Horaz
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7. An Torquatus.

                  Weggeflohn ist der Schnee, schon kehrt dem Gefilde die Grasung,
        Bäumen das grünende Laub.
Jugendlich wechselt die Flur, und tiefer gezwängt in den Ufern
        Eilen die Ströme vorbei.
Nymphen gesellt wagt jetzo die Grazie samt den Geschwistern
        Nackend zu schweben im Tanz.
Nichts Unsterbliches hoffe! so mahnet das Jahr, und die Hora
        Raffend den wonnigen Tag.
Kälte verthaut im Weste; den Lenz drängt heftiger Sommer,
        Gleich zu entfliehen bestimmt,
Wann vielfarbige Früchte der Herbst ausschüttete; bald dann
        Kehret der lässige Frost.
Doch was dem Himmel entschwand, das erneun schnellwandelnde Monde:
        Wir nur, versanken wir dort,
Wo Äneas der Held, wo machtvoll Tullus und Ancus,
        Schatten ja sind wir und Staub.
Wer doch weiß, ob hinzu der heutigen Summe den Morgen
        Füge der Ewigen Rat?
Alles entgeht des Erben begierigen Händen, was deine
        Fröhliche Seele genießt.
Sankst du einmal hinab, und sprach dort über dich Minos
        Seinen erhabenen Spruch,
Nicht, Torquatus, der Stamm, nicht deine Beredsamkeit, nicht auch
        Stellt dich die Frömmigkeit her.
Selbst ja Diana erlöst den keuschen Hippolytus niemals
        Aus acherontischer Nacht,
Auch nicht Theseus sprengt mit Gewalt die letheischen Fesseln
        Seinem Pirithous ab.

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