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»Die
werden im Himmel geschlossen« – das ist ein altes Sprüchlein und hat folgende Bewandtnis: Als einst Jesus mit dem guten Petrus wandern ging – sagt eine Legende – wußten sie nicht mehr wo aus des Wegs. Da trafen sie einen Hirten auf dem Felde und frugen. Der war aber so fauler Natur, daß er das Maul nicht auftat, sondern auf dem Boden unter einem Baume liegend nur einen Fuß aufhob, um nach der Richtung des Pfades zu deuten. Nicht weit davon stund ein Mägdlein bei ihren Schafen; das sprang alsogleich herbei und ging mit den Wanderern, bis sie nicht mehr irren konnten. Da segnete Jesus die Magd und verkündigte ihr, daß sie den faulen Hirten heiraten solle. Petrus macht gewaltig Aufhebens und sagt: das sei ein sauberes Glück, wenn sie den faulen Schlingel als Mann kriege. Jesus aber erwidert: »Sie wird ihn selig machen, auf daß er durch seine Trägheit nicht zugrunde gehe; denn ich bin der »barmherzige Gott, der Ehen stiftet nach den Werken der Menschen«. Also mag's auch sein, daß einem jeden seine Ehe zum Guten ist, mag ihm bisweilen die Sache auch nicht so bedünken, und wenn einer gescheit ist, wählt er zuvor gut, daß Herz und Vernunft die Brautwerber sind. Schießt er demungeachtet daneben und fällt's nit so aus wie er gemeint hatte, mag er bedenken: durch die Ehe geht's in den Himmel und kann vielleicht ein Teil Fegfeuer auf
der Welt schon abgemacht werden. Dies gilt den Männern wie den Weibern. Macht ihr aber Hochzeit, so soll's auch lustig
dabei hergehen. In der Kirche bei der Trauung bittet unsern lieben Herrgott recht andächtig und inständig um Glück und Segen, im Wirtshaus bei Mahl und Tanz denkt an die Freudigkeit, daß ihr euch zusammengefunden habt und zahlt die Musikanten gut, das sind zumeist durstige Seelen. Seid lustig in Ehren und weil es denn üblich, daß der Hochzeitlader zur rechten Zeit seine »Abdankung« macht, so vernehmt hiemit sein Sprüchlein:
»Wenn ich, der Hochzeitlader, spreche meinen Spruch,
So klappert nicht mit Teller oder Krug;
Merkt auf! Zu danken ist nun meine Pflicht,
Und höret, was euch meine Weisheit spricht.
Vor allem danket Gott, der hat beschlossen,
Daß dieses Paar verband sich unverdrossen;
Laßt flehen uns, daß allerwegen
Geleit der Ehe bleib' sein Segen.
Heut hängt der liebe Himmel voller Geigen,
Die Englein spielen selbst den Hochzeitreigen,
Und hör' ich solch ein freudig klingend Singen,
Möcht' auch mein Herz im Leib' gar fröhlich springen!
Sind etwa später wohl die Geigen auch verstimmt, –
's bleibt oft nicht aus – so nehmt's halt wie man's nimmt:
Nicht allweil kann die Sonne hell uns scheinen,
Der Himmel selber muß bisweilen weinen;
Halt't nur zusammen fest in Freud und Leid,
So bleibt auch stets die Hochzeitfreudigkeit!
Vor and'rem wünsch' ich euch, daß in der Wiegen,
Das nächste Jahr ein holdes Kind mag liegen,
Korn auf dem Feld,
Im Beutel Geld.
Gesundes Vieh und Heu und Stroh,
Wie's Futter in der Arche Noh' –
Kurz, alles mög' euch blühen und gedeihen –
Nehmt nur nicht, tut's nicht not, zu leihen!
Seid fromm und arbeitsam, kein Streit entzweie,
Der euren Friedensbund etwan entweihe;
Geduldig seid – der eine für den andern,
So könnt ihr glücklich eure Wege wandern. –
Nun mach' Herrn Pfarrer ich mein Kompliment
Zu danken für sein geistlich Regiment,
Daß er euch gab der Kirche heil'gen Segen,
An dem vor allem andern ist gelegen.
Des Brautpaars Eltern woll'n wir uns verneigen
Und ihnen unsre Huldigung erzeigen!
Wer seine Eltern ehrt, dem wird es wohlergehen,
Wohl euch, kann's in
dem Leben noch geschehen!
Der ganzen Freundschaft bringen wir in Ehren
Ein Vivat hoch, die heute mit uns zehren!
Kurz allen, die am Hochzeitstische sitzen!
Laßt nur die Taler bei dem Opfer blitzen!
Den Bauern und Werkleuten, wie sie heißen,
Woll'n wir mit einem Glückwunsch uns befleißen:
Dem Schenkein, Trinkaus, Flicker, Knicker,
Dem Krummbein, Spitzmaus, Drücker, Zwicker,
Dem Weber, Heber, Wagner, Schneider,
Dem Schuster, Kuster, Fragner, Reiter,
Dem Zeisig, Fleißig, Gerstel, Speck,
Dem Pankratz, Tollpatsch, Ferstel, Schneck,
Dem Hupfauf, Hartlauf, Weinhut, Kamm'rer,
Dem Buckel, Muckel, Tugut, Jamm'rer –
Und ihren Weibern wollen wir's jetzt bringen:
Sie leben hoch – laßt alle Gläser klingen!
Auf! Musikanten, blast aus vollen Backen,
Ihr andern laßt am Krug den Deckel knacken;
Ein solcher Tag, wie heut, kommt nicht gleich wieder,
Doch habet acht, daß keiner falle nieder,
Hat etwan er des Guten viel getan!
Spielt auf – das Tanzen hebet wieder an! –
Ein Wörtlein nur hört noch aus meinem Munde:
Bevor der Zeiger weist die letzte Stunde,
Vergeßt den Hochzeitlader nicht – ich bitte –
Der sich schon heiser schrie in eurer Mitte –
Die Gurgel will geschmiert sein – ihr versteht mich –
Die Mahnung ist wohl deutlich und verrät sich!
Ich laß jetzt einen Teller zirkulieren,
Mögt ihr mich nach Belieben honorieren;
Doch wird der allerschönste Lohn mir sein,
Wart ihr zufrieden mit dem Verselein,
Und daß ihr, wenn man eine Hochzeit macht,
Nach mir, als Hochzeitlader, wieder fragt.
Mein Sprüchlein ist zu Ende,
Es hörten's alle Wände,
Es hörten's alle Gäste,
Die sitzen hier beim Feste,
Es hörten's Katz' und Maus –
Und jetzo ist es aus!«