen?« fragte Morton.

»Nein, nein!« antwortete die Frau zaudernd; »aber daß ein Fremder und Soldat nach ihm fragt – Gott beschütz' uns! Welches Unglück zieht herbei?«

»Keines durch meine Veranlassung!« antwortete Morton; »der Gegenstand meiner Frage hat nichts von mir zu fürchten, wenn, wie ich vermuthe, dieser Quintin Mackell derselbe ist mit John Bal – –«

»Nennt seinen Namen nicht!« sagte die Wittwe, die Finger auf die Lippen legend. »Ich sehe, Ihr habt sein Geheimniß und Losungswort; drum will ich offen gegen Euch sein; doch um Gotteswillen, redet leise. Aber Ihr wollt ihn doch nicht aufsuchen, um ihm ein Leid zuzufügen? – Ihr sagtet, Ihr wäret ein Soldat?«

»Freilich; aber einer, von dem er nichts zu fürchten hat. Ich habe eine Abtheilung an der Bothwellbrücke befehligt.«

»So?« sagte die Frau; »es ist freilich Etwas in Eurer Stimme, dem ich trauen kann. Ihr sprecht offen und gerade, wie ein Biedermann.«

»Ein solcher glaube ich zu sein,« sagte Morton.

»Aber nehmt's nicht übel, Sir,« fuhr Frau Maclure fort; »in diesen schlimmen Zeiten ist die Hand des Bruders gegen den Bruder, und er fürchtet eben so sehr die jetzige Regierung, als früher die alten Verfolger.«

»Wirklich?« fragte Morton prüfend; »das hätte ich nicht geglaubt. Aber ich komme eben aus der Fremde.«

»Ich will Euch sagen,« begann die blinde Frau, eine lauschende Stellung annehmend, welche bewies, wie sehr ihr jetzt das Ohr statt des Auges diente, denn statt spähend um sich zu blicken, neigte sie das Gesicht und wendete langsam das Haupt, um sich so zu versichern, daß nicht der geringste Ton in der Nachbarschaft zu hören sei; – »ich will Euch sagen: Ihr wißt, wie sehr er gestrebt hat, den Covenant wieder zu erwecken, der verbrannt, gebrochen und in den harten Herzen und eigennützigen Plänen dieses verstockten Volkes begraben ist. Als er nun nach Holland kam, fand er nicht Dank noch Ansehen bei den Großen, keine Gefährtenschaft mit den Gottseligen, was er doch mit Recht erwarten durfte; der Prinz von Oranien zeigte ihm keine Gunst, und die Geistlichen wollten keine Gemeinschaft mit ihm. Das war hart für Einen, der so viel gethan und gelitten, – vielleicht zu viel – aber wer soll richten? Er kam zurück zu mir und dem alten Zufluchtsort, der ihn so oft aufgenommen hatte in seinem Unglücke, besonders aber vor dem großen Tage des Sieges bei Drumclog; denn ich werde nie vergessen, wie er des Nachts hinging in dem Jahre und am Abende des Tages, da der junge Milnwood den Preis gewann im Vogelschießen, aber ich warnte ihn damals.«

»Was!« rief Morton, »Ihr waret es, die im rothen Mantel an der Heerstraße saß, und ihm sagte, es lauere ein Löwe auf dem Pfade?«

»Um Gotteswillen, wer seid Ihr?« sagte die Alte, ihre Erzählung vor Erstaunen unterbrechend. »Aber Ihr mögt sein, wer Ihr wollt, Ihr wißt doch nichts Schlimmeres von mir, als daß ich willig das Leben eines Freundes und Feindes rettete.«

»Ich will nichts Schlimmes von Euch, Frau Maclure, und will Euch nichts zu Leide thun. – Ich wollte Euch nur zeigen, daß ich so viel von dieses Mannes Angelegenheit weiß, daß Ihr mir getrost das Uebrige vertrauen könnt. Doch fahrt fort?«

»Es ist etwas seltsam Gebieterisches in Eurer Stimme, obgleich sie sanft ist, sagte die blinde Frau. »Ich habe nur noch wenig zu sagen. Die Stuarts wurden entthront, und Wilhelm und Maria regieren an ihrer Stelle; allein man hört kein Wort mehr vom Covenant. Sie haben die geduldete Geistlichkeit und eine erastinianische Generalversammlung der einst reinen und triumphirenden Kirche Schottlands an ihren Busen gedrückt. Unsere Kämpfer des Zeugnisses sind dagegen noch mehr aufgebracht als gegen die offene Tyrannei und Abtrünnigkeit in der Verfolgungszeit; denn die Seelen sind erhärtet und erstorben, der Mund des fastenden Volkes wird vollgestopft mit Kleien, statt mit der Würze des reinen Wortes, und manches hungrige Geschöpf, wenn es sich hinsetzt am Sonntag Vormittag, um Etwas zu erhalten, das es entzünden könnte zum großen Werke, bekommt ein dürres Moralgeschwätze in seine Ohren und – – –«

»Kurz,« sagte Morton, begierig eine Rede abzuschneiden, welche die gute, mit eben so viel Begeisterung ihren Religionsmeinungen, als den Pflichten der Menschlichkeit ergebene alte Frau wahrscheinlich noch länger fortgesetzt hätte – »kurz, Ihr seid nicht geneigt, Euch der neuen Regierung zu fügen, und Burley ist derselben Meinung?«

»Viele unserer Brüder sind der Meinung, daß wir für den Covenant und für den großen Nationalbund fochten, fasteten, beteten und duldeten, und jetzt sehen und hören wir nichts von dem, um dessentwillen wir duldeten, fochten, fasteten und beteten. Und Einige meinen, es wäre schon etwas, wenn man die alte Königsfamilie unter neuen Bedingungen zurückbrächte; denn ich hörte, als König Jakob weg war, die große Beschwerde der Engländer wider ihn war nur wegen der sieben urheiligen Bischöfe, und obgleich ein Theil unserer Leute sich der jetzigen Ordnung unterwerfen wollte, und ein Regiment unter dem Grafen von Angus errichtete: so war doch unser wackerer Freund und Andere, die mit ihm für die reine Lehre und Glaubensfreiheit aufgestanden, entschlossen, die Absicht der Jakobiten zu wissen, bevor sie gegen dieselben auftraten, aus Furcht niederzustürzen, wie eine Mauer von ungelöschtem Kalk.«

»Wenn sie von daher ihr Heil erwarten,« sagte Morton, »so steht's schlimm.«

»O lieber Herr! das Tageslicht entströmt dem Osten; das Licht des Geistes aber kann wohl auch dem Norden entströmen, so viel wir blinden Sterblichen wissen.«

»Und deßhalb ging Burley nach Norden?«

»Allerdings, Herr! und sah den Claverhouse selbst, den man jetzt Dundee nennt.«

»Was?« rief Morton erstaunt; »ich hätte geschworen, wenn diese Beiden zusammenkämen, müßte Einer das Leben lassen.«

»Nein, Sir; in unruhigen Zeiten ändert sich Manches gar plötzlich. – Montgomery, Ferguson und viele Andere, die früher König Jakobs größte Feinde waren, sind nun auf seiner Seite. – Claverhouse sprach freundlich mit unserem Freunde, und schickte ihn ab, sich mit Lord Evandale zu berathen. Das ging aber nicht; denn Lord Evandale wollte ihn weder sehen, noch hören, noch mit ihm sprechen, und nun ist er rasend und schnaubt nach Rache gegen Lord Evandale, und mag von nichts wissen, als von Morden und Sengen. O diese wilden Anfälle, sie zerrütten sein Inneres, und bringen dem Feinde großen Vortheil.«

»Dem Feinde?« sagte Morton; »welchem Feinde?«

»Welchem Feinde?« Ihr seid mit John Balfour von Burley genau bekannt, und wißt nicht, daß er gar saure und bittere Kämpfe hat mit dem Bösen? Habt Ihr ihn wohl je allein gesehen, ohne daß er die Bibel in der Hand und das gezückte Schwert auf den Knieen gehabt hätte? Habt Ihr nie in einem Zimmer mit ihm geschlafen und gehört, wie er im Traume mit den Verführungen des Satans rang? O, Ihr kennt ihn nur wenig, wenn Ihr ihn bloß beim schönen Tageslichte gesehen habt; denn Niemand kann so sehr über seine schmerzlichen Kämpfe einen Schleier breiten, wie er. Ich habe ihn nach einem solchen bittern Kampfe so zittern sehen, daß ein Kind ihn hätte halten können, und sein Haar troff von Schweiß, wie mein armes Strohdach nach einem Platzregen.«

Jetzt erinnerte sich Morton an Burley's Aussehen, als er auf dem Heuboden zu Milnwood schlief, und Cuddie's Bericht, daß er von Sinnen war; auch hatte er Etwas unter den Cameronianern flüstern hören, die Burley's geistige Uebungen und seine Kämpfe mit dem bösen Feind rühmten. Er schloß demnach aus diesen Umständen, daß der Mann selbst ein Opfer seiner Verblendung geworden sei, ungeachtet sein von der Natur scharfer und kräftiger Geist nicht nur Denen seinen Aberglauben verbarg, in deren Meinung er dadurch gesunken wäre, sondern auch mit solcher Anstrengung, welche nur den Epileptischen eigen sein soll, die Anfälle verzögern konnte, bis er entweder allein, oder nur von Solchen umgeben war, die ihn wegen dieser Heimsuchung desto mehr achteten. Demnach war die Vermuthung, daß getäuschter Ehrgeiz, gescheiterte Hoffnungen und der Sturz der Partei, der er mit so verzweifelter Treue gedient, seine Schwärmerei zu temporärem Wahnsinn gesteigert habe, ganz natürlich, und konnte aus der Erzählung der Frau Maclure gefolgert werden. Es hatte auch wirklich damals nichts Befremdendes, daß Männer, wie Sir Harry Vane, Harrison, Overton und Andere, obgleich Sklaven der zügellosesten Träumereien, sich im Verkehr mit der Welt nicht nur verständig und muthig in verwickelten Angelegenheiten und Gefahren benahmen, sondern auch außerordentlichen Scharfsinn und entschiedene Tapferkeit bekundeten.

»Wenn der Morgen graut,« sagte Frau Maclure, »wird Euch meine kleine Paggy den Weg zu ihm zeigen, ehe die Soldaten auf sind. Aber bevor Ihr Euch zu ihm in seinen Zufluchtsort wagt, müßt Ihr erst seine gefährliche Stunde, wie er sagt, vorübergehen lassen. Paggy soll es Euch schon sagen. Sie kennt seine Art sehr gut; denn sie leistet ihm manchen Dienst, dessen er zum Lebensunterhalt benöthigt ist.«

»Und wo hat denn dieser Unglückliche seine Zufluchtsstätte gefunden?« fragte Morton.

»An einem so schaurigen Orte, als nur je eine lebendige Creatur sich auserwählte, er heißt die schwarze Höhle von Linklater, ein schrecklicher Ort; aber er liebt ihn über Alles, weil er schon so oft dort Sicherheit gefunden hat, und ich glaube, er zieht ihn einem tapezirten Zimmer und einem Dunenlager vor. Aber Ihr werdet ja sehen; ich selbst bin schon manchmal dort gewesen. Damals aber war ich ein thöricht Mädchen, und dachte nicht daran, was davon kommen könnte. – Begehrt Ihr noch Etwas, Sir, ehe Ihr Euch zur Ruhe begebt? denn Ihr müßt Euch bei der ersten Dämmerung aufmachen.«

»Nichts mehr, gute Mutter,« sagte Morton, und schied von der Alten.

Morton empfahl sich dem Schutze Gottes, warf sich aufs Lager, hörte zwischen Schlafen und Wachen das Getrappel der Dragonerpferde, als die Reiter von der Streifwache heimkehrten, und schlief nach so schmerzlicher Erschütterung fest ein.


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