Horaz
Oden
Horaz

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19. An den Bacchus.

            Den Bacchus sah ich fern in der Felsenbucht
Chortänze lehrend; (glaubet, ihr Enkel, glaubt!)
    Ihm horchten Nymphen, und der Satyr
        Spitzte das Ohr und erhub den Geißfuß.
Euhö! in frischer Angst noch erbebt das Herz,
Und voll von Bacchus stürmischer Seligkeit
    Frohlockt es! Euhö! schone, Liber,
        Schone, der droht mit dem hehren Thyrsus!
Mir ziemt's, wie rastlos tobt der Thyaden Schwarm,
Wie Wein entsprudelt, und wie in Bächen Milch
    Hinströmt, zu singen, auch wie Honig
        Aus dem gehöhleten Stamm herabträuft.
Mir ziemt's, der Gattin Herrlichkeit, samt der Kron'
Im Sterngefunkel; auch wie des Pentheus Haus
    Zerkrachte durch unsanften Einsturz;
        Und wie der Thraker verdarb, Lykurgus.
Du lenkst den Waldstrom, du das Barbarenmeer;
Du, hoch umtaumelnd einsame Klippenhöhn,
    Durchzwängst das Haar der Bistoniden
        Sondern Betrug mit der Natternfessel.
Du, als des Vaters Reiche der frevelnden
Giganten Aufruhr über die Höh'n erklomm,
    Zurück mit Löwenklaun den Rhötus
        Schleudertest du, und mit grausem Rachen:
Obschon dem Reihntanz fügsamer und dem Scherz
Und Spiel geachtet, weniger rüstig du
    Zum Kampfe schienest, dennoch warst du
        Gleich, wie im Frieden, im Sturm der Feldschlacht.
Dich schaute harmlos Cerberus, als Gehörn
Von Gold dir blinkte, sanft mit geregtem Schweif
    Anschmeichelnd; und dreizüngig leckend
        Küßt' er des Scheidenden Fuß und Schenkel.

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