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Sechstes Buch Der Wanderprediger

I

Die dunklen Tage des Jahres waren jetzt angebrochen. Ein endloser Zug von Wolken zog Tag und Nacht über das Land hin. Woche auf Woche sickerte der Regen herab. In den Kopenhagener Geschäftsvierteln, zwischen den hohen Häusern, brannte den größten Teil des Tages Licht in den Läden und Kontoren. Die Stadt war gleichsam auf den Grund eines trüben Meeres herabgesunken, durch das die Sonne wie ein schläfriger Mond schien. Aber weder die Finsternis noch der teerschwarze Schmutz vermochten das Straßenleben zu ersticken, das sich unverdrossen unter den aufgespannten Regenschirmen und in den kotbespritzten Droschken und Straßenbahnen regte. Man konnte merken, daß man sich dem Weihnachtsfest näherte. In der innern Stadt herrschte ein Gewimmel, in den Läden ein Gedränge, in den Kontoren eine Geschäftigkeit, als wenn alle die fünfhunderttausend Kopenhagener in Bewegung gesetzt seien, um eine Stecknadel zu suchen.

Jytte Abildgaard hatte in der letzten Zeit ihre täglichen Morgenspaziergänge von der Langenlinie nach den Wegen um die Seen herum verlegt. Hier lief sie weniger Gefahr, Bekannten zu begegnen, und sie wünschte vorläufig nicht, daß man sie zusammen mit Karsten From sah, der ihr regelmäßiger Begleiter war. Trotz ihrer vielen früheren Freundschaftsverhältnisse mit Männern war dies das erstemal, daß sie sich auf eigentliche Stelldicheins eingelassen hatte. Sie war deswegen ziemlich nervös, und dies dunkle, regnerische Wetter, das die Spazierwege leer machte, kam ihr sehr gelegen. Unter dem Regenschirm und im Gummimantel fühlte sie sich auch sicherer.

Karsten From war auf seine Weise auch nicht frei von Nervosität. Er, der so glücklich sicher gewesen war, sie endlich in seinem Garn gefangen zu haben, merkte zu seinem Ärger und seiner Unruhe, daß die Rollen im Begriff waren, vertauscht zu werden. Sie war ihm zu klug, zu überlegen. Zuweilen konnte sie ihn mit einem Blick ansehen, der ein unheimliches Gefühl in ihm erweckte, als sei er durchsichtig. Und während alles dessen wuchs seine eigene Verliebtheit auf eine Weise, die seine tiefe Besorgnis erregte.

Eines Tages begann er ein wenig boshaft, sie mit ihrer Unnahbarkeit zu necken. Er sprach wieder von seiner Übereilung vor zwei Jahren und behauptete, daß sie ihm die noch immer nicht verzeihen könne.

»Noch in einer andern Welt werde ich mich der Augen erinnern, mit denen Sie mich den Abend anblickten. Es war Ungnade auf Lebenszeit. Ich war nur zweimal mit Ihnen zusammen gewesen, und trotzdem erkühnte ich mich, Ihnen mein Herz zu öffnen. Es war eine Überschreitung von Paragraph 3788 im Gesetzbuch der Konvenienz, das unsre allerliebsten Damen alle an den Fingern herzählen können.«

»Wollen wir nicht von etwas anderm reden?« sagte Jytte. »Erzählen Sie mir lieber, wie Sie sich gestern abend im Theater amüsiert haben. Das Stück hat ja Erfolg gehabt.«

»Ich war nicht da.«

»Sie waren nicht da? und es war doch eine Premiere!«

»Ich wußte ja, daß Sie nicht kommen würden. Was sollte ich dann dort?«

»Unsinn!... Warum waren Sie nicht da?«

»Weil ich daheim bei mir saß und Grillen fing. Aber Sie können nicht erraten, womit ich mich beschäftigte.«

»Dann ersparen Sie mir die Mühe und erzählen Sie es mir.«

»Ich saß, weiß Gott, da und las in der Bibel. Es war sehr stimmungsvoll und feierlich.«

»Wie kamen Sie nur darauf?«

»Ach, Sie haben mir so oft meine schlechten Angewohnheiten vorgeworfen, nicht wahr? Und nun habe ich mich zu einer gründlichen Umlegung meines Lebenswandels entschlossen. Neulich ging ich hin und hörte diesen jütischen Jüngstengericht-Prediger, der zurzeit hier auftritt. Sie haben gewiß im ›Fünften Juni‹ vor ihm gelesen. Mads Soundso heißt er. Ist das ein Kanzelredner! Er predigt von der Hölle und dem ewigen Feuer, so daß man Gänsehaut über den ganzen Körper kriegt. Das ist was andres, als unsre geistlichen Schönredner utan svafvel och fosfor zu hören! Er nennt ohne weiteres seine Zuhörer Kinder des Teufels, und man geht mit dem entsetzlichen Gefühl nach Hause, daß einem Hörner und Schwanz gewachsen sind. Den müssen Sie wirklich hören!«

»Deswegen also saßen Sie gestern abend zu Hause und lasen in der Bibel.«

»Freilich. Übrigens habe ich immer eine geheime Schwärmerei für dieses ehrwürdige Buch gehabt. Es hat mir manch eine schlaflose Nacht verkürzt. Es sind so viele unterhaltende Erzählungen darin, zum Beispiel von Bathseba. Haben Sie die Geschichte wohl jemals mit hinreichender Aufmerksamkeit gelesen?«

Jytte hörte jetzt dem Ton an, daß das Ganze erdichtet war, und im selben Augenblick entsann sie sich auch, daß sie in den Zeitungen seinen Namen mit denen andrer Leute gelesen, die der Premiere des gestrigen Abends beigewohnt hatten. Aber sie war diese Geschichten gewohnt, die er ihr aufzubinden suchte aus lauter Freude am Mystifizieren.

»Ich glaube, ich gebe Sie heute auf,« sagte sie. »Wenn Sie in der Stimmung sind, ist es mir unmöglich, ein vernünftiges Wort aus Ihnen herauszubringen.«

»Ich bedauere das – aber Sie haben sicher recht. Trotz allen Jüngstengericht-Prediger – und entzückender Moralpredigerinnen – nehme ich mir die Freiheit, mit einer unverbesserlichen guten Laune durch dies Jammertal zu wandeln. Falls Sie, liebes Fräulein Abildgaard, einmal dasselbe versuchen wollten, würden Sie die erfreuliche Entdeckung machen, daß die Welt ihr Aussehen verändert. Das Paradies blüht noch immer so morgenfrisch rings um uns her, wenn wir es nur selbst wollen. Aber wir Menschen von heute sind im Begriff, die alte Weisheit zu vergessen, daß das Leben zum Genuß geschaffen ist. Momento vivere. Dies Wort sollte das heutige Konfirmationsgelübde ablösen.«

»Gestern waren Sie andrer Meinung.«

»Gestern. Verzeihen Sie! Das ist schon so lange her. Was habe ich denn gestern gesagt?«

»Sie sagten, Arbeit sei das einzige, was das Leben erträglich mache. Deswegen wollten Sie mit einem großen, neuen Bilde beginnen, von dem Sie sich viel versprachen. Haben Sie das schon vergessen?«

»Mit einem Bild –?«

»Ja, es sollte kein bestelltes Porträt sein, sondern eine freie Komposition mit vielen Figuren.«

»Habe ich das wirklich gesagt? ... Ja, wenn der Wind nach Süden her umgeht, verfalle ich zuweilen in melancholische Stimmungen. Habe ich auch von meinen Vorwürfen gesprochen?«

»Nein.«

»Interessiert es Sie, davon zu hören? Ich habe nämlich mehrere.«

»Ist der eine vielleicht Sardanapal?«

»Ja, Sardanapal, von seinem Harem umgeben.«

»Danke schön, das haben Sie mir schon einmal beschrieben,« beeilte sich Jytte, ihn zu unterbrechen. »Und die andern?«

»Die andern? Lassen Sie mich einmal sehen! Ja! Da ist also Frau Bathseba und ihr königlicher Liebhaber in Fackelbeleuchtung. Auch ein ganz malerisches Motiv, nicht wahr? Es sollte eine Apotheose der Liebe werden –«

»Jetzt fange ich an zu verstehen! Also deswegen saßen Sie zu Hause und studierten die Bibel. Nein, das ist wahr, das taten Sie ja gar nicht! ... Jetzt weiß ich bald weder aus noch ein,« sagte sie und wurde wirklich ein wenig verwirrt.

Karsten From, der nach einem Zeichen von Schwäche gespäht hatte, fand die Gelegenheit zu einem neuen Angriffsversuch günstig. Vorher aber hielt er einen Augenblick mit seiner Verfolgung inne, so wie der Habicht, der eine kleine Weile auf den Flügeln ruht, ehe er sich auf die ermattete Taube herabstürzt.

»Übrigens«, sagte er, »habe ich Bathseba aufgegeben. Der Vorwurf ist ein wenig banal, nicht wahr? Und aus Sardanapal mache ich mir im Grunde auch nichts. Das Bild würde auch zu viele kostbare Modelle erfordern. Nein, mein eigentlicher Traum ist, eine Diana zu malen.«

»Was –?«

»Eine Diana. Die ewige Jungfrau der Waldtiefen und ihre Begegnung mit dem armen Aktäon. Das Bild ist mir gleichsam zur fixen Idee geworden. Aber wo soll ich ein passendes Modell für die schöne und grausame Dame finden, für ihre laubbraunen Augen und ihr geheimnisvolles Lächeln?«

Er näherte sich ihr und senkte die Stimme.

»Ich kenne nur eine, die die Augen hat. Aber ich wage nicht, den Namen zu nennen. Ich fürchte, wieder mit einem dieser ungnädigen Blicke gestraft zu werden ... so lebensgefährlich für einen leichtsinnigen Aktäon.«

»Dann tun Sie sicher am besten, es zu unterlassen,« antwortete Jytte trocken und zog sich ein wenig von ihm zurück.

Karsten From wurde stumm vor Ärger. Er begriff, daß er wieder einmal das Ziel verfehlt hatte. Das war ein neuer Fehlschuß.

Eine kleine Weile gingen sie beide weiter, ohne etwas zu sagen, während der Regen auf ihre Regenschirme herabtrommelte.

Aber Jytte wollte nun wissen, wie es sich mit diesen künstlerischen Plänen verhielt, von denen er beständig fabelte. Sie fragte, ob er nicht daran denke, wieder solche Bilder mit Motiven von dem Gemeindeanger zu malen, die ihm einstmals so großen Ruhm eingetragen hatten.

Anfänglich wollte er nicht antworten.

»Von dem Gemeindeanger?« höhnte er. »Den grasen ja Karl May und Konsorten ab!... Woher wissen Sie übrigens, daß ich den zuerst entdeckt habe?«

»Ich habe Ihnen ja erzählt, daß ich im Sommer mehrere von Ihren Kollegen in Skagen traf. Sie wünschten alle, daß Sie zu der Freiluftmalerei zurückkehren möchten. Sie sprachen in den höchsten Tönen von Ihren Bildern aus jener Zeit.«

»Ich bin Ihnen natürlich sehr verbunden, verehrtestes gnädiges Fräulein, daß Sie sich meiner künstlerischen Besserung ebenfalls so freundlich annehmen. Ich glaube jedoch, daß ich Ihnen abraten darf, Ihre wohlgemeinten Ratschläge bei meinen Neidern einzuholen.«

Er sagte das mit seinem gewöhnlichen ironischen Narrenlächeln, aber seine Lippen waren weiß.

Jytte hatte freilich geahnt, daß er im geheimen unter der Geringschätzung seiner Kunstbrüder litt, aber dieser bittere Ausbruch kam ihr doch überraschend, und sie bereute, was sie gesagt hatte.

Einen Augenblick später trennten sie sich. Sie waren nach Österbro zurückgekommen, und da der Regen noch immer herabströmte und gerade eine Straßenbahn vorüberkam, entschloß sich Jytte, nach Hause zu fahren.

»Man wird also das seltene Vergnügen haben, Sie heute abend beim Fest zu sehen,« sagte Karsten From beim Abschied.

»Freilich.«

»Beabsichtigen Sie denn auch am Tanz teilzunehmen?«

»Ich weiß es noch nicht. Vielleicht.«

Er zuckte die Achseln.

»Immer vielleicht!... Falls Sie sich entschließen sollten, den Saal mit Ihrer Anwesenheit zu beehren, darf dann eine so untergeordnete Person wie Ihr alleruntertänigster Diener sich der Hoffnung auf einen Tanz hingeben?«

»Vielleicht,« erwiderte sie mit einem Lächeln, indem sie ihm vom Trittbrett des Wagens Lebewohl zunickte.

Sie hatte es als Versprechen gemeint, er aber faßte die Worte und das Lächeln als eine neue geschickte Abweisung auf und entfernte sich in niedergeschlagener Stimmung.

Als er nach Hause kam, ließ er sich auf einen Lehnstuhl vor dem Kamin im Wohnzimmer nieder und gab sich ganz seiner Verzweiflung hin. Was sollte er tun? Wäre da auch nur die allergeringste Hoffnung gewesen, daß sie ihn heiraten würde, so hätte er sich keinen Augenblick besonnen, seine Junggesellenfreiheit zu opfern, wie hoch und heilig er auch geschworen hatte, sich niemals binden zu lassen. Damals hatte er Jytte Abildgaard nicht gekannt, ahnte nicht, daß eine einzelne Frau eine so unbeschreibliche Macht über ihn gewinnen könne. Selbst der gefürchteten Fessel der Ehe verlieh sie einen ungeahnten Reiz. Aber was half das? Wohlhabende Damen von Jytte Abildgaards Art waren mißtrauisch, und seine Erfahrungen hatten ihm gesagt, daß es leichter für ihn sei, sie zu verführen als sie zu bewegen, ihn zu heiraten. Könnte er nur so weit mit ihr kommen, daß er sie ein einziges Mal küssen durfte! In der Kunst des Kusses hatte ihn die Übung zum Meister gemacht. Noch keine Frau hatte ihm standgehalten, wenn sie erst von dieser für die Unerfahrene so unschuldigen Liebkosung betört war und ihr dunkelsüßes Geheimnis kennen gelernt hatte.

Seine Haushälterin klopfte bescheiden an die Tür und sagte, daß das Frühstück angerichtet sei.

»Der Herr ist doch nicht krank?« fragte sie, als sie ihn sah.

»Ich? Nein! ... Aber mich friert. Es ist kalt hier. Legen Sie noch ein wenig ein!«

Nach dem Frühstück, als er bei dem frischangezündeten Kaminfeuer in seinem Zimmer saß und sich mit einem Likör zum Kaffee aufkratzte, klingelte es an der Flurtür. Er hörte die Haushälterin öffnen, und dann folgte eine laute Verhandlung da draußen.

Er hatte die Stimme erkannt und schlug sich vor die Stirn.

»Zum Teufel auch!... Frau Bathseba!«

Er hatte sich aus dem Stuhl erhoben, als Frau Merck schon in der Tür zu dem Atelier stand.

»Habe ich es mir nicht gedacht! Warum läßt du dich verleugnen? Komme ich dir vielleicht ungelegen?«

»Allerdings! Ich erwarte jeden Augenblick Oberst Mynster und seine Frau. Der Oberst soll mir zum letzten Male sitzen. Ich bin also leider in Anspruch genommen.«

Sie blitzte ihn mit ihren dunklen Augen an, ging darauf hin und setzte sich auf das Sofa. Die Hände behielt sie in ihrem Muff. Auch den Schleier lüftete sie nicht.

»Darf ich um eine Erklärung bitten?« sagte sie endlich. »Du schickst mir eine Absage nach der andern. Auch am Telefon kann ich dich nicht treffen. Obgleich ich zu den verabredeten Zeiten anklingele, antwortet mir stets deine naseweise Haushälterin. Was hat das zu bedeuten?«

»Liebes Kind, ich habe dir ja geschrieben! Ich habe in diesem Augenblick so viel um die Ohren. Ich habe neue Bestellungen bekommen und muß sehen, daß ich die alten schnell erledige.«

»Aber mit Fräulein Abildgaard spazieren zu gehen, dazu hast du Zeit. Mache dir nicht die Mühe, das zu leugnen Ich habe euch selbst gesehen. – Sage mir bitte aufrichtig: willst du sie heiraten? Denn in dem Falle will ich das Verhältnis respektieren.«

Karsten From errötete bis an die Haarwurzeln wie ein Konfirmand.

»Ach was! Wie kommst du nur darauf? Davon ist nicht die Rede.«

»Nun – die Rede ist wohl davon. Ich habe es schon als ganz bestimmt erzählen hören.«

»Auf Ehrenwort – das Gerede ist gänzlich unbegründet.«

Frau Mercks Gesicht klärte sich auf. Sie lüftete nun auch den Schleier. Lächelnd lehnte sie sich in das Sofa zurück und streichelte mit der Hand den Platz an ihrer Seite.

»Setz dich ein wenig hierher! Jetzt wollen wir vernünftig miteinander reden. Wir sind doch noch Freunde?«

Karsten From verstand die Absicht, und indem er unwillkürlich einen Vergleich zwischen ihr und Jyttes Wesen anstellte, stieg eine förmliche Wut in ihm auf gegen dies große, unregierliche Weibchen, das ihm so lange schon lästig gewesen war. Jetzt wollte er sie lossein und entschloß sich, kurzen Prozeß zu machen.

»Nun! Warum stehst du da und sagst nichts? So komm doch hierher, Mensch!«

»Verzeih einen Augenblick!« sagte er. »Ich muß Fräulein Svendsen notwendigerweise einen Bescheid geben!«

Er ging an die Tür und drückte auf den Glockenknopf.

Als die Haushälterin eintrat, sagte er zu ihr: »Wenn der Herr Oberst und seine Frau Gemahlin kommen, so führen Sie sie, bitte, hier herein!«

Fräulein Svendsen sah erstaunt zu ihm auf, und dann schweifte ihr Blick zu der Dame im Sofa hinüber.

»Hier herein?«

»Freilich.«

»Jawohl!«

»Ich kann nicht unhöflich gegen meine Kunden sein,« erklärte er Frau Merck, als sie wieder allein geblieben waren. »Du mußt entschuldigen, aber es geht nicht an, eine Dame wie die Oberstin in meinem Atelier warten zu lassen.«

Er sah, daß er verstanden war, und genoß die Wirkung. Ihr Gesicht war blaß geworden, und sie erwiderte kein Wort. Mechanisch nahm sie ihr Taschentuch aus dem Muff und strich sich über die Lippen, mit einer Bewegung, die an einen blutdürstigen Panther erinnerte, der sich um den Mund leckt.

»Ja, prachtvoll ist sie!« – dachte er. »Aber ich habe genug von ihr. Sie macht mich schaudern!«

Einen Augenblick später erhob sie sich und ging auf die Tür zu. Aber auf dem Wege dahin blieb sie vor ihm stehen und versetzte ihm mit der flachen Hand eine schallende Ohrfeige.

»Das hast du dafür, mein Junge!« sagte sie und stürmte mit einem erkünstelten Lachen davon.

In der Erregung des ersten Augenblicks hätte sich Karsten From fast über sie gestürzt. Aber als sie fort war, lachte auch er, und zwar mit einem Lachen, das von Herzen kam. Jetzt war er ganz sicher, sie loszusein, und gleich befreiten Vögeln stürmten feine Gedanken zu Jytte Abildgaard zurück.


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