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Kapitel 146

Der große Augenblick: Du bist es! Herrliche Huldigungsrede. Des Herrn heilige Antwort an den Grafen Bathianyi. Eine Offenbarung über das Verhältnis des heiligen Vaters zu Seinen Kindern

Am 30. November 1849

1 Der Graf Bathianyi, ganz außer sich teils vor Furcht, teils aus zu großer freudigster Entzückung, und teils auch aus der Furcht vor irgend einer von ihm für möglich gehaltenen Täuschung, kann sich über Meine Erklärung gar nicht fassen; nach einer ziemlichen Weile des freudigsten inneren Erstehungskampfes, durch den sein Geist alle Bande zerreißt, und sich in seiner ganzen ihn umfassenden Seele ausbreitet, stammelt der Graf erst die Worte in einer sehr stotternden Weise:

2 »Also – d – d – du – du – b – b – bist – es! – Du? – Der ewige – Herr – über alles, was Zeit und Raum fassen, und über alles, was über alle Zeit, und über allen Raum erhaben in ewiger Freiheit lebet, und mit vollendeten Augen in die ewigen Tiefen Deiner Wunderschöpfungen schauet. O Gott, o Gott, o Gott! – ich – ein elender von anderen Würmern zertretener Wurm, ein nichtigster Staub am Staube des Staubes, stehe nun vor Dir, Dem heiligen ewigen Meister der endlosen Wunderwerke, die alle aus Deiner allmächtigen Hand geflossen sind, vor meinem Gott, vor meinem Schöpfer, Vater, vor meinem Heilande Jesus!? – O höret es, alle Himmel! ich stehe nun vor Gott, meinem Gott und eurem Gott. Kommet, kommet hierher, alle ihr überseligen Äonen, und helfet mir fühlen die endloseste Tiefe aller himmlischen Wonnen; fühlen, was das ist! Ein Geschöpf stehet das erste Mal vor Gott, seinem allmächtigen Schöpfer, und – o – es ist kaum zu denken. Dieser Gott ist wie ein Mensch, einfach und schlicht, und spricht von der höchst eigenen Liebe geleitet so herablassend milde und sanft mit mir, wie nur ein bester Bruder mit seinem einzigen besten Bruder sprechen könnte.

3 O Menschen, die ihr in allerlei Irrsalen auf der Oberfläche der tückischen Erde herumwandelt, und am oft sehr traurigen Pilgerziele mit gesenktem Haupte, und gesenkten Armen stehet, und nimmer wisset, wo aus, und wo ein ihr euch wenden sollet: – Hierher, hierher kommet – in euren Herzen, und lernet Gott in Jesus, dem lieblichen Heilande kennen, und ihr werdet für das kurze Probeleben auf der Erde mit euren großen und eitlen Plänen leicht fertig werden.

4 Die wahre und rechte Erkenntnis Gottes wird es euch zeigen, wie wenig dazu gehört, um in Gott dem Herrn sich zurecht zu finden, und dann über alle eure Begriffe überglücklich zu sein. Balget euch nicht wie elende Hunde und Katzen um irdische Dinge, die sehr vergänglich sind, und vor Gott keinen Wert haben; sondern bewerbet euch hauptsächlich um wahre und rechte Erkenntnis und Liebe Gottes, und liebet euch um Gottes Willen wie wahre Brüder und Schwestern, als Kinder eines und desselben Vaters, der allezeit und ewig heilig ist, und über alle eure Begriffe lieb, gut und sanft, so habt ihr in euren Herzen mehr, als was euch die ganze Welt je geben und verschaffen könnte! Was ist die glänzendste Ehrenstelle auf der Erde gegen diese meine Stellung vor dem sichtbaren Gott und Herrn, an Dessen Liebe und Weisheit alle himmlischen Äonen sich nimmer genug sättigen können! –

5 O Gott, o Gott, welch eine Wonne ist es doch, bei Dir zu sein; und wie gar so ganz vergessen sind nun alle die schlimmen irdischen Kalamitäten, die mir auf der Erde begegnet sind. Wo sind nun meine Feinde? Wahrlich, nun könnte ich und Äonen mit mir ausrufen: Kommet her Millionen, ob Feinde oder Freunde, und lasset euch brüderlichst umarmen!«

6 Nach diesen Worten, die Graf Bathianyi so vor sich hin voll der höchsten Liebeglut mehr stammelt als spricht, da fällt er auf die Knie vor Mir nieder, faltet die Hände, und spricht: »O Du mein allein ewig guter Gott und Heiland Jesus! Lasse Dich also ewig von mir mit den erhabendsten Akzenten anbeten, loben und preisen! Denn es ist unmöglich, Dich je zu viel zu preisen und zu loben. O nun begreife ich es, wie man unter Deinem Lobe und Preise allein nur die höchste Seligkeit aller Seligkeiten empfinden kann; und so lobe Dich denn alles, was an mir ist, ewig, und danke Dir auch ewig für alles, was Du je über mich, wenn auch in einem noch so bitterschwer zu tragenden Gewande verhänget hast; denn nun erst fange ich an es einzusehen, daß das alles bloß Deine unberechenbar große Liebe zu mir getan hat!

7 O Herr, Du heiliger Vater, ich war wohl auch sehr stark ein verlorener Sohn, und mußte durch ein großes Elend zu Dir zurück gewendet werden. Aber nun – nun – bin ich wieder bei Dir – Du ewig guter heiliger Vater; nehme mich auf als einen Allergeringsten in Deinem Reiche, und sei auch mit allen anderen vielen verlorenen Söhnen ebenso gnädig, wie mit mir, dem allerletzten Deiner begnadigten Kinder; und wenn es Dein Wille wäre, so lasse meine auf Erden hinterlassene Familie eher um alle irdische Habe kommen, als daß sie vor Dir zu tief falle, und Deiner am Ende gänzlich vergäße.«

8 Rede Ich: »Stehe auf, stehe auf, Mein lieber Bruder und mache nicht gar so viel Aufhebens; denn du siehst es ja, daß Ich Mich deshalb nicht im geringsten verändert habe, darum du Mich nun erkannt hast. Wie die Brüder miteinander reden, handeln und wandeln, so werden auch wir es ewig miteinander machen.

9 Ich bin Gott wohl, als das urewigste Wesen voll Weisheit, Macht und Kraft, und du nur ein Geschöpf Meiner Willenskraft, aber dein Geist ist dennoch ganz das, was Ich Selbst bin, und somit bleibt zwischen uns fortan das vollends gleiche Verhältnis, wie zwischen Vater und Sohn oder wie zwischen Bruder und Bruder. Denn deiner Seele nach, die nun dein äußeres Wesen ist, bist du Mir ein Sohn, und deinem Geiste nach ein Bruder! Die Seele ging hervor aus dem Urlichte Meiner Weisheit und ist minder um endlos vieles, als das erschaffen habende Urlicht; und darum ist die Seele ein Sohn zu Mir, der Ich im Grunde des Grundes pur Liebe bin; aber dein Geist, der da Meine Liebe Selbst in dir (ist), und somit Mein höchst eigener Geist, ist demnach Mein Bruder aus und aus, und durch und durch! – Also – bedenke dich nicht zu weitläufig über diese Sache, sondern stehe auf, und komme mit Mir zu den anderen Brüdern hin!« –

10 Spricht der Graf, sich ganz langsam vom Boden aufrichtend: »O Vater, wie endlos gut bist du doch! Wenn meine über alle Kälber dumme Zunge Dich nur so einigermaßen Deiner heiligsten Würde entsprechender loben könnte. Aber ich bringe nun fast nichts zuwege.«

11 Rede Ich: »Sei ruhig, Bruder, und lasse das übertriebene Loben; denn dein Herz ist das beste Lob, an dem Ich stets allein das größte Wohlgefallen habe; alles andere gehört mehr oder weniger ins Reich der Mir lästigen Betbruderei. Stehe nun vollends auf, und gehe mit Mir zu den anderen Brüdern.«


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