Walter Scott
Das schöne Mädchen von Perth.
Walter Scott

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Dreißigstes Kapitel.

Wir müssen zu den Personen unserer dramatischen Erzählung zurückkehren, die wir in Perth ließen, als wir den Handschuhmacher und seine schöne Tochter nach Kinfauns begleiteten und von diesem gastfreundlichen Hause den Weg Simons nach dem Taysee verfolgten; der Prinz, als die Hauptperson, nimmt zunächst unsere Aufmerksamkeit in Anspruch.

Dieser rasche und unbedachte junge Mann ertrug mit einiger Ungeduld seinen abgeschiedenen Aufenthalt beim Lord Großconnetable, dessen sonst immer angenehme Gesellschaft ihm blos deswegen nicht zusagte, weil er einigermaßen seinen Hofmeister machte. Erzürnt gegen seinen Oheim, und unzufrieden mit seinem Vater, sehnte er sich natürlich nach der Gesellschaft Sir John Ramorny's, von dem er so lange gewohnt war Unterhaltung zu erlangen, und von dem er sich, so beleidigend er diesen Vorwurf auch finden mochte, hatte leiten und beherrschen lassen. Er sandte ihm daher eine Einladung, ihn zu besuchen, wenn seine Gesundheit es erlaubte; und deutete ihm an, er möge zu Wasser sich nach einem kleinen Pavillon in des Großconnetables Garten begeben, der, wie Sir Johns eigener, an den Tay stieß. Bei der Erneuerung einer so gefährlichen Verbindung bedachte Rothsay nur, daß er Sir John Ramorny's freigebiger Freund gewesen, während Sir John Ramorny, als er die Einladung erhielt, sich nur der launischen Beleidigungen seines ehemaligen Gebieters, des Verlustes seiner Hand, der Leichtigkeit, womit diesen der Prinz betrachtete, und der Bereitwilligkeit erinnerte, mit welcher Rothsay ihn hinsichtlich der Ermordung des Strumpfwirkers im Stich gelassen hatte. Er lachte bitter, als er des Prinzen Brief las.

»Eviot,« sagte er, »bemanne ein starkes Boot mit sechs zuverlässigen Leuten, – zuverlässige Leute, merke dir's – verliere keinen Augenblick; und heiße Dwining sogleich hieher kommen. – Der Himmel lächelt uns, mein wackerer Freund,« sagte er zum Arzt. »Ich zermarterte eben mein Gehirn, wie ich Zutritt zu dem wankelmüthigen Burschen erhalten könnte, und hier schickt er eine Einladung.«

»Hm! – ich sehe die Sache deutlich,« sagte Dwining. »Der Himmel lächelt zu manchen mißlichen Vorfällen – hi, hi, hi!«

»Thut nichts, die Schlinge ist bereit; und es ist auch Köder d'ran, mein Freund, womit man den Burschen aus einem Heiligthum locken würde, wenn ihn auch ein Trupp mit gezogenen Schwertern auf dem Kirchhof erwartete. Doch ist das kaum nöthig. Sein eigener Ueberdruß würde den Streich vollbracht haben. Halt deine Sachen bereit – du gehst mit uns. Schreib ihm, da ich es nicht kann, daß wir sogleich kommen, seine Befehle zu hören, und schreibe gut. Er liest gut und das verdankt er mir.«

»Er wird Euer Schuldner für fernere Kenntnisse sein, bevor er stirbt – hi, hi, hi! aber ist Euer Handel mit dem Herzog von Albany gewiß?«

»Genug, um meinen Ehrgeiz, deine Habsucht und unser Beider Rache zu befriedigen. In's Boot, in's Boot, schnell; Eviot soll einige Flaschen des auserlesensten Weines und etwas kalte Küche hineinschaffen.«

»Aber Euer Arm, Sir John? Schmerzt er Euch nicht?«

»Das Beben meines Herzens bringt den Schmerz meiner Wunde zum Schweigen. Es schlägt, als wollt' es mir die Brust sprengen.«

»Behüte der Himmel!« – sagte Dwininig, und leise fügte er hinzu: »Das würde einen seltsamen Anblick geben. Ich möchte es wohl gern seciren, aber sein steiniger Stoff würde meine besten Instrumente verderben.«

Nach wenigen Minuten waren sie im Boote, während ein rascher Bote dem Prinzen die Nachricht brachte.

Rothsay saß beim Connetable, nachdem sie ihr Mittagsmahl gehalten. Er war düster und schweigend, und der Graf hatte so eben gefragt, ob er wünsche, daß abgetragen werde, als ein dem Prinzen übergebener Brief sofort dessen Miene veränderte.

»Wie Euch beliebt,« sagte er. »Ich gehe zum Pavillon im Garten, – versteht sich mit Erlaubniß Mylord des Connetables, – um meinen ehemaligen Stallmeister zu empfangen.«

»Mylord?« sagte Lord Errol.

»Ja, Mylord; muß ich zwei Mal um Erlaubniß bitten?«

»Keineswegs, Mylord,« antwortete der Connetable. »Erinnert sich aber Eure königliche Hoheit, daß Sir John Ramorny – –«

»Doch nicht die Pest hat, hoff' ich?« erwiderte Rothsay. »Nun, Errol, Ihr möchtet gern den gewissenhaften Gefangenenwärter machen; aber das widersteht Eurer Natur – lebt wohl auf eine halbe Stunde.«

»Eine neue Thorheit!« sagte Errol, als der Prinz, einen Thürflügel des Saales im Erdgeschoß, wo sie saßen, öffnend, hinaus in den Garten ging. »Eine neue Thorheit, diesen Schurken zu seinem Rathe zurückzurufen. Aber er ist bethört.«

Der Prinz sah inzwischen zurück und sagte eilig:

»Euer Gnaden guter Haushalt wird ein paar Flaschen Wein und eine kleine Collation in dem Salon für uns haben? Ich liebe das al Fresko des Flusses.«

Der Connetable verbeugte sich und gab die nöthigen Befehle, so daß Sir John die Materialien eines guten Mahles bereit fand, als er die Barke verließ und in den Pavillon trat.

»Es betrübt mein Herz, Eure Hoheit unter Aufsicht zu sehen,« sagte Ramorny, indem er geschickt eine Miene des Mitleids annahm.

»Die Betrübniß deines Herzens betrübt das meine,« sagte der Prinz. »Freilich hat mich hier Errol, der ein recht biederherziger Lord ist, so ermüdet mit ernsten Blicken und gewissermaßen auch ernsten Lehren, daß es mich zu dir zurücktrieb, du Böser, von dem ich zwar nichts Gutes erwarte, aber vielleicht doch einige Unterhaltung erlange. Doch eh' wir weiter sprechen: – es war eine schlechte That, die am Fastenabend, Ramorny. Ich hoffe, du hast sie nicht angegeben.«

»Bei meiner Ehre, Mylord, ein bloßer Irrthum des rohen Bonthron. Ich gab ihm zu verstehen, daß der Kerl einige Hiebe verdiene, durch den ich die Hand verlor; und seht, mein Schuft begeht einen doppelten Mißgriff. Er nimmt den einen Mann für den andern und statt des Knittels gebraucht er die Axt.«

»Gut, daß es nicht weiter kam. Was liegt viel am Strumpfwirker; aber nie hätt' ich Euch vergeben, wenn der Waffenschmied fiel – der hat seines Gleichen nicht in Britannien. – Aber ich hoffe, man hängte den Schurken hoch genug?«

»Wenn dreißig Fuß genügen,« erwiderte Ramorny.

»Pah! nichts mehr von ihm,« sagte Rothsay; »sein elender Name macht den guten Wein nach Blut schmeckend. – Und was gibt's Neues in Perth, Ramorny? – Wie steht es mit den Bona Rodas und den lustigen Freunden?«

»Es gibt nicht viel Lustigkeit, Mylord,« antwortete der Ritter. »Aller Augen sind auf die Bewegungen des schwarzen Douglas gerichtet, der mit fünftausend auserlesenen Kriegern kommt, uns Alle zurecht zu bringen, als gäb' es ein zweites Otterburn für ihn. Man sagt, er soll wieder Statthalter werden. Gewiß ist, daß sich Viele für seine Partei erklärt haben.«

»Also ist es Zeit, daß meine Füße frei werden,« sagte Rothsay, »sonst kann ich einen schlimmeren Gefangenenwärter als Errol finden.«

»Ach, Mylord! wärt Ihr einmal von diesem Orte weg, so könntet Ihr das Haupt so kühn erheben, wie Douglas.«

»Ramorny,« sagte der Prinz ernst, »ich habe nur eine dunkle Erinnerung von Etwas Furchtbarem, was Ihr mir einmal vorgeschlagen habt. Hütet Euch vor solchem Rath. Ich möchte frei sein – ich möchte über meine Person selbst verfügen können; aber nie will ich die Waffen gegen meinen Vater erheben, noch gegen die, auf die er sich verläßt.«

»Nur hinsichtlich der persönlichen Freiheit Eurer Hoheit erlaubte ich mir zu sprechen,« antwortete Ramorny. »Wär' ich an Eurer Stelle, ich begäbe mich in das gute Boot, das auf dem Tay liegt und zöge ruhig hinunter nach Fife, wo Ihr viele Freunde habt, und Falkland in Besitz nehmen könnt. Es ist ein königliches Schloß; und obwohl es der König Eurem Oheim geschenkt hat, so kann, selbst wenn das Geschenk nicht bestritten werden dürfte, doch Eure Hoheit sicherlich sich des Wohnsitzes eines so nahen Verwandten bedienen.«

»Er hat sich des meinen frei bedient,« sagte der Herzog, »wie das königliche Gut von Renfrew beweist. Aber halt, Ramorny – halt – hört' ich nicht Errol sagen, daß die Lady Marjory Douglas, die sie Herzogin von Rothsay nennen, in Falkland ist? Ich möchte nicht bei dieser Dame wohnen und ebensowenig sie durch Vertreibung beleidigen.«

»Die Dame war dort, Mylord,« erwiderte Ramorny; »aber ich habe sichere Nachricht, daß sie gegangen ist, ihren Vater zu besuchen.«

»Ha! um Douglas gegen mich aufzubringen? oder vielleicht, ihn anzuflehen, daß er meiner schone, vorausgesetzt, daß ich auf meinen Knieen an ihr Bett komme, wie uns Pilger erzählen, daß es Emire und Admirale thun müssen, denen ein türkischer Sultan seine Tochter zur Ehe gibt? Ramorny, ich will nach des Douglas eigenem Worte handeln: ›es ist besser, die Lerche singen, als die Maus quiken zu hören!‹ Ich will Fuß und Hand aus den Fesseln befreien.«

»Kein Ort ist dazu besser, als Falkland,« erwiderte Ramorny. »Ich habe genug guter Yeomen, um den Platz zu behaupten; und sollte Eure Hoheit ihn verlassen wollen, so bringt ein kurzer Ritt Euch in drei Richtungen zur See.«

»Ihr habt recht. Aber wir werden dort vor langer Weile sterben. Weder Freunde, Musik, noch Mädchen – ha!« sagte der leichtsinnige Prinz.

»Verzeiht mir, edler Herzog; aber obwohl die Lady Marjory Douglas, gleich einer irrenden Dame in den Balladen, fortgegangen ist, um Hilfe bei ihrem tapferen Vater zu suchen, so ist doch, ich kann wohl sagen, ein liebenswürdigeres, jedenfalls aber ein jüngeres Mädchen, entweder bereits in Falkland oder bald unterwegs dorthin. Eure Hoheit hat das schöne Mädchen von Perth nicht vergessen?«

»Die artigste Dirne in Schottland vergessen? – Nein – so wenig du die Hand vergessen hast, die du im Gefechte in Curfewstreet am Valentinsabend hattest.«

»Die Hand, die ich hatte? – Eure Hoheit wollte sagen, die Hand, die ich verlor. So gewiß ich sie nimmer wieder gewinnen werde, ist Katharina Glover zu Falkland, oder wird bald dort sein. Ich will Eurer Hoheit nicht schmeicheln, indem ich sagte, sie erwarte Euch dort – in der That, sie will sich dort selbst unter den Schutz der Lady Marjory stellen.«

»Die kleine Verrätherin,« sagte der Prinz – »auch sie stellt sich gegen mich? Sie verdient Strafe, Ramorny.«

»Ich hoffe, Ihr werdet ihr eine sanfte Strafe auferlegen,« erwiderte der Ritter.

»Meiner Treu, ich hätte schon längst ihr Beichtvater sein mögen, aber ich habe sie immer spröde gefunden.«

»Die Gelegenheit fehlte, Mylord,« erwiderte Ramorny, »und gerade jetzt drängt die Zeit.«

»Ei, ich bin nur zu bereit zu einer Narrheit; – aber mein Vater –«

»Er ist persönlich wohl,« sagte Ramorny, »und so frei, als er sein kann; während Eure Hoheit –«

»Fesseln brechen muß, eheliche und wirkliche – ich weiß es. – Dort kommt Douglas mit seiner Tochter an der Hand, so hochmüthig und von so rauhen Zügen, wie er selbst, außer was das Alter anlangt.«

»Und zu Falkland sitzt einsam die schönste Dirne Schottlands,« sagte Ramorny. »Hier ist Buße und Haft, dort ist Freude und Freiheit.«

»Du hast gesiegt, höchstweiser Rath,« erwiderte Rothsay; »aber merk' dir's, es wird die letzte meiner Thorheiten sein.«

»So hoff' ich,« erwiderte Ramorny; »denn wenn Ihr in Freiheit seid, so könnt Ihr einen guten Vergleich mit Eurem königlichen Vater schließen.«

»Ich will ihm schreiben, Ramorny – schafft Schreibmaterial herbei – doch nein – ich kann meine Gedanken nicht in Worte bringen – schreibe du.«

»Eure königliche Hoheit vergißt –« sagte Ramorny, auf seinen verstümmelten Arm deutend.

»Ach! über Eure verwünschte Hand. Was können wir thun?«

»Wenn es Eurer Hoheit gefällt,« antwortete sein Rathgeber, »Euch der Hand des Arztes Dwining zu bedienen – er schreibt wie ein Gelehrter.«

»Weiß er Etwas von dem Stande der Dinge? Kennt er sie?«

»Vollkommen,« sagte Ramorny; und zum Fenster tretend rief er Dwining aus dem Boote.

Er trat vor den Prinzen von Schottland, schleichend, als wenn er auf Eiern ginge, mit niedergeschlagenen Augen und mit einem Körper, der vor Ehrfurcht zusammengeschrumpft schien.

»Hier, Bursche, ist Schreibzeug. Ich will dich versuchen – du kennst die Sache – stelle mein Benehmen meinem Vater in einem guten Lichte dar.«

Dwining setzte sich und schrieb binnen wenigen Minuten einen Brief, den er Sir John Ramorny einhändigte.

»Ei, der Teufel hat dir geholfen, Dwining,« sagte der Ritter. »Hört, mein theurer Herr: – Verehrter Vater und königlicher Herr, – wißt, daß wichtige Rücksichten mich veranlassen, von diesem Eurem Hofe Abschied zu nehmen, indem ich meinen Aufenthalt in Falkland nehmen will, sowohl als dem Besitzthum meines theuersten Oheims Albany (mit dem ich nach Eurer Majestät Wunsch im besten Einvernehmen stehen soll), wie auch dem Wohnsitze Einer, der ich zu lange entfremdet gewesen bin, und mit der ich fortan das Gelöbniß treuester Zuneigung zu tauschen eile.«

Der Herzog von Rothsay und Ramorny lachten laut, und der Arzt, der seiner eigenen Schrift zugehört hatte, als wäre sie ein Todesurtheil, erhob, durch ihren Beifall ermuthigt, die Augen, indem er ganz leise sein »hi, hi!« hören ließ, worauf er wieder ernst und schweigend war, als fürchte er die Grenzen ehrerbietigen Respekts überschritten zu haben.

»Bewundernswerth!« sagte der Prinz – »vortrefflich! Der alte Mann wird Alles dies der sogenannten Herzogin von Rothsay hinterbringen. – Dwining, du solltest ein Geheimschreiber Seiner Heiligkeit des Papstes sein, der bisweilen, wie man sagt, einen Schreiber braucht, welcher ein Wort mit zweierlei Deutung aufzusetzen versteht. Ich will es unterschreiben und das Lob dafür ärnten.«

»Und nun, Mylord,« sagte Ramorny, den Brief siegelnd, und ihn liegen lassend, »wollt Ihr nicht in's Boot?«

»Nicht eher, als bis mein Kammerdiener mit einigen Kleidern und nothwendigen Sachen kommt – auch mögt Ihr meinen Vorschneider rufen.«

»Mylord,« sagte Ramorny, »die Zeit drängt und Vorbereitungen werden nur Argwohn erregen. Eure Dienstleute werden Euch morgen mit den Sachen folgen. Für diese Nacht wird Euch hoffentlich mein armer Dienst bei Tafel und Schlafgemach genügen.«

»Nun, diesmal bist du der vergeßliche,« sagte der Prinz, den verwundeten Arm mit seiner Reitgerte berührend. »Bedenke, Mann, du kannst weder einen Kapaun vorschneiden, noch eine Schleife binden – ein guter Vorschneider oder Mundschenk!«

Ramorny lächelte mit Wuth und Schmerz; denn seine Wunde, obwohl in der Heilung begriffen, war noch sehr empfindlich und selbst die Bewegung eines Fingers dagegen machte ihn zittern.

»Gefällt es Eurer Hoheit nicht, in's Boot zu gehen?«

»Nicht, bis ich Abschied vom Lord Connetable genommen. Rothsay darf nicht, wie ein Dieb aus dem Gefängniß, aus Errols Hause davonschleichen. Ruft ihn hierher.«

»Mylord Herzog,« sagte Ramorny, »es könnte unserm Plane gefährlich sein.«

»Zum Teufel mit Gefahr, deinem Plane und dir! – ich muß und will gegen Errol handeln, wie es uns Beiden gebührt.«

Der Graf trat auf des Prinzen Ruf herein.

»Ich bemühte Euch hieher, Mylord,« sagte Rothsay mit der würdevollen Artigkeit, die er so wohl anzunehmen verstand, »um Euch für Eure Gastfreundschaft und gute Gesellschaft zu danken. Ich kann mich derselben nicht länger erfreuen, weil mich dringende Angelegenheiten nach Falkland rufen.«

»Mylord,« sagte der Großconnetable, »ich hoffe, Eure Hoheit erinnert sich, daß Ihr in Haft seid.«

»Wie! – in Haft! Wenn ich ein Gefangener bin, redet deutlich, – wo nicht, so nehm' ich mir die Freiheit abzureisen.«

»Ich wünschte, Eure Hoheit erbäte Seiner Majestät Erlaubniß zu dieser Reise. Es wird großes Mißfallen erregen.«

»Meint Ihr, Mißfallen gegen Euch, Mylord, oder gegen mich?«

»Ich habe bereits gesagt, Eure Hoheit sei hier in Haft; seid Ihr aber entschlossen, sie zu brechen, so hab' ich keine Vollmacht – Gott verhüte das – Euch gegen Eure Neigung zu zwingen. Ich kann Eure Hoheit nur dringend bitten, um Eurer selbst willen –«

»Was meinen eigenen Vortheil anlangt, bin ich der beste Richter – guten Abend Euch, Mylord.«

Der leichtsinnige Prinz begab sich mit Dwining und Ramorny in's Boot, und da keine andere Dienerschaft vorhanden war, stieß Eviot das Fahrzeug ab, welches mit Hilfe von Segel, Ruder und Ebbe schnell den Tay hinabfuhr.

Eine Zeitlang erschien der Herzog von Rothsay schweigend und unmuthig, und seine Gefährten unterbrachen auch nicht seine Betrachtungen. Endlich erhob er sein Haupt und sagte: »Mein Vater liebt einen Scherz, und wenn Alles vorbei ist, wird er diesen Streich nicht ernster aufnehmen, als er's verdient – eine Jugendthorheit, die er betrachten wird, wie er andere betrachtete. – Dort, meine Herren, zeigt sich der alte Sitz von Kinfauns, über den Tay drohend empor ragend. Nun sag' mir, John Ramorny, wie hast du das schöne Mädchen von Perth aus den Händen jenes hartköpfigen Oberrichters bekommen können? Denn Errol theilte mir das Gerücht mit, sie sei unter seinem Schutze.«

»Das war sie allerdings, Mylord, in der Absicht, der Obhut der Herzogin übergeben zu werden, – ich meine der Lady Marjory von Douglas. Nun hat dieser stierköpfige Oberrichter, der jedenfalls nur ein plumpes Stück von Tapferkeit ist, wie die meisten seines Gleichen, einen Diener von einiger List und Schlauheit, den er bei allen Dingen braucht, und dessen Rathschläge er gewöhnlich als seine eigenen betrachtet. Will ich mich eines Landbarons bemächtigen, so wend' ich mich an solch' einen Vertrauten, der in gegenwärtigem Falle Kitt Henschaw heißt, ein alter Tayschiffer, welcher, nachdem er zu seiner Zeit bis Campvere gefahren, jetzt bei Sir Patrick Charteris die Achtung behauptet, die einem Manne gebührt, der ferne Länder gesehen hat. Diesen seinen Agenten hab' ich zum meinigen gemacht, und habe durch ihn verschiedene Entschuldigungen angebracht, um die Abreise Katharinens nach Falkland aufzuschieben.«

»Und in welcher guten Absicht?«

»Ich weiß nicht, ob es klug ist, dies Eurer Hoheit zu sagen, da Ihr meine Absichten mißbilligen könntet – ich dachte, die Beamten der Commission für Erforschung ketzerischer Meinungen sollten das schöne Mädchen zu Kinfauns finden, und da unsere Schöne eine eigensinnige Abtrünnige von der Kirche ist, so schloß ich, daß der Ritter gewiß sein Theil an den Bußen und Confiscationen, die man verhängen wollte, haben werde. Die Mönche waren eifrig genug, an ihn zu kommen, weil sie häufig Streit mit ihm über den Salmenzehnten gehabt hatten.«

»Aber warum wolltest du des Ritters Vermögen zu Grunde richten und das schöne junge Weib vielleicht auf den Scheiterhaufen bringen?«

»Pah, Mylord Herzog! – Die Mönche verbrennen nie hübsche Mädchen. Eine alte Frau könnte in einiger Gefahr gewesen sein; und was den Lord Oberrichter betrifft, wie man ihn nennt, so wär' es eine Buße für die unnütze Beleidigung gewesen, die er mir in der St. Johnskirche anthat, wenn man ihm einige seiner fetten Aecker genommen hätte.«

»Mich dünkt, John, das wäre nur niedrige Rache,« sagte Rothsay.

»Beruhigt Euch, Mylord. Wer sich nicht Recht mit der Hand verschaffen kann, muß den Kopf brauchen. – Nun, diese Möglichkeit entschwand durch des hartköpfigen Douglas Erklärung zu Gunsten der zarten Gewissen; und dann, Mylord, fand der alte Henschaw weiter keinen Einwand gegen die Reise des schönen Mädchens von Perth nach Falkland, – nicht um die eigensinnige Gesellschaft der Lady Marjory zu theilen, wie Sir Patrick Charteris und sie selbst dachte, sondern um Eurer Hoheit die Langeweile zu vertreiben, wenn wir von der Jagd im Parke zurückkommen.«

Wieder entstand eine lange Pause, während welcher der Prinz in tiefes Sinnen versunken schien. Endlich sagte er: »Ramorny, ich habe ein Bedenken bei der Sache; aber wenn ich es dir nenne, wird der Teufel der Sophisterei, von dem du besessen bist, es mir ausreden, wie schon mit vielem Andern geschehen. Dies Mädchen ist, eines ausgenommen, das schönste von allen, die ich je sah oder kannte; und ich liebe sie um so mehr, weil sie einige Züge von – Elisabeth von Dunbar hat. Aber sie, ich meine Katharina Glover, ist verlobt, und soll jetzt mit Harry dem Waffenschmied verheirathet werden, einem Handwerksmann, unübertroffen in seiner Kunst, und einem Krieger, der noch nie besiegt ward. Diese Intrigue ausführen, hieße einem braven Manne zu viel Unrecht thun.«

»Eure Hoheit wird nicht erwarten, daß ich mich sehr um Harry Schmieds Vortheil kümmere,« sagte Ramorny, auf seinen verwundeten Arm sehend.

»Bei St. Andreas mit seinem Kreuz, dieses dein Mißgeschick wird mir zu sehr vorgerückt, John Ramorny! Andere begnügen sich, einen Finger in Jedermanns Schüssel zu stecken, aber du mußt die ganze blutige Hand hineinwerfen. Es ist geschehen und läßt sich nicht ändern – laß es vergessen sein.«

»Ei, Mylord, Ihr spielt häufiger darauf an, als ich,« antwortete der Ritter, – allerdings spottweise; während ich – aber ich kann von der Sache schweigen, wenn ich sie auch nicht vergessen kann.«

»Nun wohl, ich sage dir, daß ich eine Bedenklichkeit bei diesem Anschlag habe. Erinnerst du dich, als wir einmal zum Spaß hingingen, um Vater Clemens predigen zu hören oder vielmehr die schöne Ketzerin zu sehen, daß er rührend wie ein Minstrel vom reichen Manne sprach, der des armen Mannes einziges Lamm wegnahm?«

»Eine wichtige Sache in der That,« antwortete Sir John, »daß der älteste Sohn vom Weibe dieses Kerls den Prinzen von Schottland zum Vater haben sollte! Wie viele Grafen würden sich dies Loos für ihre schönen Gräfinnen wünschen! und wie Viele, die so gutes Glück gehabt haben, schlafen darum kein Haar schlechter!«

»Und dürft' ich mir anmaßen, zu sprechen,« sagte der Arzt, »so ertheilen die alten Gesetze Schottlands solch ein Recht jedem Lehnsherrn über seine weiblichen Unterthanen, obwohl Mangel an Feuer und Liebe zum Gelde es Viele für Gold hingeben ließ.«

»Ich brauche keine Gründe, daß ich freundlich gegen ein hübsches Weib sein soll; aber diese Katharina ist immer kalt gegen mich gewesen,« sagte der Prinz.

»Ei, Mylord,« sagte Ramorny, »wenn Ihr, jung, hübsch und ein Prinz, Euch nicht einem schönen Weibe angenehm zu machen wißt, so hab' ich nichts weiter zu sagen.«

»Und wär' es nicht eine allzugroße Kühnheit für mich, noch ein Mal zu reden,« sagte der Arzt, »so würde ich sagen, daß ganz Perth weiß, daß der Gow Chrom nie des Mädchens Wahl war, sondern ihr vom Vater aufgezwungen ward. Ich weiß ganz gewiß, daß sie ihn mehrmals zurückwies.«

»Nun, wenn du mich dessen versichern kannst, so ist es eine ganz andere Sache,« sagte Rothsay. »Vulkan war ein Schmied so gut wie Harry Wynd; er warb um Venus, und unsere Chroniken sagen uns, was dabei herauskam.«

»So möge Lady Venus lange leben und verehrt werden,« sagte Sir John Ramorny; »und glücklich sei der artige Ritter Mars, der geht, um ihre Göttlichkeit zu werben!«

Das Gespräch nahm für einige Minuten eine heitere und tändelnde Richtung; aber der Herzog von Rothsay ließ es bald fallen. »Ich habe,« sagte er, »die Luft des Gefängnisses dort zurückgelassen, und doch will mein Muth nicht aufleben. Ich fühle die matte, nicht unangenehme, aber doch melancholische Stimmung, die uns befällt, wenn uns Bewegung fehlt, oder Vergnügen übersättigt hat. Eine Musik, sich zum Ohr stehlend, nicht laut genug, um uns den Blick erheben zu lassen, wäre ein Götterfest.«

»Eure Hoheit braucht Ihre Wünsche nur auszusprechen, und die Nymphen im Tay werden so gefällig sein, wie die Schönen am Strande. – Horcht – das ist eine Laute.«

»Eine Laute!« sagte der Herzog von Rothsay lauschend; »so ist's, und mit seltner Kunst gespielt. Dieses Tonfalls sollt' ich mich erinnern. Lenkt das Boot dahin, woher die Musik tönt.«

»Es ist der alte Henschaw,« sagte Ramorny, »der stromauf fährt – heda, Schiffer!«

Der Bootsmann beantwortete den Gruß und legte sich an die Barke des Prinzen.

»Oho! meine alte Freundin!« sagte der Prinz, der Gestalt und Kleidung der französischen Sängerin Louise wieder erkannte. »Ich denke, ich bin dir Etwas schuldig, weil ich dir mindestens Schrecken verursachte am St. Valentinstag. Komm in dies Boot, sammt Laute, Hund, Gepäck und Allem – ich will dich in einer Dame Dienst bringen, die selbst deinen Hund mit Kapaun und Kanariensekt füttern wird.«

»Ich hoffe, Eure Hoheit wird bedenken –« sagte Ramorny.

»Ich will nichts als mein Vergnügen bedenken, John. Bitte, sei so gefällig und bedenke das ebenfalls.«

»Wollt Ihr mich fürwahr in einer Lady Dienst bringen?« sagte die Sängerin, »und wo wohnt sie?«

»Zu Falkland,« antwortete der Prinz.

»O, ich habe von der großen Lady gehört!« sagte Louise; »und wollt Ihr mich wirklich in den Dienst Eurer königlichen Gemahlin bringen?«

»Ich will's, bei meiner Ehre – sobald ich sie als solche anerkenne – merk' diesen Vorbehalt, John,« sagte er leise zu Ramorny.

Die Personen, die im Boote waren, hörten die Kunde, und da sie schlossen, es sei eine Aussöhnung zwischen dem königlichen Paar im Werke, ermahnten sie Louise, ihr Glück zu benutzen und in's Gefolge der Herzogin von Rothsay zu treten. Mehrere boten ihr eine Belohnung für die Ausübung ihres Talents.

Während dieses kurzen Aufenthalts flüsterte Ramorny Dwining zu: »Bring' einen Einwand zum Vorschein, Schuft. Diese Zugabe ist zu viel. Wecke deinen Witz, unterdessen will ich ein Wort mit Henschaw sprechen.«

»Dürft' ich mir anmaßen, zu sprechen,« sagte Dwining, »als Einer, der seine Studien in Arabien und Spanien gemacht hat, so würd' ich sagen, Mylord, daß sich die Seuche in Edinburg gezeigt hat, und daß es gewagt sein dürfte, wenn Ihr diese junge Fremde in Eurer Hoheit Nähe kommen ließt.«

»Ach! was geht es dich an,« sagte Rothsay, »ob ich mich lieber durch die Pest oder durch den Apotheker vergiften lassen will? Thut es auch dir Noth, meine Laune zu trüben?«

Während der Prinz so die Gegenreden Dwinings zum Schweigen brachte, hatte Sir John einen Augenblick gewonnen, um von Henschaw zu erfahren, daß die Entfernung der Herzogin von Rothsay aus Falkland immer noch tiefes Geheimniß sei, und daß Katharina Glover dort an diesem Abend oder am nächsten Morgen ankommen werde, in der Erwartung, unter der edlen Dame Schutz zu kommen.

Der Herzog von Rothsay, tief in Gedanken versunken, empfing diese Nachricht so kalt, daß Ramorny sich die Freiheit nahm, zu tadeln. »Dies, Mylord,« sagte er, »heißt das verzogene Kind des Glückes spielen. Ihr wünscht Freiheit – sie kommt. Ihr wünscht Schönheit – sie erwartet Euch, nur eben so viel zögernd, um das Gut um so köstlicher zu machen. Selbst Eure geringsten Wünsche scheinen dem Schicksal Gesetz zu sein; denn Ihr wünscht Musik, während sie am fernsten scheint, und Laute und Gesang sind Euch zur Hand. Diese Dinge, so gesendet, sollte man genießen, sonst gleichen wir nur eigensinnigen Kindern, die das Spielzeug von sich werfen, nach welchem sie sich krank geweint haben.«

»Um Vergnügen zu genießen, Ramorny,« sagte der Prinz, »muß man Schmerz empfunden haben, wie man fasten muß, um guten Appetit zu gewinnen. Wir, die wir Alles nach Wunsch haben können, genießen das wenig, was wir besitzen. Siehst du jene dichte Wolke, die im Begriff ist, sich in Regen aufzulösen? Sie scheint mir zu ersticken – das Wasser sieht dunkel und trübe – das Ufer scheint seine Schönheit verloren zu haben –«

»Mylord, verzeiht Eurem Diener,« sagte Ramorny. »Ihr gebt einer mächtigen Einbildungskraft nach, so wie ein ungeschickter Reiter einen feurigen Hengst sich bäumen läßt, bis er zurückfällt und den Herrn erdrückt. Ich bitt' Euch, schüttelt diese Schlaffheit von Euch. Soll die Sängerin ein wenig musiciren?«

»Sie mag's thun – aber es muß melancholisch sein, alles Lustige würde in diesem Augenblicke mein Ohr beleidigen.«

Das Mädchen sang ein trauriges normannisches Lied; die Worte, von denen Folgendes eine Nachahmung ist, wurden in einer ebenso schwermüthigen Weise gesungen.

Ja, seufze jetzt, –
Noch ein Mal magst du ringsum schau'n
Auf Himmel, Land, auf Strom und Au'n;
Dein Leben schließt und Todesgrau'n
Naht dir zuletzt.

Ja, ruhe so,
Und da dein Puls noch zittert bang',
Stimm' an der Mönch der Messe Sang,
Dumpf schall' der Todtenglocke Klang –
Dein Leben floh.

Nichts, was dir droht!
Es ist ein Schmerz, ein Beben dann,
Gluth, die in Kälte bald zerrann,
Ein Ende jeden Weh's sodann,
Denn du bist todt.

Der Prinz machte keine Bemerkung über die Musik, und das Mädchen setzte, auf Ramorny's Wink, von Zeit zu Zeit ihren Gesang fort, bis der Abend niedersank mit Regen, erst leis und sanft, endlich aber in Strömen und von einem kalten Winde begleitet. Der Prinz hatte weder Mantel noch Decke, und düster wies er den zurück, welchen ihm Ramorny bot.

»Es paßt nicht für Rothsay, Eure abgelegten Kleider zu tragen, Sir John; – diesem geschmolzenen Schnee, den ich nun bis auf's Mark dringen fühle, setzt' ich mich durch Eure Schuld aus. Warum unterstandet Ihr Euch, das Boot zu lösen, ohne meine Diener und Geräthschaften?«

Ramorny wagte keine Entschuldigung; denn er wußte, daß sich der Prinz in einer solchen Laune befand, wo es ihm angenehmer war, seine Beschwerden zu behaupten, als sich mit einer vernünftigen Entschuldigung zum Schweigen bringen zu lassen. In trübem Schweigen oder unter verhaltenem Aerger kamen sie bei dem Fischerdorf Newburgh an. Die Gesellschaft landete und fand Pferde bereit, die Ramorny längst für diese Gelegenheit in Bereitschaft gehalten hatte. Der Prinz spottete bitter über ihre Gestalt, und drückte diesen Spott bald in offenen Worten, bald in Seitenhieben gegen Ramorny aus. Endlich stiegen sie auf und ritten durch die finstere Nacht und den fallenden Regen, indeß der Prinz immer mit rastloser Eile voranjagte. Die Sängerin, die auf seinen ausdrücklichen Befehl gleichfalls ein Pferd bekommen hatte, begleitete sie und hielt, glücklicherweise an strengeres Wetter gewöhnt, die Anstrengungen des nächtlichen Rittes so fest wie die Männer aus. Ramorny war genöthigt, sich neben dem Prinzen zu halten, da er nicht wenig in Angst war, dieser möchte in seiner mürrischen Laune ganz von ihnen wegreiten, in das Schloß irgend eines ergebenen Barons fliehen und so der Schlinge entgehen, die sie ihm gelegt hatten. Er litt daher unaussprechlich während des Rittes, sowohl körperlich, wie im Innern.

Endlich nahm der Wald von Falkland sie auf, und ein Strahl des Mondes zeigte das düstere und hohe Schloß, ein Eigenthum der Krone, obwohl auf eine Zeitlang dem Herzog von Albany geschenkt. Auf ein Zeichen senkte sich die Zugbrücke. Fackeln strahlten im Hofe, Diener waren bereit, und der Prinz, dem man vom Pferde half, wurde in ein Gemach geführt, wo Ramorny und Dwining ihn bedienten, und baten, den Rath des Arztes anzunehmen. Der Herzog von Rothsay wies den Vorschlag zurück, befahl stolz, sein Bett zu bereiten, und nachdem er eine Zeitlang in seinen nassen Kleidern frierend bei einem großen Feuer gestanden, zog er sich in sein Gemach zurück, ohne von irgend Jemand Abschied zu nehmen.

»Ihr seht nun die eigensinnige Laune des kindischen Burschen,« sagte Ramorny zu Dwining; »könnt Ihr Euch wundern, wenn ein Diener, der so viel für ihn gethan hat, wie ich, eines solchen Herrn müde wird?«

»Nein, wahrhaftig,« sagte Dwining, »dies und die versprochene Grafschaft von Lindores würde Jedermanns Treue erschüttern. Aber was werden wir diesen Abend mit ihm beginnen? Er hat, wenn Wange und Auge wahr reden, den Grund des Fiebers in sich, was unser Werk leicht machen wird, während es eine Wirkung der Natur scheint.«

»Es ist eine Gelegenheit verloren,« sagte Ramorny; »aber wir müssen unsern Streich verzögern, bis er jene Schönheit, Katharina Glover, gesehen hat. Sie kann hernach bezeugen, daß sie ihn in völliger Gesundheit sah, kurz vorher, und Herr aller seiner Bewegungen – Ihr versteht mich?«

Dwining nickte bejahend und fügte hinzu:

»Es ist keine Zeit verloren, denn es macht wenig Schwierigkeit, eine Blume verwelken zu lassen, die erschöpft ist, weil sie zu früh erblühte.«


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