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Zwölfter Theil
Dritte Rede

Ein guter Mensch

Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« – »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

»Die Weise guter Menschen will ich euch zeigen, ihr Mönche, und die Weise schlechter Menschen: das höret und achtet wohl auf meine Rede.«

»Gewiss, o Herr!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

»Was ist nun, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen? Da ist, ihr Mönche, ein schlechter Mensch aus einem vornehmen Hause hinausgezogen. Der gedenkt bei sich: ›Ich bin freilich aus einem vornehmen Hause hinausgezogen, diese anderen Mönche aber, die sind es nicht.‹ Um seiner vornehmen Abkunft willen brüstet er sich und verachtet die anderen. Das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch um vornehmer Abkunft willen kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer nicht aus einem vornehmen Hause hinausgezogen ist, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und um seiner vornehmen Abkunft willen brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, ist ein schlechter Mensch aus einem reichen Hause hinausgezogen. Es ist gleich uḷārabhogakulā zu lesen; vergl. die 96. Rede, ed. Siam. p. 592. – Cf. das kulagṛham, Ṛtusaṃhāre VI, 21, zumal die kulīnatā, Harṣacarite 2p. 168.
Die Liste seltener Wörter aus dem zweitgenannten Werke, die Thomas im Journal Roy. As. Soc. 1899 p. 485–517 zusammengestellt hat, weist denn auch manche lehrreiche Pālizismen auf, wie piṇḍapātī u. a. Letzteres Wort ist mir noch Yogaśikhopaniṣadi I, v. 124 begegnet, ed. Bomb.
Der gedenkt bei sich: ›Ich bin freilich aus einem reichen Hause hinausgezogen, diese anderen Mönche aber, die sind es nicht.‹ Um seines Reichthums willen brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch um des Reichthums willen kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer nicht aus einem reichen Hause hinausgezogen ist, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und um seines Reichthums willen brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, ist ein schlechter Mensch bekannt und berühmt. Der gedenkt bei sich: ›Ich bin freilich bekannt und berühmt, diese anderen Mönche aber sind unbekannt, unscheinbar.‹ Um seiner Bekanntheit willen brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch um der Bekanntheit willen kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer nicht bekannt und berühmt ist, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und um seiner Bekanntheit willen brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, erlangt ein schlechter Mensch Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzenei im Falle der Krankheit. Der gedenkt bei sich: ›Ich freilich erlange Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzenei im Falle der Krankheit, diese anderen Mönche aber, die erlangen es nicht.‹ Um dieser Erlangung willen brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch um der Erlangung willen kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer keine Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzenei im Falle der Krankheit erlangt, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und weil er etwas erlangt, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, weiß ein schlechter Mensch viel. Der gedenkt bei sich: ›Ich freilich weiß viel, diese anderen Mönche aber, die wissen nicht viel.‹ Weil er viel weiß, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen. Das bāhusaccam, bez. diṭṭhupādānam im allgemeinen, den Hang zur Vielwisserei, hat Robert L'Orange treffend erklärt als »die Gelehrtenkünstlerdichterphilosophenweiseneitelkeit, das sich zueignen jeder intellektuellen Eigenschaft, von der falschen, aber blendenden und vor der Welt glänzenden Philosophie des puthujjano bis zur Weisheit des dhammānusārī«.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch weil man viel weiß, kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer nicht viel weiß, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und weil er viel weiß, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, ist ein schlechter Mensch ein Künder der Ordenszucht. Der gedenkt bei sich: ›Ich bin freilich ein Künder der Ordenszucht, diese anderen Mönche aber, die sind keine Künder der Ordenszucht.‹ Um seiner Kunde der Ordenszucht willen brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch um der Kunde der Ordenszucht willen kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer kein Künder der Ordenszucht ist, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und um seiner Kunde der Ordenszucht willen brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, ist ein schlechter Mensch ein Sprecher der Lehre. Der gedenkt bei sich: ›Ich bin freilich ein Sprecher der Lehre, diese anderen Mönche aber, die sind keine Sprecher der Lehre.‹ Weil er über die Lehre spricht, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch weil man über die Lehre spricht, kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer kein Sprecher der Lehre ist, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und weil er über die Lehre spricht, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, ist ein schlechter Mensch ein Waldeinsiedler. Der gedenkt bei sich: ›Ich bin freilich ein Waldeinsiedler, diese anderen Mönche aber, die sind keine Waldeinsiedler.‹ Um sein Waldeinsiedlerthum brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch um Waldeinsiedlerthum kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer kein Waldeinsiedler ist, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und um sein Waldeinsiedlerthum brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, trägt ein schlechter Mensch die Fetzenkutte. Der gedenkt bei sich: ›Ich trage freilich die Fetzenkutte, diese anderen Mönche aber, die tragen keine Fetzenkutte.‹ Weil er die Fetzenkutte trägt, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch weil man die Fetzenkutte trägt, kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer keine Fetzenkutte trägt, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und weil er die Fetzenkutte trägt, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, ist ein schlechter Mensch ein Brockenbettler. piṇḍapātiko, der von Haus zu Hause schweigend hintritt, einen Brocken, einen Bissen abzuwarten, einzusammeln; cf. Theragāthā. 849f. – Vergl. Celano (Vita II, cap. 17) über S. Francesco: Pater Sanctus utebatur eleemosynis ostiatim quaesitis multo libentius quam oblatis; verecundiam mendicandi inimicam saluti dicebat, verecundiam in mendicando eam, quae pedem non retrahit, sanctam esse confirmans. Der gedenkt bei sich: ›Ich bin freilich ein Brockenbettler, diese anderen Mönche aber, die sind keine Brockenbettler.‹ Um sein Brockenbettlerthum brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch um Brockenbettlerthum kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer kein Brockenbettler ist, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und um sein Brockenbettlerthum brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, lebt ein schlechter Mensch unter einem Baume. Der gedenkt bei sich: ›Ich freilich lebe unter einem Baume, diese anderen Mönche aber, die leben nicht unter Bäumen.‹ Weil er unter einem Baume lebt, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch weil man unter einem Baume lebt, kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer nicht unter einem Baume lebt, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und weil er unter einem Baume lebt, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, lebt ein schlechter Mensch auf einem Leichenhofe. Der gedenkt bei sich: ›Ich freilich lebe auf einem Leichenhofe, diese anderen Mönche aber, die leben nicht auf Leichenhöfen.‹ Weil er auf einem Leichenhofe lebt, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch weil man auf einem Leichenhofe lebt, kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer nicht auf einem Leichenhofe lebt, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und weil er auf einem Leichenhofe lebt, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, lebt ein schlechter Mensch in einer offenen Ebene. Der gedenkt bei sich: ›Ich freilich lebe in einer offenen Ebene, diese anderen Mönche aber, die leben nicht in offenen Ebenen.‹ Weil er in einer offenen Ebene lebt, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch weil man in einer offenen Ebene lebt, kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer nicht in einer offenen Ebene lebt, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und weil er in einer offenen Ebene lebt, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, ruht ein schlechter Mensch nur sitzend aus. Der gedenkt bei sich: ›Ich freilich ruhe nur sitzend aus, diese anderen Mönche aber, die legen sich hin.‹ Weil er nur sitzend ausruht, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch weil man nur sitzend ausruht, kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer sich hinlegt, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und weil er nur sitzend ausruht, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, ist einem schlechten Menschen ein jeder Ort recht. Der gedenkt bei sich: ›Mir freilich ist ein jeder Ort recht, diesen anderen Mönchen aber, denen ist nicht ein jeder Ort recht.‹ Weil ihm ein jeder Ort recht ist, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch weil einem ein jeder Ort recht ist, kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einem nicht ein jeder Ort recht ist, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und weil ihm ein jeder Ort recht ist, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, nimmt ein schlechter Mensch nur einmal Nahrung ein. Cf. die 65. Rede, Anfang. – Ησδιεν τε άπάξ της ήμερας : ANTONII Eremitae Vita p. 13. Der gedenkt bei sich: ›Ich freilich nehme nur einmal Nahrung ein, diese anderen Mönche aber, die nehmen nicht nur einmal Nahrung ein.‹ Weil er nur einmal Nahrung einnimmt, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Nicht doch weil man nur einmal Nahrung einnimmt, kann man begehrliche Eigenschaften verlieren, kann man gehässige Eigenschaften verlieren, kann man eitle Eigenschaften verlieren. Wenn auch einer nicht nur einmal Nahrung einnimmt, und er wandelt der Lehre gemäß, wandelt auf dem geraden Wege, folgt der Lehre nach, so ist er darum zu ehren, so ist er darum zu preisen.‹ Der macht eben den Wandel zum Wesen, und weil er nur einmal Nahrung einnimmt, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen. »Sit vobis, fratres, non cibus sed Caritas in exemplum«, hat S. Francesco gesagt und es, wie oben, den Brüdern oft wiederholt: »De omni eo quod peccator potest, nemo sibi debet iniquo applausu blandiri. Peccator ieiunare potest, orare, plangere, carnemque propriam macerare; hoc solum non potest, Domino scilicet suo esse fidelis.« Bonaventura cap. 5–6; Celano II, 75. Gleichwohl aber hat auch S. Francesco als guter Mensch die strenge Observanz geübt: cum quandoque corpusculum suum somni beneficio recrearet, sedens saepins nec aliter se deponens dormiebat, pro cervicali ligno vel lapide uteus. Celano I, 19.

»Weiter sodann, ihr Mönche, gewinnt ein schlechter Mensch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit die Weihe der ersten Schauung. Der gedenkt bei sich: ›Ich habe freilich die Weihe der ersten Schauung gewonnen, diese anderen Mönche aber, die haben die Weihe der ersten Schauung nicht gewonnen.‹ Weil er die Weihe der ersten Schauung gewonnen hat, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch, das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Auch von der Weihe der ersten Schauung hat der Erhabene als Unbestand gesprochen:

Denn je mehr sie mehr vermeinen,
Immer wandelbarer wird es.‹

Der macht eben den Unbestand zum Wesen, und weil er die Weihe der ersten Schauung gewonnen hat, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen. Zum Unbestand cf. das Unzulänglich der 66. Rede, in fine; dann auch die 28., die, nebenbei gesagt, in der recht buddhistischen Einleitung zum 5. Buche der Yājñavalkyasmṛti gut monographiert ist: gantrī vasumatī nāśam udadhir daivatāni cādi. – Es ist mit dem siam. Texte agammayatā zu lesen; die Variante atammayatā ›Unmittelbarkeit‹ (vergl. die 137. Rede gegen Ende) passt hier nicht, wäre sīlasmiṃ, wie tammayo in der 47., sīlamayo in der 78. Rede. Ahnlich Tejabindūpaniṣat v. 4: agamyagamyakartā: a°, yadanyair agamyaṃ sthalaṃ tad api prayatnena gamyaṃ karoti yaḥ saḥ. Desgl. Merswin, bei den Neun Felsen. – Der Spruch = Suttanipāto 588, 757 a b. Die ariyāvāsāgammayatā mag nach dem Ende der 53. Rede, p. 358, vijjāsampanne gelten: die vorangehende paṭipadā aber caraṇasampanne, beide zusammen also vijjācaraṇasampanne).

»Weiter sodann, ihr Mönche, gewinnt ein schlechter Mensch, nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. Der gedenkt bei sich: ›Ich habe freilich die Weihe der zweiten Schauung gewonnen, diese anderen Mönche aber, die haben die Weihe der zweiten Schauung nicht gewonnen.‹ Weil er die Weihe der zweiten Schauung gewonnen hat, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Auch von der Weihe der zweiten Schauung hat der Erhabene als Unbestand gesprochen:

Denn je mehr sie mehr vermeinen,
Immer wandelbarer wird es.‹

Der macht eben den Unbestand zum Wesen, und weil erdie Weihe der zweiten Schauung gewonnen hat, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, empfindet ein schlechter Mensch, in heiterer Ruhe, gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so gewinnt er die Weihe der dritten Schauung. Der gedenkt bei sich: ›Ich habe freilich die Weihe der dritten Schauung gewonnen, diese anderen Mönche aber, die haben die Weihe der dritten Schauung nicht gewonnen.‹ Weil er die Weihe der dritten Schauung gewonnen hat, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Auch von der Weihe der dritten Schauung hat der Erhabene als Unbestand gesprochen:

Denn je mehr sie mehr vermeinen,
Immer wandelbarer wird es.‹

Der macht eben den Unbestand zum Wesen, und weil er die Weihe der dritten Schauung gewonnen hat, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, gewinnt ein schlechter Mensch nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Der gedenkt bei sich: ›Ich habe freilich die Weihe der vierten Schauung gewonnen, diese anderen Mönche aber, die haben die Weihe der vierten Schauung nicht gewonnen.‹ Weil er die Weihe der vierten Schauung gewonnen hat, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise, schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Auch von der Weihe der vierten Schauung hat der Erhabene als Unbestand gesprochen:

Denn je mehr sie mehr vermeinen,
Immer wandelbarer wird es.‹

Der macht eben den Unbestand zum Wesen, und weil er die Weihe der vierten Schauung gewonnen hat, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, gewinnt ein schlechter Mensch nach völliger Überwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Cf. das Gleichniss von den reflektierten Sonnenstrahlen, Saṃyuttakanikāyo vol. V. p. 218. Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen in dem Gedanken ›Gränzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegränzten Raumes. Der gedenkt bei sich: ›Ich habe freilich das Reich des unbegränzten Raumes erworben, diese anderen Mönche aber, die haben das Reich des unbegränzten Raumes nicht erworben.‹ Weil er das Reich des unbegränzten Raumes erworben hat, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Auch von der Erwerbung der unbegränzten Raumsphäre hat der Erhabene als Unbestand gesprochen:

Denn je mehr sie mehr vermeinen,
Immer wandelbarer wird es.‹

Der macht eben den Unbestand zum Wesen, und weil er das Reich des unbegränzten Raumes erworben hat, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, gewinnt ein schlechter Mensch nach völliger Überwindung der unbegränzten Raumsphäre in dem Gedanken ›Gränzenlos ist das Bewusstsein‹ das Reich des unbegränzten Bewusstseins. Der gedenkt bei sich: ›Ich habe freilich das Reich des unbegränzten Bewusstseins erworben, diese anderen Mönche aber, die haben das Reich des unbegränzten Bewusstseins nicht erworben.‹ Weil er das Reich des unbegränzten Bewusstseins erworben hat, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Auch von der Erwerbung der unbegränzten Bewusstseinsphäre hat der Erhabene als Unbestand gesprochen:

Denn je mehr sie mehr vermeinen,
Immer wandelbarer wird es.‹

Der macht eben den Unbestand zum Wesen, und weil er das Reich des unbegränzten Bewusstseins erworben hat, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, gewinnt ein schlechter Mensch nach völliger Überwindung der unbegränzten Bewusstseinsphäre in dem Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins. Der gedenkt bei sich: ›Ich habe freilich das Reich des Nichtdaseins erworben, diese anderen Mönche aber, die haben das Reich des Nichtdaseins nicht erworben.‹ Weil er das Reich des Nichtdaseins erworben hat, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Auch von der Erwerbung der Nichtdaseinsphäre hat der Erhabene als Unbestand gesprochen:

Denn je mehr sie mehr vermeinen,
Immer wandelbarer wird es.‹

Der macht eben den Unbestand zum Wesen, und weil er das Reich des Nichtdaseins erworben hat, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, gewinnt ein schlechter Mensch nach völliger Überwindung der Nichtdaseinsphäre die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung. Der gedenkt bei sich: ›Ich habe freilich die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung erworben, diese anderen Mönche aber, die haben die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung nicht erworben.‹ Weil er die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung erworben hat, brüstet er sich und verachtet die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise schlechter Menschen.

»Ein guter Mensch aber, ihr Mönche, gedenkt bei sich: ›Auch von der Erwerbung der Gränzscheide möglicher Wahrnehmung hat der Erhabene als Unbestand gesprochen:

Denn je mehr sie mehr vermeinen,
Immer wandelbarer wird es.‹

Der macht eben den Unbestand zum Wesen, und weil er die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung erworben hat, brüstet er sich nicht, noch verachtet er die anderen. Auch das ist, ihr Mönche, die Weise guter Menschen.

»Weiter sodann, ihr Mönche, gewinnt ein guter Mensch nach völliger Überwindung der Gränzscheide möglicher Wahrnehmung die Auflösung der Wahrnehmbarkeit, und des weise Sehenden Wahn ist aufgehoben. Das ist, ihr Mönche, ein Mönch, der gar nichts vermeint, von gar nichts vermeint, um gar nichts vermeint.«

 

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. Der letzte Absatz = Bṛhadāraṇyakopaniṣat II, 4, letzter Absatz.
Das Gesetz der Wandelbarkeit, von dem diese Rede handelt, arbeitet eigentlich schon mit den variablen Infinitesimalen, wie sie den Indern von alters her geläufig waren (cf. kuṭṭakādi); das selbe Gesetz wird in der 137sten, bei Darstellung der sechsunddreißig Fesselpfade, seinem Inhalte nach genau gekennzeichnet. Es ist, beiläufig bemerkt, auch von Epicharmos richtig erkannt worden, Fragm. philos. Graec. ed. Mullach vol. I.p. 142:
Desgleichen von Seneca in seinem durchaus indischen 36. Briefe: omnia quae videntur perire mutari


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