Horaz
Oden
Horaz

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13. An Lyce.

        Ja, sie hörten mein Flehn, Lyce, die seligen
Götter hörten mein Flehn: Alt, du bist alt und doch
    Willst du schön dich gebärden;
        Schamlos hüpfst du und schwärmst am Wein,
Und in zitterndem Laut, Trunkene, lockt dein Lied
Amor her, der sich sträubt; besser auf blühenden
    Wangen ruht er der frischen
        Und tonkundigen Chierin.
Denn mit störrischem Flug meidet er trockene
Eichen, meidet er dich, weil die ergilbenden
    Zähne, weil dich die Runzeln
        Ganz entstellt und des Hauptes Schnee.
Nicht erweckt dir die Pracht koischer Purpure,
Nicht glanzhelles Gestein Zeiten, die dir vorlängst
    Im allkundigen Jahrbuch
        Wohl bestattet der Flügeltag.
Wo dein Reiz und die Farb', ach, und die Zierlichkeit
Jeder Regung? Was bleibt jener, o jener noch,
    Die, holdselige Anmut
        Atmend, ganz mich geraubt mir selbst?
Wunderselige nach Cinara, herrliche,
Zaubervolle Gestalt! Aber die Cinara
    Nahm frühzeitiges Schicksal,
        Aufbewahrend dem Stufenjahr
Dich, o Lyce, der hochaltrigen Krähe gleich:
Daß ansähe der Schwarm brausender Jünglinge,
    Nicht ohn' inniges Lachen,
        Sänk' in Asche der Fackel Stumpf.

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