Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Dienstboten

werden auch Ehehalten genannt, und zwar seit uralter Zeit, weil sie dazu helfen sollten, die Ehen zusammenzuhalten, nicht aber zu verderben, wie es nicht selten der Fall; auch Hausgesind nennt man sie, ist aber leider oft ein Hausgesindel. Das ist aber ein kitzliches Kapitel; denn man könnte darin Herren wie Knechten leicht zu nahe treten, müssen also ganz subtil tun. So viel ist gewiß, daß der Dienstbotenstand in unserer Zeit gerade keine Fortschritte zum Guten gemacht hat; mag vielleicht auch viel dabei an den Herren selbst liegen, denn »wie der Herr, so der Diener,« oder nach einem andern alten Sprichwort: »Wie der Bauer waltet, also der Knecht schaltet.« Jedenfalls aber scheint das schöne Sprüchlein nicht immer bedacht zu werden: »Getreuen Dienst lohnet Gott.« Die gute alte deutsche Treue ist so ziemlich aus der Mode gekommen und mit ihr auch das Dienen um Gotteslohn. Wenn aber die Dienstboten dies nicht vergessen wollten, daß nit sie allein dienen müssen, sondern daß eigentlich ein jeder Mensch in irgendeiner Weise dienen muß, so würden sie ihren Stand besser in Ehren halten, nicht die Herren spielen wollen, und Zucht und Demut bewahren, wie es vor Alters der Brauch war; denn jedermänniglich muß seiner Pflicht dienen – sei's nun Herrenpflicht oder Dienstbotenpflicht; aus dem Geheg soll niemand hinaus und Schuldigkeit bleibt Schuldigkeit! Wie es dermalen bei den Ehehalten zugeht, das wollen wir nicht schildern. Wissen's die Bauern und wissen's die Dienstboten selbst! Ist keinem schier mehr ein Dienst gut genug! Freilich, wenn Luxus und Uebermut die Hauptrolle spielen, so kann nichts genügen, und Treu und Redlichkeit gehen ihres Weges seitab, weil sie mit der saubern Gesellschaft nicht auskommen können. Was aber die Treu anbelangt, so könnte der vernünftige Mensch oft bei den unvernünftigen Tieren in die Schule gehen; »Treu wie ein Hund zu aller Stund!« – Bei den Bauern ist noch – Gott sei Dank! – der altherkömmliche, den Dienstbotenstand ehrende Brauch (der aber in den Städten leider längst abgekommen ist) – daß die Dienstboten zur Familie gerechnet werden. Sie beten miteinander, sie essen miteinander, und dies ist ein großer Vorteil für beide Teile, der noch manches zusammenhält, was außerdem aus dem Leim ging. Wenn man in Italien von dem Dienstboten spricht, so sagt man: die Familie ( la famiglia), was gewiß eine schöne Bezeichnung ist, und findet man in dem Welschlande (von dem's immer heißt es sei kein Treu und Glauben dort und sei'n die meisten Spitzbubengesindel) zwischen Herren und Dienern zumeist das schönste Verhältnis, sind auch die Dienstboten ihrer Herrschaft mit Leib und Leben ergeben und bleiben in den Häusern bis in ihr hohes Alter, wobei sie sich dann nit wenig einbilden, im Hause ein gewichtig Wort mitreden zu dürfen. Auch der Hofstaat des Papstes heißt la famiglia, und wer nach Rom kömmt, der kann's mit eigenen Ohren hören. Als ein Beispiel der Treue und Demut im Dienste haben wir die heilige Nothburg, welche ihr Leben lang eine Magd war und von welcher die Legende sagt, daß sie ihre Sichel an einem Sonnenstrahl aufhing, als man ihr zugemutet, in heiliger Zeit Korn zu schneiden. Die heilige Christina diente als Sklavin bei den Heiden, hat aber dabei durch ihr frommes, erbauliches Leben ihre eigene Herrschaft zum Christentum bekehrt. Die beiden Königstöchter Euphemia und Margareta haben ebenfalls in ihrer Verbannung als Mägde gedient und leuchten als ein schönes Bild entsagender Untergebung vor.

Wer dient, muß sich etwas gefallen lassen und hat in allem zu folgen, was die Herrschaft ihn tun heißt, infoferne es nichts ist, was den Geboten Gottes widerspricht; wer aber zu befehlen hat, soll es mit Liebe tun und soll nicht mehr verlangen als recht ist und soll die, so ihm dienen, gut halten, damit sie keine Klage haben können. Sollen auch die Ehehalten unter sich in Frieden leben, dann tut auch gern einer dem andern was zu Gefallen, und wenn einer vernünftig ist, so hält er seinen Lohn hübsch zusammen, verpufft ihn nicht im Wirtshaus oder auf Kleiderprunk, damit er in seinen alten Tagen einen Zehrpfennig übrig hat. Was aber die Treue im Dienst anbelangt, so besteht sie nicht nur darin, daß man seine Herrschaft nit bestiehlt, sondern auch auf ihr Sach' schaut, als ob es sein Eigen wär. Der Bauer aber und sein Weib die sollen in allem und jedem ein gutes Beispiel geben.

Voraus in der Frömmigkeit,
Voraus in Tätigkeit,
Voraus im Fleiß
Ist gut Geheiß.
Voraus in Fröhlichkeit
Und in der Sauberkeit.
Willt' haben guten Knecht,
Tu' alles selber recht.
Herr, sei der erste auf,
Daß auch der Knecht dann lauf'.
Im Stall, wie an dem Herd,
Der Bäu'rin man begehrt;
In dem Haus, auf dem Feld
Wird alles wohl bestellt,
Geht jeder Bauersmann
Selber voraus daran! –


 << zurück weiter >>