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Kapitel 41

Robert ist demütig und zufrieden mit des Herrn Antrag, nur daß Er ihn nun verlassen will, schmerzt ihn tief, doch er ist gottergeben; seine Liebe siegt, Jesus bleibt bei ihm

1 Spricht Robert: »O Herr! o Du meine nun und ewig ganz alleinige Liebe! alles, alles ist mir ja unaussprechlich vollkommenst recht, was immer Du mit mir armen Sünder verfügen willst und wirst; denn ich kann das alles nur als Deine unermeßlichste Gnade und Erbarmung ansehen! – Was wohl bin ich vor dir? – Was ist der Staub gegen Den, der den ewig endlosen Raum mit Seiner alleinigen Macht ausgespannet hat, und erfüllet mit den zahllosesten Wunderwerken Seiner ewigen Liebe und Weisheit?! – Ich bin nur ein durch Deine Gnade belebter Staub vor Dir; Dein heiliger Wille ist mein Leben! Wie solle mir da etwa etwas gar unrecht sein, was Du mit mir bestimmest?! O Herr! Dein Name werde geheiliget, und Dein Wille sei mein Leben!

2 Was ich nur immer vermag, daß werde ich sicher auch mit dem freudigsten Herzen tun! Denn Du, Du, o mein Gott und mein Herr, und meine alleinige Liebe hast es mir nun ja Selbst geboten! Und wie solle mir das, was Du, o Herr, o Vater, mir gebietest, nicht über alles, alles, alles heilig, überwert, und in aller meiner Liebe zu Dir im höchsten Grade angenehm sein!?

3 Nur, daß Du mich sichtlich wieder verlassen wirst, wie ich’s aus Deiner heiligen Unterweisung entnahm, das wird mich freilich wohl überschmerzlich berühren! Aber es ist ja auch Dein heiliger Wille, und dieser wird Dich Selbst mir wiedergeben, wenn mein Herz Deiner vielleicht doch einmal würdiger sein wird als jetzt, wo es zu unheilig vor Deiner zu endlosen Heiligkeit nahe vergehen könnte, aus einer gerechten Schande, – darum es so lange gar so unbegreiflich blind und stumpf hatte sein mögen, Dich nicht nur nicht auf den ersten Augenblick zu erkennen; sondern Dir sogar spitzig und widerspenstig zu begegnen!

4 O Herr! O Herr! mein zu großer Unsinn lähmt mir nun wahrlich die allezeit dumme Zunge, daß ich nahe gänzlich unvermögend bin, noch länger Dir, o Du Heiligster, gegenüber Rede zu stehen; daher geschehe nur so bald als möglich Dein heiligster Wille!«

5 Rede Ich: »Nun, nun, Mein geliebtester Bruder!« –

6 Bittet Robert inzwischen: »O Herr! nenne mich Staub und nichts vor Dir, doch nicht einen Bruder! Denn wie solle, das (was) nichts ist, Dir ein Bruder sein?« –

7 Rede Ich, der Herr: »Mache dir nichts daraus; denn Ich weiß es wohl am besten, ob und wie du Mir auch ein rechter Bruder bist; daher mache dir nun nicht gar so viel daraus! denn Ich ersehe in dir so eben etwas, und zwar in deinem Herzen, das sich nun plötzlich gestaltet hat; und so werden wir beide bei deiner nächsten Lebensfreiheitsprobe eben nicht so ferne voneinander abstehen, als du es dir vorstellest! Denn so jemand mit solcher Liebe aufzublühen anfängt, wie da nun die deinige sich nun plötzlich zu gestalten beginnt, dessen Weg fürderhin wird mit sehr wenig Steinen zum Anstoße beleget sein!

8 Schau, schau, du Mein lieber Robert du, deine Sünden sind alle hinweg, und Ich liebe dich ja ganz unbeschreiblich, weil du Mich nun gar so sehr zu lieben anfängst; und da Ich dich so sehr liebe, wie solle Ich dich demnach verlassen können!? O nein! o nein! Fürchte dich nicht.

9 Da du Mich so sehr liebst, so werde Ich dich nicht verlassen, sondern werde mit dir in dein Wohnhaus einziehen, und mit dir arbeiten; denn da du Mich gar so sehr zu lieben anfängst, so will Ich dir auch vieles erlassen, was du sonst noch notwendig zu bestehen haben müßtest! Denn – »wer viel Liebe hat, dem wird auch viel vergeben werden!« 10 Du wirst zwar alles sehen und durchmachen, was Ich dir ehedem zugesagt habe; aber an Meiner Seite! Sage Mir nun, du, Mein geliebtester Bruder, ob Dir dieser Antrag lieber ist, als der frühere?«


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