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Kapitel 27

Schwierigkeiten bei Robert Blum, sein materieller Sinn. Von den Bedingungen des Lebens, zum Zweck der freiesten Vollendung des Menschen. Der Zug der Liebe gibt dem Wesen seine Richtung. Warum der hilflose Anfangs des Menschen auf Erden? Beweis vom Dasein Gottes

1 Rede Ich, der Herr Jesus: »Höre du Mein lieber Freund, mit dir wird es noch einige Anstände haben, bis du zu klareren geistigen Begriffen gelangen wirst! – Du hängst noch viel zu sehr an der Materie und ihren Verhältnissen, und daraus hervorgehenden Erscheinlichkeiten; deshalb beurteilst du auch alles nach der Materie, die gerichtet und daher vergänglich ist, und magst das rein göttlich Geistige nicht erfassen.

2 Begreifst denn du, als ein Hauptphilosoph, denn das noch immer nicht, daß, so die Gottheit ein Leben aus Sich frei gibt, so muß Sie dasselbe ja doch vollkommen frei geben und nicht gerichtet, außer was im höchsten Grade vollends nötig gerichtet sein muß, als da ist das eigentliche leibliche Leben, das da gerichtet ist, auf daß es eine Festigkeit habe zur Aufnahme des Lebensgeistes aus Gott heraus. Hat dieser einmal die rechte Festigkeit erreicht, oder will Gott einen an und für sich sehr schwachen Geist auf eine andere Art kräftigen zum ewigen Leben, ohne daß solch ein Geist es nötig haben solle, die volle Fleischprobe durchzumachen, so nimmt Gott Selbst das Gerichtete vom freiesten Geiste, und der Geist ist dann auch ganz frei, und es geschieht ihm dann nichts anderes, und kann ihm auch nichts anderes geschehen, als was er absolut selbst frei aus sich heraus will; was willst du da noch mehr?

3 Glaubst du denn, Gott wird dir gebieten etwa entweder in die Hölle zu fahren oder in die Himmel einzugehen?! O – mit solchen Ideen brauchst du dich in Ewigkeit nicht abzugeben; denn Ich sage dir, da bist du ganz vollkommen frei; was deine eigene Liebe will, das solle dir auch werden! – Gott kann und will dir auch zum besseren Teile behilflich sein, aber nur, so du es willst; willst du aber solche Hilfe nicht, so wird sie dir Gott auch nicht von selbst an den Rücken nachwerfen, und das darum nicht, weil du ein ganz freies und von Gott ganz unabhängiges Leben hast, das sich ganz frei bestimmen kann, wie es will, und daher auch für seine Ernährung und Stärkung zu sorgen hat, ganz unabhängig von Gott, ansonst es wahrlich kein freies Leben wäre!

4 So aber Gott den Menschen auch zur Welt ganz nackt und in jeder Hinsicht aus sich heraus völlig unbeholfen zur Welt geboren werden läßt, so geschieht das darum, um das Menschenleben schon da frei zu geben, damit dasselbe an das Sichselbstüberlassensein sich schon von der Geburt aus angewöhnen solle. Dieser Lebenstrennungsprozeß muß darum auch mit der Geburt seinen Anfang nehmen, wo das Kind noch keiner Vorstellung, keines Begriffes, und somit auch keines eigentlichen Schmerzes fähig ist; weil bei einer solchen Lebenstrennung, so sie dem Menschen in einem begriffsfähigen Zustande geschähe, er den Schmerz und die zu große Trauer gar nicht ertragen könnte! Trauert doch ein Mensch, so durch des Leibes Tod einer seiner besten Freunde gewisserart von seinem Lebensbande getrennt wird; um wieviel mehr würde der Mensch erst trauern, so er mit vollstem Bewußtsein sich von seinem eigensten Lebensvater trennen sollte, was denn am Ende dennoch geschehen müßte, weil ohne diesen an und für sich noch so schmerzlichen Akt kein Leben neben Gott frei gestellt werden könnte.

5 So aber des Herrn höchste Weisheit und Liebe solch eine notwendigste Trennung in einen nahe ganz empfindungslosen Zustand des Menschen versetzet, ihm – zum anfangs ganz gebundenen geistigen Leben – ein äußeres Naturleben gibt, das vor dem Geiste das ehemalige mit Gott vereinte Leben auf eine unbestimmte Zeit verberget, auf daß der Geist sich solche Trennung desto leichter angewöhne, und sich in sein künftiges absolutes freies Leben desto unbeirrter finden könne – sage – kann ein Mensch dann darum die Gottheit schmähen oder gar leugnen, so Sie tut, was Ihr Ihre eigene höchste Liebe, Weisheit und Ordnung gebietet?!

6 Glaube es Mir, so es einen anderen möglichen Weg gäbe, der noch weniger schmerzlich wäre – zur Freigestaltung des Lebens aus sich, so hätte ihn die Gottheit auch sicher in Ihre Ordnung aufgenommen; aber bei den Verhältnissen der Lebensdinge, wie sie sind, und notwendig sind, ist kein besserer und schmerzloserer Weg möglich, weil das schon der beste und schmerzloseste ist, und ist somit auch gut und ganz zweckmäßig; – und weil also und nicht anders, da ist ja doch an der Sache selbst schon der größte Beweis für's sichtbar greifliche Dasein Gottes, ohne Den Nichts entstehen, sein und bestehen kann. –

7 Ist aber dadurch das Dasein Gottes nur zu bestimmt und offenkundigst erwiesen, wie verdient es von so weisen Männern, wie du wenigstens einer sein willst, geschmäht zu werden? – ! – Sieh', sieh', lieber Freund, wie sehr Unrecht du dem großen heiligen Vater tust!


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