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Kapitel 22

Fortsetzung der Rede Jesus über die Unterwürfigkeits-Ordnung in der Natur und Robert erkennt dieselbe an. Vergleich mit den Verhältnissen der menschlichen Gesellschaft. Von den Gefahren der absoluten äußeren Freiheit, von der innerlich höchst verschiedenen Wesenheit der Menschen, und etwaige gräßliche Folgen bei ungeordneter äußerer Freiheit. Die Kernfrage der langen Rede

Am 2. Januar 1849

1 Rede Ich, Jesus: »Lieber Freund und Bruder, Ich meine, du wirst aus dieser ganz aus der Natur genommenen Darstellung der Unterwürfigkeitsverhältnisse,

2 Weil du aber nun sogar an der für dich stummen Natur das einsiehst, daß in ihrem Gefüge eine gewisse stufenmäßige Unterwürfigkeitsordnung ganz unerläß- lich notwendig ist, damit sie (die Natur) bestehe und dauernd erhalten werde; nun denn – denke dir den Menschen, der da begabt ist mit einem absolutest freiesten Geiste, der in seinem Denk, Beschluß- und Begehrungsvermögen sich in der höchsten Unbeschränktheit befindet! – Stelle dir das so recht kernfest vor, was da am Ende herauskäme, so jeder Mensch zufolge seiner inneren alsolutesten Freiheit, ohne alle Beschränkung tun dürfte, was sein inneres Geistwesen aus seinem gottähnlichen unendlichen Ideenreichtume nur immer in seiner unversiegbarsten phantastischen Lebenskammer als geordnet unter zahllosen Formen schöpft!? –

3 Ich sage dir, da wäre erstens – kein Mensch vor dem anderen sicher, denn es gibt Geister, deren innere Phantasien oder Schöpfungen sich hauptsächlich damit beschäftigen und eine eigene Wohllust darinnen finden, alles Bestehende zu vernichten! Einige möchten fort und fort Menschen auf die verschiedensten Arten töten; andere wieder möchten alle Berge zerstören; wieder andere durch die Erde ein Loch graben, dasselbe mit Pulver so weit als möglich anfüllen, um dadurch möglicherweise die ganze Erde zu zersprengen; wieder andere möchten alles Wasser der Erde vertilgen; andere wieder die ganze Erde ersäufen, noch andere die ganze Erde verbrennen; andere den Mond mit einem Stricke an die Erde anhängen und ihn herabziehen!

4 Zweitens – gibt es wieder eine große Menge ungeheuer sinnlicher Geister, deren Phantasie aus lauter Genußideen zusammengesetzt ist; so diese Geister keine Beschränkung durch Gesetze hätten, so würde vor ihrer großen Geilheit kein weibliches Wesen sicher sein, am Ende auch kein Knabe und sogar kein Vieh mehr! Denn Ich kenne nur zu viele solche Naturfreunde à la Sodom und Gomorrha, die es sich zu einem förmlichen Geschäfte macheten, sich für's erste mit allen möglichen weiblichen Rassen zu begatten, um zu erfahren, was da überall für Früchte herauskämen? Wenn dies Zeugungsspiel ihrer Phantasie nicht genügete, da macheten sie für's zweite Versuche auch an den verschiedensten Tieren, wodurch auch wirklich nicht selten die sonderbarsten und unordentlichsten Gestalten zum Vorscheine kämen, was besonders bei den raffinierten Heiden gar nicht selten der Fall war.

5 Nun denke dir aber eine große Gesellschaft von solchen sinnlichen und geilen Genußmenschen im völlig sowohl moralisch als auch politisch gesetzlosen Zustande! – Von welch verschiedensten Kreaturen und barsten Scheusalen wird es unter ihnen wimmeln?! – – Nach wenigen Hunderten von Jahren würde es auf der Erde wimmeln von Wesen (Monster), vor denen am Ende kein menschliches Leben mehr sicher wäre! Moses hat darum auch ein äußerst scharfes Gebot ergehen lassen, und sogar den Feuertod als Strafe darauf gesetzt für solch einen Geiler, der sich unterfinge, so was zu tun, was Moses, der als ein königlicher Adoptivsohn in alle die damaligen ägyptischen Scheußlichkeiten eingeweiht war, nur zu gut kannte und wußte!

6 So hat es auch von den sinnlichen Geistern solche gegeben und gibt es leider noch hie und da, die ihre, man kann sagen, echt teuflische Genußsucht nur dann befriedigten, so sie die Maid während und auch vor dem Akte auf das grausamste quälten und marterten! Erst ihre letzten schmerzvollsten Lebensäußerungen gewährten ihnen die größte Wollust! (Lustmord) – Ich brauche dir nicht eine Menge spezieller Taten aufzuführen, denn es sind manche von der Art, daß du sie gar nicht anhören könntest! – Es ist genug, daß du weißt, welche Früchte daraus zum Vorscheine kommen, so irgend eine Menschengesellschaft sich in einem gesetzlosen Zustande befindet.

7 Drittens – gibt es wieder Geister, die von sich die außerordentlichsten Ideen fassen, und alles endlos tief unter ihrer Würde finden! Diese Geister sind stolz, und über die Maßen herrschsüchtig; vor ihnen solle sich alles bis in den Staub verkriechen, und nur das tun, was sie wollen (sogenannte »Übermenschen«). Denke dir aber nun eine ganze große Gesellschaft von lauter solchen Menschen, wie würden sie miteinander leben?! – Ich sage dir, eine Welt voll Tiger, Löwen und Panther würden mit einander in einer bei weitem größeren Harmonie leben, als solche Menschen, so sie nicht durch moralische wie auch durch weise politische Gesetze beschränkt wären!

8 Und so gibt es noch eine Menge zahlloser Abarten von den verschiedensten Geistern (unter den Menschen), deren Grundphantasien und Hauptneigungen in ihrer Art natürlich gegen alle notwendige positive Ordnung so höchst lasterhaft verschieden sind, daß du dir davon nicht die allerleiseste Idee machen kannst!

9 Wenn aber alle diese Geister von ihrer absolutesten inneren Freiheit nur zum millionsten unbeschränkten Teile den Gebrauch machen dürften, denke, und sage es Mir, wie würde es dann nur zu bald auf einem Weltkörper aussehen?! Du sprichst: Freund! das wäre entsetzlich! das wäre die Hölle aller Höllen auf der Oberfläche der Erde! – Richtig, sage ich dir, du hast wohl und richtig gedacht und gesprochen!

10 Ich aber frage dich weiter, und sage: Was aber ist demnach allerhöchst notwendig, damit die vollste Hölle so viel als möglich von der Oberfläche der Erde hintan gehalten werde? – Siehe, nun kommen wir beide erst dorthin, von wo wir ausgegangen sind, und wohin Ich dich eigentlich haben wollte!

11 Kennst du's nun, was Ich damit sagen wollte, so Ich, wie auch der Paulus, allen echten Bekennern Meiner Lehre den Gehorsam gegen eine rechtmäßige weltliche Obrigkeit anempfahl! Siehst du nun, warum man dem Kaiser, was sein ist, und Gott, was Gottes ist, geben solle. Sage Mir nun, wie du die Sachen jetzt einsiehst! kommen sie dir noch so widersinnig vor, als sie dir ehedem vorgekommen sind? findest du den gerechten Gehorsam und die rechte Demut immer noch als des freien Menschengeistes unwürdig?! – Rede nun; die Reihe ist wieder an dir; Ich will dich hören.«


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