Maurus Jókai
Schwarze Diamanten
Maurus Jókai

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Vernichtet.

Eveline fühlte sich wie jemand, dem es nach einem schlecht begonnenen Leben beschieden war, neu geboren zu werden.

Sie ist keine Frau mehr.

Sie ist aber auch keine Witwe, die über dahingeschwundene Freuden zu weinen hat.

Sie ist ein Mädchen, vor welchem sich das blumige Feld des Lebens ausbreitet; sie weiß nur nicht, welche von den vielen Blumen sie pflücken soll.

Sie erwachte, das Herz voller Wünsche, Hoffnungen und namenloser Träume. Ein reizvolles Rätsel, das seiner Lösung harrt.

Als sie am andern Tage erfuhr, daß Kaulman entflohen sei und nicht mehr zurückkehren könne, fühlte sie die Fesseln von sich abfallen.

Der wilde Vogel ist aus seinem Bauer entkommen.

Wohin fliegt der wilde Vogel, wenn er die freie Luft unter seinen Flügeln fühlt? Denkt er daran, wie glänzend das Bauer war, das ihn gefangen hielt? – wie sanft ihm sein Herr schmeichelte, wie reichlich er genährt wurde, wie er geschützt war gegen Frost und Verfolger, wie schön man ihn singen lehrte?

Der wilde Vogel denkt nur daran, fortzufliegen.

Es ist möglich, daß er draußen zerrissen wird, erfriert oder gar nicht mehr weiß, seine Nahrung auf der Erde zu suchen, aber er fliegt doch fort. Er sucht einen Strauch. Er sucht sein Nest.

Eveline dachte nicht daran, daß der Ruf von Kaulmans Flucht auch ihren Ruf mit sich schleppte; daß jedermann fragte, wem die schöne Frau nun zufallen werde – die schöne Frau, die im Salon eine größere Rolle spielt als auf der Bühne und hier nur als Dilettantin, dort als geübte Künstlerin erscheint.

Wen wird sie zu ihrem neuen König wählen? Denn das rebellische Reich, dessen Name »schöne Frau« ist, behält sein Königswahlrecht ewig bei. Da ist die Decheance-Akte bald geschrieben. Es ist eine seltsame konstitutionelle Monarchie, mit einem Ministerium, das dem König nicht verantwortlich ist, und wo die Begriffe von der Zivilliste den unsrigen diametral entgegengesetzt sind.

Jetzt hat sie also niemanden. Das Haus ist leer und das Herz voller Freude, die noch keinen Namen hat. Welchen Namen soll sie ihr geben?

An wen soll sie denken? Wer ist ihr am nächsten?

Wem soll sie am ehesten sagen, daß sie glücklich, unendlich glücklich, daß sie ein neuer Mensch, daß sie frei ist?

Auf ihrem Tisch lag Arpads Visitenkarte.

Sie ließ einspannen, gab ihrem Bedienten die Adresse und fuhr weg, um Belényis zu besuchen.

Diese wohnten weit draußen in einer Vorstadt von Paris, in der es noch ebenerdige Häuser gibt.

Frau Belényi liebte es, in einem ebenerdigen Hause zu wohnen. Auch ihr Haus, das man ihr weggenommen hat, war ein solches.

Außerdem war noch etwas Gutes daran.

In welcher großen Stadt immer sie sich niederließen, damit Arpad da Konzerte oder Klavierunterricht gebe, richtete seine Mutter überall es so ein, daß sie eine Wohnung mit einer Küche bekam, um selbst kochen und mit ihrem Sohn zu Hause essen zu können. Sie tat es, damit er sich der mütterlichen Aufsicht nicht entwöhne und nicht in schlechte Gesellschaften gerate, mit welchen er beim Gasthausleben gewiß zusammenkommen würde.

Frau Belényi kochte natürlich selbst, und Arpad ging nichts über die von seiner Mutter bereiteten Speisen, so daß man ihn nur zu einem vornehmen Diner zu laden brauchte, wenn man ihm weh tun wollte. Wenn es nur irgendwie möglich war, so entschuldigte er sich damit, daß er nirgends als zu Hause essen könne, weil er homöopathisch lebe.

Er konnte doch zu den ihn invitierenden Herrschaften nicht sagen: Ich danke, aber meine Mutter hat Bohnen mit Schweinsohr gekocht, und dieses Gemüse möchte ich nicht für alle eure kostbaren Speisen versäumen.

Es kostete dem Kutscher und dem Bedienten Evelinens große Mühe, die Gasse in der Gegend des Montmartre zu finden, in der Belényis ihre Wohnung aufgeschlagen hatten.

Eveline ließ ihre Equipage nicht in die Gasse hineinfahren; an der Ecke stieg sie ab und ging in Begleitung ihres Bedienten zu Fuß, das Haus zu suchen.

In einem primitiven Gebäude, das rückwärts noch an einen Garten stieß, hatte Frau Belényi zwei Zimmerchen gemietet, die eine Küche voneinander trennte.

Eine Dienstmagd, die im Hof Wäsche wusch, zeigte Evelinen das Zimmer, in dem der junge Herr wohnte.

Eveline öffnete leise die Küchentür und bemerkte, daß auch die Tür des Hofzimmers sich plötzlich öffnete, aber nur so weit, daß eine Frau, die sich darin aufhielt, forschend herausblicken konnte.

Das wird gewiß Arpads Mutter sein, die wissen will, wer zu ihrem Sohn auf Besuch kommt.

Eveline schlüpfte auf den Zehen zur andern Tür und öffnete sie geräuschlos. Sie wollte Arpad überraschen.

In Arpads Zimmer herrschte eine überraschende Nettigkeit und Wohnlichkeit. Man sah es, daß hier die Hand der Mutter waltete. Den Tisch, die Wände zierten von hohen Herrschaften gespendete Andenken: Becher, Schnitzwerke, antike Waffen, klassische Gemälde; in dem Fenster standen Blumen in vollem Flor, im Schrank eine prächtige Bibliothek.

Die Mutter hatte alles so geordnet, daß ihr Sohn es liebte, zu Hause zu sein. Das gemietete Klavier war eines der besten Fabrikate Everards und stand eben offen.

Und vor diesem Klavier saß Arpad, mit dem Rücken gegen das Instrument zu und malte auf einem kleinen Tischchen.

Der Klavierkünstler malt!

Viele Künstler haben solche Mucken; einer ist ein berühmter Maler und liebt es, seine Nachbarn mit Violinspielen zu quälen, ein anderer ist ein ausgezeichneter Musiker und pfuscht den Versemachern ins Handwerk, ein dritter, der Romandichter ist, liebt es Marmor und Elfenbein zu verderben, indem er schlechte Bildhauerwerke meißelt und schnitzt.

Und was malt Arpad?

Eveline schlüpft leise hinter seinen Rücken. Aber das Rauschen des Seidenkleides verrät sie; Arpad fährt erschrocken auf und verschließt das Gemälde schnell in die Schublade. Eveline sieht nur, daß es irgendein Porträt sei.

»Ah! Sie sind es,« stammelt Arpad verlegen. »Ich glaubte, es sei meine Mutter.«

»Aha! Haben Sie wieder etwas getrieben, was verboten ist? Die Mutter erlaubt Ihnen nicht zu malen, nicht wahr? Was ist das aber auch für eine tolle Idee, daß ein Klavierkünstler die Zeit mit Malen verbringt? Und was haben Sie denn gemalt?«

»Eine Kleinigkeit. Eine Blume.«

Wie er lügt! Es war ein Porträt.

»So geben Sie es mir, wenn es eine Blume war.«

»Das gebe ich nicht her.«

»Aber wenn es eine Blume war!«

»Ich gebe Ihnen das Bild nicht.«

»Nun, seien Sie doch nicht böse auf mich. Sagen Sie mir lieber, daß ich mich setzen soll.«

Arpad war aber in der Tat böse auf sie. Was hatte sie es nötig, ihn jetzt zu stören? Ein andres Mal wäre sie ihm vielleicht sehr willkommen gewesen.

Aber diese Einleitung verdarb die ganze weitere Schäferstunde.

Das Porträt war nicht Evelinens Bildnis.

»Setzen Sie sich zu mir, sonst glaube ich, daß Sie sich vor mir fürchten. Sehen Sie, ich habe erwartet, daß Sie heute zu mir kommen und mir Ihre Meinung über mein gestriges Spiel sagen werden; da Sie aber nicht gekommen sind, so habe ich Sie aufgesucht. Nun, was sagen Sie? Nicht wahr, ich habe schlecht gesungen?«

»Sehr schlecht!« antwortete Arpad verdrießlich. »Sie machen Rückschritte, Sie vergessen, was Sie gelernt haben. Ich schämte mich Ihrethalben! Und erst das Spiel! Ich glaubte, ich befände mich in einem Automatentheater.«

»Sehen Sie, ich war in einer sehr schlechten Gemütsverfassung. Ich hatte häusliche Unannehmlichkeiten, dermaßen, daß ich mich von Kaulman ganz getrennt habe.«

»Nun, der ganze Kaulman ist Ihnen gewiß nicht Grund genug, seinethalben einen falschen Ton zu fügen, und Sie können sich von ihm trennen, ohne dadurch aus dem Takt zu kommen. Möge Kaulman bei seinen Millionen sitzen. Sie haben sich bisher nicht viel um ihn gekümmert.«

Arpad wußte noch nicht, was mit Kaulman vorgegangen war. Die Nachricht war noch nicht bis zum Montmartre gedrungen.

»Und wenn Sie sich nur keine Kränze werfen ließen, wenn Sie so schlecht singen!«

Eveline war an ihrer empfindlichen Seite und sehr ungerecht verletzt.

Fast weinend entschuldigte sie sich.

»Ich bitte, ich lasse mir ja die Kränze nicht werfen.«

»Nun, so tut es einer Ihrer Verehrer, ein verrückter Fürst. Das kommt auf eins heraus. Schön sein, schlecht singen und Kränze bekommen, daß sind drei Verbrechen in einer Verbindung, welche die Welt nie voneinander trennen läßt.«

»Gut; schelten Sie mich, zanken Sie mich aus, mein verdrießlicher alter Professor! Wissen Sie noch etwas Schlechtes von mir?«

Arpad begann zu lächeln und reichte Evelinen die Hand.

»Vergebung, schöne Frau! Die bisherigen Grobheiten waren das Gezanke des Lehrers gegenüber der Schülerin. Das wäre getan. Jetzt seien wir wieder Kinder und plaudern wir. Soll ich das Damenbrett bringen? Wollen Sie mit mir ›Hännsel‹ spielen oder das Handspiel?«

Dieser heitere Ton erwärmte Evelinens Gemüt wieder.

Sie lachte und schlug Arpad auf die neckende Hand.

»Was werden Sie nun beginnen, wenn Sie Herrn Kaulman fortgejagt haben? Werden Sie wieder heiraten? Kriecht schon ein neuer Mann aus der Erde? Ich glaube, Männer entstehen wie Pilze. Oder halten wir die Autonomie der Künstlerin aufrecht?«

Eveline schlug die Augen nieder und wurde nachdenklich.

»Ich habe niemanden,« sprach sie traurig.

»Hm! Das bedeutet aber nicht: Ich bin für niemanden da!«

»Es bedeutet so viel. Ich will auch niemandem angehören. Ich werde nie jemanden zum Herrn über mich machen, der nicht mit mir von gleichem Stande ist! Sehen Sie. Das Kohlenträgermädchen, das barfuß aus dem Bergwerk entlaufen ist, behält seinen Rang bei. Ein Mann, dem ich je in meinem Herzen Raum gebe, muß frei und unumschränkt sein, so wie ich es bin. Er darf von keinem Herrn, von nichts als von seinem Genie abhängen. Er soll nicht wegen seines Geldes, sondern um seines eignen Glanzes willen bewundert werden. Er soll ein Künstler und stolz sein.«

Das war Geständnis genug für einen, der es versteht.

Arpad verstand es. Er wurde sehr mißgestimmt darüber.

»Hm! Schöne Frau! dann haben Sie einen Weg eingeschlagen, auf welchem Sie einem solchen Mann nicht begegnen werden.«

»Was wollen Sie damit sagen?«

Arpad erhob sich von seinem Sitz.

»Daß das Künstlervolk vom Leben gewisse bizarre Begriffe hat. Sehen Sie diesen schönen antiken Becher auf meinem Tische da, ich habe ihn vom Fürsten Demidoff bei Gelegenheit eines Konzerts zum Geschenk erhalten. Er hatte ihn wieder von einem Ahnherrn geerbt, der ihn vom Zar Peter dem Großen zum Geschenk bekommen hatte. Es ist eine berühmte Reliquie, ein klassisches Werk. Herrscher, Prinzen tranken daraus. Ich halte ihn auch in Ehren, ich bewahre darin meine Visitenkarten auf. Aber bei Tisch benutze ich zum Trinken ein einfaches Glas, das ich um fünfzehn Sous gekauft habe und aus welchem außer mir noch nie jemand getrunken hat.«

Eveline errötete tief auf diesen grausamen Ausspruch.

Arpad aber hatte sich vorgenommen, ihr noch weiter zu erklären, was er eben gesagt hatte.

»Sie, schöne Frau, suchen einen Künstler, der stolz, frei, der unbeschränkter Herr seiner selbst ist, der durch sein Genie glänzt, und Sie bilden sich ein, daß ein solcher stolzer, freier Mann an Ihrer Seite sitzen werde, wenn Sie in den Champs Elysées spazieren fahren und die Welt hinter sich sagen lassen: Der dort ist der Gesalbte Apollos, aber die Pferde, die seinen Wagen ziehen, sind nicht Nachkommen des Pegasus, der mit seinem Hufschlag die Hippokrene hervorgerufen hat, sondern die Vollblutpferde des Fürsten X., und was an seiner Frau strahlt, das ist nicht der Ruhm ihres Namens, sondern es sind die Diamanten des Marquis Y! Werden Sie einen solchen Mann finden, schöne Frau?«

Arme Eveline! Zu ihrem Unglück unternahm sie es, sich gegen diesen grausamen Knaben zu verteidigen.

»Und wenn ich die Diamanten, die ganze fremde Pracht von mir werfe, alles, was nicht mein ist, was ich nicht verdient habe, wozu ich so gelangt bin, daß ich dafür nichts gegeben habe, nicht einmal ein dankbares Lächeln – wenn ich dann nichts sein werde, als was ich durch mich selbst bin, eine Künstlerin; wenn ich Tag und Nacht arbeite, um mein Talent auszubilden, damit an mir nichts anderes glänze als meine Kunst – –?«

Arpad sagte ihr hierauf, was sie bisher noch nicht gewußt hatte.

Kinder und Narren sagen die Wahrheit! Und in Arpad war von beiden etwas. Er war ein Kind zufolge seiner Jugend, und ein Narr zufolge des angestammten Künstlerrechts.

»Schöne Frau! Sie werden nie, aber niemals eine Künstlerin sein. Sie gehören zu jenen Stieftöchtern der Muse, welchen alle Fähigkeiten in Fülle gegeben sind, nur eine nicht: der Mut dazu. Sie singen wunderschön, Sie spielen mit Genie, mit Humor – zu Hause, vor drei Menschen; aber sobald Sie die Lampe des Proszeniums erblicken, wird Ihre Stimme schwach, Ihre Brust beklommen, intonieren Sie falsch, sehen und hören Sie nichts, haben Sie keine Ohren, keine Augen. Und dabei spielen Sie wie eine hölzerne Puppe. Das nennt man Lampenfieber, und davon wird nie jemand geheilt. Daran sind schon mehr schöne Talente zugrunde gegangen als an der Kritik. Sie schütteln hierzu freilich den Kopf und berufen sich auf Ihre errungenen Triumphe. Täuschen Sie sich nicht. Ich kenne diese ganze Kunst und weiß, womit auf der Bühne Blitz und Donner gemacht wird. Bei jedesmaligem Auftreten erringen Sie einen Triumph, erhalten Sie Beifall und Kränze. In den nächsten Tagen darauf lesen Sie erhebende Kritiken in den Blättern, die Ihren Tisch bedecken. Das ist alles nur Goldschaum und dauert nur so lange, als Sie reiche Beschützer haben. Die wissen, was diese Art des Hofmachens kostet. Aber versuchen Sie es einmal, Ihre Hofmacher fortzujagen, Ihre Tür vor Ihren hohen Gönnern zu verschließen, und betreten Sie die Bühne mit der Forderung: Jetzt applaudiert mir, aber um meinetwillen! dann werden Sie schon erfahren, wie billig das Auspfeifen ist und daß die vernichtende Kritik ganz und gar umsonst zu haben ist!«

Eveline senkte vernichtet den Kopf.

Sie wußte ja nur zu gut, wie wahr dies alles sei.

Arpad nahm die Sache leicht als Künstler, aber desto schwerer als Jüngling.

Er sah die Modedame vor sich, weicher gegenüber der geradsinnige Kunstverständige keine Ursache hatte zu schmeicheln, sie mit eitlen Phantasien zu betören; aber er hatte Mitleid mit der guten Freundin, die stets so gut gegen ihn war. Sie hatte ihn nie beleidigt.

Warum verfuhr er also mit ihr so grausam?

Warum berührte er eine Saite in Evelinens Herzen, die er nicht berühren durfte?

Weshalb hat sie ihn beim Malen gestört? Wozu hat sie gefragt, was das verborgene Bild bedeute?

Sei es was immer!

Sei es eine Blume!

Und wenn es eine Blume ist, wozu hat sie es für sich begehrt?

Wenn sie die Hand danach ausstreckt, so müßte er ihr auf die Hand schlagen! Dieses Bild ist nicht für sie gemalt.

»Was soll ich also jetzt tun? Was steht mir noch bevor?« fragte Eveline niedergeschlagen und erhob ihre in Tränen schwimmenden Augen bittend zu Arpad.

Der junge Mann überlegte, ob er ihr es sagen sollte.

Wenn sie nach dem Becher verlangt hat, so soll sie ihn bis zur Neige leeren!

»Ich will es Ihnen sagen, schöne Frau. Sie haben nur die Wahl zwischen zwei Dingen; denn das dritte, zu Ihrem Mann, Herrn Kaulman, zurückzukehren, rate ich Ihnen nicht. Wenn ich eine Frau wäre, so möchte ich lieber auf dem Tisch der Morgue liegen, als die Mitbesitzerin seiner mit kaltem Blut zusammengeraubten Millionen sein. Sie können also nur zwischen zwei Dingen wählen; entweder Sie bleiben auf der Bühne wie bisher, nehmen Kränze und Applaus an, und wählen unter den Fürsten – oder Sie gehen zurück, woher Sie gekommen sind und schieben Kohlenkarren!«

Eveline erhob sich von ihrem Sitz, zog ihren Schal enger um den Leib und stammelte mit befangener Stimme: »Ich danke Ihnen!«

Und hiermit eilte sie fort.

Arpad gingen die Augen über, als er sie fortgehen sah.

Wozu kam sie aber auch gerade, als er das Porträt malte?

Kaum hatte die Dame sich entfernt, so zog Arpad die Schublade heraus, um zu sehen, ob an der Blume beim raschen Verbergen nicht etwas verwischt worden sei.

Es war wirklich eine Blume.

Ein blondes Kind mit blauen Augen.

Die Tür öffnete sich wieder. Das Bild muß wieder verborgen werden.

Es kommt niemand herein; Arpads Mutter spricht durch die halbgeöffnete Tür: »Arpad, mein Sohn! wer war die schöne Prinzessin, die dich jetzt besucht hat?«

»Mutter, das war eine arme Frau, die bettelt!«

»Hm! Wunderbar, was es in diesem Paris für aufgeputzte Bettler gibt, im Seidenkleid und im persischen Schal! Hast du ihr etwas gegeben?«

»Ich habe ihr nichts gegeben, Mutter!«

»Daran hast du wohl getan, mein Sohn!«

Hiermit schloß sie die Tür und ging in ihre Stube zurück, die Hemdkragen ihres Sohnes auszubessern.


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