Horaz
Oden
Horaz

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11. Lyde.

                  Majas Sohn, denn deinem Beruf gelehrig,
Hat Gestein' Amphion bewegt mit Wohllaut;
Und o du, schildpattene Laut', in sieben
        Saiten erklingend;
Nicht vordem tonkundig und hold, anjetzo
Reichem Gastmahl wert und den Göttertempeln:
Sprich Getön, dem Lyde das Ohr gesänftigt,
        Neige vom Starrsinn.
Welche, gleich dreijährigen Weidefüllen,
Leichten Muts aufhüpft und Berührung scheuet,
Fremd der Hochzeitlust und dem ungestümen
        Manne noch spröde.
Tiger selbst machtvoll und Geleit der Wälder
Ziehst du nach und säumest im Fall den Sturzbach;
Ja es wich, liebkosende, dir des Orkus
        Grausiger Pförtner
Cerberus, obwohl ihm mit hundert Nattern
Rege wallt sein Furienhaupt und gräßlich
Seiner Schlünd' Anhauch und des Dreigezüngels
        Geifer hervorrinnt.
Selbst Ixion, Tityos selbst verzerrte
Sein Gesicht zum Lächeln; versiegt ein wenig
Stand die Urn', als Zaubergesang du halltest
        Danaus Töchtern.
Hören soll mir Lyde die Qual der Jungfraun,
Ihrer Unthat Rache, wie leer der Strömung
Stets ihr Faß abrieselt mit leckem Boden,
        Und das Verhängnis,
Welches spät noch harret der Schuld im Orkus.
Ha des Greuls! (was konnten sie mehr doch freveln?)
Ha des Greuls! ruchlos in verlobte Herzen
        Senkten sie Mordstahl!
Eine nur aus vielen, der Ehefackel
Würdig, o meineidiger Vater, ward dir
Täuscherin voll Glanz, und in Welt und Nachwelt
        Strahlte die Jungfrau.
Auf! begann ihr Mund zum vermählten Jüngling,
Auf! damit nicht dauernder Schlaf, woher du
Nichts befahrst, dich treffe! den Grimm des Schwähers
        Fleuch und der Schwestern,
Welche, ach! wie Löwinnen zarte Kälber,
Mann vor Mann abwürgen! doch ich, die sanfter
Denkt, will nicht dir geben den Tod noch fest dich
        Halten im Kerker.
Laste mich mein Vater mit grausen Ketten,
Weil ich mitleidsvoll den Gemahl verschonet;
Trage mich sein Schiff zu den weitentlegnen
        Numideräckern!
Geh, wohin dein Fuß dich entrafft und Fahrwind,
Nun die Nacht und Venus dir winkt! mit Göttern
Geh und schneid' andenkend in unser Grabmal
        Worte der Wehmut!

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