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hat der Bauer gerad' genug – das weiß ein jeder selbst:
Pflügen, sä'n,
Dreschen, mähn –
Auf dem Feld und in dem Haus
Geht die Arbeit niemals aus. –
Die Bauernarbeit ist aber das älteste Gewerb' auf der Erde; denn der erste Bauer ist eigentlich schon Vater Adam gewesen, nachdem er aus dem Paradiese vertrieben war und unser lieber Herrgott zu ihm gesagt hatte: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen. Auf die Schranne ist er noch nit gefahren und ist das Getreide von der Hand in den Mund gegangen, hat darum auch, Gott sei Dank, noch keine Wucherer gegeben! Wenn nun aber so mancher Bauer über die Arbeit klagen möcht' oder meint, daß ihm vor allen der Schweiß über's Gesicht rinnt und etliche hie und da die vornehmen Oekonomen spielen und lieber vom Guckfensterl aus wie die sogenannten »Haarbeutelbauern« ihr Anwesen versehen möchten, so heißt das den Bauernstand wenig in Ohren halten und ist ein grober Irrtum, als ob die andern Leute, wenn sie nicht gerade Faulenzer von Haus aus sind, nicht auch ihr Brot im Schweiße ihres Angesichts verdienen müßten vom untersten Schreiber bis zum König hinauf, dem gar die ganze Last und Verantwortung des Regierens auf dem Herzen liegt und der wohl mehr Sorgen und Kümmernis haben mag, als alle Bauern zusammen im ganzen Land, die hinter'm Pflug schwitzen, sich aber sorgenfrei ins Bett legen, und ist einem jeden Menschen Arbeit auferlegt nach seinem Maße, wie der weise Salomo spricht. Ja sogar die Menschen, welche man um ihren großen Reichtum beneidet, haben die meiste Sorg' und stehen Angst und Not aus, ob nicht irgend ein Falliment oder eine Staatsoperation sie in einem Hui um all das Ihrige bringt. Und von wegen der Arbeit ist vom Schöpfer schon die ganze Natur darauf eingerichtet. Die Elemente müssen arbeiten, Feuer, Wasser, Luft und Erde, und alles was da lebt und webt; tragen ja doch die Vögel, von denen man glauben sollte, sie seien nur die faulen Musikanten (wie Hornisten, die von einem Wirtshaus ins andere zieh'n), den Waldsamen hin und her und verwundert sich dieweil einer, daß irgendwo ein junges Bäumlein so mir und dir nichts aufschießt und wenn man oft glaubt es sei ein Tier schädlich, ist's oft nit wahr, weil's wieder andere bekämpft, die mehr Schaden tun. – Kurz, es geht alles Hand in Hand auf der Erde, so daß wir die Weisheit Gottes in seinen Anordnungen nicht genug bewundern und lobpreisen können. Ihr könnt also nichts Gescheiteres tun, als daß ihr eure Buben und Mädeln tüchtig zur Arbeit anhaltet; die Arbeit macht ein fröhlich Herz und man bleibt gesund dabei. Am meisten Doktor und Medikamente bedürfen die Leute, welche in Verhältnissen sind, gar nichts arbeiten zu müssen. Nun hoffen wir, daß solche aber ihren Beutel fleißig auftun und den Armen geben, dann haben sie auch was getan. Die Armut gehört auch ins A-Kapitel. Es muß aber Arme und Reiche, Niedere und Vornehme auf der Welt geben, denn die sogenannte gleiche Austeilung könnte nicht einen Tag, ja nicht eine Stunde bestehen, wenn nicht alles Gewerbe, aller Erwerb, somit überhaupt alle Tätigkeit der Menschen aufhören soll; und da haben wir wieder in der Schöpfung Gottes das schönste Beispiel von der großen und notwendigen Verschiedenheit der Geschöpfe; denn wie säh's denn aus, wenn sich die Maus beschweren wollte, warum sie nicht ein vornehmes Pferd sei? oder alle Wacholderstauden lauter schöne Eichen oder Buchen sein möchten? Kurz – alles ist so, wie es sein soll.