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Baden bei Wien.

Baden war ein Kuriosum, die terra santa des Hebräertums im übelsten Sinn, wo es die Gewaltherrschaft nach seiner Manier ausübte. Darin störten es die paar Aristokraten und Erzherzöge, die alten Offiziere, die krantig herumsitzenden Exzellenzen nicht. Baden gehörte den Juden aus Polen, Prag, Wien, Budapest. Ihnen stank in glühenden Sonnentagen der Schwefel, sie züchteten mit ihrer Unsauberkeit und ihrem Vertuschungssystem in den übervölkerten Quartieren den Typhus. Ich habe nie frechere Juden gesehen als in dieser hübschen Bäderstadt bei Wien, wo es mein Schicksal war, einen schweren Krankheitssommer zu verleben. Mein Mann bekam Typhus während einer Epidemie, die der Saison halber nicht zugegeben wurde. Es war der Sommer, in dem im Wiener Krankenhaus Pestbazillen auskamen und eine Panik erregten, verschiedene Personen starben. Andere wurden durch Impfung gerettet. Einer von ihnen, ein junger, pflichttreuer Arzt, der bei seinem Freunde, dem angesteckten Professor, ausgehalten, starb später in Arco an den Folgen der Impfung, wie es hieß. Die Badener Juden freuten sich immer herzlich, wenn im damaligen Dulce Jubilo des Vergnügungslebens über Ausschreitungen vornehmer Leute geschwätzt wurde, insbesondere über das mehr als tolle Leben des, schweres Ärgernis gebenden Erzherzogs Otto. Das war ihnen willkommen und lieb, das lenkte von ihnen ab. Diese aufreizenden Gestalten gaben dem ganzen Badeleben wie nirgends ihre Note, nach ihnen richtete man sich. Es ging soweit, daß im Kurhaus Bälle gegeben wurden mit der Türanschrift »Christen ist der Eintritt verboten!« Und daß die Hotels halbe Portionen zu billigsten Preisen nur für Hebräer einführten. Man fühlte sich angewidert. Inmitten der Aristokratie, die nunmehr sehr künstlich ihre übertriebene österreichische Exklusivität aufrechthielt, wurden die Mitglieder des neuen, außerordentlich vergrößerten Generalstabs, der einen ganzen militärischen Beamtenkörper ausmachen sollte, bereits sehr fühlbar. Da war eine harte Streberlinie von Skrupellosigkeit und Luxusgier, wie sie dem normalen österreichischen Offizier bisher fremd gewesen. Theoretiker, Bureausoldaten wuchsen empor zu einer Gewaltstellung. Ihre Witze über die Badener Mischpoche waren nicht echt, denn Viele holten sich aus diesen Kreisen ihre Frauen, um Geldquellen zu haben. Es begann das Prestige des Adels zu unterminieren, daß er diese Frauen in seinen Reihen duldete. Ich muß hier einer Gestalt gedenken, des damaligen Hauptmanns Redl, eines Mannes, dem man eine große Zukunft prophezeihte. Er gehörte ausgeprägt dem Typ an, der im Hochkommen war; einem Offizierstyp, den eines Benedek schlichte Armee nicht gekannt hat.



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