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Kapitel 39

Gute Wendung bei Robert Blum. Eine Texterklärung aus dem ewigen Lebensgrund, über den Täufer Johannes, seine Mission und sein Bekenntnis. Es beginnt in Robert Blum das ewige Licht aufzuleuchten

1 Rede Ich, Jesus: »Nun, nun, Mein liebster Freund und Bruder, das werde Ich auch nicht tun; wir bleiben schon beisammen; aber freilich in der Art, wie wir nun beisammen sind, könnte sich's für (die) künftige Dauer wohl nicht gar zu leicht realisieren lassen! denn damit würde dir und Mir wenig geholfen sein.

2 Aber Ich entdecke nun in dir im Ernste eine gute Wendung, und kann dir daher auch im voraus versichern, daß es mit dir ehestens besser gehen werde; aber nur mußt du das, was Ich dir nun sagen und eröffnen werde, ganz genau nach Meiner Vorschrift erfassen und danach handeln mit deinem Herzen, so wirst du sogleich heller zu sehen anfangen, und es werden dir Dinge, über deren Wesenheit du nun noch sehr im Dunkeln bist, ganz klar und helle werden; und so höre Mich denn!

3 Siehe, in den Evangelien, allda wo von Johannes dem Täufer die Rede ist, heißt es unter anderem: »Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste nur, und bereite den Weg des Herrn; nicht würdig bin ich – Dem die Schuhriemen aufzulösen, der nach mir kommt. Ich taufe nur mit dem Wasser; Er aber wird taufen mit dem Geiste der Wahrheit, mit dem Geiste Gottes zum ewigen Leben! Dieser mein erhabenster Nachfolger wird wachsen unter euch und in euch; ich Johannes aber werde abnehmen!« Was wohl meinest du, was dieser größte aller Propheten damit hat sagen wollen?«

4 Spricht Robert: »Ja, Du mein bester, mein allerliebenswürdigster Freund! wenn ich das verstünde, so wäre ich wahrlich nie auf diesen traurigen Punkt zu stehen gekommen, auf dem ich nun stehe!

5 Wahrlich, diese von mir nie verstandenen Texte waren ja eben (am meisten) Schuld, daß ich an Deiner Gottheit zu zweifeln begann, und konnte nimmer aus diesen Zweifeln kommen, was denn auch ein Hauptgrund war, daß ich ein Neukatholik wurde.

6 Daher sei Du nur gleich so gut, und erkläre mir diese höchst mystisch klingenden Texte; denn ich könnte mich wohl ganz vom A bis zum Z umkehren, so würde ich die eigentliche Bedeutung dieser, wie noch gar mancher anderer Texte, nimmer herausbringen!«

7 Rede Ich, Jusus: »Nun, so höre denn! – Johannes der Täufer ist im Leibe der Kirche das, was da ist der äußere Weltverstand bei jeglichem Menschen; und eines jeden Menschen Verstand solle also beschaffen sein, wie da beschaffen war der Johannes. Wie der Johannes vor Mir den Weg bereitet hat, also solle auch ein rechter äußerer (Kopf-) Verstand den Weg zum Verstande des Herzens anbahnen; welcher Herzensverstand da gleich ist Mir Selbst, indem Ich Selbst diesen Verstand aus Meinem Geiste nehme, und ihn wie ein guter Sämann in das Erdreich des Herzens einlege, welches Erdreich aber da ist die rechte Liebe, die durch die Demut und Sanftmut bestens gedünget wird.

8 Johannes ist auch eines Rufers Stimme in der Wüste; das muß auch ein rechter äußerer Verstand sein; denn die Welt, aus der der Verstand seine ersten Begriffe schöpft, ist eine Wüste, und das darum notwendig, weil sonst kein Mensch von der Gottheit völlig abgelöst und frei gestellet werden könnte, was Ich dir schon früher einmal gesagt habe. Da aber die Welt notwendig eine Wüste ist, so ist der äußere Verstand, der zum Teile aus eben dieser Wüste, zum Teile aber auch aus den Himmeln – entweder durch mittelbare oder unmittelbare Offenbarungen seine Begriffe, Ideen, und daraus hervorgehenden Urteile schöpft, aber auch eben durch die Aufnahme der geoffenbarten Wahrheiten aus den Himmeln die Stimme eines Rufers in der Wüste, – und bereitet durch den Glauben die Wege zum Verständnisse des Herzens.

9 Dieser rechte äußere Verstand tauft sonach die Seele mit dem Wasser der Demut und des willigen Gehorsams; während der Verstand des Herzens, in dem der ewige Geist aus Gott wohnet, durch die Erweckung eben dieses Geistes notwendig mit diesem Geiste taufen muß, weil dieser Geist aus Gott das wahre Licht, die vollste und hellste Wahrheit, die Liebe und somit das ewige Leben selbst ist.

10 Es versteht sich demnach auch schon von selbst, daß der äußere Verstand da notwendig abnehmen, ja endlich sogar gefangen genommen und enthauptet werden muß, so der wahre Herzensverstand, der Mich Selbst dastellet, in eines jeden Menschen Herzen zunimmt, und wächst zum herrlichsten Baume des wahren ewigen Lebens, in dem da ist alle vollkommene Erkenntnis; also daß demnach der äußere Verstand auch wahrlich nicht wert ist, dem Verstande des Herzens die Schuhriemen zu lösen, das wird etwa doch auch eben so klar sein, als wie klar es dir selbst sein muß, daß das Licht einer Nachtlampe denn doch bei weitem unbedeutender ist, als das Licht der Sonne am hellsten Mittage!

11 Ich will nun auch nichts mehr von deinen irdischen Taten erwähnen, ob sie recht oder nicht recht waren; denn sie flossen ja alle aus deinem äußersten Verstande, in dem die Stimme des Rufers gar nicht durchdringen konnte, weil das zu große Geräusch der Wüste, die da ist die eigentliche (Gott- und Johannes) lose Welt, den eigentlichen Johannes, der da ist Meine geoffenbarte Lehre, übertäuben mußte! Denn so durch eine Wüste große Orkane toben, und Donner rollen, und mächtige Sturzbäche rauschen, da geht des Rufers Stimme wohl nur zu leicht unter, und das Gericht und der Tod hält dann ungestört sein Erntefest!

12 Aber Ich komme dann auch zu retten, was noch zu retten ist; nur freilich nicht also, als wie auf einem vom Johannes bereiteten Weg, sondern – wie ein Blitz, der vom Aufgange bis zum Niedergange leuchtet, wie es eben bei dir nun der unverkennbare Fall ist! Wer da das Licht des Blitzes annimmt, der wird gerettet; wer aber dieses Licht nicht annimmt, der geht zu Grunde, d.h. er begibt sich dann auf einen Weg, auf dem es sehr schwer wird, jenes Ziel zu erlangen, das ihm Gott gestellet hat!

13 Du aber hast das Licht des Blitzes wohl ergriffen, daher kam auch der Retter Selbst zu dir und führet dich nun des rechten Weges. Aber du mußt nun auch dem Retter willig folgen, und mußt Ihm durch deinen äußeren Verstand keine Hemmnisse in den Weg legen, sonst verzögerst du nur selbst die Erreichung jenes Zieles, das dir eben der Retter Selbst gestellet hat.

14 Was wirst du nun tun? auf diese dir gemachte Erläuterung jener Texte, die dir nach deinem eigenen Geständnisse Den verbargen, Den du am allerklarsten hättest erkennen und erschauen sollen?!« –

15 Spricht Robert nach einer nachdenkenden Weile: »O Freund! ja endlos mehr, als nur ein Freund! Nun erst fängt es in mir auf einmal an – ganz gewaltig zu tagen! O Herr, o Herr, o Herr! wie kannst Du bei mir verweilen? denn ich bin ja ein Sünder! –

16 Was wohl hielt meine Augen, daß ich Dich nicht erkannte?! – Wohl sagte mir meine starke Liebe zu Dir, daß Du mehr sein mußt, als für was Dich mein elender Verstand hielt; aber ein Teufel oder wer schob mir stets eine Decke vor die Augen! – Aber nun, nun, nun, erkenne ich die endlose Kluft zwischen mir und Dir, und kann nun nichts anderes sagen, als: O Du mein großer Gott und Herr! sei gnädig und barmherzig mir ärmsten und zugleich dümmsten Sünder vor Dir!!«


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