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Fünfzehnter Theil
Siebente Rede

Mächtige Abzeichen

Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« – »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

»Mächtige Abzeichen will ich euch Mönchen vom sechsfachen Gebiete angeben: das höret und achtet wohl auf meine Rede.«

»Gewiss, o Herr!« sagten da aufmerksam jene Mönche zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also:

»Wer das Auge, ihr Mönche, nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, die Formen nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, das Sehbewusstsein nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, die Sehberührung nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, was da durch Sehberührung bedingt an Gefühl hervorgeht als Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, eben das nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, wird am Auge ergetzt, an den Formen ergetzt, am Sehbewusstsein ergetzt, an der Sehberührung ergetzt, was da durch Sehberührung bedingt an Gefühl hervorgeht als Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, eben daran ergetzt. Weil er ergetzt ist, sich anschließt, sich verlocken lässt, das Labsal beharrlich erspäht, schichten sich ihm die fünf Stücke des Anhangens weiterhin auf; und sein Durst, der Wiederdasein säende, gnügensgierverbundene, bald da bald dort sich ergetzende, der wächst ihm weiter. Dem wachsen körperliche Spaltungen weiter, wachsen geistige Spaltungen weiter, wachsen körperliche Quaalen weiter, wachsen geistige Quaalen weiter, wachsen körperliche Brünste weiter, wachsen geistige Brünste weiter; und körperlichen Schmerz und geistigen Schmerz erfährt er an sich.

»Wer das Ohr, ihr Mönche, nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht; wer die Nase, ihr Mönche, nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht; wer die Zunge, ihr Mönche, nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht; wer den Leib, ihr Mönche, nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht; wer den Geist, ihr Mönche, nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, die Gedanken, nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, das Denkbewusstsein nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, die Denkberührung nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, was da durch Denkberührung bedingt an Gefühl hervorgeht als Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, eben das nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, wird am Geiste ergetzt, an den Gedanken ergetzt, am Denkbewusstsein ergetzt, an der Denkberührung ergetzt, was da durch Denkberührung bedingt an Gefühl hervorgeht als Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, eben daran ergetzt. Weil er ergetzt ist, sich anschließt, sich verlocken lässt, das Labsal beharrlich erspäht, schichten sich ihm die fünf Stücke des Anhangens weiterhin auf; und sein Durst, der Wiederdasein säende, gnügensgierverbundene, bald da bald dort sich ergetzende, der wächst ihm weiter. Dem wachsen körperliche Spaltungen weiter, wachsen geistige Spaltungen weiter, wachsen körperliche Quaalen weiter, wachsen geistige Quaalen weiter, wachsen körperliche Brünste weiter, wachsen geistige Brünste weiter; und körperlichen Schmerz und geistigen Schmerz erfährt er an sich.

 

»Wer das Auge, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, die Formen der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, das Sehbewusstsein der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, die Sehberührung der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, was da durch Sehberührung bedingt an Gefühl hervorgeht als Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, eben das der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, wird am Auge nicht ergetzt, an den Formen nicht ergetzt, am Sehbewusstsein nicht ergetzt, an der Sehberührung nicht ergetzt, was da durch Sehberührung bedingt an Gefühl hervorgeht als Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, eben daran nicht ergetzt. Weil er nicht ergetzt ist, sich nicht anschließt, sich nicht verlocken lässt, das Elend beharrlich erspäht, schichten sich ihm die fünf Stücke des Anhangens weiterhin ab; und der Durst, der Wiederdasein säende, gnügensgierverbundene, bald da bald dort sich ergetzende, der schwindet ihm weg. Dem schwinden körperliche Spaltungen weg, schwinden geistige Spaltungen weg, schwinden körperliche Quaalen weg, schwinden geistige Quaalen weg, schwinden körperliche Brünste weg, schwinden geistige Brünste weg; und körperliches Wohl und geistiges Wohl erfährt er an sich.

»Was ein Dahingelangter erkennt, das gilt ihm als rechte Erkenntniss; was ein Dahingelangter ersinnt, das gilt ihm als rechte Gesinnung; was ein Dahingelangter sich müht, das gilt ihm als rechtes Mühn; was ein Dahingelangter einsieht, das gilt ihm als rechte Einsicht; was ein Dahingelangter ertieft, das gilt ihm als rechte Vertiefung; schon vorher aber war er in Werken, in Worten, im Wandel durchaus lauter geworden: und so wird dieser heilige achtfaltige Weg von ihm zur Vollendung gebracht. Während er also diesen heiligen achtfältigen Weg vollendet, werden die vier Pfeiler der Einsicht von ihm zur Vollendung gebracht; werden die vier gewaltigen Kämpfe von ihm zur Vollendung gebracht; werden die vier Machtgebiete von ihm zur Vollendung gebracht; werden fünf der Fähigkeiten von ihm zur Vollendung gebracht; werden fünf der Vermögen von ihm zur Vollendung gebracht; werden die sieben Erweckungen von ihm zur Vollendung gebracht. Da dienen ihm zwei Dinge als doppelte Rüstung: Ruhe und Klarsicht. Was für Dinge da weise zu durchschauen sind, diese Dinge durchschaut er weise; was für Dinge da weise zu verleugnen sind, diese Dinge verleugnet er weise; was für Dinge da weise zu vollenden sind, diese Dinge vollendet er weise; was für Dinge da weise zu verwirklichen sind, diese Dinge verwirklicht er weise.

»Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind da weise zu durchschauen? Die fünf Stücke des Anhangens, sei geantwortet; und zwar ein Stück Anhangen an der Form, ein Stück Anhangen am Gefühl, ein Stück Anhangen an der Wahrnehmung, ein Stück Anhangen an der Unterscheidung, ein Stück Anhangen am Bewusstsein: diese Dinge sind weise zu durchschauen. Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind da weise zu verleugnen? Unwissen und Durst nach Dasein: diese Dinge sind weise zu verleugnen. Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind weise zu vollenden? Ruhe und Klarsicht: diese Dinge sind weise zu vollenden. Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind weise zu verwirklichen? Wissen und Erlösung: diese Dinge sind weise zu verwirklichen.

»Wer das Ohr, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß erkennt und versteht; wer die Nase, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß erkennt und versteht; wer die Zunge, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß erkennt und versteht; wer den Leib, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß erkennt und versteht; wer den Geist, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, die Gedanken der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, das Denkbewusstsein der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, die Denkberührung der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, was da durch Denkberührung bedingt an Gefühl hervorgeht als Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, eben das der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, wird am Geiste nicht ergetzt, an den Gedanken nicht ergetzt, am Denkbewusstsein nicht ergetzt, an der Denkberührung nicht ergetzt, was da durch Denkberührung bedingt an Gefühl hervorgeht als Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, eben daran nicht ergetzt. Weil er nicht ergetzt ist, sich nicht anschließt, sich nicht verlocken lässt, das Elend beharrlich erspäht, schichten sich ihm die fünf Stücke des Anhangens weiterhin ab; und der Durst, der Wiederdasein säende, gnügensgierverbundene, bald da bald dort sich ergetzende, der schwindet ihm weg. Dem schwinden körperliche Spaltungen weg, schwinden geistige Spaltungen weg, schwinden körperliche Quaalen weg, schwinden geistige Quaalen weg, schwinden körperliche Brünste weg, schwinden geistige Brünste weg; und körperliches Wohl und geistiges Wohl erfährt er an sich.

»Was ein Dahingelangter erkennt, das gilt ihm als rechte Erkenntniss; was ein Dahingelangter ersinnt, das gilt ihm als rechte Gesinnung; was ein Dahingelangter sich müht, das gilt ihm als rechtes Mühn; was ein Dahingelangter einsieht, gilt ihm als rechte Einsicht; was ein Dahingelangter ertieft, das gilt ihm als rechte Vertiefung; schon vorher aber war er in Werken, in Worten, im Wandel durchaus lauter geworden: und so wird dieser heilige achtfaltige Weg von ihm zur Vollendung gebracht. Während er also diesen heiligen achtfältigen Weg vollendet, werden die vier Pfeiler der Einsicht von ihm zur Vollendung gebracht; werden die vier gewaltigen Kämpfe von ihm zur Vollendung gebracht; werden die vier Machtgebiete von ihm zur Vollendung gebracht; werden fünf der Fähigkeiten von ihm zur Vollendung gebracht; werden fünf der Vermögen von ihm zur Vollendung gebracht; werden die sieben Erweckungen von ihm zur Vollendung gebracht. Da dienen ihm zwei Dinge als doppelte Rüstung: Ruhe und Klarsicht. Was für Dinge da weise zu durchschauen sind, diese Dinge durchschaut er weise; was für Dinge da weise zu verleugnen sind, diese Dinge verleugnet er weise; was für Dinge da weise zu vollenden sind, diese Dinge vollendet er weise; was für Dinge da weise zu verwirklichen sind, diese Dinge verwirklicht er weise.

»Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind da weise zu durchschauen? Die fünf Stücke des Anhangens, sei geantwortet; und zwar ein Stück Anhangen an der Form, ein Stück Anhangen am Gefühl, ein Stück Anhangen an der Wahrnehmung, ein Stück Anhangen an der Unterscheidung, ein Stück Anhangen am Bewusstsein: diese Dinge sind weise zu durchschauen. Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind da weise zu verleugnen? Unwissen und Durst nach Dasein: diese Dinge sind weise zu verleugnen. Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind da weise zu vollenden? Ruhe und Klarsicht: diese Dinge sind weise zu vollenden. Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind da weise zu verwirklichen? Wissen und Erlösung: diese Dinge sind weise zu verwirklichen.«

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen.


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