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Soldatenstand.

»Auweh! – heißt's oft – der Steffel hat sich hineingespielt und muß zum Militär.« Das Unglück aber ist nit groß; denn 's schadet gar manchem Bürschlein nicht, wenn es etwas in die Ordnung kommt und das Herumschlenzen verlernt, zumal wenn der Vater noch beim Zeug ist und noch andere Buben hat, die ihm zuhelfen können. Trifft auch alle gleich, in der Stadt wie auf dem Land und soll sich jeder eine Ehr' draus machen, daß er König und Vaterland als Soldat dienen darf. So war's freilich nicht immer in früheren Zeiten und wie es mit dem Soldatenwesen hergegangen, das sollt ihr nun hören, wenn's einer etwa nicht weiß: Unsere Voreltern, die alten Deutschen oder Germanen, waren durch und durch Soldaten von Haus aus; denn sie waren ein Kriegervolk, aus lauter wehrhaften Männern bestehend, die ihre Führer selbst wählten, wie denn auch der Krieg damals eine Nationalangelegenheit gewesen, über die gemeinsam beraten und beschlossen wurde. Als aber die Sache den Leuten über den Kopf wuchs, auch kein rechtes Zusammenhalten mehr war, wurde unter fränkischer Botmäßigkeit, insonderheit unter Karl dem Großen, der ein gewaltiger Herr war, die Heerpflicht auf ein gewisses Besitztum beschränkt. Im Verlauf der Zeit entwickelte sich dann in Deutschland das Lehenwesen, wobei die geringeren Güterbesitzer zu eigener Sicherheit sich mit Hab' und Gut den Mächtigeren lehenhaft unterstellten und diese wieder Vasallen der Fürsten waren, die selber aber als lehenspflichtig dem eigentlichen Regenten untergeben waren. So wurde denn das Kriegswesen allmählich zum Vasallendienst, wo ein jeder seinem Lehensherrn, wenn dieser es verlangte, mehr oder weniger Kriegsknechte zu stellen hatte. Es gestaltete sich auf natürlichem Wege der freie Kriegerstand, der sich aber nicht mehr halten konnte, zum Dienste derer, die das Land regierten, anfänglich als gewählte Fürsten, dann in erblicher Reihenfolge, weil man wohl einsah, daß die ewige Wählerei nur zu Parteileidenschaften und inneren Unruhen im Lande Veranlassung gab. Die bezahlten Söldnerheerhaufen gab es zuerst in Frankreich unter König Philipp August (i. J. 1180–1223) zum Schutze des Thrones und der Landesruhe gegen das Getreibe der Vasallen mit ihren einzelnen Kriegshaufen, die sich gegenseitig immer in den Haaren lagen. Obgleich nun der Lehendienst noch fortdauerte, verbreitete sich auch in Deutschland die Errichtung solcher Soldheere immer mehr und mehr, namentlich in den freien Städten. Als aber die Osmanen mit großer Heeresmacht in Deutschland einzudringen anfingen, wurde die Notwendigkeit ständiger und stehender Heere allgemein, und so entstunden denn die sogenannten Landsknechte, die um Geld ihre Kriegsdienste anboten. Das war aber eigentlich ein Lumpenvolk, das jedem Herren, wer sie eben besser bezahlte, hinüber und herüber zu Dienst stund. Einer ihrer berühmtesten Führer war Herr Georg von Fronsperg aus Mindelheim, ein gar wackerer Ritter. Der hielt sie ordentlich zusammen und hat in vielen Kriegszügen, absonderlich unter Kaiser Maximilian gegen die Schweizer und gegen die Franzosen in Italien unter Kaiser Karl V. Gewaltiges geleistet. Im Jahre 1526 hatte er auf eigene Kosten ein Heer von 12 000 deutschen Landsknechten angeworben, wohl eine große Macht in damaligen Zeiten, mit der was auszurichten war! Aber wie denn alles in der Welt seinen Umschwung hat und den Landsknechten überhaupt nit recht zu trauen war (denn es hielt sie ja nicht die Liebe zum Vaterlande, sondern nur der leidige Lohn), sahen sich die Regenten veranlaßt, Heere aus den eigenen Landessöhnen zu bilden, die man anwarb und aus dem Staatshaushalte regelmäßig besoldete, und dies waren denn eigentlich die ersten Soldaten, die mit Leib und Seele für König und Vaterland kämpften und ihren Fahnen gern getreu blieben bis in den Tod. Mit dem Anwerben war's aber doch auch eigentlich eine kuriose Sach'. Kam so ein Werber in ein Dorf, spendierte brav Bier und Wein und nahm nit selten einem Söhnlein, das dem alten Vater die einzige Stütze war, das Wort ab, unter die Soldaten zu gehen, und hatte der das Werbgeld einmal angenommen, war's vorbei, er mußte fort, mir nichts dir nichts. Nun ist's ganz anders. Jeder weiß, daß er wie alle andern, hoch und nieder, die Pflicht hat, dem Vaterlande als Soldat zu dienen, daß er losen und, wenn er sich hineinspielt, Soldat werden muß, wär's denn, daß er nicht gesund und kräftig oder daheim dem Anwesen unentbehrlich ist. Wer's Geld hat, der kann sich loskaufen und seinen Mann stellen. Die Einrichtung ist denn wohl die vernünftigste. Im Regiment kann einer Ordnung und Zucht lernen, was ihm zu Haus nit wenig von Nutzen ist; ist abexerziert, darf er in Urlaub heim, so er nit beim Regiment bleiben will, und wenn er eine Portion Ehrgefühl mitbringt, so mag's ihm auch nicht schaden, weil er eher etwas auf sich hält und doch lieber ein braver Kerl als ein Lump heißt. Geht's aber los, so wird er gern Leib und Leben einsetzen und sein Soldatenröckel anzieh'n; denn indem er dem König und dem Lande dient, schützt er ja sein eigen Hab' und Gut gegen Feindesgewalt und so ist's denn ein abgeschmacktes Getu', wenn oft so ein Batzenlippel aus seinem Geschäft nit gern heraus will. Gottlob aber, daß die meisten es einsehen, wie notwendig der Soldatenstand sei. Das haben wir in den Jahren 1848 und 1849 gesehen, wo uns die sogenannten Volksbeglücker um all unser Sach gebracht hätten, wär' ihnen durch die Soldaten nicht zur rechten Zeit noch ihre falsche Regiererei abgekühlt worden.

Ein Soldatenliedlein.

Hoch lebe der Soldatenstand!
In unserm lieben Vaterland,
Tut's Not, sind alle gern dabei
Und stellen sich in eine Reih'!

Hoch leb' die Fahne weiß und blau,
Auf die ein jeder freudig schau',
Und wo sie laßt der König weh'n
Mit Leib und Leben alle steh'n.

Der Trommelschläger spielt eins auf,
Wir schreiten all in gleichem Lauf.
Juhei, juhei! nur frisch voran,
Wer ein Gewehr noch heben kann!


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