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Zehntes Kapitel.

Nun kommen die Reiter, das Machtwort erschallt,
Sie ziehn in den Hof und der Hauptmann ruft: Halt!

Swift.

 

Gideon Pike, der alte Diener des Majors Bellenden, legte seines Herrn Kleider vor dessen Bette zurecht, und führte, um sich zu entschuldigen, daß er ihn eine Stunde früher, als gewöhnlich, wecke, den Grund an, es sei ein Bote von Tillietudlem angelangt.

»Von Tillietudlem?« sagte der alte Herr, sich schnell in seinem Bette aufrichtend und kerzengerade sitzend – »öffne die Schaltern, Pike – ich hoffe, meine Schwägerin ist wohl – zieh' den Bettvorhang bei Seite – nun, was ist das hier? – Die Gicht? Sie weiß ja, daß ich seit Lichtmeß keinen Anfall gehabt habe – die Waffenschau? Ich habe ihr schon einen Monat früher gesagt, ich würde nicht dabei sein – seidenes Kleid und Hängeärmel? – Ei, daß dich der Teufel, kleine Hexe! – Großer Cyrus und Philippdastus? – Philipp Teufel! – Ist die Dirne plötzlich toll geworden? Ist's der Mühe werth, um diesen Trödel einen Expressen zu schicken? – Aber was sagt das Postscriptum? – Gott sei uns gnädig! – Pike, sattle gleich den alten Kilsyth und ein anderes Pferd für dich!«

»Doch keine bösen Nachrichten vom Schlosse?« fragte Pike, überrascht von seines Herrn plötzlicher Bewegung.

»Ja, – nein, – ja, das heißt, ich muß Claverhouse über eine wichtige Sache sprechen – drum, Pike, sattle so schnell du kannst. – Ach Gott, was sind das für Zeiten! – Der arme Junge – meines alten Kameraden Sohn! – Und die dumme Dirne steckt das in die Nachschrift, hängt's an den Schwanz von dem alten Kram und dem neuen Romane!«

In wenig Minuten war der gute alte Krieger völlig angezogen, und nachdem er seinen magern Klepper bestiegen, ritt er so nüchtern, wie Mark Anton es gethan haben würde, säuberlich nach dem Schlosse Tillietudlem.

Unterwegs faßte er den vernünftigen Entschluß, der alten Lady, deren eingewurzelten Haß gegen Presbyterianer aller Art er kannte, nichts von dem Stand und Rang des Gefangenen zu sagen, sondern seinen eigenen Einfluß bei Claverhouse für Mortons Freilassung anzuwenden.

»Ein so loyaler Mann, wie er ist, wird doch etwas für einen Kavalier thun, wie ich bin,« dachte der Veteran bei sich selbst, »und ist er ein so guter Soldat, wie die Welt von ihm rühmt, so wird's ihn doch wohl freuen, dem Sohne eines alten Soldaten einen Dienst zu leisten. Ich habe nie einen Krieger gekannt, der nicht ein offenherziger, wackerer Geselle gewesen; und ich denke, es wäre viel besser, die Vollstreckung der Gesetze (wenn's auch schlimm ist, daß man's für nöthig hält, sie so streng zu machen,) ihnen zu übertragen, als den schachernden Rechtsverdrehern oder den dickköpfigen Landjunkern.«

In diesen Betrachtungen wurde der Major Bellenden durch John Gudyill unterbrochen, der halbberauscht den Zügel des Pferdes faßte und ihm in dem schlechtgepflasterten Hofe von Tillietudlem beim Absteigen half.

»Ei, John,« sagte der alte Krieger, »was Teufel habt Ihr hier für Disciplin? Habt Ihr schon so früh in der Wachholderpostille gelesen?«

»Ich habe die Litanei gelesen,« sagte John und schüttelte den Kopf in schwerer Trunkenheit, da er von der Rede des Majors kaum mehr als ein Wort aufgefaßt: »das Leben ist kurz, Sir. Wir sind wie die Blumen des Feldes – wie die Lilien im Thale.«

»Blumen und Lilien? Ei, Freund, solche Kerle, wie du und ich, können kaum anders als Schierling, verwelkte Nesseln oder verdorrtes Unkraut genannt werden; aber vermutlich glaubst du, wir seien noch immer des Begießens werth?«

»Ich bin ein alter Soldat, Sir, Gottlob – –«

»Ein alter Mundschenk, meinst du, John. Aber laß das gut sein, alter Junge; zeig' mir den Weg zu deiner Herrschaft.«

John Gudyill ging nach der Steinhalle, wo Lady Margaretha umhertrippelte, Aufsicht führte, ordnete und die Vorbereitungen zu dem Empfange des berühmten Claverhouse traf, den die eine Partei als einen Heros ehrte und rühmte, die andere aber als einen blutdürstigen Unterdrücker verabscheute.

»Hab' ich dir's nicht gesagt,« sprach Lady Margaretha zu ihrer ersten Dienerin, »hab' ich dir's nicht gesagt, Mysie, daß es mein ausdrücklicher Wille sei, Alles genau in derselben Ordnung zu sehen, wie an jenem Morgen, als die geheiligte Majestät das Frühstück in Tillietudlem einzunehmen geruhte?«

»Freilich, das haben Eure Herrlichkeit befohlen, so viel ich weiß« – war Mysie's Antwort, als sie von ihrer Herrlichkeit unterbrochen wurde.

»Nun, warum ist denn die Wildpretpastete auf der linken Seite des Thrones und die Weinflasche auf der rechten, da du dich doch recht gut erinnern kannst, Mysie, daß Seine allergnädigste Majestät mit höchst eigener Hand die Pastete auf dieselbe Seite schob, wo die Flasche stand, und sagte, beide wären zu gute Freunde, um getrennt zu werden?«

»Ich erinnere mich dessen recht wohl,« sagte Mysie, »und hätt' ich's auch vergessen wollen, ich habe ja seitdem Eure Herrlichkeit oft genug von jenem wichtigen Morgen sprechen hören; aber ich dachte, Alles solle so gestellt werden, wie damals, als Seine Majestät, Gott segne ihn, in das Zimmer kam, mehr einem Engel, denn einem Menschen ähnlich – wenn er nicht so schwarz ausgesehen hätte.«

»Da hast du was Albernes gedacht, Mysie; denn die Art, wie Seine Majestät die Schüsseln und Flaschen gestellt hat, soll eben sowohl, wie sein königlicher Wille in größern Dingen, stets seinen Unterthanen ein Gesetz sein, und als solches in Tillietudlem beobachtet werden.«

»Gut, gnädige Frau,« sagte Mysie und machte die verlangte Aenderung; »das Versehen läßt sich leicht wieder gut machen, aber wenn Alles so sein soll, wie damals, so müßte die Wildpretpastete auch ein großes Loch haben.«

In diesem Augenblicke wurde die Thüre geöffnet. »Wer ist da, Gudyill?« fragte die Lady. »Ich bin jetzt für Niemand zu sprechen. – Ihr seid's, mein lieber Schwager?« fuhr sie überrascht fort, als der Major eintrat; »das ist ein recht frühzeitiger Besuch!«

»Auch eben so willkommen, glaub' ich,« sagte der Major Bellenden, als er die Wittwe seines seligen Bruders begrüßte. »Ich habe aus einem Briefchen, welches mir Editha nach Charnwood wegen einiger Kleidungsstücke und Bücher schickte, ersehen, daß heut Morgen Claverhouse hier eintreffen wird; da dacht' ich alter Haudegen, ich könnte wohl mit dem angehenden Soldaten ein Bischen schwatzen. So ließ ich den Pike meine Kilsythe satteln, und da sind wir Beide.«

»Und herzlich seid Ihr willkommen,« sagte die alte Lady; »wenn ich Zeit gehabt hätte, so würd' ich Euch darum gebeten haben. Ihr seht, ich bin mit Vorbereitungen beschäftigt. Alles muß in derselben Ordnung, wie damals, als – –«

»Der König zu Tillietudlem frühstückte,« unterbrach der Major, der, wie alle Freunde der Lady Margaretha, den Anfang dieser Erzählung befürchtete und sie kurz abzuschneiden wünschte. »Ich erinnere mich dessen recht wohl; ich wartete ja Seiner Majestät auf.«

»Ja wohl, Herr Bruder,« sagte Lady Margaretha, »und vielleicht könnt Ihr mir bei der Einrichtung des Mahles behülflich sein.«

»Beileibe nicht!« sagte der Major; »das verdammte Mittagessen, welches uns Noll ein paar Tage darauf zu Worcester gab, hat mir alle Eure guten Gerichte aus dem Kopf gejagt. – Aber was ist das? – Ihr habt ja selbst den großen safianenen Armsessel mit den gestickten Kissen in Bereitschaft gestellt.«

»Den Thron, wenn's beliebt, Herr Bruder,« sagte Lady Margaretha ernsthaft.

»Nun, den Thron meinetwegen,« fuhr der Major fort. »Soll das Claverhouse's Posten sein beim Angriff auf die Pastete?«

»Nein, Bruder,« sagte die Lady; »da diese Polster einmal der Person unseres geheiligten Monarchen gedient haben, sollen sie auch, so's dem Himmel gefällt, bei meinen Lebzeiten keine minder vornehme Person tragen.«

»Dann solltet Ihr sie keinem ehrlichen Cavalier in den Weg stellen, der schon heut' vor dem Frühstück seine zehn Meilen geritten ist; denn die Wahrheit zu sagen, sie sehen sehr einladend aus. Aber wo ist Editha?«

»Auf der Zinne des Wartthurms,« antwortete die alte Lady; »sie sieht sich um, ob unsere Gäste bald kommen.«

»Nun, dahin gehe ich auch, und das sollt Ihr auch thun, Lady Margaretha, sobald Eure Schlachtlinie hier in der Halle in Ordnung ist. Ich kann Euch versichern, ein Regiment Reiter auf dem Marsch zu sehen, ist ein herrlich Ding.«

Mit diesen Worten bot er ihr mit altväterischer Galanterie den Arm, und Lady Margaretha nahm ihn mit einer dankbaren Verneigung, wie sie die Damen zu Holyrood-House bis zum Jahre 1642 zu machen pflegten, wo auf eine Zeit lang Höflichkeiten und Höfe aus der Mode kamen.

Auf der Zinne des Thurms, wohin mancher gewundene Gang und manche unbequeme Wendeltreppe führte, fanden sie Editha, nicht in der Stellung eines jungen Mädchens, welches mit unruhiger Neugierde einer munteren Reiterschaar entgegen sieht, sondern bleich, niedergeschlagen, und mit einem Antlitz, das deutlich verrieth, sie habe verwichene Nacht vergeblich auf den Schlaf geharrt. Der gute alte Krieger war über ihr Aussehen betroffen, welches im Drange der Geschäfte ihre Großmutter völlig unbeachtet gelassen.

»Was ist dir zugestoßen, du närrisches Mädchen?« sagte er; »du siehst ja aus wie eine Offiziersfrau, die nach dem Gefecht einen Schlachtbericht liest und ihren Mann auf der Liste der Erschlagenen und Verwundeten zu finden fürchtet. Aber ich weiß die Ursache – du fährst fort, die unsinnigen Romane Tag und Nacht zu lesen, und jammerst über Unglück, das niemals existirt hat. Wie, zum Teufel, kannst du glauben, daß Artamines, oder wie er heißt, allein mit einem ganzen Bataillon gefochten? Einer gegen Drei, das ist das Möglichste, was je gesehen worden, und außer dem Korporal Raddlebanes hat noch Keiner darnach begehrt. Aber diese verhenkerten Bücher stellen alle wackern Thaten in den Schatten. Ich wette, du würdest nur sehr gering denken von Raddlebanes, wenn er an Artamines Seite stände. – Ich wollte, die Kerle, die solchen Unsinn schreiben, müßten für ihre Lügen mit einem Piket marschiren.«

Lady Margaretha, die selbst gern Romane las, übernahm die Vertheidigung.

»Monsieur Scudery,« sagte sie, »ist ein Soldat, und wie ich gehört habe, ein ganz vorzüglicher, und ein solcher ist Sieur d'Urfé auch.«

»Um so schmählicher; sie hätten besser wissen sollen, was sie schreiben. Was mich betrifft, so habe ich seit zwanzig Jahren nichts gelesen als die Bibel, die vollständige Pflicht des Menschen, und noch vor Kurzem Turners Pallas Armata, oder Traktat über den Gebrauch der Piken; aber ich kann nicht sagen, daß mir seine Vorschriften besonders gefallen. Er will seine Cavallerie gerade vor der Fronte der Piken aufstellen, statt auf dem Hügel. Hätten wir das bei Kilsythe gethan, statt daß wir unsere paar Reiter in den Flanken behalten, die erste Salve hätte sie wieder zu den Hochländern zurückgebracht. – Aber – Pauken!«

Alle blickten jetzt von der Zinne des Thurmes hinab, der eine weite Aussicht auf Thal und Fluß beherrschte. Das Schloß Tillietudlem stand, oder steht vielleicht noch, aus einer steilen Klippe, neben der sich ein großer Bach in den Clyde ergießt. Nahe an der Mündung ist eine schmale Brücke mit einem hohen Bogen, über welche und dem hohen zerrissenen Felsenufer entlang sich die Landstraße hinzieht. Die Feste, welche auf diese Weise Brücke und Paß beherrscht, war also in Kriegszeiten ein Posten von großer Wichtigkeit, dessen Besitz nothwendig war, um die Communication zwischen dem höhern und wilderen Theile des Landes mit dem untern zu sichern, wo sich das Thal ausdehnt und dann für den Anbau tauglicher ist. Die Landschaft abwärts ist größtentheils Waldung; aber die Ebenen und sanften Abhänge am Ufer sind angebaut und bilden mit ihren Hecken und Büschen einen schönen Anblick, da es scheint, als ob die Umfriedungen aus dem nahen Walde gehauen wären, der in dichten Massen die steilern Abhänge und entferntern Ufer bedeckt. Der Strom, von einer hellen, glänzend braunen Farbe, rauscht in Windungen und Bogen durch die romantische Gegend, theils sichtbar, theils durch die Bäume verborgen, die seine Ufer bekränzen. Mit einer in andern Theilen Schottlands unbekannten Sorgfalt hatten die Landleute auf den meisten Stellen Obstgärten um ihre Hütten gepflanzt, und die um diese Jahreszeit blühenden Apfelbäume gaben dem untern Theile der Gegend das Aussehen eines Blumengartens. Den Fluß aufwärts nahm die Landschaft einen viel weniger angenehmen Charakter an. Hügeliges, ödes, unangebautes Land zog sich bis nahe an die Ufer; nur wenig Bäume standen an dem Flusse, und die wüsten Moore schwollen in einiger Entfernung zu formlosen, plumpen Hügeln an, über welchen wiederum eine Reihe hoher Berge hervorragte, die sich düster am Horizonte verloren. Der Thurm beherrschte also zwei Aussichten, eine reichlich angebaute und schöne Niederung, eine andere in düsterer Einförmigkeit eines öden, unwirthlichen Moorlandes.

Die Augen der Zuschauer waren diesmal auf die untere Seite gerichtet, nicht allein wegen ihrer größern Schönheit, sondern weil die fernen Töne einer Kriegsmusik von der Landstraße herschallten, die sich das Thal herauf wand, und die Ankunft des erwarteten Reiterregiments verkündigten. Ihre schimmernden Reihen wurden kurz darauf in der Entfernung wahrgenommen, bald erscheinend, bald wieder verschwindend, je nachdem die Bäume und Windungen des Weges sie verdeckten. Ihre Waffen blinkten in der Sonne, und ihr Zug war lang und imposant; denn es waren ungefähr zwei hundert und fünfzig Pferde, und der Glanz der Waffen und das Wogen der Banner, verbunden mit dem Klange der Pauken und Trompeten, wirkten mächtig und lebhaft auf die Einbildungskraft. So wie sie näher kamen, konnte man die Reihen dieser ausgewählten Schaar unterscheiden, und wie die Krieger, prächtig beritten und vollständig bewaffnet, einander folgten.

»Es ist ein Anblick, der mich dreißig Jahre jünger macht,« sagte der alte Krieger; »und doch lieb' ich den Dienst nicht, in dem die armen Burschen stehen. Obgleich ich selbst am Bürgerkrieg Theil genommen, so kann ich doch eben nicht sagen, daß ich an dieser Art Dienst so viel Gefallen fand, als an dem Dienste auf dem Continent, wo wir auf Kerle mit fremden Gesichtern und ausländischer Sprache einhieben. Es ist hart, eine heimathliche, schottische Zunge um Erbarmen bitten zu hören, und den Armen doch so niederhauen zu müssen, als wenn er miséricorde riefe. – Da kommen sie schon aus dem Walde; herrliche Bursche, meiner Treu, und trefflich beritten! – Der, welcher jetzt vom Nachtrab vorsprengt, muß Claverhouse selber sein; – ja, er reitet an der Spitze über die Brücke, und in fünf Minuten sind sie hier.«

Bei der Brücke unterhalb des Schlosses theilten sich die Reiter, und der größere Theil ritt am linken Ufer des Baches herauf, bis sie zu einer Furth kamen, welche zur Scheuer führte (so nannte man nämlich einige große Wirthschaftsgebäude, die zum Schlosse gehörten), wo Lady Margaretha für Empfang und angemessene Bewirthung Vorbereitungen hatte treffen lassen. Die Offiziere allein mit ihrer Fahne und einer Eskorte sah man den steilen Weg nach dem Schlosse hinaufziehen. Als sie diesen engen Pfad zurückgelegt hatten, befanden sie sich vor der alten Burg, deren Pforten zu ihrem Empfang gastfreundlich geöffnet wurden.

Nachdem Lady Margaretha mit Editha und dem Schwager von dem Beobachtungsposten herabgestiegen, bewillkommten sie die Gäste mit einem Gefolge von Bedienten in so guter Ordnung, als die Orgien der verwichenen Nacht es erlaubten. Der tapfere junge Cornet (Claverhouse's Verwandter und Namensvetter, mit dem der Leser bereits bekannt ist,) senkte die Fahne unter Trompetengeschmetter zu Ehren der Lady Margaretha und ihrer reizenden Enkelin, und die alten Mauern widerhallten von dem Klange der Instrumente und vom Stampfen und Wiehern der Streitrosse. Claverhouse selbst schwang sich von seinem Rappen, vielleicht dem schönsten in ganz Schottland. Er hatte nicht ein einziges weißes Haar am Leibe, ein Umstand, der, verbunden mit seinem Feuer, seiner Schnelligkeit, und weil er oft zur Verfolgung der widerspenstigen Presbyterianer gebraucht worden, diese in dem Glauben bestärkt, daß ihm dies Roß von dem bösen Feind geschenkt worden sei, um ihn bei der Verfolgung der flüchtigen Wanderer zu unterstützen. Nachdem Claverhouse mit militärischem Anstande die Damen begrüßt, und die Unruhe entschuldigt hatte, in welche er das Haus der Lady Margaretha versetze, dagegen aber die Versicherung empfangen hatte, daß sie nicht als Unbequemlichkeit betrachten könne, was einen so ausgezeichneten Krieger in die Mauern Tillietudlems bringe – kurz, nachdem alle Formen gastfreundlicher und ländlicher Ceremonie erschöpft waren, bat der Obrist um Erlaubniß, den Bericht Bothwells zu hören, der schon in Bereitschaft stand, und mit dem er einige Minuten bei Seite sprach. Major Bellenden benutzte die Gelegenheit, seiner Nichte zu sagen, ohne daß es die Großmutter hören konnte: »Was bist du doch ein närrisches, thörichtes Mädchen, Editha, mir einen mit Unsinn über Bücher und Kleider gefüllten Brief zu schicken, und das Einzige, worauf ich was gab, in eine Nachschrift zu stecken!«

»Ich wußte nicht,« erwiderte Editha zögernd, »ob es sich ganz – ganz für mich schicke, zu –«

»Ich weiß, was du sagen willst – ob es nämlich recht sei, so viel Interesse an einem Presbyterianer zu nehmen. Aber ich habe dieses Burschen Vater genau gekannt. Er war ein braver Soldat, und wenn er auch ein Mal Unrecht hatte, so hatt' er auch ein Mal Recht. Ich muß deine Vorsicht loben, Editha, daß du deiner Großmutter nichts in Betreff dieses jungen Mannes gesagt hast, – daß ich nichts sage, darauf kannst du dich verlassen – ich will die Gelegenheit ergreifen, mit Claverhouse zu sprechen. Komm, meine Liebe, sie gehen zum Frühstück; laß uns ihnen folgen.«


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