Fritz Müller-Partenkirchen
Kramer & Friemann
Fritz Müller-Partenkirchen

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Die Geliebte

»Dann schaff' dir eben eine an«, hatte Onkel Frank gesagt. Meine Lehrlingsruhe war hin. Eine – ja, wenn es eine Krawatte gewesen wäre oder eine Bildungsunterlage oder eine Charaktereigenschaft, die ich mir hätte anschaffen sollen. Man quält sich ja noch schwerere Dinge an in einer rechtschaffenen Lehrzeit. Aber eine Liebste! Eine auf Befehl. Nein, dazu fehlte mir die Anschaffreudigkeit.

Aber wenn Onkel Frank, der Maler mit den hellen Augen, etwas sagte, wenn er zusetzte, freilich nur mit Blicken: »Pfui, schäme dich, wer mit neunzehn Jahren niemand verehrt, der ist ein Stockfisch ohne Eingeweide«, und mit Worten: »Junge, Junge, wer nicht liebt, hat Marmelade in den Adern anstatt Blut –«

»Aber Onkel, Mutter sagt –«

»Weiß schon, Mütter sagen immer anders. Aber frage sie mal, ob zu ihrer Maienzeit nicht mehr als einer sie verehrte und –«

»Ja, das hat sie oft erzählt.«

»Na, siehste.«

»Aber sie meint, Verehrtwerden und Verehren seien zweierlei. Verehrtwerden ginge wohl, indessen das Verehren hat immer einen Stich ins – ins –«

Er lachte hell auf: »Meine Schwester in Ehren, hohen Ehren. Sie wird noch verehrt. Auch von mir, mein Junge. Im Verehren aber sind wir Männer zuständig, sag' ihr.«

228 »Wir Männer«, sagte er vergnügt und setzte ernst dazu: »Glaub mir, das Verehren steht noch eine halbe Stufe höher auf den Leitern dessen, was man Glück nennt. Wer verehrt wird, hat keine Wahl mehr. Er muß werden, wie ihn die Verehrung sieht. Aber wer verehrt, schafft die Verehrte schöpferisch zur Göttin um, und wenn sie nur ein leichtes Wassermädel wär' vom Kaffee Karlstor –«

»Mutter sagt auch, wer zu früh verehre, mache meistens eine große Dummheit.«

»Wieder richtig. Aber wer nicht früh verehrt, macht statt der großen Dummheit hundertsechsunddreißig kleine, windige, käufliche, hundeschnäuzige. Junge, sieh mich an und sprich mir nach: Die eine große Dummheit lebe!«

»Sie lebe!« sagte ich folgsam aber schüchtern.

So wurde ich aus seinem Atelier entlassen, wo die vielen sonderbaren Köpfe hingen, die keinen Käufer fanden, weil die Leute sagten, daß sie irgendwas verhöhnten, sie wüßten nur nicht was. Erst als er kam zu sterben, hat es einer rausgefunden. Und sie rissen sich um die Bilder.

»Dann schaff' dir eben eine an!« – sollte ich mich mit den neunzehn Lehrlingsjahren auch um eine Liebste reißen?

Nein, überlegte ich, von Reißen hat er nichts gesagt. Schaff' dir eine an. Hm ja, wie macht man so was, wie?

Ich sah mich um im Land. Land war für mich vorerst die Firma Kramer & Friemann, wo mein Lehrlingsschiff vor Anker lag. Wie schafften sie sich eine an, die an den Pulten saßen mir zur Rechten und zur Linken?

Da war der Volontär Sturmbrenner. Den holte ich beiläufig aus. »Ich«, sagte er, »schaff' mir überhaupt keine an, mir laufen sie von selber nach, für jeden Finger eine.« Hm, dachte ich, das nützt mir nichts. Erstens, weil mir meines Wissens keine nachlief. Zweitens, weil Onkel Frank ausdrücklich vom Anschaffen gesprochen hatte.

Dann war der Kassierer Brandmann da, der so energisch im Geschäft tat. Von dem ging auch die Rede, daß er eine Liebste hätte. Vorsichtig fragte ich herum: »Wie hat er sie sich angeschafft?« – »Er sie sich?« lachten sie, »nee, aber sie sich ihn!«

Dann war ein ganzes Pult von Korrespondenten da. Die 229 drehten jeden Samstag von der Liebe auf. Früher taten sie's vom Bergsport oder Radsport. Dann sattelten sie auf Liebe um, sagten sie. Die Sportausdrücke nahmen sie mit. »Na, Kollege, wie läuft's sich mit der schwarzen Anna?« – »Danke, es geht, man muß die kleine Uebersetzung einschalten.« Wieder einer sprach von seiner Liebsten wie von den Bergspitzen, die er früher »gemacht« hatte. Und am Montag kamen sie ins Kontor mit gespienen Gesichtern, wie Buchhalter Vater sagte. Nein, sie wollte ich nicht um Rat fragen, wegen der Anschaffung einer Liebsten.

Dann war im Magazin einer in meinem Alter. Den fragte ich. Nicht geradezu, sondern diplomatisch, hintenrum. Aber er nahm es nicht ernst. »Willst mich wohl aufziehn, was?« lachte er. – »Durchaus nicht, also sag' mir, wie man's anstellt, um –« – »Gott, man fragt sie, wie sie heißt, und dann – na ja, dann jeht man eben mit ihr, verstehste?«

Nein, da ging ich nicht mit. Da ging ich lieber zu meinem Vorgesetzten, dem Buchhalter Vater. »Herr Vater, werden Sie mich auslachen, wenn ich Sie frage?« – »Na?« – »Wie haben Sie sich seinerzeit eine angeschafft?« – »Eine was?« – »Nun, halt eine Liebste.«

Ich hatte den alten Buchhalter nur gütig gekannt. Jetzt schlug er um. Zorn sprühte aus den Augen: »Pfui, Sie haben sich wohl auch zu jenem Pack geschlagen, das am Montag das Heiligste und Herrlichste mit gespienen Gesichtern quittiert . . .« Wie Feuerfunken sprühte die Rede des sonst so Schweigsamen. Mir wurde warm, behaglich warm. »Endlich bei dem Rechten«, dachte es in mir. Und ich ließ es um mich funkeln von Verachtung dessen, wie die Liebe nicht beschaffen sei . . .

Von Stund' an fing ich an, mir eine Liebste anzuschaffen.

Es ging nicht auf einmal. Alle guten Dinge wollen Stück um Stück errungen sein. Wer im ganzen kauft, kauft unbesehen. Der Dinge Herz und Niere aber werden offenbar, baut man Stein auf Stein. Mit Geologenaugen ging ich um im Lande meiner jungen Phantasie – auftaten sich die bloßen Schichten – und schleppte Stein um Stein . . .

»Na wie heißt sie?« fragte Onkel Frank. – »Soundso . . .«

230 Mit dem Namen war es eine Woche gut. »Und was hat sie denn für Haare, he?« – »Die und die . . .«

Und wieder nach einer Woche: »Du hast mir noch kein Wort von ihren Augen, ihrem Munde, ihren Ohren . . .« – »Soundso, und soundso, und soundso . . .«

»Lieber Neffe, dein Onkel lebt nicht nur von ihren äußeren Formen, auch von jedem Worte, das durch den holdseligen Mund deiner Auserwählten geht.« – »Sie sagt das und das, und das und das . . .«

Wieder geht ein Sonntag ins Land: »Alles schön und gut, mein Lieber, aber eine Wohnung hat doch jeder, selbst ein Engel.« – Ich stutzte: »Du wirst doch nicht –?« – »Natürlich werd' ich. Ich müßte meinem grauen Haar zum Trotz kein Mensch von Fleisch und Blut sein, stritt' ich nicht mit dir aufs Messer um der Erde herrlichstes Geschöpf.«

»Nun, Onkel«, stotterte ich begütigend, »es wird andere Geschöpfe geben, die nicht minder lieb und schön und edel –«

»Einen Augenblick, wir wollen mal addieren – wo hab' ich denn den Zettel – also: Haare, sonnengoldgewebt im Fluß von Märchenwellen –«

»Du meinst, das gäb' es nicht?« wehrte ich mich trotzend, »schon Heine sagt es ähnlich und –«

»– und Augensterne, lieblich glänzend –«

»Bitte sehr: auch Goethe sagt in Wilhelm Meister –«

»– einen Mund, den der Güte weicher Griffel sanft gezeichnet –«

»Hast du nie bei Hölderlin gelesen, Onkel, daß seine Liebste ganz genau den gleichen Mund –?«

»– Ohren, die ein Gott in schönheitstrunkener Stunde hat geformt –«

»Als ob nicht Schillers Laura ebenso beschrieben, Onkel, und –«

»Nun, die Charaktereigenschaften auf der anderen Zettelseite: Ohne Lug und Trug und voll Vertrauen –«

»Du tust gerade so, als ob du nie von Bürgers Leonore –«

»Ferner«, las er unbarmherzig weiter, »ferner: von einer siegreichen Heiterkeit des unwandelbaren Gemüts –«

»Aber Onkel, weißt du nicht, daß schon Geibel –«

231 »Von durchdringendem Verstande, vor dem des Lebens Schleier eilig fallen. –«

»Du wirst mir zugeben, Onkel, daß das gleiche Bild von Lenau –«

»Geb' ich zu. Mehr noch: Ich gebe zu, daß du Glück hast, Riesenglück in deiner ersten Liebe. Andere Sterbliche müssen sich an einer jener Edeleigenschaften genügen lassen, die dir alle zugefallen sind bei deiner Liebsten – wo sagtest du noch, daß sie wohnt?«

Da saß ich fest. Helf', was helfen mag. Hatt' ich Blut für meine Liebste aus den hundert Dingen, die ich liebte und verehrte, ausgesogen, kam's auf eine Wohnung nicht mehr an: Pettenkoferstraße 40 wohnt sie.« – »Zweiter Stock?« – »Nein im ersten selbstverständlich.«

Nicht nur Mörder kehren an den Ort der Tat zurück. Am nächsten Tage suchte ich die Pettenkoferstraße ab. Nummer 34, 36, 38 – halt, 40 fehlte. 40 war leerer Bauplatz. Nein, nicht leer. Verrostete Gießkannen lagen umher und alte Schaufeln. In der Mitte war eine Sandgrube ausgehoben. Mutter Erde Schichten lagen bloß. Zitterten und flimmerten sie nicht im Abendlicht? Ueber Mutter Erde gehen viele Tritte, ohne daß sie's achtet. Nur wenn Liebe sie berührt, laufen ihr die Schauer über den Leib von Pol zu Pol. Und gab es etwas Liebeloseres als einen brachen Stadtbauplatz? Wer durfte mir verwehren, ihn mit meiner Liebe einzuhegen, zu bepflanzen. Auch mit verrosteten Gießkannen kann man gießen, auch mit alten Schaufeln Gold aus Schichten heben, das die Dichter dort hineingelegt.

Mit beruhigtem Gewissen kehrte ich um. Aber einen Bogen schlug ich doch. Kam dort nicht Onkel Frank die Straße herauf, Hausnummern zählend . . .

»Sag' mal«, warf er später ins Gespräch, »sie gibt doch was auf Kleider, wie?« – »Es geht.« – »Wie wär's mit einer blauen Schärpenschleife? Die zwanzig Mark, die du mir wiedergeben wolltest, könnten schöner nicht verwendet werden.« Er wählte selbst das Blau.

Dann am nächsten Montag: »Bist doch gestern mit ihr ausgewesen?« – »Freilich, Onkel.« – »Wie stand ihr denn die Schärpe?« – »Herrlich, Onkel, herrlich.«

232 Immer dichter wurde das Gespinst. Noch konnte ich die Fäden meiner Liebe übersehen. Verlängert aber sah ich sie auf einen Punkt hinlaufen, einen kritischen. Kommen würde einst ein Tag, wo alles aufflog, alles. Mir wurde schwül. Lugbeladen ging ich durch den Tag. Da kam die Nacht. Milde nahm sie einen armen Sünder bei der Hand, hob mit der andern einen Vorhang: »Sieh!« Da stand meine Liebste. Und sie war um und um, wie ich sie beschrieben hatte. Auch zugelächelt hat sie mir, das Haar mir aus der Stirn gestrichen: »Ich hab' dich lieb. Wir müssen unsrer Liebe wert sein, willst du?« Ob ich wollte! Eifrig und glückselig ging mein Nicken über den Tag, die Woche, in den Monat und das Jahr. Was ich tat und ließ, ich tat's und ließ es ihr zulieb, nur ihr. »War das recht, Geliebte, sag'? und das und das?« umwarb ich sie des Nachts mit Fragen. Ich wußte voraus, wann sie nicken würde und war glücklich. Wußte voraus, wann sie traurig blicken würde und trug einen neuen Vorsatz in den nächsten Tag. Und eine neue Frage in die nächste Nacht: »Bist du jetzt zufrieden, Liebste?«

Da, auf einmal lasen wir es in der Zeitung, Onkel Frank war über Nacht ein berühmter Mann geworden. Den Professorentitel hatte man ihm verliehen. Mutter ging zu ihm. Sie fand ihn krank. Ein altes, längst verschlepptes Leiden hatte ihn wieder gepackt. Er wollte keinen Arzt. Mutter ging persönlich zu unserm alten Hausarzt, um ihn zu unterrichten. Ich ging solange zu Onkel Frank. Warum war ich nicht früher bei ihm gewesen? Jetzt würde er mich der Lieblosigkeit und Feigheit anklagen. Ja, Feigheit – seinen Schmerzen hatte ich ausweichen wollen.

Ich flog die vier Treppen zu seinem Atelier herauf, in dem dunklen Gang stieß ich auf einen Mann, der mich einen dummen Jungen schalt. An einen andern, der mich an der Schulter packte: »Der Herr Professor wird Sie nicht empfangen können, junger Mann.« – »Es ist mein Onkel, mein Onkel Frank«, sagte ich hastig. »So, Ihr Onkel«, sagte er und hielt mich am Rockknopf fest, »ist über Nacht berühmt geworden, Ihr Onkel – seit der Generaldirektor der Museen seine Bilder entdeckt hat und einen großen Artikel schrieb, haben sie es eilig, ihn zu ehren. Sie kommen reichlich spät, 233 die Ehren. Zu spät. Ihr Onkel, dieser Sonderling will keinen Doktor, aber wenn ich's recht taxiere: lange wird er's nicht mehr machen.«

Ich starrte den dicken Mann an. Er zog seine Karte: »Emil Briesenhaus & Co., Kunsthändler. Ich hab' ihn immer anerkannt, junger Mann. Jetzt raufen sie sich um seine Bilder – blödsinnige Preise – da Sie sein Neffe sind – wenn Sie im Bildernachlaß etwas für mich tun können, soll nicht Ihr Schaden sein, junger Herr.« Ich verstehe heute noch nicht, wie ich ganz erstarrt ihm zuhörte, trotzdem ich mich erinnerte, wie Onkel Frank von ihm gesprochen hatte, diesem mit allen Wassern gewaschenen Briesenhaus.

Da ging die Tür auf, heraus kam die Wirtin vom Onkel, die Frau Meißner. Sie sagte, sie sei froh, daß ich da sei, sie müsse einen kurzen Ausgang machen, der Eile habe. Ich ging hinein.

Erschauernd stand ich in dem kahlen Raum. Fast alle Bilder waren fort. Ein verfallenes Gesicht in den Kissen fing meinen Blick auf und lächelte mich an: »Ja ja, sie haben mich entdeckt. Unglaublich, vor dem Sterben noch! Sie heißen mich genial, na ja und so weiter. Wenn mich nicht alles täuscht, so wird eben ein Nachruf mit Raketen und Leuchtkugeln geschrieben –«

»Du darfst nicht sterben, Onkel, hörst du«, schrie ich.

»Grämt euch nicht, ich bin an der Reihe, kommt doch näher Kinder.«

Verstohlen sah ich mich um: War da noch jemand? Sprach er im Fieber?

»Onkel«, stotterte ich, »du irrst dich, ich bin allein.«

»Keine Flausen, Junge«, lächelte er aus den Kissen, »setzt euch zu mir ans Bett, du und deine – deine Liebste – meinst du, ich könnte sie nicht sehen – he, oder soll ich sie beschreiben, frei nach Goethe, Schiller, Heine, Lenau und –«

»Onkel«, fiel ich am Bettrand auf die Knie, »ich habe – habe dich belogen und –«

»Dummer Bub, mich hast du nicht belogen und betrogen. Dich noch weniger. Ich beneide dich um deine Liebste. Wollte, meiner Jugend wäre sie auch beschieden gewesen, deine unsichtbare Liebste. Statt dessen war sie durchwimmelt von – von 234 – na ja, du wirst sie kennen vom Kontor her, jene Montagsgesichter mit den Ringen um die Augen. Schlechte Freunde haben sie vermittelt. Ich wollte dich bewahren. Ich sagte: Schaff' dir eine an, verstehst du: eine. Denn ich hatte viele, verstehst du: viele. Du bist ein Sonntagskind und hast ein Glück gehabt, wie es einer unter tausend hat in deiner Jugend. Du bist vorbeigeglitten an der gang und gäben Liebe – du wähltest dir die herrlichste der Liebsten in der Jugend, die unsichtbare – kommt, gebt mir die Hand – es tut einem alten Knaben gut, junge Hände anzufassen, die Ehrfurcht voreinander haben, die sich nicht verplempert haben – Kinder, wenn ich drüben bin, soll ich den alten Schiller von euch grüßen: Wenn es wirklich wahr sei, daß der schöne Wahn zerreiße mit dem Gürtel, mit dem Schleier – na ja, kurz und gut, es gäbe außerdem noch Schärpen für unsichtbare Jugendlieben, blaue Schärpen, die nicht rissen – du hast sie doch zu Hause, Junge?«

»Ueber meinem Bette hängt sie, Onkel.«

»Gut so, gut – wie wird deine Frau einst glücklich sein, wenn du ihr sagen kannst: »Und hier, mein Schatz, mein Hochzeitsangebinde. Eine reine Schärpe von der Unsichtbaren« – übrigens, ich habe sie gemalt, mein Junge – sie ist spät zu mir gekommen – hat mir einen späten Preis gebracht – ja ja, mein Junge, in der Zeitung stand es: Ein eigenartig berückendes Bildnis »Unsichtbare Liebste« eines bisher unbekannten Malers hat sich die Goldene Medaille geholt – so, Kinder, nun noch einmal eure Hand auf meine heiße Stirne – so nun geht ihr – hörst du, mein Junge, gehen sollt ihr – wie sagst du? nicht allein sterben lassen? na schön, so laß mir deine Liebste da – du kannst nun ruhig gehen – weißt ja selbst, wie gut man bei ihr aufgehoben ist, der unsichtbaren Liebsten – geh', mein Junge, geh' . . .«

Seine Lippen bewegten sich weiter in undeutlichem Gemurmel. Ich rief nach der Wirtin und ging Mutter holen. Die ist dann zu Onkel Frank gegangen. Ich habe fast die ganze Nacht wach gelegen. Aber als ich gegen Morgen dennoch einschlief, stand sie wieder da, die Liebste, ernst und mild wie immer, die Wangen zart von kalter Luft gerötet: »Ich soll dich von ihm grüßen, er ist leicht gestorben . . .« 235

 


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