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Kapitel 21

Gelehrte Fortsetzung der Rede Jesu über die Bildung der Erdoberfläche, und somit der Berge; Entstehung und Zweck der zweiten Bergarten sowie der Täler und Seen. Die dritte Art der Berge; von der Aufgabe dieser letzteren und den Wiederspenstigen Bergen

1 Rede Ich, Jesus: »Um mit dir als einem deutschen Gelehrten auch gelehrt zu reden spreche Ich: als die Erde nur erst ein wüster Weltkörper war und weder Pflanzen noch Tiere zu ernähren und zu erhalten hatte, außer jenen Urtypen zu allen späteren Formen in den Gewässern; da freilich genügten die Urgebirge allein, dem noch gewisserart ganz rohen, also unausgebackenen Erdballe die nötigen, schon früher erwähnten Dienste zu leisten; als aber nach einer gehörigen Anzahl von Jahrtausenden der Erdball sich mehr und mehr gesetzt hatte, und über den Meeresspiegel schon ganz bedeutende Inselgruppen sich zu erheben anfingen, und die in das Wasser gelegten Urkeime über demselben in allerlei Grasarten und Pflanzenarten sich auszuprägen begannen, da war es nötig, damit die in die Gewässer gelegten Urkeime ob ihrer Reife auch ehestens zu ihrer Entwicklung ein größeres Territorium bekämen, dafür zu sorgen, daß durch unterirdische Feuerkräfte neue Erhöhungen bewerkstelligt würden, durch die dann mit der Zeit die werdenden neuen Produkte mehr Raum, Nahrung und Schutz bekommen sollten; und da fing es über den ganzen Erdkreis gar gewaltig zu toben und zu wüten an; die unterwässerlichen Festlagen wurden zersprengt, und durch die großen Kräfte zu vielen Millionen weit über den Wasserspiegel emporgehoben!

2 Es gehörten wohl viele Jahrhunderte dazu, bis diese große Arbeit beendet werden konnte; aber das macht bei Gott, weißt du Freund, gerade keinen merklichen Unterschied; denn Tausend oder eine Million Jahre dieser Erde sind vor Ihm gleich wie ein Tag! Kurz, also – und darum wurden die zweitartigen Berge gebildet, wie Ich es dir soeben dargetan habe;

3 diese Berge aber waren anfangs auch viel höher und schroffer als sie nun (es) sind; aber die Zeit und ihre natürlichen Stürme haben ihre Häupter sehr erniedrigt, und haben damit die großen Vertiefungen neben ihnen mehr und mehr ausgefüllt, und dadurch engere und breitere Täler gebildet. Da aber diese Täler hie und da höher oder niederer ausfielen, und daher dem Wasser keinen freien Durchzug gestatteten, so blieb dasselbe in den größeren Vertiefungen notwendig sitzen, wodurch sich dann auch ganz natürlich größere und kleinere Seen bilden mußten.

4 Da ferner aber diese Seen durch den beständigen Kreislauf des Gewässers sowohl durch die Erdporen, wie auch durch die Luft auf dem Wege des Regens, Schnees, Hagels, wie auch des Taues einen beständigen Zuwachs erhielten, so mußten sie auch notwendig über ihre Ufer zu fließen und zu stürzen anfangen; dadurch haben sie mit der Zeit auch ganz natürlich durch ihr Strömen kleinere und größere Teile ihrer natürlichen Ufer oder Dämme abgelöst, und haben damit zum Teile die ungleichen Vertiefungen der Täler nach und nach mehr und mehr ausgefüllt, und zum Teile – besonders zu Zeiten größerer Überflutungen – auch förmliche Hügel und Hügelreihen gebildet, was heut zu Tage sogar noch hie und da auf der Erde zu geschehen pflegt, so wie, daß auch hie und da Berge der zweiten Art durch's Feuer entstehen.

5 Diese nun zuletzt berührte Hügelbildung auf dem Wege der Anschwemmung ist die sogenannte tertiäre Formation (jüngste Bergbildung), die natürlich durch die sekundäre bedingt ist.

6 So hätten wir nun die Entstehung der beiden letzten Bergarten ganz naturrichtig hergeleitet, und den Grund oder die Ursache der zweiten auch schon angegeben. Warum aber die dritte Art entstand, und hie und da noch entsteht, ist wohl sehr leicht einzusehen, wenn man nur den Grundsatz nicht aus dem Auge verliert, daß nämlich zur ferneren Hervorbringung, Erhaltung und Beschützung von neueren Wesen – und zur Fortpflanzung der schon Daseienden, vor allem ein guter und geräumiger Boden nötig ist!

7 Der Boden der Erde ist nun so bestellt und hergerichtet, daß auf demselben allerlei Wesen entstehen, sich fortpflanzen, leben und wohnen können; und diese Einrichtung wurde und wird noch bewirkt durch die drei verschiedenen Bergarten!

8 Die zwei letzten Bergbildungen scheinen dem ersten Anscheine nach freilich wohl keine Ähnlichkeit in der Bestimmung der ersten Gebirgsgattung zu haben; denn es ist ihre Entstehungsart eine ganz andere, und so auch ihre eigentliche Bestimmung; aber da sie einmal in die Reihe der Urgebirge, also der Bergfürsten, getreten sind, so müssen sie sich ohne alles Sträuben – trotz ihrer noch ganz eigenen Bestimmung – auch jenen Gesetzen fügen, die ihnen die Urgebirge wie aus sich heraus vorzeichnen! – d.h.: »Es ist nicht genug, daß ihr niederen und jüngeren Berge mit eurem Überflusse die Täler und Gräben ausfüllet, und dort ein fruchtbares Land erzeuget, und kleine Berglein mit schönen Lustwäldchen anleget; sondern ihr müsset vom Anbeginn eures Seins auf auch einen großen Teil unserer Lasten übernehmen, und uns in allem unterstützen, sonst erfüllet ihr eure Bestimmung durchaus nicht, und könnet sie auch nicht erfüllen, da durch euer Entstehen unsere Kraft zu sehr in den Anspruch genommen wurde, so wir nun ganz so wie früher, da ihr noch nicht waret, alles ordnen und lenken sollen!« Und siehe, diese neuen Berge tun es genau, zufolge der in ihnen ebenfalls zugrunde liegenden Intelligenz, was ihnen die Bergfürsten auferlegen.

9 Es gibt aber im Ernste auch welche unter ihnen, die den Höchsten gewisserart nicht gehorchen wollen; solche Berge aber werden durch die gewaltigsten Stürme so lange gehetzt, bis sie sich die Ordnung der Hohen entweder gefallen lassen oder im Gegensatze auch ganz zugrunde gerichtet werden! Bei den alten Weisen hießen solche Berge »Widerspenstige«, auch bisweilen »Verfluchte«; in der neueren Zeit heißt man solche Helden von Bergen: Lockere, Unbeständige, (Faule,) Verwitterte. Beispiele von solchen bestraften (eingestürzten und gänzlich vernichteten) Bergen gibt es eine große Menge, sowohl in der alten, als auch in der neuen Zeit.«


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