Oscar A. H. Schmitz
Brevier für Weltleute
Oscar A. H. Schmitz

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Einfälle und Gespräche

Wenn man heiraten will, soll man sich's vorher überlegen. Wenn man sich's aber vorher überlegt, heiratet man nicht. Wenn man heiraten will, soll man sich's also nicht vorher überlegen.


Studierte Frauen muß man eine Zeitlang in Quarantäne legen, ehe man sie zur Frau nimmt. Sie kommen aus pestverdächtigen Häfen, aber es kann natürlich vorkommen, daß sie trotzdem nicht angesteckt sind.


Das statistische Jahrbuch der Stadt Berlin zeigt, daß unter dem Klima der Mark Brandenburg nicht der Monat Mai, sondern der Juni der wunderschöne ist, in dem alle Knospen springen, denn im Monat Februar werden die meisten Kinder geboren, am wenigsten im Oktober, was dem Januar den Charakter dürftiger Nüchternheit in den Gefühlen gibt. Diese poetische Harmonie mit den Jahreszeiten verschwindet vollkommen in der Statistik der Eheschließungen, die, prosaisch genug, ihre höchste Kurve in den sogen. Ziehmonaten, April und Oktober hat.


Eine Frau wird, weil ihr Schoß unfruchtbar ist, ebensowenig die geistige Schöpferkraft erwerben, als ein Mann, der an Gehirnschwund leidet, darum Kinder zur Welt bringen kann.


Manche Frauen glauben, weil sie eine »Seele« haben, dürften andere Frauen keine Jupons tragen. Manche Männer glauben, weil sie Jupons lieben, dürften Frauen keine Seele haben.


Ehefrauen brauchen niemals Kinder anderer Frauen zu bekommen, Ehemänner bekommen aber sehr leicht Kinder anderer Männer. Aus diesem Grund wird man mir niemals einreden, der Mann sei im Kampf der Geschlechter im Vorteil.


Frauen, die viel geliebt worden sind, pflegen gut von den Männern zu denken. Männer, die viel geliebt worden sind, werden oft zu Verächtern des Weibes.


Wenn Mann und Frau darüber abrechnen, wer in der Liebe mehr gibt, wird es sehr unerquicklich. Beide haben recht, wenn jedes sich für freigebiger hält. Der Mann gibt oft absolut mehr, als die Frau, aber für ihn bedeutet es in seinem Lebenshaushalt verhältnismäßig viel weniger; die Frau empfindet das, was sie gibt, auch wenn es absolut weniger ist, verhältnismäßig als mehr, da es oft alles ist.


Man kann die Eier gewisser niederer Seetiere bereits auf chemischem Wege befruchten. Wenn dies erst mit den menschlichen Eiern möglich sein wird, sind wir Männer vollkommen überflüssig. Wir werden dann wahrscheinlich versuchen, uns mit Hilfe des »schnöden Mammons« in den Besitz menschlicher Eier zu setzen und chemische Zeugungen vorzunehmen. Die Frauen, die sich für einen solchen Handel hergeben, werden von den Frauen, die dies nicht tun, der sozialen Ächtung überantwortet werden und eine neue Art Prostitution darstellen. Die Frauenfrage tritt in eine neue Phase und es wird ein kolossaler Überschuß von Ethos und Seele verpufft werden.


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