Horaz
Oden
Horaz

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18. An die Habsucht.

                Weder Elfenbein durchblinkt
Noch goldnes Prunkgetäfel mir die Wohnung,
    Nicht Hymettusbalken ruhn
Auf Säulen, fern am letzten Strand des Afers
    Ausgehaun, nicht Attalus
Palast, ein unbekannter Erb', erlangt' ich,
    Nicht durch Schutz verpflichtet drehn
Mir edle Frauen fein Lakonenpurpur.
    Aber Treu und regen Sinns
Ward milde Ader mir, und selbst mich Armen
    Sucht der Reiche. Nichts erfleh'
Ich mehr von Göttern; nicht vom hohen Freund auch
    Fordr' ich Überhäufungen,
Genug durch ein Sabinergut beseligt.
    Schnell verscheucht den Tag der Tag,
Fort wandeln neu zum Untergang die Monde.
    Du, dem Tode nah, verdingst
Zu haun noch Marmorblöck' und nicht des Grabmals
    Denkend türmst du Häuser auf
Und drängst dem Meere, das an Bajä herrauscht,
    Sein Gestade weit hinaus,
Zu knapp an festem Uferland begütert.
    Ja, noch rückst du immerfort
Des nächsten Feldes Scheidestein und über
    Schutzverwandter Grenze springst
Habsüchtig du: auswandernd trägt der Väter
    Heiligtum im Schoß hinweg
Gemahl und Weib, ach, und die armen Kindlein.
    Aber nicht gewisser, als
Das vorbestimmte Ziel des Raffers Orkus,
    Wird ein Hof den reichen Herrn
Empfahn. Was strebst du weiter? Gleiches Erdreich
    Schließt dem armen Mann sich auf,
Und Königskindern. Nicht des Orkus Scherge
    Löst' um Gold des listigen
Prometheus Fessel. Jener hält den stolzen
    Tantalus und seinen Stamm
Verschlossen; und mit Leichterung dem Armen
    Unter hartem Druck zu nahn,
Gerufen oder nicht gerufen, hört er.

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