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Vierzehnter Theil
Neunte Rede

Streitlose Abzeichen

Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten AnāthapiṆḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« – »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

»Streitlose Abzeichen will ich euch Mönchen weisen: das höret und achtet wohl auf meine Rede.«

»Ja, o Herr!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

»Keinem Begierdenwohle sich hingeben, dem gewöhnlichen, gemeinen, alltäglichen, unheiligen, unheilsamen, und auch keiner Selbstkasteiung sich hingeben, der leidigen, unheiligen, unheilsamen: eben diese beiden Enden hat der Vollendete beiseite gelassen und den mittleren Pfad aufgefunden, auf dessen Fährte man sehend und wissend wird, der zur Ebbung, Durchschauung, Erwachung, Erlöschung führt. Zurede kennen und Abrede kennen; weil man Zurede kennt und Abrede kennt, weder zureden noch abreden: die Satzung eben aufweisen. Wohl ergründen verstehn; weil man Wohl ergründen versteht, innigem Wohle sich hingeben. Heimlich keine Rede führen, öffentlich keine flüsternde Sprache; und ohne sich zu eilen reden und nicht eilfertig. Was die Leute zu sagen belieben keiner Beachtung würdigen, den Namen nicht überschätzen. Das ist der Stämpel der streitlosen Abzeichen.

»‘Keinem Begierdenwohle sich hingeben, dem gewöhnlichen, gemeinen, alltäglichen, unheiligen, unheilsamen, und auch keiner Selbstkasteiung sich hingeben, der leidigen, unheiligen, unheilsamen’: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Wann Begierden ergetzen vergnüglich sich hingeben, gewöhnlich, gemein, alltäglich, unheilig, unheilsam, das ist ein leidiges Ding, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrtes Vorgehn. Wann Begierden ergetzen vergnüglicher Hingabe sich nicht ergeben, der gewöhnlichen, gemeinen, alltäglichen, unheiligen, unheilsamen, das ist ein Ding ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, rechtes Vorgehn. Der Selbstkasteiung sich hingeben, der leidigen, unheiligen, unheilsamen, das ist ein leidiges Ding, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrtes Vorgehn. Der selbstkasteienden Hingabe sich nicht ergeben, der leidigen, unheiligen, unheilsamen, das ist ein Ding ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, rechtes Vorgehn. ‘Keinem Begierdenwohle sich hingeben, dem gewöhnlichen, gemeinen, alltäglichen, unheiligen, unheilsamen, und auch keiner Selbstkasteiung sich hingeben, der leidigen, unheiligen, unheilsamen’: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

»‘Eben diese beiden Enden hat der Vollendete beiseite gelassen und den mittleren Pfad aufgefunden, auf dessen Fährte man sehend und wissend wird, der zur Ebbung, Durchschauung, Erwachung, Erlöschung führt’: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Um ebendiesen heiligen achtfältigen Weg, der da ist rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. ‘Eben diese beiden Enden hat der Vollendete beiseite gelassen und den mittleren Pfad aufgefunden, auf dessen Fährte man sehend und wissend wird, der zur Ebbung, Durchschauung, Erwachung, Erlöschung führt’: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

»‘Zurede kennen und Abrede kennen; weil man Zurede kennt und Abrede kennt, weder zureden noch abreden: die Satzung eben aufweisen’: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Wie redet man also, ihr Mönche, zu, und wie redet man ab, und wie weist man die Satzung nicht auf? ‘Wann Begierden ergetzen vergnüglicher Hingabe sich ergeben, der gewöhnlichen, gemeinen, alltäglichen, unheiligen, unheilsamen, das ist für jeden leidig, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrt vorgegangen’: also sprechend redet man so manchen ab. ‘Wann Begierden ergetzen vergnüglicher Hingabe sich nicht ergeben, der gewöhnlichen, gemeinen, alltäglichen, unheiligen, unheilsamen, das ist für jeden ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, recht vorgegangen’: also sprechend redet man so manchen zu. ‘Der selbstkasteienden Hingabe sich ergeben, der leidigen, unheiligen, unheilsamen, das ist für jeden leidig, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrt vorgegangen’: also sprechend redet man so manchen ab. ‘Der selbstkasteienden Hingabe sich nicht ergeben, der leidigen, unheiligen, unheilsamen, das ist für jeden ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, recht vorgegangen’: also sprechend redet man so manchen zu. ‘Wer es auch sei, der die Fessel des Daseins nicht abgestreift hat, ein jeder solche hat Leid, hat Quaal, hat Jammer, hat Schmerz, ist verkehrt vorgegangen’: also sprechend redet man so manchen ab. ‘Wer es auch sei, der die Fessel des Daseins abgestreift hat, ein jeder solche hat kein Leid, keine Quaal, keinen Jammer, keinen Schmerz, ist recht vorgegangen‘: Vergl. Maitryup. VI, 25: sarvabhāvaparityāgo yoga ityabhidhīyate. also sprechend redet man so manchen zu. Also, ihr Mönche, redet man zu, und redet man ab, und weist man die Satzung nicht auf.

»Wie aber wird, ihr Mönche, weder zugeredet noch abgeredet, nur die Satzung aufgewiesen? ‘Wann Begierden ergetzen vergnüglicher Hingabe sich ergeben, der gewöhnlichen, gemeinen, alltäglichen, unheiligen, unheilsamen, das ist für jeden leidig, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrt vorgegangen’: das sagt man nicht. ‘Die Hingabe freilich, das ist ein leidiges Ding, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrtes Vorgehn’: also sprechend weist man eben die Satzung auf. ‘Wann Begierden ergetzen vergnüglicher Hingabe sich nicht ergeben, der gewöhnlichen, gemeinen, alltäglichen, unheiligen, unheilsamen, das ist für jeden ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, recht vorgegangen’: das sagt man nicht. ‘Keine Hingabe freilich, das ist ein Ding ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, rechtes Vorgehn’: also sprechend weist man eben die Satzung auf. ‘Der selbstkasteienden Hingabe sich ergeben, der leidigen, unheiligen, unheilsamen, das ist für jeden leidig, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrt vorgegangen’: das sagt man nicht. ‘Die Hingabe freilich, das ist ein leidiges Ding, ist quaalvoll, ist jammervoll,reich an Schmerzen,verkehrtes Vorgehn’: also sprechend weist man eben die Satzung auf. ‘Der selbstkasteienden Hingabe sich nicht ergeben, der leidigen, unheiligen, unheilsamen, das ist für jeden ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, recht vorgegangen’: das sagt man nicht. ‘Keine Hingabe freilich, das ist ein Ding ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, rechtes Vorgehn’: also sprechend weist man eben die Satzung auf. ‘Wer es auch sei, der die Fessel des Daseins nicht abgestreift hat, ein jeder solche hat Leid, hat Quaal, hat Jammer, hat Schmerz, ist verkehrt vorgegangen’: das sagt man nicht. ‘Ist freilich die Fessel des Daseins nicht abgestreift, ist das Dasein nicht abgestreift worden’: also sprechend weist man eben die Satzung auf. ‘Wer es auch sei, der die Fessel des Daseins abgestreift hat, ein jeder solche hat kein Leid, keine Quaal, keinen Jammer, keinen Schmerz, ist recht vorgegangen’: das sagt man nicht. ‘Ist freilich die Fessel des Daseins abgestreift, ist das Dasein abgestreift worden’: also sprechend weist man eben die Satzung auf. Also wird, ihr Mönche, weder zugeredet noch abgeredet, nur die Satzung aufgewiesen. ‘Zurede kennen und Abrede kennen; weil man Zurede kennt und Abrede kennt, weder zureden noch abreden: die Satzung eben aufweisen’: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

»‘Wohl ergründen verstehn; weil man Wohl ergründen versteht, innigem Wohle sich hingeben’: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Fünf Begehrungen, ihr Mönche, giebt es: welche fünf? Die durch das Gesicht ins Bewusstsein tretenden Formen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Gehör ins Bewusstsein tretenden Töne, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geruch ins Bewusstsein tretenden Düfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geschmack ins Bewusstsein tretenden Säfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Getast ins Bewusstsein tretenden Tastungen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Das sind, ihr Mönche, die fünf Begehrungen. Was da, ihr Mönche, Wohl und Erwünschtes diesen fünf Begehrungen gemäß geht, das nennt man Begierdenwohl, kothiges Wohl, gemeines Menschenwohl, unheiliges Wohl. Zu kāmasukham, mīḷhasukham etc. cf. der Śruti und Smṛti grāmyakāmān, grāmyasukham wie Kuṇḍikop. v. 3 etc. mit Anm. 45. Gegensatz vīrasukham, heroisches Wohl; dann das asaṉkiliṭṭhaṃ yogakkhemam der 26. Rede: το αθαλωτον καλλος des Makarios Mg., p. 85. Vergl. auch das klassische luto ludere, wie Plautus, Mil. glor. II, 3 gegen Ende; und Bruno, Spaccio II, 3 eb.: »Meditantur sua stercora scarabaei.« Die ganze Antinomie hat unser Divus Bernardus Claraevallensis in einen, dem Gehalte wie der Form nach eigenthümlich indisch anmuthenden, Denkspruch gefasst: Modi diligendi sunt quatuor. Carnem amare carnaliter, spiritum carnaliter, carnem spiritualiter, spiritum spiritualiter:
Sententiae et Soliloquia fol. 506 ed. Par. 1621. Sie ist schon in dem alten, von Prodikos überlieferten, von Leopardi übersetzten Gleichnisse »Herakles am Scheideweg« meisterhaft veranschaulicht.
Nicht zu pflegen, nicht zu hegen, nicht zu mehren ist es: zu hüten hat man sich vor solchem Wohle, sag' ich. – Da weilt, ihr Mönche, ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt er die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. In heiterer Ruhe verweilt er gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt er die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Das nennt man Wohl der Entsagung, Wohl der Einsamkeit, Wohl der Beruhigung, Wohl der Erwachung. Zu pflegen und zu hegen und zu mehren ist es: nicht zu hüten hat man sich vor solchem Wohle, sag' ich. ‘Wohl ergründen verstehn; weil man Wohl ergründen versteht, innigem Wohle sich hingeben’: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

»‘Heimlich keine Rede führen, öffentlich keine flüsternde Sprache’: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Wer da, ihr Mönche, von einer heimlichen Rede weiß, dass sie unwahr, unächt, unheilsam ist, soll diese heimliche Rede gewiss nicht sagen. Weiß man aber von einer heimlichen Rede, dass sie wahr und ächt und unheilsam ist, soll man eben bestrebt sein, sie nicht zu sagen. Weiß man dagegen von einer heimlichen Rede, dass sie wahr und ächt und heilsam ist, mag man da die Zeit ermessen, diese heimliche Rede zu sagen. Wer da, ihr Mönche, von öffentlichem Geflüster weiß, dass es unwahr, unächt, unheilsam ist, soll dieses öffentliche Geflüster gewiss nicht sagen. Weiß man aber von einem öffentlichen Geflüster, dass es wahr und ächt und unheilsam ist, soll man eben bestrebt sein, es nicht zu sagen. Weiß man dagegen von einem öffentlichen Geflüster, dass es wahr und ächt und heilsam ist, mag man da die Zeit ermessen, dieses öffentliche Geflüster zu sagen. ‘Heimlich keine Rede führen, öffentlich keine flüsternde Sprache’: wurde das gesagt, so war es darum gesagt. Vergl. Bd. 2, Anm. 30. – Noch spät allgemein indisch, e. g. Śukasaptati 50: na vaktavyaṃ pāpaṃ dṛṣṭaṃ śrutaṃ ... kathāpi khalu pāpānām alam aśreyase yataḥ. – Ähnlich die pythagorische, der Theano zugeschriebene Maxime: Περι ὡν λεγειν καλον, περι τουτων σιωπαν αισχρον και περι ὡν αισχρον λεγειν, περι τουτων σιωπαν αμεινον; sowie die andere, von Aristoxenos überlieferte: Μη ειναι προς παντας παντα ῥητα. Auch von S. Francesco heißt es, bei Celano I², 3: Expertus namque fuerat, magnum fore malum, cuncta communicare cunctis. Besonders genau aber entspricht das sechste der Octo punctorum, meditantibus quibus pervenitur ad perfectionem etc., S. Bernardi 1. c. fol. 1755 – 1756, und ib. die zu Ende des vierten dargelegte salutis via und ihre principia: Fuge, tace, quiesce.

»‘Und ohne sich zu eilen reden und nicht eilfertig’: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Wer da, ihr Mönche, in Eile redet, wird körperlich müde, geistig matt, die Stimme versagt, die Kehle wird heiser: undeutlich ist und unverständlich des Eilfertigen Rede. Wer da, ihr Mönche, ohne Eile redet, wird nicht körperlich müde, nicht geistig matt, die Stimme versagt nicht, die Kehle wird nicht heiser: deutlich ist und verständlich die Rede dessen, der nicht eilt. ‘Und ohne sich zu eilen reden und nicht eilfertig’: wurde das gesagt, so war es darum gesagt. Βιας εφη Μισει το ταχυ λαλειν, μη ἁμαρῃτς μετανοια γαρ ακολουθει.

»‘Was die Leute zu sagen belieben keiner Beachtung würdigen, den Namen nicht überschätzen’: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Wie also wird, ihr Mönche, was die Leute zu sagen belieben der Beachtung gewürdigt und der Name überschätzt? Da wird man, ihr Mönche, wie es eben in mancherlei Gegenden üblich ist, ‘Beschützer’ genannt, ‘Behüter’ genannt, ‘Behälter’ genannt, ‘Geschirr’ genannt, ‘Geschmeiß’ genannt, ‘Schmarotzer’ genannt, ‘Geziefer’ genannt, ‘Gesindel’ genannt. Wie man bald so und bald so in diesen und jenen Gegenden genannt wird, giebt man da mehr und mehr genau und geflissentlich acht: ‘Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes.’ Also wird, ihr Mönche, was die Leute zu sagen belieben der Beachtung gewürdigt und der Name überschätzt.

»Wie aber wird, ihr Mönche, was die Leute zu sagen belieben keiner Beachtung gewürdigt und der Name nicht überschätzt? Da wird man, ihr Mönche, wie es eben in mancherlei Gegenden üblich ist, ‘Beschützer’ genannt, ‘Behüter’ genannt, ‘Behälter’ genannt, ‘Geschirr’ genannt, ‘Geschmeiß’ genannt, ‘Schmarotzer’ genannt, ‘Geziefer’ genannt, ‘Gesindel’ genannt. Wie man bald so und bald so in diesen und jenen Gegenden genannt wird, giebt man in dem Gedanken ›Das bringen wohl die Ehrwürdigen in Beziehung auf mich vor‹ minder und minder geflissentlich acht. Also wird, ihr Mönche, was die Leute zu sagen belieben keiner Beachtung gewürdigt und der Name nicht überschätzt. ‘Was die Leute zu sagen belieben keiner Beachtung würdigen, den Namen nicht überschätzen’: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

 

»Da ist nun, ihr Mönche, wann Begierden ergetzen vergnüglich sich hingeben, gewöhnlich, gemein, alltäglich, unheilig, unheilsam, ein leidiges Ding, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrtes Vorgehn, ist darum ein streithaftes Ding. Da ist nun, ihr Mönche, wann Begierden ergetzen vergnüglicher Hingabe sich nicht ergeben, der gewöhnlichen, gemeinen, alltaglichen, unheiligen, unheilsamen, ein Ding ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, rechtes Vorgehn, ist darum ein streitloses Ding. Da ist nun, ihr Mönche, der Selbstkasteiung sich hingeben, der leidigen, unheiligen, unheilsamen, ein leidiges Ding, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrtes Vorgehn, ist darum ein streithaftes Ding. Da ist nun, ihr Mönche, der selbstkasteienden Hingabe sich nicht ergeben, der leidigen, unheiligen, unheilsamen, ein Ding ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, rechtes Vorgehn, ist darum ein streitloses Ding.

»Da ist nun, ihr Mönche, der mittlere Pfad, den der Vollendete aufgefunden, auf dessen Fährte man sehend und wissend wird, der zur Ebbung, Durchschauung, Erwachung, Erlöschung fuhrt, ein Ding ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, rechtes Vorgehn, ist darum ein streitloses Ding.

»Da ist nun, ihr Mönche, zureden und abreden und nicht die Satzung aufweisen ein leidiges Ding, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrtes Vorgehn, ist darum ein streithaftes Ding. Da ist nun, ihr Mönche, weder zureden noch abreden, nur die Satzung aufweisen ein Ding ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, rechtes Vorgehn, ist darum ein streitloses Ding.

»Da ist nun, ihr Mönche, Begierdenwohl, kothiges Wohl, gemeines Menschenwohl, unheiliges Wohl ein leidiges Ding, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrtes Vorgehn, ist darum ein streithaftes Ding. Da ist nun, ihr Mönche, Wohl der Entsagung, Wohl der Einsamkeit, Wohl der Beruhigung, Wohl der Erwachung ein Ding ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, rechtes Vorgehn, ist darum ein streitloses Ding.

»Da ist nun, ihr Mönche, heimliche Rede, die unwahr, unächt, unheilsam ist, ein leidiges Ding, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrtes Vorgehn, ist darum ein streithaftes Ding. Da ist nun, ihr Mönche, heimliche Rede, die wahr und acht und unheilsam ist, ein leidiges Ding, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrtes Vorgehn, ist darum ein streithaftes Ding. Da ist nun, ihr Mönche, heimliche Rede, die wahr und acht und heilsam ist, ein Ding ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, rechtes Vorgehn, ist darum ein streitloses Ding.

»Da ist nun, ihr Mönche, öffentliches Geflüster, das unwahr, unächt, unheilsam ist, ein leidiges Ding, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrtes Vorgehn, ist darum ein streithaftes Ding. Da ist nun, ihr Mönche, öffentliches Geflüster, das wahr und ächt und unheilsam ist, ein leidiges Ding, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrtes Vorgehn, ist darum ein streithaftes Ding. Da ist nun, ihr Mönche, öffentliches Geflüster, das wahr und acht und heilsam ist, ein Ding ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, rechtes Vorgehn, ist darum ein streitloses Ding.

»Da ist nun, ihr Mönche, in Eile reden ein leidiges Ding,ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrtes Vorgehn, ist darum ein streithaftes Ding. Da istnun, ihr Mönche, ohne Eile reden ein Ding ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, rechtes Vorgehn, ist darum ein streitloses Ding.

»Da ist nun, ihr Mönche, was die Leute zu sagen belieben der Beachtung würdigen und den Namen überschätzen ein leidiges Ding, ist quaalvoll, ist jammervoll, reich an Schmerzen, verkehrtes Vorgehn, ist darum ein streithaftes Ding. Da ist nun, ihr Mönche, was die Leute zu sagen belieben keiner Beachtung würdigen und den Namen nicht überschätzen ein Ding ohne Leid, ist ohne Quaal, ohne Jammer, ohne Schmerz, rechtes Vorgehn, ist darum ein streitloses Ding.

»Darum aber, ihr Mönche: ›Streithaftes Ding wollen wir verstehn und streitloses Ding; haben wir streithaftes Ding verstanden und streitloses Ding, werden wir auf streitlosem Pfade vorschreiten‹: so habt ihr, Mönche, euch wohl zu üben.«

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. Subhūti ist Glosse, nach Aṉguttaranikāyo I, 14, 2, 4. – Einen allgemeinen, κατ' αθαμβιαν entsprechenden Kommentar zu dieser Rede mit der abschließenden Maxime »Keiner Beachtung würdigen« findet man vielleicht am schönsten im dritten Kapitel des vierten Buches der nikomacheischen Ethik des Aristoteles bei Ausführung der Grundsätze Ὁ δε μεγαλοψυχος δικαιως καταφρονει, οἱ δε πολλοι τυχοντως, und Ουδεν γαρ μεγα αυτῳ εστιν, und Ου γαρ μεγαλοψυχου το απομνημονευειν, αλλως δε και κακα, αλλα μαλλον παοραν und wieder anders und doch sehr ähnlich bei dem großartig versöhnenden Urtheile des ägyptischen Antonios και πασι παντα συγχωρησομεν, Vita p. 29, dem wirklich vorgeprägten Stämpel zur berühmten, von Schopenhauer gepriesenen Botschaft in der letzten Szene der Cymbeline »Pardon ‘s the word to all«, sowie auch in Castillejos Dialogo entre Memoria y Olvido mit dem Facit:

Olvidar es lo mejor.


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