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Was euch der
Nutzen bringt, das wißt Ihr. Mancher von den Bauern scheint es aber doch nicht zu beachten; denn es gibt leider der Bauernhöfe nicht wenige, die nichts als abgetriebene Holzungen haben, besonders jetzt, da seit den gepriesenen Freiheitsjahren 1848 und 1849 die gutsherrliche Oberaufsicht aufgehört hat und jeder schaltet und waltet wie s ihm gerad' belieben mag, insonderheit, weil die Landgerichte nicht in jedem Bauernholze drauf zu schau'n Zeit und Möglichkeit haben, wie's mit der Wirtschaft steht. Was bringt der Wald? Er bietet euch 1. Brennholz fürs Haus jahraus, jahrein, 2. Bauholz, 3. kleineres Nutzholz für Haus- und Ackergerät, für Zaun und Einfang, 4. Streu an Laub- und Nadelholz, wenn's und wo's Stroh nicht ausreicht oder wegen geringen Getreideausbaues und Futtermangels gar nicht hergenommen werden kann, 5. Lohrinde und Harz zum Gewerbsbetriebe und 6. was forstmäßig schlagbares Holz ist, allerdings zum Verkaufe. Ihr sollt aber vom Walde nicht mehr fordern, als er naturgemäß zu leisten imstande ist, d. h., ihr sollt nur schlagbares Holz hauen und dies dermaßen schlagweise in Angriff nehmen, wie es recht ist, und zwar daß 1. Beschädigungen durch Sturmwinde vermieden werden, überhaupt schädliche Witterungseinflüsse, als rauhe, trockene Winde und Fröste abgehalten werden, 2. daß die natürliche Besamung wohl erfolgen und 3. möglichst die Abfuhr des gehauenen Holzes ohne Nachteil
der Waldjugend geschehen kann. In welcher Weise dafür zu sorgen sei, das weiß ein gescheiter Bauer immer selbst und der wird auch das rechtzeitige Durchforsten verstehen, und weiß er's nicht, so wird ihm ein gelernter Förster aus der Nachbarschaft gewiß gern zur Hand geh'n. Warum konnten's eure Vorfahren, von denen ihr schöne Waldungen ererbt habt, und warum solltet ihr's nicht mehr können? – Weil überhaupt gar manche gute Sitte, gar manch guter Brauch aus der Bauernwirtschaft verschwunden ist und weil der Wind nicht nur durch eure abgeholzten Waldgründe, sondern gar häufig durch Haus und Hof weht und euch samt Weib und Kindern selbst endlich wegblast, daß ihr als arme Leute der Gemeinde zur Last fallt. Was ein Bauerngut wert ist, wenn kein Wald dabei ist, oder das, was einst Wald war, nun weder Holz noch Feld ist, dies bedarf wohl keiner Erläuterung. Auch eine sogenannte Kultur, die gar alles zu nutzbringenden Feld- und Wiesengründen machen will, ist eine Narretei; oft auch nur eine leere Ausrede, damit das Holz abgeschwendet werden könne, der Bauer einmal wohl ein hübsch Stück Geld für verkauftes Holz einnehme und in den folgenden Jahren, ja für mehr als ein Menschenalter, dann soviel wie nichts hat, alles Holz kaufen muß und endlich dazu kein Geld hat. Zwischen Wald- und Feldboden muß aber ein gewisses Gleichgewicht sein und so hat es auch der Schöpfer von alters her bestimmt und angeordnet für die von Menschen bewohnten Erdstriche. Nun sind das lauter längst und wohlbekannte Sachen, werdet ihr denken; aber man kann's euch nicht genug und nicht oft genug wieder vorhalten. Wie mancher denkt doch: ich schlag' mein Holz zusammen; wer nach mir kommt, kann's halten wie er will. Das ist leicht gesagt und leicht getan, aber die Bäume wachsen nicht so aus dem Boden heraus, wie die Schwämmerlinge, die, wenn's regnet, über Nacht dasteh'n.
Wäre freilich bequemer; ob's aber besser wäre, daran zweifle ich; denn alles will Zeit und Weil haben auf der Welt; wär' endlich auch nit übel, wenn uns die gebratenen Tauben ins Maul flögen. Kurz, wie's denn sein soll, 's dürfte wohl der Bauer vor seinem Walde einen heiligen Respekt haben und so oft er, wenn er des Abends dieweilen vor Zwielicht in sein Holz geht, ein bißl nachzuschauen, jedesmal sein Hütlein abziehen und dem lieben Herrgott ein eigen Dankgebet weihen, daß er im Schatten schöner Buchen oder Tannen noch wandeln kann! Denkt euch nur: wenn jeder Waldbesitzer so leichtsinnig und gewissenlos wäre, alles Holz, alt und jung, zu schlagen! Da säh's wohl hübsch aus auf dem Lande! recht luftig und windig! und könnte der Sturm so recht mächtig über eure Samenfelder hinwehen, und das liebe Vieh könnte in den Ställen auf blankem Boden liegen, und mit dem Düngerhaufen säh's auch gut aus und in den Stubenöfen und auf dem Herde ging's hübsch kühl her! Und nun ein
Du lieber Wald, du grünes Laub,
Laß dich in Ehren halten!
Werd' nit der wilden Axt zum Raub,
Die soll darin nicht walten.
Gott ließ ja wachsen Baum an Baum
Zu unserm Nutz und Frommen;
Wie schön geht sich's im grünen Raum;
Der bleib' uns unbenommen!
Die Vöglein singen fröhlich auch
Im Walde, Gott zu Ehren,
Als wollten sie den guten Brauch
Den Menschen selber lehren.
Es weht der Wind manch dürres Blatt
Im Herbst von Zweig und Aesten;
Wir fassen's auf, als Liegerstatt
Kömmt's unserm Vieh zum Besten.
Gar schnell ist so ein Baum gefällt,
Wenn Säg' und Beil sich rühren;
Wie aber ist der Wald bestellt,
Und wird's zum Guten führen?
Bedenkt es, eh' ihr geht daran;
Denn ist ein Stamm gefallen,
So hebt ihn nimmer auf ein Mann,
Wär' er der Stärkst' von allen.
Ein Bauer, der den Wald nicht hegt,
Ueb'rall die Axt läßt schalten,
Bei dem wird bald die »Not« gepflegt –
An
der ist nichts zu halten.
Denn bei dem
Walde fängt sie an,
Um mit dem
Haus zu enden;
Zuerst das Holz, dann alles dran,
Der Wert fliegt aus den Händen.
's rollt übern Tisch das blanke Geld,
Das ist gar bald verschwunden;
Der Wind weht übers leere Feld,
Der Wald ist ausgeschunden.
Sie ziehen ab vom Vaterhaus,
Der Hof steht nun verlassen,
Das Elend schaut zum Fenster 'raus,
Dieweil sie geh'n die Straßen.
Wohin, wohin – sie wissen's kaum –
Gar etwa nach Amerika?
Wohl in der ganzen Welt ist Raum,
Am besten war's zu Hause da.
Zu Haus auf diesem lieben Fleck,
Den unsre Eltern pflügten,
Zu Hause dort im Stubeneck,
Wo sie uns Kinder wiegten!
Drum, lieber Wald, du grünes Laub,
Laß dich in Ehren halten!
Der Habgier werde nie zum Raub,
Die soll darin nit walten!