Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Kapitel 52

Robert Blum macht gute Fortschritte im himmlischgeistigen Leben; liebevoller Verkehr mit dem Herrn, sein Mitleid mit den an Leib und Seele armen Tänzerinnen kommt denselben sehr zu gute

1 Rede Ich, Jesus: »Mein liebster Freund, Bruder und Sohn! du hast wahrlich ein sehr geschmeidiges Herz, und das ist für Mich eine große Freude; denn siehe, du redest wie aus dir selbst, und dennoch redest nicht du aus dir, sondern Ich; und das ist eine rechte Sache hier im Reiche der Geister, daß des Freundes Mund das laut kündet, was da Rechtliches und Wahres vorgeht im Herzen seines Nächsten; – dein Herz vernimmt genau Meine Gedanken, und Mein Wille bleibt ihm nicht fremd! und siehe, das alles ist das Werk Meines schon stark wach gewordenen Geistes in dir.

2 Dieser Geist, weil er ganz rein aus Mir ist, kann daher auch in Meine Tiefen dringen, und allda erschauen und erforschen Meine Gedanken und Meinen Willen, und das ist nun bei dir schon sehr stark der Fall; daher du nun schon also fertig in deinem Herzen wahrnimmst, was Ich denke und will, als wärest du schon 1.000 Jahre hier in die heiligen Geschäfte vollständig eingeweiht! Fahre du nur so fort, da wirst du Mir in aller Kürze ein ganz tüchtiges Rüstzeug werden.

3 Und nun, da unsere Tänzerinnen schon unterrichtet sind, und wissen, was sie zu tun haben, so wollen wir uns sogleich an die Eröffnung der Türe machen, hinter der wir sogleich das »Wienerheldenkleeblatt« mit einander debattierend antreffen werden.

4 Nur muß Ich dich noch vorher fragen, ob die Tänzerinnen also schön genug sind, wie du sie nun siehst oder sollen wir sie etwa so recht »non plus ultra« schön machen?«

5 Spricht Robert etwas lächelnd: »O Herr! wie doch gar so über alle Begriffe gut, mild und herablassend bist Du!? Du sprichst mit mir wahrlich nicht als ein ewiger Herr der Unendlichkeit; sondern gerade wie ein irdischer Freund zum anderen, und als ob Du im Ernste meines Rates bedürftest! Ja, das, das erst macht Dich noch unendlich größer in meinem Gemüte, als so Du ganze Heere neuer Welten und Himmel vor meinen Augen erschaffen möchtest. – Das Du als Gott und Herr unendlich mächtig in Dir Selbst auch Unendliches gestalten kannst, siehe, das findet mein Herz nun ganz natürlich; aber daß Du mit mir, Deinem Geschöpfe, so ganz familiär redest und handelst, wie ein rechter Bruder mit dem andern, das macht mein Herz völlig erstarren vor Deiner Größe!

6 Aber sei ihm nun, wie es ihm wolle, was die noch größere Verschönerung dieser Tänzerinnen betrifft, so stelle ich es, so wie alles andere, natürlich ganz nur Dir anheim! Die ersteren sehen nach meiner Beurteilung wohl ohnehin gar nicht übel aus; denn sie sind, wie man auf der Erde zu sagen pflegt, so recht fest und nett beisammen; ihr Anzug ist recht, wie man sagt »gewählt«, und ihre Gesichter, Brüste, Arme und Füße suchen ihresgleichen; aber die anderen sehen wohl, besonders einige dort im Hintergrunde, sehr spitzig aus, und ihr Anzug erinnert mich sehr lebhaft an den Anzug jener sogenannten fliegenden Komödiantentrupps, die sich als eben nie zu reiche und geniale Trampolinspringer, Purzelbaummacher und Seiltänzer in den Märkten und Dörfern herumtreiben! So Du diese in ein bißchen besseres Licht stellen möchtest, das – meine ich – könnte gerade nicht schaden, vorausgesetzt, daß sie dadurch etwa doch nicht eitler werden, als sie nun zu sein scheinen; denn jetzt scheint sie die Eitelkeit eben nicht gar zu sehr zu plagen, darum sie auch wahrscheinlich sich mehr in dem Hintergrunde befinden!«

7 Rede Ich, Jesus: »Ganz gut, Mein allerliebster Robert, wie du es gewünscht hast, so solle es auch geschehen! – Siehe, dort an der Wand, gerade wo die Spitzigeren stehen, befindet sich ein Schrank; gehe hin, und eröffne ihn, und zeige es dann jenen Tänzerinnen, die du einer Verschönerung für nötig erachtest. In diesem Schranke werden sich eine Menge Kleider vorfinden, die ihnen ganz gut stehen werden; diese sollen sie anziehen!«

8 Robert tut sogleich, wie Ich es ihm geraten habe, und die Tänzerinnen haben eine große Freude daran, und kleiden sich gar hurtigst an.

9 Als sie nun in der kürzesten Zeit von wenigen Augenblicken gar sehr herrlich bekleidet dastehen, da kann sich der Robert nicht genug verwundern über die herrlichen Gestalten! Robert kommt schnell wieder zu Mir, und spricht: »Aber das ist doch alles, was man nur immer denken und sagen kann! Siehe, nicht nur, daß ihnen diese rein himmlisch schönsten Kleider wie angegossen gut anstehen, sondern diese Kleider wirken auch auf ihre Gestalt ein; – was das nun für herrlich allerliebste Gesichter sind! Eines in seiner Art interessanter als das andere; dann wie schön weiß und rund sind nun ihre früher sehr spitzeckigen Arme geworden; wie hochrund und wallend ihr Busen! Und erst ihre Füße! Mord und tausend Elementen! Nein, hörst Du, so was bekommt ein armer Sünder auf der Erde nie zu Gesichte! Ist aber auch gut; denn so einem Fuße wäre ich auf der Erde selbst bis Kamtschatka nachgerennt! aber hier an Deiner Seite ist mir das eine Tinte!

10 Aber nun stechen die aber dennoch etwas zu stark ab von diesen ehedem schöneren Choreographinnen! Du wirst nun schon diese Hascherinnen auch einwenig besser ausstaffieren müssen!«

11 Rede Ich: »Ganz wohl und recht, gehe nur wieder hin, und eröffne den bewuß- ten Schrank, und es werden sich auch für diese noch Kleider in gerechter Menge vorfinden.«

12 Robert zeigt das den ersteren Tänzerinnen sogleich an, und diese hüpfen vor Freude hin, und ziehen sich auch in wenigen Augenblicken ganz außerordentlich himmlisch brillant an.

13 Diese gefallen nun dem Robert noch besser, als die früheren, so daß er sich gar nicht genug satt sehen kann an diesen himmlisch schönen Gestalten, natürlich nach seinen Begriffen. – Robert kommt sogleich wieder zu Mir zurück und spricht: »O Herr! was Dir doch alles gar so leicht möglich ist, das ermißt wohl ewig keines noch so vollkommenen Geistes tiefster Sinn! Nein, wie schön aber diese Engelchen nun dastehen, und welch' eine echt himmlische Anmut, Frische und Heiterkeit nun aus ihren schönsten Augen strahlt, das ist ja gar nicht zum Beschreiben! Bei meiner großen Seligkeit, die könnten, so sie mir gar zu freundlich kämen, sogar zu einem Kuß – nein, nein, doch nicht; auch das muß für einen Blum eine und dieselbe Tinte sein! Aber schön sind sie, das ist wahr! No, gute Nacht, meine lieben »Wiener« draußen; wann ihr diese sehen werdet, dann wird der Teufel bei euch etwa doch ein bißchen los werden!? – Nun aber könnten wir etwa doch schon zu den drei Helden gehen?!«

14 Rede Ich: »Ja, jetzt komme nur mit Mir (mit)!«


 << zurück weiter >>