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Kapitel 33

Vom Glauben. Gefahren des Wohllebens. Gleichnis vom gemästeten Sklaven bei den abergläubischen Osmanen. Etwas über »Glauben« und »Wissen«

Am 20. Januar 1849

1 Rede Ich ,Jesus: »Höre du, mein liebster Freund! Zwischen dem, was du »Glauben« nennst, und was der rechte Glaube ist, waltet ein endloser Unterschied ob! Dein (vermeintlicher) Glaube wohl ist eine barste Trägheit des Verstandes, während der wahre Glaube alle Leibeskräfte, Seelenkräfte und Geisteskräfte in den vollsten Tätigkeitsanspruch nimmt; dein Glaube ist ein Froschglaube; denn wie ein Frosch sich mit jeder noch so schlechten Pfütze begnügt, so auch begnügt sich ein solcher Stumpfgläubiger mit allem Unflate, und weiß am Ende nicht zu unterscheiden, was da ist Himmlisches oder Höllisches in der Lehre, der er stumpfgläubig blinde Folge leistet. –

2 Wie kannst du einen Prälaten darum als glücklich bezeichnen, so er durch seinen Stumpfglauben unter dem privilegierten Protektorate (Schutzherrschaft) Roms sich in seinem Stifte auf Kosten der Dummheit seiner Untertanen mästet, und ganz außerordentlich wohl geschehen läßt?! Ist denn das irdisch glückliche Leben auch also gleich ein glückliches in dieser Welt der Geister? – O mitnichten, sage Ich es dir!

3 Denn je mehr jemand auf der Welt seinem Fleische, das da ist des Geistes Kerker, gedienet hat, je mehr er dasselbe pflegte und nährte, und je mehr er diesem Kerker willigst gewährte, danach es diesen gelüstete, desto mehr und desto fester hat er sich auch mit demselben verbunden.

4 So es dann aber zu der endlichen Ablösung von diesem Kerker kommen wird, wie hart, wie schwer und schmerzlich wird diese sein?! – Wird man nicht, wie bei einer schlechten Geburt, wo die Leibesfrucht mit der Gebärmutter an mehreren Stellen förmlich verwachsen ist, die Seele und den Geist auch mit aller Gewalt förmlich stückweise dem zu sehr gemästeten Fleischkerker entreißen müssen, um diese ineinander verwachsenen Wesenheiten notwendigst trennen zu können!? Wird solch eine Operation dem Fleische, der Seele und dem Geiste wohl ein angenehmes Gefühl verursachen?! O siehe, das setzt schon zuerst eine Marter ab, die mit keiner rein irdischen zu vergleichen ist, was ich nur zu sehr und zu gut kenne! – Da aber diese bittere Folge auf solch ein irdisch glückliches Leben nur nahe allezeit zu bestimmt zu erwarten und zu bestehen ist, sage – kann man solch ein Leben ein wahrhaft glückliches nennen? ° Siehe, es gab in Asien, als Mohamed seine Lehre und sein irdisches Reich gründete, eine sonderbare grausame Art von Aberglauben, namentlich unter den Mohamedanern (Moslimen), der, zumeist aus einem Christenhasse entspringend, darin bestand: Die Weiber der Osmanen mußten getrocknetes und pulverisiertes Blut von jungen und sehr fetten Christen einnehmen, so sie sehr schöne Mädchen zur Welt bringen wollten; zufolge dieses krassesten Aberglaubens wurden dann nicht selten junge Christenmänner von den Osmanen gefangen genommen, natürlich keine Ahnung habend, zu welchem Zwecke?! Diese Gefangenen wurden mit der größten Freundlichkeit behandelt und hatten das beste Leben erläutern, was so ganz eigentlich wahrhaft glauben heißt! Rede nun, denn es ist die Reihe wieder an dir!«


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